Spätestens seit Anfang vergangener Woche sind das Corona-Virus und der Verlauf der Epidemie weltweit und auch in Deutschland die Themen, welche die Menschen am meisten interessieren. Und die viel gescholteten Medien zeigen sich verantwortlich und nehmen ihre
Die Vermessung der arabischen Halbinsel
In ihrem neuen Buch „Meine Reise ins Übermorgenland. Allein unterwegs von Jordanien bis Oman“ breitet die Autorin Nadine Pungs ein Mosaik der arabischen Halbinsel aus, real, gegenwärtig und in Myriaden von Nuancierungen schillernd.
Das Suchen der Wahrheit, nicht der Besitz der Wahrheit ist das Wesen der Philosophie. Philosophie bedeutet: auf dem Weg sein. Ihre Fragen sind wesentlicher als ihre Antworten und jede Antwort wird zur neuen Frage, schreibt der Philosoph Karl Jaspers. Welche menschliche Bewegung im Raum könnte dem philosophischen Auf-dem-Weg-sein also mehr entsprechen, als das Reisen? Das Reisen als Suchbewegung nach dem Neuen und Unbekannten ist ein philosophischer Akt.
Nadine Pungs, 1981 im Rheinland geboren, studierte Literaturwissenschaft und Geschichte. Davor, währenddessen und danach tingelte sie jahrelang als Kleinkünstlerin durch die Dörfer und spielte am Theater. Auf der Suche nach Intensität und Schönheit zieht es sie immer wieder in die Welt. Sie engagiert sich als Aktivistin beim Düsseldorfer Aufklärungsdienst für freiheitliche Werte, Säkularisierung und Vernunft. Sie erläutert ihr Engagement: „Der Humanismus kann das Positive im Menschen in den Mittelpunkt rücken und mittels Philosophie, Kunst, Literatur und Wissenschaft fördern.“
Im Kontext von Humanismus und Aufklärung stehen auch ihre Reiseerzählungen.
Allein und mit Neugier im Gepäck macht sie sich Ende 2018 auf den Weg und erkundet die Arabische Halbinsel von Jordanien über Kuwait, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Oman bis an die Grenze des Jemen. Sie reitet mit Beduinen durch die Wüste, übernachtet in Zelten und Wolkenkratzern, spricht mit Gastarbeitern und Geflüchteten. Sie trifft einen Scheich und hat eine Audienz mit einer Prinzessin.
Corona-Virus: Haltet ihr die Maßnahmen des Staates für ausreichend?
Am 27. Januar dieses Jahres gab es in Bayern den ersten bestätigten Corona-Fall in Deutschland. Einen Monat zuvor war die Seuche in China ausgebrochen. Am 23. Januar hatte die chinesische Regierung die Stadt Wuhan abgesperrt.
Zur Stunde wurden in Deutschland 117 Corona-Fälle bestätigt. Mit dem Kreis Heinsberg liegt der größte Infektionscluster in Nordrhein-Westfalen. Das Virus wurde hier auf einer Karnevalsfeier übertragen, was kein Zufall war: Karneval ist ein traditioneller Booster für Grippe-Viren, ihr Übertragungsweg ist mit dem von Corona vergleichbar. Auf die Idee, in diesem Jahr Karnevalsfeiern zu untersagen, kam niemand. Die Frage, ob es geholfen hätte die Verbreitung der Viren zu verlangsamen, müssen nun die Verantwortlichen beantworten.
Dass die Vorbereitung auf Corona längst nicht so gut ist wie behauptet wurde, verwundert nicht
Ich bin ein medizinischer Laie. Ich bin, wie wohl die meisten hier, allerdings an bedeutenden gesellschaftlichen Vorgängen stets interessiert. Und aktuell scheint es nur noch ein Thema in diesem Lande zu geben: Das Corona-Virus!
