Auf der Tour durch Universität und Krankenhaus tätigt Bahr folgende Aussage:
„Ich bin ein Anhänger der Anthroposophie, aber es hängt davon ab, worum es geht. Bei Magen-Darm-Problemen oder Erkältungen ist Naturmedizin angebracht, ebenso wie Akupunktur bei Schmerzen.“
Zumindest behauptet dies die Journalistin Elisabeth Semme am 4.3.13 in derwesten.de.
Diese Aussage Bahrs wirft einige Fragen auf. Zunächst einmal fällt auf, dass der Bundesgesundheitsminister Anthroposophie mit Naturmedizin zu verwechseln scheint. Dies wäre nicht schlimm, passiert dies doch vielen Bürgern, zumal eben dieser Eindruck gerne von Konzernen geschürt wird, die anthroposophische Zuckerkügelchen „Medizin“ verkaufen. Allerdings könnte man von jemanden, der wie Bahr bereits vor seiner Zeit als Bundesminister im Gesundheitsministerium dort parlamentarischer Staatssekretär war, da etwas mehr erwarten. Eine Unterscheidung hätte er auch schlicht bei Wikipedia gefunden.
Vom Westen in den Osten. In unserer Serie „Wie esoterisch ist mein Gesundheitsminister?“ sind wir heute in dem östlichsten Bundesland (Berlin ausgenommen), das bisher geantwortet hat, nämlich Sachsen-Anhalt. Ja, eure Schlussfolgerung stimmt: weder Brandenburg noch Sachsen oder Thüringen haben bisher geantwortet, trotz mittlerweile vier Nachfragen. Im Westen ist das nur bei Hessen so. Wieso? Keine Ahnung. Fragt doch einmal selbst bei den Ministerien nach – ansonsten werden wir das aber auch tun…
Wir werden wohl das Problem bekommen, uns entscheiden zu müssen, wie eigentlich Bundesländer zu bewerten sind, die nicht geantwortet haben. Genauso wie diejenigen, die nicht zu den einzelnen Fragen, sondern nur insgesamt mit einigen Sätzen geantwortet haben. Schreibt doch bei den Kommentaren, welche Wertung ihr da für gerechtfertigt haltet!
In Sachsen-Anhalt war die Rückmeldung übrigens auch eher widerwillig und nur mit Verweis aufs Landespressegesetz zu bekommen. Aber dann kam sie immerhin doch, mit dem Hinweis, „dass es sich nicht um ein Interview mit dem Minister handelt. (…) Aussageträger ist (…) der Pressesprecher.“ Trotzdem gehen wir davon aus, dass der Pressesprecher zur Presse im Sinne des Ministers spricht – auch in Sachsen-Anhalt.
Die Bewertung: Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben. Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium. Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.
1) Wie steht der Minister das Ministerium zur Alternativmedizin? Sieht es darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?
Alternativmedizin ist eine zugelassene Behandlungsform. Qualitätssicherung ist ein hohes Gut in der Medizin und muss, egal in welcher Behandlungsmethode, gewährleistet sein. Nicht alle Alternativmethoden werden von der GKV finanziert.
Bewertung: 2 Globuli.
2) Wie steht das Ministerium zur evidenzbasierten Medizin? Welche Rolle schreibt es allgemein empirischen Wirkbefunden zu?
Die evidenzbasierte Medizin ist eine Hauptform der medizinischen Behandlung. Empirische Wirkbefunde und die Evaluation von Wirkbefunden sind ein wichtiges Element zur Qualitätssicherung in der Medizin.
Bewertung: 1 Globulus.
3) Was empfiehlt das Ministerium in Fällen, in denen alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin sind, bspw. im Bereich des Impfschutzes?
Beim Thema Impfen und Impfschutz hält sich das Gesundheitsministerium an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts als Nationales Kompetenzzentrum für das Impfen sowie die Meinungsbildung auf der Nationalen Impfkonferenz.
Bewertung: 1 Globulus.
Soweit die Antworten aus Sachsen-Anhalt.
Für die Art der Antworten erhält der Minister Pressesprecher Holger Paech zudem einen „Ehrenglobulus“.
Wir kommen somit auf eine Esoterikwertung von 5 Globuli.
