Wir leben in einer postindustriellen Gesellschaft? In der Coronakrise zeigt sich, dass diese ebenso steile wie nicht begründete These falsch ist. Neben Pflegern, Ärzten, Verkäufern, Naturwisssenschaftlern und LKW-Fahrern ist es die Industrie, die in den kommenden Monaten dafür sorgen könnte, dass dieses Land und seine Versorgung nicht zusammen brechen. Da ist die leistungsfähige Agrarwirtschaft, die dazu Beiträgt, die Lebensmittelversorgung zu sichern. Und da ist die Industrie, die nun in den Kriegswirtschaftmodus geht und ihre Produktion umstellt. In Frankreich produziert der Luxuskonzern LVHM nun Desinfektionsmittel. In der Bundesrepublik tut dies Beiersdorf. Freudenberg und Trigema stellen Atemschutzmasken her. Tünkers-Nickel will jetzt die dringend benötigten Beatmungsgeräte bauen.
Und wenn Medikamente und Impfstoffe da sein werden, werden es Unternehmen der Pharmaindustrie gewesen sein, die sie entwickelt haben und produzieren. Sharing-Economy? Postwachstumökonomie? Die Wirtschaftsträume des postmaterialistischen Bürgertums lösen sich zurzeit in Luft auf. Wäre ihre Agenda umgesetzt worden, wir könnten uns nur noch hilflos zum Sterben im Bett auf die Seite legen.