Die Kernindustrien Deutschlands stehen unter Verruf. Vor allem die Autoindustrie. Der öffentliche Angriff auf sie ist suizidal. Ein Zwischenruf aus besorgniserregendem Anlass. Von Nils Heisterhagen und Stefan Laurin
In Deutschland greift eine Ökotopie um sich. Alles soll grüner werden. Aber wie? Darüber wird kaum gesprochen. Bilder gehen um die Welt und werden für Symbolpolitik ausgeschlachtet. Alles soll grüner werden. Konsumenten sollen sich bitte umstellen, anders konsumieren, weniger konsumieren, wir auf Wachstum verzichten, böse Kraftwerke sofort abgeschaltet werden, böse Industrien werden bestreikt. Es wird „Druck“ gemacht. Aber wohin? Mittlerweile hat nicht nur ein Kulturkampf gegen das Auto die mediale Öffentlichkeit erfasst, nein, die mediale Stimmung geht sogar dahin, dass produzierendes Gewerbe doch irgendwie von gestern ist. Macht man nicht heute Geld mit Plattformökonomie? Also mit MacBook und Chai Latte daneben?
Mit der wirtschaftlichen Kraft stirbt die Kultur
Nur reiche Länder können den Künstler als Lebensentwurf in größere Zahl erlauben. Nie wurde das in den vergangenen Jahrzehnten so deutlich wie in der aktuellen Krise.
Theater? Geschlossen. Kinos, Clubs, Opernhäuser und Museen ebenso. Konzerte und Lesungen finden zurzeit nicht statt. Kultur erleben die Menschen natürlich trotzdem, nur nicht live. Streamingdienste boomen, Musik und Filme stehen in noch vor wenigen Jahren unvorstellbarem Maße und zu niedrigen Preise zur Verfügung. Bücher erscheinen, neue Computerspiele kommen auf den Markt.
Auch in der Krise zeigt sich der Vorteil in einem reichen Land zu leben: Die Subventionen für die
Einkommensstatistik NRW: „Willst du das Ruhrgebiet oben sehen, musst du die Tabelle drehen“
Das Ruhrgebiet ist wirtschaftlich seit Jahrzehnten das Schalke04 der laufenden Saison: Es hat viele Mitglieder, macht keine Tore, holt keine Punkte und ist so arm, das bald Münchener Obdachlose zu Spenden für die Region aufrufen könnten.
Das statistische Landesamt NRW hat heute das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte
Selber Schuld! – Wir werden uns auf ein Weihnachtsfest im Lockdown einstellen müssen
Ob es nun ein realistisches Ziel war, oder von Anfang an nur ein ziemlich unrealistischer Traum, eines es steht jetzt schon fest: Ein Weihnachtsfest ohne grundlegende Einschränkungen unseres Alltags wird es in diesem Jahr nicht geben!
Das machen die aktuellen Covid-10-Zahlen und das zu beobachtende Leben um uns herum deutlich. Über eine Woche liegt der offizielle Beginn des Wellenbrecher-Lockdowns inzwischen schon hinter uns. Zwar hat sich das Tempo der Steigerung der Corona-Infektionszahlen in den vergangenen Tagen schon etwas verlangsamt, und vielleicht sinkt die Zahle der Neuinfektionen in den kommenden Tagen auch noch etwas, doch ein Zurückdrängen der 7-Tage-Inzidenz auf unter 50, so wie es ja das Ziel dieser Maßnahmen war, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit so schnell nicht gelingen.
Der Traum eines wieder etwas normaleren Monats Dezember, er platzt damit frühzeitig. Ein Wunder ist das jedoch wahrlich nicht.
Der Waltroper Bestatter Sascha Müller bedankt sich bei Corona-Leugnern!
Bestatter Sascha Müller wirbelt die Bestatterbranche in Waltrop (Kreis Recklinghausen) seit etlichen Jahren gehörig durcheinander. Einst von Trauerhäusern von eher wenig Modernität und Flexibilität geprägt, hat er die Szenerie vor Ort durch sein berufliches Wirken ziemlich auf den Kopf gestellt seit er sich einst mit seinem Bestattungshaus selbstständig machte.
