Einige Leserinnen und Leser werden unseren Interviewpartner kennen. 60 Mal unterhielten sich die Ruhrbarone über das Corona-Management mit Magnus Memmeler. Wir haben wieder mit dem ausgewiesenen Kenner des „deutschen Katastrophenschutzes“ gesprochen. Anderthalb Wochen nach der Flutkatastrophe wollen wir wissen, was von den lautstark geführten Debatten über Reformen des Katastrophenschutzes und der Alarmierungswege zu halten ist.
Ruhrbarone: Täglich erreichen uns erschütternde Bilder aus den Flutgebieten und irgendwie scheint die akute Einsatzlage sich nicht abzuschwächen. Funktioniert derzeit alles, wie Sie es sich gewünscht hätten oder gibt es da noch Luft nach oben?
Memmeler: Wir haben es als Außenstehende und nicht am Einsatz beteiligte Personen recht leicht, die Lage vor Ort und den Einsatz der Helferinnen und Helfer als Brettspiel zu betrachten und unsere Gedanken hierzu einzubringen. Deshalb möchte ich vorab bemerken, dass ich allen Helferinnen und Helfern vor Ort meine allergrößte Hochachtung für das aussprechen möchte, was in den Schadensgebieten gerade geleistet wird.
Außerdem hoffe ich, dass unser heutiges Gespräch als konstruktive Kritik verstanden wird, die im Nachgang des Einsatzgeschehens und innerhalb der erforderlichen Aufarbeitung eventuell Berücksichtigung findet. Populismus gibt es derzeit schon genug. Was ich vermisse sind ehrliche Aussagen, die anstelle der momentanen Augenwischerei treten müssen.
Erneut müssen wir an dieser Stelle sagen, dass wir hätten besser vorbereitet sein müssen. In der Bundestagsdrucksache 17/12051 „Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012“ wurde der Bundestag am 13.01.2013 ausführlich über ein Krisenszenario mit extremen Überschwemmungen im Bundesgebiet informiert, welches Katastrophenschutzexperten im Auftrag der Bundesregierung durchgespielt haben.