Dass das Virus sich aktuell gefühlt weitestgehend ungebremst ausbreitet, obwohl lange Zeit von den Verantwortlichen immer wieder öffentlich behauptet wurde, man sei darauf ‚gut vorbereitet‘ und habe ‚die Lage im Griff‘, überrascht mich persönlich nicht.
Erste Ärzte und Apotheken beklagen öffentlich trotz aller gegenteiligen Behauptungen den derzeitigen Versorgungsstand mit Hygieneartikeln usw.. Ohne direkt vom Fach zu sein kann man schon im frühen Stadium dieser sich bedrohlich vor uns aufbauenden Virenwelle in Deutschland erkennen, dass hier seitens der Experten viel orakelt und behauptet wird, was sich schon wenige Stunden oder Tage später als Makulatur erweist.
Trotz aller Beunruhigung über diese Beobachtungen, in Panik gerate ich deshalb nicht. Zumindest noch nicht. Mich erinnert dies nämlich, um ehrlich zu sein, an Erfahrungen, wie ich sie selber schon in den 1990er-Jahren häufiger machen musste.
035 Fußballtalk 1
Robin Patzwaldt und Yannik Stracke besprechen den aktuellen Bundesligaspieltag und einiges mehr. Videobeweis, Kommerzialisierung, das Gladbachplakat, der Kölner Sieg und der BVB sind nur einige Themen. Damit feiern sie ihre Podcastpremiere. Sagt mal, wie ihr das so fandet?
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Griff in die Geschichte: Das Münchner Olympia-Attentat
Die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Jahr 1972 in München hatten den Charakter eines Meilensteins für die junge Bundesrepublik, der nach den nationalsozialistischen Verbrechen eine ungebrochene und positive Identifikation mit der Nation herzustellen sollte. Dass dies nicht gelang, ist nicht zuletzt auf den antisemitischen Terrorakt palästinensischer Terroristen zurückzuführen, bei dem elf Israelis starben. i Ein Gastbeitrag von Jérôme Buske.
Mythos Bildung: Aladin El-Mafaalani stellt sein Buch beim Talk im DKH vor
„Mythos Bildung“ heißt das zweite und aktuelle Buch von Aladin El- Mafaalani, dem Moderator der beliebten Veranstaltungsreihe „Talk im DKH“. Am Donnerstag, 21. Februar wechselt er die Rollen und stellt sein Buch im Dietrich-Keuning-Haus (Leopoldstr. 50-58), vor. Moderiert wird der Talk von Julia Wissert, die ab Sommer 2020 die Leitung des Dortmunder Schauspielhauses übernimmt. Los geht es um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Ein Merkava in Buchform: „Wer, wenn nicht ich“ von Henryk M. Broder
In November 2019 erschien das neueste Werk von Henryk M. Broder: Wer, wenn nicht ich ist der, wenn man die Ironie übergeht, etwas größenwahnsinnige Titel von diesem Buch, das zum Nachdenken anregen soll.
Aus „Anstelle eines Vorworts“:
Dieses Buch ist kein Blick hinter die Kulissen einer Verschwörung, es ist die Zwischenbilanz einer Einwicklung, die vor ziemlich genau vier Jahren mit der programmatischen Vorhersage einer SPD-Politikerin ihren Anfang nahm: „Wir stehen vor einem fundamentalen Wandel. Unsere Gesellschaft wird weiter vielfältiger werden, das wird auch anstrengend, mitunter schmerzhaft sein. Wir werden das Zusammenleben täglich neu aushandeln müssen.“ – Das ist inzwischen der Fall. Das Zusammenleben wird täglich neu ausgehandelt. Zwischen den Anwohnern rund um den Görlitzer Park und den Dealern im Görlitzer Park. Zwischen den Rettungsdiensten der Feuerwehr und des Roten Kreuzes und denjenigen, die sich ihnen in den Weg stellen. Zwischen jenen, die schon länger hier leben, und jenen, die neu dazugekommen sind. Zwischen denjenigen, die vor einem Ende der Welt Angst und denjenigen, die am Ende des Monats kein Geld mehr haben. Dieses Buch ist keine Anleitung zum Handeln, wie sie derzeit von Kreti und Pleti en masse geschrieben werden. Es ist eine Einladung zum Selberdenken, zum Misstrauen gegenüber allen Wegweisern, die sich selber nicht von der Stelle bewegen, und allen Ablasshändlern, die davon leben, dass sie Ängste schüren.