Erläuterungen
Tja, wer etwas Wichtiges zu sagen hat, braucht keine langen Sätze. Eine prägnante Aussage wird nicht dadurch besser, dass man sie mit Füllwörtern und Worthülsen verlängert, bis sie ungreifbar wird. Andersherum können aber auch kurze Aussage missverständlich oder nichtssagend sein. So wie hier, bei den Antworten aus Sachsen-Anhalt.
Fangen wir mit der Antwort auf die erste Frage an. Dass Alternativmedizin zugelassen ist, hat zunächst einmal nichts mit der Einschätzung derselben zu tun, es sei denn man geht davon aus, dass nur das zugelassen ist, dessen Wirkung erwiesen ist. Dies ist mitnichten so. Auch für die Zulassung zur Erstattung durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist kein Wirknachweis vorgeschrieben. Insofern ist der Verweis darauf, dass es auch nicht zugelassene Verfahren gibt, zumindest irreführend.
Schön ist zu hören, dass evidenzbasierte Medizin als „wichtiges Element zur Qualitätssicherung“ gesehen wird. Aber da klingt dann doch mit, dass es noch andere Elemente gäbe. Welche, das benennt Pressesprecher Paech leider nicht. Ebenso wenig was die anderen Hauptformen, oder Nebenformen der medizinischen Behandlung sind.
Bei der Impfung wird auf die Impfkommission des Robert-Koch-Instituts verwiesen. Nicht zum ersten Mal, andere Ministerien haben dies auch schon getan. Das ist nicht falsch, aber eben auch keine so eindeutige Aussage wie wir sie zum Beispiel aus dem Saarland gehört haben.
Was bleibt, ist die Frage, ob sich Holger Paech so unklar und einsilbig ausdrückt, weil er es nicht besser weiss – oder eben nicht anders kann – oder ist es gar Absicht? Alles keine schönen Optionen. Da an der Qualifikation des Pressesprechers nicht gezweifelt werden soll, wird von einer Mischung der anderen beiden Faktoren ausgegangen. Und das ist einen Ehrenglobulus wert.
Die Bewertung:
Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben. Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium.
Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.
1) Wie steht Minister Storm zur Alternativmedizin? Sieht er darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?
Bei der so genannten Alternativmedizin handelt es sich um Therapieverfahren, die zwar keine übliche wissenschaftliche Überprüfung bestehen würden, aber unabhängig davon für viele Menschen Linderung und Besserung ihrer Probleme bietet.
Die Bewertung:
Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben. Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium.
Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.
1) Wie steht Ministerin Altpeter zur Alternativmedizin? Sieht sie darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?
Über 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger wünschen sich eine nebenwirkungsärmere, ganzheitliche Medizin. Zum Beispiel hat sich die Verwendung von homöopathischen Arzneimitteln in Gesamtdeutschland in den letzten vierzig Jahren verdoppelt.
Frau Ministerin würde es begrüßen, wenn es gelingen würde, eine Brücke zwischen den sich oft unversöhnlich gegenüberstehenden Lagern der Alternativmedizin und der Schulmedizin zu bauen. In einer pluralistischen Gesellschaft müssen verschiedene Denkrichtungen Platz haben und damit sollten auch in unserem Gesundheitssystem Therapierichtungen nebeneinander bestehen können, die von unterschiedlichen theoretischen Denkansätzen und wissenschaftlichen Methoden ausgehen.
Ziel sollte es sein, zum Wohl der Patientinnen und Patienten zusammenzuarbeiten. Die unterschiedlichen Auffassungen zu alternativer Medizin sollten jedoch nicht von politischer, sondern von fachlicher Seite bewertet werden.
Bewertung: 1 Globulus.
2) Wie steht Ministerin Altpeter zur evidenzbasierten Medizin? Welche Rolle schreibt sie allgemein empirischen Wirkbefunden zu?
Aufgabe der Politik ist, den ungehinderten Zugang zu Informationen zu ermöglichen, damit mündige Bürgerinnen und Bürger eine eigene Meinung bilden und ihr eigenes Urteil fällen können. Es ist nicht Aufgabe der Politik, über unterschiedliche Auffassungen zu richten.
Geht es jedoch um die Übernahme von Kosten durch Krankenkassen, Beihilfestellen etc. ist die Evidenzbasierung von großer Bedeutung, da hier die Wirksamkeit der Maßnahmen durch wissenschaftlich etablierte Methoden nachgewiesen ist.
Bewertung: 1 Globulus.
3) Was empfiehlt Ministerin Altpeter in Fällen, in denen alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin sind, bspw. im Bereich des Impfschutzes?
