Gewaltlegitimierende Verse in religiösen Schriften steigern Unterstützung für tödliche Gewalt

Haupteingang des WZB am Reichpietschufer 50 in Berlin Foto: Andreas Bliemeister


Extremistische Gewalttäter zitieren oft Verse aus den heiligen Schriften ihrer Religion, die Angriffe auf Feinde des Glaubens erlauben, ja sogar vorschreiben. Auch der jetzt vor Gericht stehende Syrer Abdullah H., der im Oktober 2020 in Dresden ein homosexuelles Paar mit einem Messer niederstach und einen Mann tötete, sagte aus, dass er sich von einer Koran-Sure zur Tat habe inspirieren lassen.

Ob die religiöse Motivation, die extremistische Gewalttäter hervorheben, tatsächlich ursächlich für deren Handeln ist, wird aber vielfach angezweifelt. Nun können die WZB-Forscher Ruud Koopmans und Eylem Kanol erstmals belegen, dass gewaltlegitimierende Verse in religiösen Schriften die Unterstützung für die Tötung von Glaubensfeinden steigern.

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Corona: Leiden ist kein Wettbewerb

Wir alle leiden. (Symbolfoto) (Quelle:Photo by Abishek on Unsplash)

Verschiedentlich liest man in den Gazetten, on- wie offline, dass jene Gruppe oder welche Generation am meisten unter Corona leidet. Bei den einen ist es Vereinsamung, bei den nächsten der verkorkste Start ins Berufsleben und das Studium, die geringen Möglichkeiten Sozialverhalten in Kita und Schulen zu erlernen, die zunehmenden Spannungen im Privaten, die Zunahme häuslicher Gewalt, der Anwuchs psychischer Störungen, das einsame Liegen und Sterben im Krankenhaus und vieles andere mehr.

Ein Wettbewerb ist entbrannt: wer leidet am meisten, wen sollten wir am stärksten in den Fokus unserer Betrachtung nehmen. Dabei ist die Antwort ganz einfach: alle.

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Corona und Katastrophenschutz: Chaos, Schnellschüsse und weitere Todesfälle

Corona in einer Bearbeitung von K. Gercek

Zum 54. Mal seit dem 15. März 2020 unterhalten sich die Ruhrbarone mit Magnus Memmeler.  Bis heute sind 53 Interviews entstanden, die auf den Katastrophenschutz blicken und die Corona-Krise nachzeichnen. Im 54. Interview geht es um Laumanns Gewöhnungspostulat, um irrsinnige Landesregelungen,  um Schulen als Pandemietreiber, um blinden politischen Aktionismus beim Thema Bevölkerungsschutz und einiges mehr. 

Ruhrbarone: Die Bundesbremse ist in aller Munde, die Infektionszahlen steigen bedrohlich und die Intensivmediziner rufen seit Wochen um Hilfe. Irgendwie klingt das alles gar nicht gut. Wie ist die Lage?

Memmeler: Für alle, die lieber einen Spaziergang machen wollen, möchte ich hier einen Post von Karl Lauterbach zitieren, damit diese Damen und Herren sich die Lagebeurteilung ersparen können:

„In den nächsten Wochen werden viele 40-60 Jährige an #Covid versterben. Darunter sind viele Eltern, die hohen Infektionszahlen in Schulen und Universitäten tragen mit bei.
Gleichzeitig kämpft der halbe Bundestag dafür, Ausgang ab 21 Uhr zu erhalten, macht Wahlkampf, nur absurd. Schon jetzt klar: die #Notbremse kommt zu spät, ist zu schwach, wird verwässert.

Es braucht jetzt Mut. Wenige Wochen vor ihrer Impfung sterben Menschen ohne Not in der Mitte ihres Lebens.

Was würde helfen: 1. Impftempo erhöhen, 12 Wochen nur Erstimpfungen. 2. Keine Modellöffnungen. 3. In den Betrieben 2 faches Testen pro Woche als Pflicht. Die Betriebe, denen das zu viel Aufwand ist, müssen bedenken, dass wir sonst in Kürze die Betriebe schliessen müssen.

Die 3. Welle endet weder durch das Impfen noch durch das Wetter, sondern nur im Lockdown. Wieso? Weil wir mit linearem Tempo impfen und die 3. Welle exponentiell anwächst.