Dresden: Die SED übernahm die Nazipropaganda 1:1
Unser Gastautor Manfred Barnekow hat sich mit den Luftangriffen der Alliierten auf Dresden am 13. Februar 1945 beschäftigt.
Tief im deutschen Osten hat sie schon vor langer Zeit begonnen, die erinnerungspolitische Wende um 180 Grad. Im Mittelpunkt stehen die großen Selbstmitleidsfestspiele in der sächsischen Metropole, die alljährlich um den 13. Februar herum begangen werden und daran erinnern, wie die naiven, strebsamen Bewohner eines barocken Gesamtkunstwerks buchstäblich aus heiterem Himmel mit einem ihnen bis dahin völlig unbekannt gebliebenen Krieg konfrontiert wurden und dabei wahlweise, je nach Gedächtnis und Anlass, 25.000, 40.000, 80.000, 120.000 und auch schon mal 250.000 Bürger von angloamerikanischen Luftgangstern massakriert wurden. Aus Rachsucht, Mordlust und vor allem, um Stalin einzuschüchtern. Dies wäre auf Veranlassung zweier finsterer Deutschenhasser geschehen, des Premiers Churchill, der den Weltmarktkonkurrenten habe ausschalten wollte, sowie des Luftmarschalls Harris, der anstrebte, größter Kriegsverbrecher aller Zeiten zu werden.Wer das für übertriebenen Sarkasmus hält, sehe sich einfach in den Kommentarspalten einschlägiger Seiten um oder tue es sich an, mit Dresdnern darüber sprechen zu wollen. Interessant auch die Empfindlichkeit, mit der die Nachfahren sächsischer Vernichtungskrieger auf den Zynismus reagieren, der sich angesichts ihrer Ausführungen oder Aufführungen unweigerlich einstellt. Es wird an ihren Hirngespinsten nichts ändern, dennoch sollte ab und an die gefühlte Geschichtsfantasie in den historischen Kontext eingeordnet werden.
Moral Bombing
Mit großen Geschwadern gegnerische Städte anzugreifen und den Feind durch pure Zerstörungsmacht zur Kapitulation zu zwingen, gehörte zu den strategischen Grundüberzeugungen aller Seiten. Sie beriefen sich auf den italienischen Vorkriegsgeneral Douhet, der diese Form des Bombenkrieges in den 20er Jahren mit einem seinerzeit Aufsehen erregenden Buch postuliert hatte. Deutsche, Briten, Franzosen, Sowjets, selbst die kleineren Staaten bereiteten in den 30er Jahren ihre Luftwaffen und ihren Zivilschutz genau darauf vor, Daraus lässt sich konkludent schließen, dass eben auch alle bereit waren, diese Art von Kriegsführung als rechtlich einwandfrei anzusehen. Die Deutschen begannen dies schon am ersten Kriegstag umzusetzen. Zudem ist Kriegsrecht internationales Recht und das ist Vertragsrecht. Hält eine Seite sich nicht mehr daran, dann verwirkt sie auch das Recht, sich darauf berufen zu können. Die Deutschen hatten wirklich jedes vorstellbare und unvorstellbare Verbrechen begangen. Ausführlicher ist dies unter Legitimation einer Strategie im Aufsatz Griff in die Geschichte: Operation Gomorrha über die Luftangriffe auf Hamburg im Juli 1943 nachzulesen. Dass sich Harris Strategie als letztlich erfolglos erwies, weil die Zerstörungen die deutsche Kriegswirtschaft nicht nachhaltig genug schädigten und 55.000 gefallene tapfere Fliegerbesatzungen in keinem Verhältnis zum Ergebnis standen, macht den Versuch, den Krieg allein aus der Luft zu gewinnen, nicht illegitim. Den Krieg hatten die Deutschen begonnen, das Kriegsrecht hatten die Deutschen außer Kraft gesetzt, den Krieg konnten die Deutschen durch Kapitulation jederzeit beenden. Die Deutschen und keinesfalls Adolf Hitler allein.