Wenn alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin stehen, wie etwa beim Impfschutz, spricht sich Frau Ministerin Altpeter dafür aus, sich an die Empfehlungen von Fachgremien zu halten, in diesem Fall an die STIKO-Empfehlungen („Ständige Impfkommission“) bei Impffragen.
Vor der individuellen Entscheidung über eine Impfung ist aber auch zu beachten, dass es eben nicht nur um den Schutz des Einzelnen, sondern auch um den Schutz der Allgemeinheit geht. Die STIKO ist am Robert Koch-Institut angesiedelt und im Infektionsschutzgesetz verankert.
Bewertung: 0 Globuli.
Soweit die Antworten aus Baden-Württemberg.
Wir kommen somit auf eine Esoterikwertung von 2 Globuli.
Erläuterungen
Im Ländle ist man vorsichtig mit Formulierungen. Denn was genau eine „nebenwirkungsärmere, ganzheitliche“ Medizin ist, das bleibt offen. Sind hier Verbesserungen in der Medizin gemeint – oder paramedizinische Verfahren? Die Verwendung des Begriffs „Schulmedizin“ im nächsten Absatz läßt da nichts Gutes ahnen – gibt es doch nur gute und schlechte Medizin. Ebenso wie es nur die eine wissenschaftliche Methode gibt. Insofern wirkt die Ausführung zu „unterschiedlichen theoretischen Denkansätzen und wissenschaftlichen Methoden“ befremdlich. Gleichwohl wird damit geschlossen, dass die schlussendliche Beurteilung von „fachlicher Seite“ beurteilt werden sollte, was dann doch stark nach Wissenschaftsorientierung klingt. Deswegen nur ein Globulus für die erste Antwort.
Ähnlich sieht es bei Ausgestaltung der zweiten Antwort aus. Eine Politik, die dem Bürger Informationen gibt, und ihn selbst entscheiden läßt, statt ihn zu entmündigen, passt zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Aber eine echte Antwort auf die Frage nach dem Nutzen der evidenzbasierten Medizin ist das nicht. Doch im Folgenden wird Altpeter deutlicher: wenn Krankenkassen Kosten übernehmen, sollen die Verfahren evidenzbasiert sein. Sind sie aber nicht, wie an anderer Stelle zur Homöopathie und Akupunktur ausgeführt wird. Es überrascht, dass die Ministerin dies nicht zu wissen scheint – oder willentlich falsch berichtet. Da hier nicht überinterpretiert werden soll, gibt’s auch hier nur einen Globulus.
Beim Impfschutz schließlich stellt sich Altpeter an die Seite der Wissenschaft. Hier gefällt auch die Betonung des Faktums, dass Impfschutz neben der persönlichen Entscheidung auch eine gesamtgesellschaftliche Komponente hat.
Die Bewertung:
Für jede Antwort werden 0 bis 5 Globuli vergeben.
Je mehr Globuli, desto esoterischer das Gesundheitsministerium.
Insgesamt können also 15 Globuli erreicht werden, wobei dies wohl nur der DHU erstrebenswert erscheinen dürfte.
1) Wie steht Senatorin Prüfer-Storcks zur Alternativmedizin? Sieht sie darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?
Naturheilkunde und Schulmedizin sind kein unüberbrückbarer Gegensatz. Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass der Begriff „Naturheilkunde“ keine einheitliche Methode beschreibt. Es gibt beispielsweise die traditionelle chinesische Medizin, die auf eine jahrtausendlange Erfahrung zurückgreifen kann, oder es gibt Homöopathie oder Akupunktur, die bei gewissen Krankheitsbildern bereits als Kassenleistung anerkannt ist, und viele Varianten mehr.
Ursprünglich hatte ich bei Psiram zu NRW-Eso-Barbaras Auffassungen zur AlternativmedizinQuacksalberei geschrieben. Und auch hier bei den Ruhrbaronen läßt uns das Wissenschaftsverständnis der grünen Gesundheitsministerien einfach keine Ruhe.
Doch wie stehen Steffens Amtskollegen in den anderen 15 Bundesländern und im Bundesministerium zur Medizin?
Stellen sie sich hinter evidenzbasierte Medizin und Wissenschaft?
Sind sie bemüht, Homöopathen nicht auf die Füße zu treten?
Oder sind sie gar auch Anhänger irrationaler Paramedizin?
