Wien/ Hamburg/ Berlin/ Düsseldorf –
Dieses Jahr könnte das große Jahr für NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens werden. Gleich bei zwei Wettbewerben könnte sie Preisträgerin werden: Zeit für Operation Gold 2016.
Bereits in den Vorjahren war Barbara Steffens stets für Pseudowissenschaftspreis „Das Goldene Brett“ nominiert. Geklappt hatte es bisher aber nie. 2014 hatte ihr Reichsbürger und Antisemitismusverbreiter Xavier Naidoo die Show gestohlen, 2015 Impftroll Stefan Lanka.
Andere BVB-Fans unternehmen mit Maskottchen Emma eine Bootsfahrt. Foto: Datteln Kohle Kanal
Wer es noch nicht gewusst hat – Fußball ist Bildungsland: „Auf Platz 1: der SC Freiburg. 73,4 Prozent seiner Fans haben laut „Xing“ einen Hochschulabschluss“, so berichtete derSüdkurier. Selbst der drittletzte in diesem neuesten Bildungs-Ranking der Bundesligavereine strotzt vor Intelligenz: „Mehr als die Hälfte (63,5 Prozent) der HSV-Fans hat einen Hochschulabschluss“, weiß das norddeutsche Zeitungsportal shz.de zu berichten. All das hat angeblich Xing bei einer Befragung seiner Nutzer herausgefunden.
Wie kann das sein? Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat Deutschland wiederholt wegen der geringen Akademikerrate gerügt. Im Jahr 2015 verfügten in Deutschland nur 16,3 Prozent der Bevölkerung über einen Hochschulabschluss (Bachelor, Master, Diplom oder Promotion, siehe www.destatis.de). Wenn aber selbst unter den HSV-Fans mehr als die Hälfte angeblich einen Hochschulabschluss haben, dann stimmt hier etwas nicht.
In der Tat. Die berichteten Prozent-Zahlen beziehen sich nicht auf die Mitglieder der Fußballvereine, sondern nur auf jene, die zugleich Mitglied bei Xing sind. Die Zahlen betreffen also die Schnittmenge. Da Xing, wie der Konkurrent Linkedin, überdurchschnittlich viele Akademiker als Mitglieder hat, gibt es dort auch viele Hochschulabschlüsse – bei Xing, nicht beim HSV. Mit anderen Worten: die Mitglieder von Xing sind weder repräsentativ für die Bevölkerung noch für alle Fußballfans in Deutschland. Hier ist Journalisten ein altbekannter Fehler unterlaufen: man berichtet eine korrekte Prozentzahl, aber die falsche Referenzklasse. Richtig wäre gewesen: 73,4 Prozent der Xing-Mitglieder, die zugleich Fan des FC Freiburg sind, haben einen Hochschulabschluss. Die Moral der Geschichte lautet: Frage immer „Prozent von was?“
Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.
Was Schwurbler über ein leeres Bett berichten – und was sie daraus folgern. (Foto: Screenshot des Seite von Adrian Ursache)
Der ehemalige „Mr. Germany“ Adrian Ursache ist mittlerweile Reichsbürger, und glaubt nicht, dass die BRD als Staat existiert. Als solcher lieferte er sich am letzten Donnerstag eine Schießerei mit Polizeibeamten, die eine Zwangsräumung bei ihm (und seinem Fantasiestaat „Ur“ in Reuden, Sachsen-Anhalt) durchführen wollten. Adrian Ursache wurde bei dem Schußwechsel schwer verletzt, wie heute veröffentlichte Fotos der BILD dokumentieren. In einschlägigen Verschwörungstheoretikerforen wurde dann heute vermeldet, dass Ursache nicht mehr im Krankenhaus sei – das Zimmer und das Bett des Verletzten seien leer vorgefunden worden. Sofort wurde alles gemutmaßt – von Entführung bis Mord durch das verhasste System.
