Immer wenn ein Startup scheitert, weint irgendwo ein Wirtschaftsförderer leise vor sich hin. Diesmal zieht sich einer der großen Schnell-Lieferdienste aus der Region zurück.
In Bochum, Dortmund, Gelsenkirchen und Münster wird niemand mehr beliefert, der bei Gorillas bestellt. Das Unternehmen, das seit Juni auch Produkte des Darmstädter Biolebensmittel-Händlers Alnatura liefert, hat seine Lager bereits geräumt.
Entgegen anderslautender Gerüchte sind die Bundesrepublik und Nordrhein-Westfalen nach wie vor Industrieländer. Auf das Ruhrgebiet trifft dass nicht zu. Wer die heruntergekommenen Städte und die vergleichbar hohe Arbeitslosigkeit sieht weiß, was das bedeutet. Deutschland lebt vom Export von Industriegütern. Jeder Betroffenheitswissenschaftler und Ausdruckstänzer verdankt ihr indirekt sein Einkommen, auch wenn in diesen Kreisen das Ansehen von Industrie, Ingenieuren und Arbeitern eher gering ist. Von daher sollte die Meldung des Statistischen Landesamtes jeden beunruhigen:
„Wir haben ein Gas- und kein Stromproblem“. Gebehtsmühlenartig wiederholen Politiker seit Wochen diesen Satz wenn es um die Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken geht, obwohl sie wissen, dass er nicht stimmt: Wird Gas knapp oder teuer, steigen die Menschen auf Heizlüfter um. Wie sehr sie das tun, berichtet der
Die laufenden Diskussionen rund um das Thema Energiesparen tragen inzwischen schon recht irre Züge. Da wird seit Tagen lautstark darüber gestritten, ob die Sehenswürdigkeiten und öffentlichen Gebäude in vielen Städten zukünftig denn noch im vertrauten Maße beleuchtet werden sollten, oder aber ob die Warmwasserversorgung in bestimmten Bereichen reduziert werden könnte. In vielen Fällen handelt es sich dabei jedoch schon offensichtlich um reine Symbolik, ist das Sparpotenzial in diesen Bereichen doch im Vergleich zur sich anbahnenden Größe des Problems eher gering.
Man kann schnell den Eindruck gewinnen, dass, trotz aller grundsätzlichen Sinnhaftigkeit des Energiesparens (übrigens auch schon deutlich vor der aktuellen Krise), damit von den eigentlichen Problemen abgelenkt werden soll.
Mein Opa Paul, der im Jahre 1921 geboren wurde, war ein recht schlichter Mensch. Er war, wie für viele Menschen seiner Generation typisch, im Vergleich zu Menschen der Gegenwart, ziemlich ungebildet. Trotzdem hat er sich im Laufe seines 94-jährigen Lebens eine Menge Durchblick verschafft.
Opa hat viel erlebt. Er kämpfte als Soldat im zweiten Weltkrieg, erlebte den Wirtschaftsaufschwung der 1950er- und 1960er-Jahre im plötzlich geteilten Deutschland, zitterte in der Kuba-Krise, durchlebte den Kalten Krieg als Zeitzeuge, durfte sich über die Wiedervereinigung freuen. Ich habe vielen seiner Geschichten und Erkenntnisse aus seinen gut 90 Jahren Lebenszeit bis zu seinem Tode im Jahre 2015 immer gerne zugehört. Seine gesammelten Erfahrungen haben mich als Enkel sehr geprägt, wenn ich natürlich auch nicht alle seine Meinungen teilen konnte.
In einem hatte Opa Paul aber Unrecht: Er sah schon Ende der 1980er-Jahre den stetig steigenden Wohlstand in diesem Lande am Scheitelpunkt angekommen. Er prognostizierte uns allen damals schon einen steilen Absturz, da er in vielen Bereichen der Gesellschaft Krisen und Probleme auf uns alle zukommen sah.