Die Betriebe, die nicht testen, verlieren Mitarbeiter durch Covid-Tod. Dazu kommen auch noch ca 14% der Infizierten, die für Monate mit #LongCovid ausfallen. Wie absurd und unmenschlich das alles ist.“

Ruhrbarone: Da hat Lauterbach aber wieder viele Dinge angesprochen, die viele Menschen gar nicht mehr hören wollen. Wie fällt ihre Bewertung denn aus, wenn wir etwas weniger drastisch formulieren?

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Von den Ungerechtigkeiten bei der Vergabe der Corona-Impftermine

3D-Grafik des SARS-CoV-2-Virions Bild: CDC/ Alissa Eckert, MS; Dan Higgins, MAM – This media comes from the Centers for Disease Control and Prevention’s Public Health Image Library (PHIL), with identification number #23312 Lizenz: Gemeinfrei

Ok, es ist Samstag, und daher sind wir hier heute wieder einmal mit unseren Stammlesern weitestgehend unter uns. Ich nutze einmal die günstige Gelegenheit und erzähle euch hier und heute kurz von meinen persönlichen Erfahrungen, die ich bei der Beschaffung eines Corona-Impftermins machen musste. Vielleich ging es euch ja ähnlich, oder aber ihr habt gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Ich bin gespannt.

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Studie: Integration der Türkeistämmigen in Nordrhein-Westfalen stark verbessert


Die Integration der rund 950.000 türkeistämmigen Menschen in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten 20 Jahren erheblich verbessert. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) im Auftrag des Integrationsministeriums. 2019 stimmten 63 Prozent der Aussage voll zu, dass sie sich in Deutschland zuhause fühlen und 27 Prozent teilweise. Im Jahr 2001 gaben 56 Prozent an, sich in Deutschland voll zuhause zu fühlen und 22 Prozent teilweise. Zugenommen haben

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Corona und Katastrophenschutz: Nach dem Brückenlockdown ist vor der Kanditatenkür

Corona in einer Bearbeitung von K. Gercek

Zum 53. Mal seit dem 15. März 2020 unterhalten sich die Ruhrbarone mit Magnus Memmeler.  Bis heute sind 52 Interviews entstanden, die auf den Katastrophenschutz blicken und die Corona-Krise nachzeichnen. Im 53. Interview geht es um das unendliche Regierungschaos, um überfüllte Intensivstationen,  um betriebliche Tests, um einen zackigen Heimatschutz und einiges mehr. 

Ruhrbarone: In der kommenden Woche hätte wieder eine Ministerpräsidentenkonferenz stattfinden sollen. Haben sich die Damen und Herren plötzlich nichts mehr zu sagen? Ist die Lage so stabil, dass es nichts mehr zu regeln gibt? Oder erleben wir nun den von Ihnen bereits angesprochenen Kindergarten der 16 aufmüpfigen Ministerpräsidentinnen und Präsidenten?

Memmeler: Die Lage ist alles andere als stabil. Das RKI registrierte am Freitag 24.097 Corona-Neuinfektionen und somit lag die Inzidenz bei 120,6. Am Donnerstag registrierte das RKI 25.464 Corona-Neuinfektionen und 296 neue Todesfälle. Damit lagen die Werte erneut über denen der Vorwoche und die durch die Ostertage verfälschten Zahlen von Dienstag bis Mittwoch wurden als das relativiert, was sie immer waren – Makulatur, da wir nach über einem Jahr Pandemie noch immer nicht konsequent durch testen und Registrieren.

Wochenenden und Feiertage sind dem Michel halt heilig. Man stelle sich vor, dass Rettungsdienst und Pflegepersonal so handeln würde.

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Corona und Katastrophenschutz: Frohe 2. Corona-Ostern…

Corona in einer Bearbeitung von K. Gercek

Zum 52. Mal seit dem 15. März 2020 unterhalten sich die Ruhrbarone mit Magnus Memmeler.  Bis heute sind 51 Interviews entstanden, die auf den Katastrophenschutz blicken und die Corona-Krise nachzeichnen. Im 52. Interview geht es um die Impfreaktionen bei AstraZeneca, das zu beschleunigende Impftempo , die kostenproduzierende Corona-Warn-App, den möglichen Kollaps der Intensivmedizin und einiges mehr. 

Ruhrbarone: Bei uns gibt es keine verordnete Osterruhe, denn wir denken, dass wir weiterhin deutlich warnen müssen. Was bewegt die Bevölkerungsschützer in dieser Woche und in welcher Lage befinden wir uns aktuell?