Vom kleinen Selbstständigen bis zum führenden Bestatter am Ort brauchte es zwar einige Zeit, gelungen ist Müller dieser Aufstieg mit etlichen ungewöhnlichen Aktionen und Plänen am Ende trotzdem.
Nicht alle Vorhaben des Unternehmers fanden dabei die ungeteilte Zustimmung von Konkurrenten, Lokalpolitikern und Bürgern. Nur eines konnte und kann man dem rührigen Bestatter nicht vorwerfen: Langeweile!
Warum ich das hier erwähne? Nun, auch am gestrigen Abend sorgte er mit einer gezielten Provokation auf Facebook wieder für viel Aufsehen. Müller bedankte sich nämlich bei den Corona-Leugnern dafür, dass sie Arbeitsplätze in seinem Bestattungshaus sichern würden.
Das kann man natürlich so machen, muss man aber nicht. Denn die unmittelbare Folge waren wieder extreme Reaktionen. Die einen lobten ihn für seinen Mut, die anderen kritisierten die Aktion als völlig daneben.
Bochum: Streit im Bermudadreieck
Seit den 70er Jahren ist das Bermudadreick in Bochum das Zentrum der Club- und Kneipenszene im Ruhrgebiet. Nun ist unter den Betreibern der Kneipen von Clubs, Kneipen und Burgerbratereien Streit ausgebrochen.
Seit Mitte Februar haben die Betreiber der über 60 Bars, Kneipen, Clubs und Restaurants des Bermudadreiecks ein Problem. Je präsenter damals das noch neue Coronavirus in den Medien wurde, umso mehr gingen die Umsätze zurück. Dann, Mitte März, wurden im Rahmen des Lockdowns alle Lokale geschlossen. Harte Zeiten brachen an und das änderte sich auch nicht,
Eine selten dumme Idee in einer Pandemie: ÖPNV-Gratisfahrtag am Samstag in Bochum
Mitten in der Pandemie ist der Rat der Stadt Bochum auf die Idee gekommen, „ÖPNV-Gratisfahrtage“ einzuführen. An fünf Tagen bis Januar sollen so die Menschen kostenlos in die Innenstadt fahrn können, um den Handel zu beleben. Nun spricht nichts dagegen, wenn sich die Politik Gedanken macht, wie sie die durch die Krise zum Teil arg gebeutelten Einzelhändler
Fünf Jahre Deutsches Fußballmuseum in Dortmund: Ein Trauerspiel!
Im Oktober 2015 wurde das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund feierlich eröffnet. Schon damals war vielen klar, dass dieses neue Aushängeschild der Revierstadt ein nicht unerhebliches wirtschaftliches Risiko mit sich bringen würde.
Im finalen Zweikampf mit dem ungeliebten Nachbarn aus Gelsenkirchen hatte sich Dortmund letztendlich entschlossen durchgesetzt, musste dem DFB dazu aber weitreichend entgegenkommen. So musste die Stadt sich unter anderem letztendlich dazu verpflichten mögliche finanzielle Verluste durch den Betrieb des Museums zu einem gewissen Teil mitzutragen. Schon an sich für viele Beobachter ein Unding, wenn man als chronisch klamme Stadt mit einem (damals noch) so reichen Verband verhandelt.
Anfangs wurde dieser mögliche Fall auch noch als völlig unrealistisch und nur von theoretischer Natur bezeichnet. Spätestens seit dem Vorjahr ist allen Dortmundern schmerzlich bewusst, dass es schon nach recht kurzer Zeit tatsächlich zu einer solch finanziellen Belastung für alle Bürger der Stadt gekommen ist. In diesem Jahr dürfte es, auch durch Corona, kaum anders aussehen.