Die Kriegslage aus deutscher Sicht
Im Februar 1945 war keiner Seite die objektive Lage so klar wie den Deutschen. Das Reich hatte seinen Krieg bereits im Winter 1941/42 vor Moskau verloren, während gleichzeitig die Japaner die USA in den Krieg zwangen. Hitler hatte das verstanden, wie Jodl nach dem Krieg bezeugt hat. Seither wurden die Gegner stärker, die eigenen Ressourcen immer schwächer. Im Spätsommer 1944 war alles für jeden sichtbar verloren. Die Front im Westen war zusammengebrochen, die stärksten Divisionen waren zerschlagen, auch der Sieg bei Arnheim änderte daran nichts. Im Osten gab es die größten Niederlagen der deutschen Kriegsgeschichte, der Kern des Heeres verschwand in Weißrussland und Rumänien, die Verbände, die verblieben, waren keiner neuen Offensive gewachsen. Die Luftwaffe hörte auf zu bestehen, die Truppe ging nach dem Verlust der rumänischen Ölquellen und der Zerstörung der Hydrierwerke durch die USAAF zu Fuß oder stieg auf das Fahrrad um. Das Ende stand jetzt bevor, jeder Truppenführer, jeder einigermaßen denkende Mensch wusste das. Der Irrsinn der Ardennenoffensive, deren Erfolg davon abhängig war, amerikanische Nachschubdepots unversehrt zu erobern, um die Panzer noch betanken zu können, konnte deutlicher nicht machen, dass die Kapitulation unausweichlich war und sie eher früher als später erfolgen würde. Am 12. Januar 1945 griff die Rote Armee die deutschen Restverbände an und rollte einfach durch sie hindurch, es gab nichts, sie aufzuhalten, ihre Überlegenheit war 10:1 bei den Soldaten, 20:1 und mehr beim Material, ob Panzer, Artillerie oder Flugzeuge. Dass sie an der Oder Halt machte, nicht gleich bis Berlin weiter zu fahren vermochte, war Folge der Rache ihrer Soldaten, die einen entsetzlichen Krieg ohne jeden Urlaub hinter sich hatten, durch die verbrannten Dörfer ihrer Heimat vorgestoßen waren, ausgehungerte Menschen und Massengräber gesehen. Die Deutschen hatten ihre Verbrechen sichtbar hinterlassen. Doch auch wenn die Motive für Rache und Plünderung nachvollziehbar waren, sie schwächten die Kampfmoral und ließen bei den Besiegten noch einmal letzte Kräfte aufwallen. So dauerte es bis April, bis der letzte Todesstoß erfolgte. Dass er aber erfolgen würde, daran hatten das Bunkergespenst und seine Generäle so wenig Zweifel, wie die Bevölkerung von Dresden. Aber sie kapitulierten nicht, sie führten den völlig sinnlosen Krieg weiter. Das weitere Sterben verantworteten ganz allein sie. Ihre Führer entschieden sich dafür, das Ende bis zum Letzten auskosten zu wollen, das Volk folgte. Sie verloren dabei mehr Menschen, als in allen Kriegsjahren davor.