Die Serie „Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium?“ wird dies beleuchten.
An die Amtskollegen von Eso-Barbara habe ich stets diesselben drei Fragen gestellt:
1) Wie steht MINISTER zur Alternativmedizin? Sieht sie darin „zu überwachende Quacksalberei“ oder eine „gleichzuberechtigende Alternative zur Schulmedizin und Naturheilverfahren“?
2) Wie steht MINISTER zur evidenzbasierten Medizin? Welche Rolle schreibt sie allgemein empirischen Wirkbefunden zu?
3) Was empfiehlt MINISTER in Fällen, in denen alternativmedizinische Vorstellungen diametral zu denen der Schulmedizin sind, bspw. im Bereich des Impfschutzes?
Nach über 6 Wochen Zeit zur Antwort und einer Erinnerungsmail an die Säumigen liegen bei weitem noch nicht alle Stellungnahmen vor.
Der erste Trend: im Westen nimmt man es mit Presseanfragen genauer – und teilt mit, was mitzuteilen ist (siehe Karte).
Von nun an wöchentlich jeden Montag nachmittag:
Wie esoterisch ist mein Gesundheitsministerium?
Vom 9. bis 11. Mai hielt die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) ihre 22. Konferenz unter dem Motto „Pseudotherapien“ in Köln ab. In einem Dutzend Vorträgen setzte sich die GWUP, als deutscher Ableger der weltweiten Skeptikerbewegung, für Wissenschaft und kritisch-rationales Denken im Gesundheitsbereich ein.
Die GWUP betrachtet para- und pseudowissenschaftliche Gedankenmodelle mit dem Ziel, deren Behauptungen und Versprechungen zu überprüfen, ggf. zu relativeren oder zu entlarven. Neben Themen wie UFO-Sichtungen, Parapsychologie oder Verschwörungstheorien gehört dabei die so genannte „Alternativmedizin“ zum festen Betätigungsfeld der GWUP.
Die Skeptiker werden hier nicht müde zu betonen, dass es ebenso wenig eine „Alternativmedizin“ gibt wie z.B. eine „Alternativmathematik“. Ihr Vorsitzender Armadeo Sarma:„Es gibt gute Medizin und schlechte Medizin. Alternativmedizin ist meist Quacksalberei.“ Diese Erkenntnis ist weder neu noch überraschend, stand sie doch in den letzten Jahren immer wieder im Fokus der GWUP. Die Verantwortlichen waren aber überzeugt, dass Pseudotherapien eine zunehmende Verbreitung in der Gesellschaft erführen, wogegen es anzugehen gelte.
Düstere Legenden, Blut & Spuk
Bevor es im eigentlichen Konferenzprogramm an Freitag und Samstag um medizinische Themen ging, lockte die GWUP am Publikumstag mit exotischeren Themen. Alexa und Alexander Waschkau vom Hoaxilla-Podcast entführten die knapp 300 Besucher in die Welt der
Die Wahl von Barbara Steffens zur Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen bedeutet eine Richtungsentscheidung zugunsten einer Integration der Alternativmedizin und Esoterik in den Wissenschaftsbetrieb. Grund ist, dass Steffens sich als bekennende Streiterin für Homöopathie profiliert hat.
Tatsächlich begegnet Steffens damit einem Trend. Homöopathie genießt zunehmend mehr Akzeptanz in der Bevölkerung. „Meiner Schwiegermutter hat es auch geholfen.“ „Wer heilt hat Recht.“ oder „Das ist sanfte Medizin ohne Chemie“ sind die stereotypen Akklamationen, mit denen Globuli & Co. oftmals begegnet wird. Der Vormarsch der Homöopathie geht allerdings nicht einher mit ansteigender Kenntnis über ihre Annahmen. Wenn aber Homöopathie über Barbara Steffens zur politischen Agenda der Landesregierung geworden ist, lohnt der Blick auf die dahinterstehende Theorie.
Homöopathie ist eine Behandlungsmethode aus dem 18. Jahrhundert, erdacht von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann. Hahnemann entwickelte sein Gedankengebäude auf der Grundlage eines Selbstversuchs mit Chinarinde, einer Pflanze aus Südamerika, die noch heute – neben anderen, synthetischen Arzneimitteln – zur Behandlung von Malaria eingesetzt wird.
