Ein paar Literaturtipps zum Krieg Russlands gegen die Ukraine

In den Kämpfen um Hostomel beschädigter BMD-2 der 31. Luftangriffsbirigade der Russischen Föderation Foto: Головне управління розвідки Міністерства оборони України Lizenz: CC-BY 4.0


Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist ein Krieg eskaliert, der 2014 mit der Besetzung der Krim und der Gründung von Pseudo-Republiken im Donbass seinen Anfang nahm. Wir werden seitdem Zeugen des größten Krieges in Europa seit dem zweiten Weltkrieg. Und die Schlachtfelder sind oftmals dieselben wie in den 40er Jahren. Ich möchte ein paar Bücher vorstellen, von denen ich glaube, dass sie zum Verständnis des Geschehens beitragen. Mir haben sie jedenfalls geholfen, einen ersten Überblick zu bekommen:

Serhii Plokhy: Die Frontlinie
Plokhy zeichnet detailliert die Geschichte der Ukraine seit den ersten Erwähnungen bei Herodot nach. Es ist die Geschichte einer multiethnischen Nationenbildung. Ein Ansatz, der auch über die Ukraine hinaus interessant ist, weil die Idee der Nation als politischem Gebilde mit einem Staatsvolk bei näherer Betrachtung eigentlich nie mit der Wirklichkeit übereinstimmt. In dem Buch werden die jahrhundertealten Konflikte mit Russland nachgezeichnet, die Zugehörigkeit der Ukraine zur PolnischLitauischen Union und die Kämpfe um die Eigenstaatlichkeit. Außerdem hat Serhii Plokhy mit Die Frontlinie ein handwerklich exzellentes Geschichtsbuch vorgelegt, das zeigt, zu was dieses Fach in der Lage sein kann, wenn es nicht in die Hand postmoderner Erzähler von „Narrativen“ gerät: Es ist reich an Quellen, die eigene Arbeitsweise wird offengelegt und problematisiert und der Stand der Debatte über die ukrainische Geschichte beschrieben.

Continue Reading

RWI-Präsident Christoph M. Schmidt erhielt NRW-Innovationspreis

Christop M. Schmidt, Präsident des RWI Essen Foto: RWI

Professor Dr. Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Essen, ist Träger des NRW-Innovationspreises 2022. NRW-Innovationsminister Professor Dr. Andreas Pinkwart lobte Schmidt als herausragenden Ökonomen von internationalem Rang, der es verstehe, seine wissenschaftliche Expertise gewinnbringend in die politischen und gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit einzubringen. Ihm gelinge es immer wieder, theoretische Expertise empirisch zu untermauern und für die Wirtschaftspolitik umsetzbare Vorschläge zu entwickeln.

Continue Reading

Affenpocken – ein Faktencheck

Impfgegner gab es schon immer – Gemeinfrei

Das jüngste Auftreten der Affenpocken in mehreren Ländern – darunter auch in Deutschland – beunruhigt Behörden weltweit. Zeit, den vielen Berichten über diese Krankheit ein paar Fakten gegenüberzustellen

Betrachtet man die Kommentare auf sozialen Medien, sobald Artikel über die Affenpocken erscheinen, kommt man nicht umher, sich zu wundern, mit welcher Ignoranz Teile der deutschen Bevölkerung ihr Leben vor dem März 2020 verlebt haben. Dort faselt man davon, die Affenpocken seien das nächste Coronavirus, sieht neue Lockdowns und eine Verlängerung der pandemischen Lage kommen. Gekrönt werden diese Verschwörungstheorien natürlich von der Idee, die Pharmaindustrie wäre verantwortlich für das gehäufte Auftreten, da die Maskenpflicht und die Impfungen unser Immunsystem ruiniert hätten.

Continue Reading

Ruhr Uni: Martin Werding soll Wirtschaftsweiser werden

Martin Werding wurde als neues Mitglied im Rat der Wirtschaftsweisen nominiert. © RUB, Kramer

Prof. Dr. Martin Werding soll neues Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Rat der Wirtschaftsweisen“) werden. Er wurde am 12. Mai 2022 von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) als Nachfolger des ausgeschiedenen Ratsmitglieds Volker Wieland nominiert. Werding ist seit 2008 Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB.

Continue Reading
Werbung

Forscherteam der TU Dortmund will aus der Ukraine geflüchteten Kindern erfolgreichen Schulstart ermöglichen

Technische Universität Dortmund, Mathe Tower, ein von weitem sichtbares Gebäude mit rotierendem TU Logo Foto: Tuxyso / Wikimedia Commons Lizenz: CC BY-SA 3.0


Mehr als 90.000 aus der Ukraine geflüchtete Kinder und Jugendliche werden schon jetzt an deutschen Schulen unterrichtet. Deutschland müsse sich wegen des Ukrainekriegs auf bis zu 400.000 zusätzliche Schüler einstellen, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Karin Prien, im April. Wie kann der Start an der neuen Schule gelingen? Unterstützung kommt jetzt von einem Team um den Mathematikprofessor Christoph Selter von der TU Dortmund: Die Forscher haben Materialien für Mathematiklehrer erstellt, die ukrainischen Grundschulkindern helfen können. Die Materialien sind ab sofort online und werden fortlaufend ergänzt.

Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse in den Unterricht zu integrieren, ist für Grundschullehrer eine besondere Herausforderung. Laut Prof. Christoph Selter eignet sich vor allem der Mathematikunterricht gut für einen

Continue Reading

Tagung: Warum Antisemitismus?


Ob auf Querdenken-Demos oder bei rechtsterroristischen Attentaten, wie in Halle: Kernstück im Denken von Verschwörungsanhängern ist oft Antisemitismus.
Reichen die gängigen wissenschaftlichen Theorien da noch aus, um diese Entwicklung zu erklären? Das diskutieren Forscher vom 6. bis 8. Mai am Campus Essen.

Welche Funktion erfüllt Antisemitismus für politische Bewegungen? Warum meinen Protestierende, gerade durch ihre antisemitistischen Ansichten wären sie selbstständig Denkende und Handelnde, die sich nicht vom „Mainstream“ beherrschen

Continue Reading

Syrien. Ein Land ohne Krieg.

In Marcel Prousts Romanzyklus „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ berichtet ein Ich-Erzähler von seinem Leben und thematisiert dabei den gedanklichen Vorgang des „Sich-Erinnerns“. „Verlorene Zeit“ meint hier die Zeit, die unwiederbringlich vergangen ist, wenn sie nicht in der Erinnerung oder in einem Kunstwerk konserviert wird.

2017 erschien im Malik Verlag der Bildband „Syrien. Ein Land ohne Krieg“ der deutsch-syrischen Autorin Lamya Kaddor mit 200 Fotos des renommierten Fotojournalisten Lutz Jäkel. Die Nürnberger Zeitung schrieb dazu in ihrer Rezension: „In dem schönen Bildband zeigen Fotograf Lutz Jäkel, Lamya Kaddor und andere Autoren, wie dieses aussehen könnte – eben wie vor 2011.“

Continue Reading

„Die Schatten des Imperiums“

Brothers in Crime: Lenin und Stalin Foto: Marija Iljinitschna Uljanowa Lizenz: Gemeinfrei

„Russland und der Ukraine-Krieg“ lautet das nächste Thema in der Vortragsreihe des Historischen Vereins und des Stadtarchivs Dortmund: Martin Aust, Professor für osteuropäische Geschichte und Kultur an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, spricht am Donnerstag, 5. Mai, 19 Uhr im Stadtarchiv Dortmund (Märkische Str. 14) über „Die Schatten des Imperium“. Der Eintritt ist frei.

Continue Reading
Werbung

Ruhr Uni diskutiert über Cyberkrieg: „Angreifer können mit wenigen Klicks unsere gesamte Infrastruktur lahmlegen“

Bergbaumuseum Bochum Foto: Christian Nawrot Lizenz: CC BY-SA 3.0


Was erwartet uns in der nahen und fernen Zukunft? Bei den Future Talks treten Nachwuchsforscher mit Bürgerinnen und Bürgern in einen Dialog über so spannende Themen wie Weltraumbergbau oder Cyberkrieg.

Junge Forscherinnen und Forscher, eine tolle Location, aktuelle gesellschaftsrelevante Themen – und all das in einem lockeren Talk-Format statt langwieriger Fachvorträge: Mit diesem Konzept wollen Lisa Cohen und Maximilian Bertamini vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht (IFHV) der Ruhr-Universität Bochum ein Zeichen setzen und den

Continue Reading

„Schade um die Documenta“. Die postkoloniale Drehtür (III)

Documenta Bookshop closed by Kippelboy (CC BY 4.0)

Eine Menschheitsvision tritt ein und BDS heraus. „Der Blick des Globalen Südens“ fällt hinein und eine Documenta heraus mit  –  Stand heute  –  mehr als einem Dutzend BDS-Akteuren und -Apologeten. Mit denen hat Natan Sznaider, selbst Teil der Kassler Performance, eher kein Problem, wohl aber mit einer deutschen Kulturelite, die sich  –  siehe „Initiative Weltoffenheit“  –  ihr trans-nationales Selbstbewusstsein unbedingt von BDS zertifizieren lassen will. Und dabei eine „wirklich kolonialistische Denkstruktur“ beweist, weil sie denkt, sie könne sich „die Documenta einmal von den ‚Leuten aus dem Süden‘ machen lassen und sich dann zurücklehnen und sich das angucken.“  –  Dritter und letzter Teil einer Lese von Natan Sznaiders „Fluchtpunkte der Erinnerung“.

Hier „Weiße“, dort „Nichtweiße“, hier „Kolonisierende“, dort „Kolonisierte“, hier der Westen, dort der globale Süden: In Kunst und Kultur denkt man schon länger geo-ästhetisch, in der Kulturpolitik geo-politisch, so auch in Kassel. Seit 1955 gilt die dortige Documenta als eine der bedeutendsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst weltweit, selbstverständlich sind mit der Berufung eines international respektierten Kurators präzise Erwartungen verbunden.  Bei der Vorstellung von Ruangrupa, dem kuratorischen Kollektiv aus Jakarta, das sich dem postkolonialem Denken verpflichtet sieht, erklärte die Hessische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn (Die Grünen) im Februar 2019: „Die Documenta muss provozieren, sie muss auch immer wieder anstößig sein.“

Continue Reading