Die Wundertüte
Auf Seiten der Westalliierten konnte man dagegen zu vorsichtigeren Beurteilungen kommen. Mit neuen Waffen, unausgereift und nur in minimaler Anzahl vorhanden, bedeutungslos für das Kriegsgeschehen, erschreckten die Nazis ihre westlichen Gegner noch einmal, die von der zu vernachlässigenden Größenordnung dieser Waffen keine Vorstellung hatten. „Die Deutschen haben ihr Land in eine Wundertüte verwandelt“, schrieb Pierre Clostermann, französischer Jagdflieger in Diensten der RAF, in seinem Buch „Die große Arena“ über eine Begegnung mit einer Do 335. Düsenjäger, deren Modernität und Kampfkraft einen Quantensprung der Entwicklung der Fliegerei darstellten, V1 Marschflugkörper und V2 Raketen, Lenkbomben und Flugabwehrraketen eröffneten ein neues Zeitalter. Niemand konnte sagen, was Nazideutschland noch in der Hinterhand hatte. Aus der Sicht von Anfang 1945 ist Churchill, Roosevelt und ihren Truppenführern, gerade aus der Ardennenschlacht, die sie vollkommen überraschte, herausgekommen, das Ausmaß ihres totalen Sieges nicht bewusst. Mit verbissenem Fanatismus bekämpften die Wehrmachtssoldaten die langsam wieder zur Offensive übergehenden Amerikaner und Briten. Jeden Tag starben deren Soldaten, erst nach der Rheinüberquerung im März wird Hitlers fanatischen Kriegern an der Westfront bewusst werden, dass sie für nichts als ein tieferes russisches Vordringen ihre Haut zum Markte tragen. Damit gewann plötzlich die Strategie des schon gescheiterten Harris neue Aktualität, nämlich den Deutschen klar zu machen, dass sie durch das Weitermachen die Größe ihrer Katastrophe nur verschlimmerten. Das Ammenmärchen von den mühelos zum Sieg marschierenden Angloamerikanern, die gleichsam nebenbei zur Erbauung eine Kulturmetropole nach der anderen anzünden, gilt den historisch Verdummten und ihrer Sehnsucht nach Umdeutung der Vergangenheit.
Dresden als strategisches Ziel
Zu den weiteren beliebten Legenden um Dresden gehört die der unschuldigen Schönheit an der Elbe, deren Bewohner sich vor allem deshalb sicher fühlten, weil sie nichts zum Krieg beitrugen. Im Februar 1945 war die Ostfront 150 km an Dresden herangerückt. Ein Zentrum der deutschen Etappe war eine der größten Garnisonstädte des Landes, Dresden, gleichzeitig Verkehrsknotenpunkt. In Dresden wurde Nachschub produziert, verteilt, wurden Truppen herangeführt, Dresden war ein bedeutendes militärisches Ziel. Die Sowjets, denen das wohlbekannt war, hatten bei der kurz zuvor stattfindenden Konferenz in Jalta ausdrücklich darum gebeten, dass die westlichen Luftflotten sie durch die Vernichtung der hinter der Front liegenden deutschen Städte aus der Luft unterstützen. Der Angriff auf Dresden geschah nicht, um Stalin zu erschrecken, sondern auf seinen ausdrücklichen Wunsch. Stalin war sich der Luftmacht seiner Verbündeten ohnehin vollkommen bewusst, er hatte sie seit Jahren erlebt, so leicht war er nicht zu beeindrucken. Natürlich hatten die Briten keine genauen