Nach der Einnahme einer hohen Dosis der Pflanze meinte Hahnemann, die typischen Symptome einer Malariaerkrankung zu durchleben- darunter Mattigkeit, kalte Füße und einen hohen Puls. Aus diesem Selbstversuch entwickelte er das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie. Danach sollen Krankheiten durch Substanzen geheilt werden, die bei einem Gesunden die Symptome der zu behandelnden Krankheit auslösen. Spätere Wiederholungen des Versuchs kamen zu dem Ergebnis, dass Chinarinde die von Hahnemann beobachteten Symptome tatsächlich nicht hervorruft. Auch das Ähnlichkeitsprinzip hat sich als mit der modernen Medizin nicht vereinbar herausgestellt.
Die zweite Säule der Homöopathie ist die sog. Potenzierung von Wirkstoffen. Hahnemann zufolge sind Heilmittel umso wirksamer, je weiter sie verdünnt werden. Eine „Urtinktur“ hoher Wirkung wurde wiederholt verdünnt und penibel nach den Vorgaben Hahnemanns geschüttelt. Hoch potenzierte Lösungen (ab „D 24“) enthalten kein Molekül des Ursprungsmaterials.
Dass hoch potenzierte Lösungen dennoch eine Wirkung entfalten sollen, begründen Homöopathen mit der Annahme, Wasser habe ein „Gedächtnis“ und „speichere“ Informationen über den Wirkstoff, mit dem es in Berührung gekommen ist. In einer1988 veröffentlichten Studie wurde der Nachweis eines Wassergedächtnisses durch Jaques Benveniste behauptet. Nach einer
Mit rhetorischen Taschenspielertricks und mangelndem Statistikverständnis versucht NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens den Befreiungsschlag in Sachen Alternativmedizin. Dabei gelingt ihr vor allem eins: die Brüskierung ihrer Mitarbeiter – und der Ausweis mangelnden Verständnisses von Wissenschaftlichkeit. Ein Gastkommentar von Sebastian Bartoschek.
Vor einiger Zeit hinterfragte ich die Einstellungen der grünen Gesundheitsministerin Barbara Steffens zur Homöopathie und zur Alternativmedizin im Allgemeinen (http://www.ruhrbarone.de/homoeopathie-impfskepsis-reiki-wie-gefaehrlich-ist-nrw-gesundheitsministerin-barbara-steffens/). Viele Kollegen griffen die Thematik auf, vielleicht so viele, dass die grüne Barbara sich nun genötigt sah, in über 6500 Zeichen ihre Sicht der Dinge darzulegen – und zwar in ihrer Funktion als Ministerin auf den Seiten des Gesundheitsministeriums (http://www.mgepa.nrw.de/ministerium/presse/pressemthemen/20130301_Hom__opathie/index.php).
Bereits die Überschrift ihrer Stellungnahme ist ein Paukenschlag: „Ideologiefrei über beste Wege der Heilung reden“ Das hört sich gut an, ist aber Augenwischerei. Denn Homöopathie ist selbst eine Ideologie. Sie basiert auf unwissenschaftlichen Annahmen, kann selbst nicht erklären, wie sie physiologisch funktionieren soll, und beinhaltet geradezu absurde Forderungen. So ist in hochpotenten, angeblich besonders wirksamen, Homöopathika kein Molekül der Ursprungssubstanz vorhanden und bei der Herstellung müssen die Tinkturen gegen ein Buch mit Ledereinband geschlagen werden. Seit der Begründung durch Samuel Hahnemann im frühen 19. Jhdt. hat sich diese „Alternativmedizin“ bestenfalls kaum weiterentwickelt – kein Zeichen wissenschaftlichen Fortschritts.
Steffens versucht dann das Feld zu eröffnen für einen Dialog zwischen „konventioneller, integrativer oder komplementärer“ Medizin. Diese Wortspielerei führt sie fort, wenn sie von der „Schul- und Alternativmedizin“ spricht. Das klingt ausgewogen, das klingt klingt komplex. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: es gibt nur die eine Medizin. Wer erklären kann, wie seine Therapie wirkt, und zeigen kann, dass sie besser wirkt als eine Scheintherapie oder ein Scheinmedikament (Placebo), der nutzt gute Medizin. Wer nicht erklären kann, wie seine Therapie wirkt und wenn diese nicht besser als ein Placebo ist, der wendet schlechte Medizin an. Im Alltag nennen wir solche Menschen „Quacksalber“ – und nicht „Mediziner“ oder „Ärzte“.
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