„Ich sehe auch nicht, dass man von Seiten der Wirtschaftsförderer systematisch Anstrengungen unternimmt, die einheimische Industrie zu einem starken Wachstumspol zu entwickeln.“
Der gebürtige Schweizer Franz Lehner lebt und arbeitet seit vielen Jahren im Ruhrgebiet. Er ist emeritierter Professor für angewandte Sozialforschung der Ruhr-Universität Bochum und ehemaliger Präsident des Instituts Arbeit und Technik. Er ist als wissenschaftlicher Berater und Publizist tätig. Gemeinsam mit Hans-Peter Noll hat er jetzt ein Buch über die vermeintliche Metropole Ruhrgebiet geschrieben.
Michael Voregger: Der Titel lautet „Ruhr: Das Zukunftsprojekt – Von der eingebildeten zu wirklichen Metropole“. Einen Titel für ein Buch zu finden ist ja immer schwierig. Warum dieser Titel?
Franz Lehner: Weil uns immer geärgert hat, dass in der Region überall „Metropole Ruhr“ geschrieben wird. Das Ruhrgebiet ist zwar groß, aber es ist deshalb noch lange keine Metropole. Man lügt sich da gerne in die Tasche. Was mich ebenso stört, ist, dass viele sagen: „Wir sind Metropole Ruhr“, aber dann tun sie nichts mehr. Und denken, die anderen seien zu blöd, das zu merken. Statt zu überlegen: „Wie werden wir attraktiver?“ gehen sie auf ihren Trampelpfaden weiter. Das war der Hintergrund für den Titel, aber der Schwerpunkt liegt bei „Ruhr: das Zukunftsprojekt“. Wir haben es konstruktiv und nicht nur negativ benannt.
Eine Broschüre der Leibniz-Gemeinschaft zeigt, welche einseitigen Vorstellungen heute in der Wissenschaft propagiert werden. Politik soll menschliche Gestaltung einschränken. Von unserem Gastautor Christoph Lövenich.
Deutschlands Wissenschaft sollen große Forschungsgesellschaften wie die Helmholtz- und die Leibniz-Gemeinschaft voranbringen, finden ihre staatlichen Finanziers. Ob das Steuergeld in riesigen Zusammenschlüssen außeruniversitärer Forschungseinrichtungen besser angelegt ist als bei den Hochschulen und in kleineren Einheiten, mag aus verschiedenen Gründen bezweifelt werden. Ein Leserkommentator warnte vor Jahren schon vor einer weiteren Gefahr: „Wohl versorgte Forschungskombinate […] sind zum Teil so weit von der gesellschaftlichen Realität isoliert, dass unserem Gemeinwesen Himmelangst werden sollte.“
Sebastian Bartoschek (li.) und Christoph Baumgarten (eigentlich linker, im Bild aber rechts) lasen vor.
Wien/ Ruhrgebiet – Donnerstag abend gab es in Wien eine Lesung – vom Autor dieser Zeilen gemeinsam mit dem dem Wienbaron Christoph Baumgarten (auch: Balkan Stories). Statt großer Worte nun eine kleine Bilderklickstrecke. Es war schön.
Am morgigen Donnerstag, den 4.8., findet in Wien (Österreich) – nicht zu verwechseln mit Wien (Wisconsin) – eine Lesung von Ruhrbaron Sebastian Bartoschek und Wienbaron Christoph Baumgarten (auch: Balkan Stories) statt. Beide lesen aus diesen und jenen Texten und sind danch auch noch für ein Gespräch zu haben.
In eigener Sache: Ab heute gibt es einen ruhrbarone-Podcast.
„Autoren von Ruhrbarone.de im Gespräch miteinander, übereinander, durcheinander, gegeneinander, füreinander – zu irgendwie-sowas-wie-aktuellen Themen aus Politik, Gesellschaft, Kultur und Geografie. Manchmal auch Gäste.“
Der Podcast wird auch in den gängigen Verzeichnissen gelistet werden. Das kann aber noch bis zu 14 Tagen dauern. Viel Spaß mit diesem neuen Format.Wir freuen uns über Rückmeldungen, Anregungen und alles dies interaktive-hippe-Feedback-Ding.
Die „Nullnummer“ findet ihr unter diesem Artikel. Die erste „richtige“ Folge erscheint morgen, am Samstag, den 30. Juli 2016.
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