Ankündigungen gemacht, schon deshalb nicht, weil ihre Planungen sich nach den Möglichkeiten richteten. An jenem 13. Februar herrschte in ganz Deutschland schlechtes Wetter, lediglich über Dresden war der Himmel aufgeklart. Deshalb wurde diese am Faschingsdienstag angegriffen, mit dem ganzen Können, das die RAF sich in fünfeinhalb Kriegsjahren angeeignet hatte. Natürlich boten die Briten dafür alles auf, was sie hatten. Die Vorstellung, dass die Royal Air Force mitten in einem Weltkrieg, der mehr als 50 Millionen Opfer forderte, nicht mit letzter Entschlossenheit kämpfen würde, ist selbst für die Nazinachgeborenen der 3. Generation ziemlich naiv. Die Ursachen der totalen Entfaltung des Feuersturms am 28.07.1943 in Hamburg waren die Blendung der Abwehr im Verbund mit einem eingeschränkten, dicht bebauten Zielgebiet und einer durch einen ungewöhnlich langen, heißen Sommer vorgeheizten Stadt gewesen. Im Februar `45 war die Abwehr schwach geworden, weil die Nachtjagd kaum Benzin mehr hatte und die vorgeschobenen Radaranlagen am Kanal längst erobert waren, die Flak in Dresden ausgedünnt. Der Sommer ließ sich durch das Experiment des Doppelangriffs im Februar simulieren. Der erste Angriff verwandelte die Innenstadt in ein Flammenmeer, die Stadt war heiß, als der zweite, der Hauptangriff, erfolgte. Die Barockstadt wurde zerstört, weil die Royal Air Force es konnte, niemand formulierte es treffender als Felix Kellerhoff 2017 in der Welt.
Das deutsche Morden bis zum letzten Tag
Auch in Dresden hatte das Volk des Vernichtungskrieges nur die Wahl, in den Kellern gebacken oder im Feuersturm auf den Straßen verbrannt zu werden. Es kann kein Zweifel daran bestehen, dass es auch Unschuldige traf, Kinder, Nazigegner, Verfolgte. Krieg ist unerbittlich, kein Kricketspiel mit Regeln, das Sterben wahllos. Doch die überwältigende Mehrheit der Opfer lässt sich schmerzlicher Weise mit den Bezeichnungen, Täter, Profiteure und Zuschauer charakterisieren. Natürlich war das auch ihr Krieg gewesen, besonders in den Jahren der Siege, natürlich waren die Juden Dresdens unter den Augen der Bürgerschaft in den Gastod transportiert worden, natürlich hatten sich die Einwohner danach auf das Eigentum der Deportierten gestürzt. Die Deutschen führten ihren Krieg auch deshalb bis zum bitteren Ende weiter, um bis zur letzten Stunde das Mordwerk fortführen zu können. Kein KZ wurde einfach dem vorrückenden Gegner überlassen, überall wurden die halbtoten Sklaven auf Todesmärsche geschickt, die Zusammenbrechenden erschossen, andere in Scheunen lebendig verbrannt, die SS brachte sie in Lager, in denen sie ohne jede Versorgung Hunger und Seuchen überlassen wurden. Bergen Belsen war nur eines, die Mordart des Nichtstuns eine der finstersten Erfindungen der kreativen Täter zum Ende hin. Während sie für sich selber in den bombardierten Städten Rücksicht und Mitleid einforderten, töteten die Deutschen ihre Opfer unbarmherzig, manchmal wie im Rausch.