Deutschland steht möglicherweise vor einem kalten Herbst. Mit der LEG prescht der zweite deutsche Immobilienkonzern vor und stimmt auf Verzicht und Einschnitte ein. LEG-Konzernchef Lars von Lackum, der mit einem Jahresgehalt von über einer Millionen Euro den Winter an jedem Ort der Welt verbringen kann, empfiehlt seinen Mieterinnen und Mietern hierzu warme Pullis und Wolldecken. Das Manager Magazin zitiert: „Ohne harte Entscheidungen werden wir im Winter in große Probleme laufen“, sagte der Manager der Zeitung weiter. In den eigenen vier Wänden einen zusätzlichen Pullover anzuziehen, werde womöglich nicht ausreichen. „Es wird wohl noch eine warme Wolldecke vonnöten sein.“
Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD hat heute extra seinen Sommerurlaub im Allgäu unterbrochen, um sich in Berlin ausführlich zum Einstieg des Staates beim kriselnden Energiekonzern Uniper zu äußern. 30 Prozent des Unternehmens will der Bund übernehmen um den Konzern vor einem finanziellen Kollaps zu bewahren. Die Entscheidung dürfte im Kern wohl unvermeidlich gewesen sein. Einen Zusammenbruch hätte sich Deutschland in der aktuellen Krisensituation auf dem Energiesektor schlicht nicht leisten können.
So bemühte sich Scholz in seiner Stellungnahme dann auch augenfällig darum, möglichst viel zur Beruhigung der aufgeregten Stimmung im Lande beizutragen. Zusatzbelastungen für Gaskunden werden aber in jedem Fall die Folge sein. Das ist jetzt schon klar. Weitere Details werden in den kommenden Tagen und Wochen diskutiert werden. Die Situation ist und bleibt fragil. Es dürfte noch die eine oder andere Überraschung auf uns warten.
Deshalb möchte ich heute hier auch zunächst einmal auf eine scheinbares Randthema hinweisen, das so unwichtig gar nicht ist, und bisher dennoch sehr wenig beachtet wird.
In NRW haben Kriminelle durch Betrügereien mit Corona-Testzentren einen Schaden von mehr als 26 Millionen Euro verursacht. Darüber berichtet die in Bielefeld erscheinende Neue Westfälische (Freitagsausgabe) mit Bezug auf Angaben des Landeskriminalamtes. Demnach haben die Ermittler bisher 48 entsprechende Straftaten erfasst, die in einer Sonderauswertung gesammelt werden. Ein Großteil des entstandenen Schadens geht auf die Betrügereien des Bochumer Unternehmens Medican zurück.
Es fließt wieder russisches Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland. Wie lange das so sein wird, weiß niemand. Putin setzt, wie früher die Sowjetunion, Gas als Waffe ein. Er wäre dumm, wenn er es nicht tun würde. Und wir waren dumm, es so weit kommen zu lassen, dass er es heute tun kann.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat zurecht Angst vor „Volksaufständen“ für den Fall, dass die Gasversorgung zusammenbricht. Gas wärmt nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) nicht nur in 41,2 Prozent der Haushalte den größten Teil des Bedarfs an Wohnenergie, es ist auch mit einem Anteil von 31,2 Prozent der wichtigste Energieträger in der Industrie. Zudem werden 13 Prozent des Stroms in Deutschland mit Gas erzeugt. Die Bundesrepublik importiert 95 Prozent des benötigten Gases. Vor Beginn Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine lag der russische Anteil am Gasimport bei 55 Prozent. Destatis hat auch die Preisentwicklung im Blick: „Importiertes Erdgas war im Mai 2022 um 235,6 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Im Juni 2022 kostete Erdgas für die Industrie 182,6 Prozent mehr als im Juni 2021.“
Nach einem noch relativ „normal“ verlaufenen ersten Halbjahr 2022 sind die Konjunktur-Prognosen der Ruhr-Industrie für das zweite Halbjahr branchenübergreifend stark eingebrochen. Das ist das Kernergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage der Arbeitgeberverbände Ruhr/Westfalen in Bochum unter 425 Mitgliedern mit fast 100.000 Beschäftigten.
„Für das erste Halbjahr erreichen uns bei den meisten Konjunkturparametern noch Positivmeldungen zwischen 60 und 76 Prozent, das heißt wir lagen am unteren Rand einer ‚Normalkonjunktur‘“, stellt Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände, in der Rückschau fest.
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