Fünf Jahre sind seit der Eröffnung inzwischen ins Land gezogen, und es bleibt als Zwischenfazit festzuhalten, dass die großen Träume von einst auf breiter Front nicht aufgegangen sind. Ganz im Gegenteil!
Jeder Cent, den der Staat in Thyssenkrupp steckt, wäre verschwendet
Die Forderung die IG Metall, der Staat soll bei Thyssenkrupp einsteigen, ist Unsinn. Sie ist es nicht nur aus Gründen der Ordnungspolitik, sie ist es aus Gründen des wirtschaftlichen Pragmatismus. Thyssenkrupp hat in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, aber nun hätte das Unternehmen nicht einmal mehr eine Chance, wenn ein Marc Zuckerberg, Elon Musk, Tim
Buchhandlung Scheuermann: Buchtradition seit 1911 trifft Internet
Das Epizentrum von Duisburg hat sich in den letzten 30 Jahren gewandelt: Nicht unbedingt im positiven Sinne. Viele kleine Läden von damals gibt es heuer nicht mehr. Dafür viele Ein-Euro-Läden und eine krasse Überversorgung mit Geschäften die Mobiltelefone und dazugehörige Verträge an den Mann und die Frau bringen.
Besonders gravierend ist der Kahlschlag in der City von Duisburg, wenn man die Situation heute mit der in den 90er Jahren vergleicht, am Buchhandel zu bemerken: Die Buchhandlung Atlantis, Bücher Herrmann, die Braunsche Buchhandlung und andere Buchläden – sie sind schon seit langer Zeit Geschichte. Neben Druck durch die Filiale einer großen Buchhandelskette, dürfte der Online-Handel hier ein Grund für den Kahlschlag sein.
Von den alteingesessenen Buchläden, die ich vor 30 Jahren schon kannte, existieren noch zwei: Die Weltbühne in Duisburg-Neudorf und die Buchhandlung Scheuermann auf dem Sonnenwall – direkt am Friedrich-Wilhelm-Platz.
Stammgast war ich vor 30 Jahren in der Braunschen Buchhandlung, was auch was mit den damaligen Leseempfehlungen einer dort angestellten Verkäuferin, die ich von einem Zeltlager der Pfadfinder her kannte, zu tun hatte: Man trifft selten genug Menschen die den gleichen kranken Humor haben. In einer Buchhandlung ist so ein Treffer wahres Gold wert. Auch wenn Begrüßungen à la „Das ist ein Buch nach Deinem Geschmack! Ein kleiner Junge bringt 38 ältere Damen um. Das Buch trieft vor Blut!“ (Der gemeine kleine Faragui) und „Ich habe da ein tolles Buch! Ist wie für Dich geschrieben! Eine Frau hat Geschlechtsverkehr mit Kakerlaken!“ bei anderen Besuchern der Buchhandlung oft zu merkwürdigen Gesichtsausdrücken und Zuckungen geführt haben. Der empfohlene (wunderschöne) Roman, BTW, im letztgenannten Falle: La Cucaracha oder Die Stunde der Kakerlaken
Die Buchhandlung Scheuermann war für mich – nun ja: bis zu meiner Wiederankunft im Ruhrgebiet im Jahre 2019 – absolutes feindliches Gebiet. Irgendwann, in meiner frühen Jugend, hat mich meine Mutter eindringlich darauf hingewiesen, niemals – unter keinerlei Umständen – dort einen Fuß reinzusetzen oder gar dort ein Buch zu kaufen.
Hintergrund dieses Kleinkrieges war ein Vorfall in der 1960er oder 1970er Jahren – ich glaube eine schulische Angelegenheit: Irgendwas mit einem furchtbar eskalierten Elternabend im Zusammenhang mit einer früheren Besitzerin oder Mitarbeiterin aus Wanheimerort, meinem Stadtteil. Genau lässt sich das für mich heute nicht mehr rekonstruieren, was vermutlich auch besser ist: Alle direkt Beteiligten dieses Händels leben inzwischen nicht mehr.