Memmeler: Sie haben Recht. Wahrscheinlich ist es erforderlich, das wir hier die Ostermärsche zusätzlich digital bereichern, damit eventuell doch mal ein Signal in die Parlamente dringt, welches zum Nachdenken anregt. Der NRW Ministerpräsident hat ausgerechnet am 1. April verkündet, dass er über Ostern nachdenken möchte. Die Kommentare fielen angesichts dieser Ankündigung und des Datums der Verkündung dieser Revolution entsprechend aus. Während die Inzidenzwerte in Deutschland stetig steigen, will sich CDU-Chef Armin Laschet Gedanken darüber machen, welche Maßnahmen die dritte Welle eindämmen könnten. Tu Dir ruhig die Ruhe an lieber Ministerpräsident Laschet. Das Virus kreuzigt weiter und feiert auch über Ostern täglich Auferstehung.

„Deshalb müssen wir jetzt gemeinsam über die Ostertage nachdenken, was ist denn eine Ersatzmöglichkeit, wo können wir weitere Schutzmechanismen einführen, wo können wir das Leben herunterführen, darüber muss gesprochen werden. Es gibt nur noch nicht die Lösung, wenn Sie mich fragen.“

– Armin Laschet –

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„Multidirektionales Erinnern“: Michael Rothberg und das Barbie-Setting

Palais de Justice in Lyon, Ort des Barbie-Settings | by A.Cilia cc 3.0

Lassen sich Holocaust und Kolonialismus gemeinsam erinnern, die Verbrechen des Antisemitismus und die des Rassismus? „Multidirektionale Erinnerung“, das Buch von Michael Rothberg, wird als „revolutionäre Theorie“ gehandelt. Und dann das.

„Wie hat er uns die Augen geöffnet.“ Aleida Assmann über Michael Rothberg und dessen Einsicht, dass sich Erinnerung vielseitig zusammensetze: „Er hat uns herausgeholt aus einer Mentalität des Denkens, wo eine Erinnerung gegen die andere antritt“, berichtet die Koryphäe der Erinnerungsforschung. Bis 2009, als das Buch des kalifornischen Professors für Literaturwissenschaft [1] in den USA erschien, habe man in ihren Kreisen einen „Kampf der Erinnerungen“ geführt „im Sound des Kräftemessen und der gegenseitigen Auslöschung.“ Dann aber habe Rothberg es ihnen allen ermöglicht, dass „man sich diese globale Ikone des Holocaust aneignen kann, um seine eigene Geschichte besser zu formulieren“.

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Wider den Propheten der Unfreiheit: Richard David Precht

Richard David Precht Foto: Ji-Elle Lizenz: CC BY-SA 4.0

Seit einem Jahr erlebt die Menschheit eine historische Zäsur. Seit einem Jahr erteilt ein Virus eine Lektion in Prioritäten und Wertigkeit. Wohl nie seit dem zweiten Weltkrieg war der weltweite Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung größer als nach einem Jahr Pandemie. Und während es zahllose Menschen unternehmen, schrittweise Möglichkeiten zur Rückkehr in die Normalität zu erarbeiten, wittern auch die Propheten des Zwangs Morgenluft.

Im NDR äußerte der Prophet und Philosoph Richard David Precht, dass er ein „soziales Gesellschaftsjahr“, ein Synonym für eine staatlich verordnete Zwangstätigkeit, gut fände.

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Unstatistik des Monats: Wie wirksam und sicher ist die AstraZeneca-Impfung?

Impfstoff von AstraZeneca Foto: gencat cat Lizenz: CC0


Der Impfstoff von AstraZeneca und der Universität Oxford steht für die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Lockdowns. Er lässt sich in einem normalen Kühlschrank lagern, ist preiswert und hat Großbritanniens Impfkampagne beschleunigt. Doch Mitte März setzte Gesundheitsminister Jens Spahn Impfungen mit AstraZeneca auf Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts vorübergehend aus. Seit der erneuten Zulassung erscheinen zahlreiche Patienten nicht zu den eigentlich knappen Impfterminen. Und nun wurde der Stopp der Standardimpfung bei jüngeren Menschen angeordnet. Diese Unstatistik erklärt, was die Zahlen über Wirksamkeit und Sicherheit bedeuten, was wir noch nicht wissen, und wie man sich selbst ein Bild machen kann.

Die Unstatistik des Monats November setzte sich bereits mit der Frage auseinander, wie Angaben zur „Wirksamkeit“ von Impfstoffen richtig zu verstehen sind. Wir haben eine Flut von Nachfragen erhalten und werden hier anhand der neuesten Studiendaten zur Impfung von AstraZeneca noch einmal vertieft auf diesen schwierigen Begriff eingehen.

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