Erst in den letzten Jahren thematisiert wurde das Phänomen der Endzeitverbrechen der ganz normalen Bevölkerung. Im Chaos des zusammenbrechenden Reiches geschah es nicht selten, dass der Zufall die Zurückgetriebenen befreite, weil die Wachen flohen, zu schwach waren, die oft offenen Eisenbahnwaggons strandeten. In jedem dieser Fälle spielte sich dasselbe ab. Polizei und Partei der umgebenen Orte statteten die Bürger, in hohem Anteil die Jugendlichen, mit Waffen aus, die erbarmungslos die Freigekommenen zu jagen begannen und jeden, dessen sie habhaft werden konnten, das waren bei den Orientierungslosen, schon fast Verhungerten meist so gut wie alle, erschossen, auch wenn die Alliierten kaum einen Tagesmarsch entfernt waren. Die Zivilbevölkerung war kein Opfer der Diktatur. Hitler hätte zum Schluss drei Kriege geführt, schrieb Sebastian Haffner in seinen Anmerkungen zu Hitler. Jenen Krieg, den man den zweiten Weltkrieg nannte, seinen ureigenen Krieg zur Ermordung des europäischen Judentums und am Ende einen gegen das eigene Volk, dem er vorwarf, verloren zu haben. Mit Nerobefehlen, der Ardennenoffensive, die nur den Sowjets nützte, dem rücksichtlosen Vorgehen gegen Aufgeben von Soldaten und Befehlshabern, dem festen Willen, die Deutschen in seinen Untergang mitzunehmen. Es ist bezeichnend, dass signifikanter Widerstand und Verweigerung nur bei diesem dritten Krieg zu beobachten war, nur dort, wo es der deutschen Zivilbevölkerung an den eigenen Kragen ging, begann sie von der Fahne zu gehen, ohne dabei vom Töten geflohener KZ-Insassen abzulassen. Es konnte für das Bomber Command keinen Grund geben, sie zu schonen, es konnte keine Veranlassung erkennbar sein, auf Gnade zu hoffen.
In jenen Februartagen schickte sich die Gestapo an, die letzten deutschen Juden zu deportieren, nach Theresienstadt, in Ermangelung anderer noch in eigener Hand befindlicher Zielorte. Es waren die bisher verschonten jüdischen Ehepartner sogenannter Arier, die zu ihnen gehalten hatten. Auch dies wurde in allen deutschen Städten durchgeführt. In allen, außer in Dresden. Hier verhinderte es die RAF.
Propaganda
Die Luftangriffe der ersten Monate 1945 trafen nicht nur Dresden. Würzburg, Düren, vor allem Pforzheim wurden ebenso und noch schlimmer getroffen. Warum also dieses alljährliche Spektakel an der Elbe, warum wird Dresden zum Höhepunkt des Bombenkrieges stilisiert, der es tatsächlich nicht einmal war?
Dresden fällt in die Zeit, da die Niederlage offensichtlich war, die bisherige Propagandalinie des Geheimhaltens des Ausmaßes der Verluste aufgegeben werden konnte, zugunsten einer Wende hin zur Anklage. Dresden, bisher unzerstört, ließ sich dazu noch als Kulturbarbarei darstellen, es galt als eine der schönsten Städte Europas, der Angriff zog sofort die Aufmerksamkeit des neutralen Auslands auf sich. Goebbels ergriff die Gelegenheit. Die im Gegensatz zu anderen Städten sträflich schlecht vorbereiteten Behörden standen vor einem Chaos aus Trümmern und Leichen, da auch noch Flüchtlinge in der Stadt waren, war Anfangs das Ausmaß schwer abzuschätzen. Bald war von 40.000, von 80.000 dann von über 100.000 Toten die Rede. Die Behörden bekamen vergleichsweise schnell eine Übersicht, die gefundenen Leichen wurden gezählt, auch jene, die auf Scheiterhaufen in den Straßen verbrannt wurden, was natürlich einen ungeheuren Eindruck hinterließ. Man kam im März auf 18.000, rechnete hoch, wie viele noch in den Kellern sein konnten und kam auf 20.000 bis 25.000. Goebbels ließ die Fotos der Scheiterhaufen freigeben und hängte eine Null dran. So entstand der Mythos Dresden.
40 Jahre DDR taten ihr übriges. Die SED übernahm die Nazipropaganda 1:1. Bis 1989 war Dresden gerade auf der linken Seite ein Mittel zur Diskreditierung des Westens. Ulrike Meinhof tat sich in der Bundesrepublik damit hervor. Am 13. Februar 1970 wurde in München das jüdische Altersheim angezündet. Sieben Menschen verbrannten, Überlebende der Shoah. Ob es rechte oder linke Verbrecher waren, die diese Tat begangen hatten, bleibt weiterhin unerforscht, vieles spricht inzwischen für die Täterschaft von Fritz Teufels Tupamaros München. Augenfällig, wenngleich nie erwähnt ist, dass es der 25. Jahrestag des Angriffs auf Dresden war. Der Hass auf alles Westliche verbindet Rote und Braune, mit Dresden ließ sich ein Kriegsverbrechen der Alliierten erfinden, worin er sich manifestieren konnte. Die Russen, die den Angriff in Jalta gefordert hatten, wandelten die Wahrheit in die Mär um, sie wären der eigentliche Adressat gewesen, um sie einzuschüchtern. Der Mix aus der unvorbereiteten Einwohnerschaft, der Kulturdenkmäler, der verzehnfachten Verlustzahlen und des angeblich schon beendeten Krieges, machte die besondere Anfälligkeit der Vernichtung Dresdens für eine Jahrhundertpropaganda aus.
Nur kurz war die Periode der Nüchternheit, in der gemeinsam mit den noch lebenden britischen Fliegern gedacht wurde und eine Historikerkommission genau auf jene Zahlen kam, die die Gaubehörden schon im März 1945 vorlegten. Heute wird dem seltsamen Bedürfnis vieler, die Jahrzehnte nach dem Krieg geboren sind und nichts müssten, als ein düsteres Erbe zu akzeptieren, nach Aufrechnung nachgekommen. Je länger der Krieg entfernt ist, desto dringender wird der Wunsch, die Vorfahren wären Opfer, nicht Täter gewesen, jene, die mit Waffengewalt den furchtbarsten Feind der Zivilisation besiegten, nicht besser als dieser gewesen. Dresden, in diesen Jahren ohnehin ein Zentrum antiwestlichen Denkens in Deutschland, ragt wie selbstverständlich dabei heraus. Der Mythos bleibt.
Es ehrt die Briten, dass sie nach Dresden Selbstzweifel bekamen. Doch der Luftangriff, gerade weil er nicht nur einem Bahnhof, sondern ebenso der Brechung der Moral einer Bevölkerung galt, die nicht aufhören wollte, Krieg zu führen und Massenmorde zu begehen, war ein grauenvolles aber legitimes Kriegsmittel.
Zeitreise durch das BOGESTRA-Land
Der ÖPNV im Ruhrgebiet ist ja bei den Ruhrbaronen immer wieder ein besonders heiß diskutiertes Thema. Auch deshalb, weil die meisten Verkehrsunternehmen im Pott nur rund um den eigenen Kirchturm unterwegs sind. So jedenfalls einer der Hauptkritikpunkte. Eine durchaus löbliche Ausnahme ist da die BOGESTRA. Dieses Unternehmen wurde 1896 in Berlin von den Städten Bochum und Gelsenkirchen sowie dem Unternehmen Siemens gegründet, dessen Gründer Werner Siemens auf der Berliner Gewerbeausstellung 1879 die erste elektrische Bahn fahren ließ – immerhin 90.000 Besucher sollen sich in vier Monaten die 300m im Kreis haben fahren lassen.
Von unserem Gastautor Thomas Weigle
Noch war Strom nicht weit verbreitet, erst in den 1889er Jahren begann der Siegeszug der Elektrizität. Neben der der Industrie wurden auch immer mehr Privathaushalte an das Stromnetz angeschlossen-jedenfalls in den (Groß)Städten. Die Firma Siemens&Halske baute 1894-1896 die erste U-Bahn des Kontinents in Budapest, die rechtzeitig zur Milleniumsfeier 1896 in Ungarns Hauptstadt eingeweiht wurde. Ab 1896 baute die Firma auch die erste U-Bahn in Berlin, die 2002 eingeweiht wurde, nein, 1902 natürlich, war ja nicht der BER: von der Warschauer Straße zum Potsdamer Platz bzw. zum Bahnhof Zoo. Am Gleisdreieck-noch ohne Bahnhof ,verzweigte sich die Linie.