Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass Fixierungen in Psychiatrien zukünftig nur noch auf richterliche Anordnung durchgeführt werden dürfen. In den meisten Bundesländern reichte hierfür bislang ein Unterbringungsbeschluss aus. Der Betroffene wurde also durch einen Richter gegen seinen Willen auf einer geschlossenen psychiatrischen Station untergebracht, somit bereits seiner Freiheit beraubt. Ob weitergehende Maßnahmen – etwa das Einschließen in einem Zimmer oder eben die Fixierung an einem Bett – notwendig waren, entschieden die Ärzte.
Ich habe selbst als Psychiater lange auf geschlossenen Stationen gearbeitet und diese Praxis nicht in Frage gestellt. Schließlich hat ein Richter bereits festgestellt, dass die betroffene Person aufgrund ihrer psychischen Erkrankung für sich oder andere gefährlich ist und ihre Freiheit eingeschränkt werden muss.
Özil verdrängte Flüchtlinge, und die Flüchtlinge davor den Islam als gesellschaftliches Hauptdiskussionthema. Manchmal, ganz selten, so häufig, wie man einen Schlumpf in einem stillen Wald lachen hört, gab es auch breite Diskurse irgendwann über kaputte Straßen, schlechtes Telefonnetz, Internetausbau, fehlende Kitaplätze, Wohnungsbau, Bürokratieabbau, digitalen Wandel, das Gesundheitssystem, die Steuerbelastung und Altersarmut.
Und dann gibt es noch die Themen, über die man wirklich nicht spricht.
Am gestrigen Mittwoch, hat der Europäische Gerichtshof in Luxemburg entschieden, dass Organismen, die durch Mutagenese entstanden sind, unter die GVO-Regulierung fallen und somit denselben Zulassungsvorraussetzungen unterliegen, wie bisherige gentechnische Methoden.
Mutagenese. So lautet der Fachbegriff für die Veränderung von Erbgut, ohne dass man Artfremde DNA von außen einbringt. Das bekannteste Werkzeug zur Mutagenese ist ohne
Heute vor 75 Jahren kam der Feuersturm der Operation Gomorrha über Hamburg nieder. Die Strategie dies britischen Luftwaffenchefs Arthur Harris fand ihren Höhepunkt. Ein Gastbeitrag von Manfred Barnekow.
“Es war der Tag, an dem es nicht hell wurde”, meine Mutter hat diesen Satz immer gesagt, wenn ich sie nach den Julitagen im Jahre 1943 fragte. Sie wohnte weit davon entfernt, in einem Randbezirk im Nordosten Hamburgs, auf den nie eine Bombe fiel, aber unauslöschlich blieb der Morgen im Gedächtnis. Der Hamburger kann überall auf die Vernichtung seiner Stadt treffen, wer in einem der vielen Quartiere lebt, die vollkommen ausgelöscht wurden, stößt darauf selbst im Alltag, zum Beispiel wenn er in der aus Trümmersteinen errichteten Wohnung einen Dübel in die Wand bringen will und entweder schon beim Ansetzen des Bohrers einen Krater hervorruft oder kaum drei Millimeter hineinkommt, wenn das W-LAN des Spitzenrouters nach zwei Wänden einen Repeater braucht und sich die Frage stellt, was in diesen Mauern eigentlich enthalten ist.
Legitimation einer Strategie
„There are a lot of people, who say that bombing can never win a war. Well, my answer to that is, that it has never been tried yet and we shall see.” sagt Arthur Harris. Das war sein Auftrag, es wurde seine Mission und am Ende seine Obsession. Um den Luftkrieg zu verstehen, muss man mit Douhet anfangen. Giulio Douhet war ein italienischer Luftwaffengeneral der Zwischenkriegszeit, beeindruckt von den deutschen Luftangriffen auf London im ersten Weltkrieg und den alliierten Gegenideen, postulierte er, künftige Kriege würden aus der Luft entschieden, allein damit, dass riesige Bomberflotten die feindlichen Städte auslöschten und den Gegner damit zur Kapitulation zwängen. Ein Visionär des Schreckens, der bereits 1930 starb und seine Verwirklichung nie erlebte.
Alle Seiten des Krieges verstanden sich als seine Schüler. Die Deutschen begannen den Krieg auf diese Weise, um 04:30 Uhr am 01. September 1939 auf eine polnische Kleinstadt namens Wieluń, militärisch wertlos auf eine schlafende Zivilbevölkerung mit weit über 1000 Toten. Ein bis dahin beispielloses Kriegsverbrechen, es geschah im Frieden ohne Kriegserklärung. Über Warschau lässt sich streiten, Rotterdam war ein zwar ein irrtümlicher, schon abgesagter Angriff, aber im Ursprungsbefehl exakt als „moral bombing“ geplant, “kapituliert ihr Niederländer nicht, dann äschern wir die Stadt ein”. Mit den ersten Angriffen auf London hatte die deutsche Seite sich für den Versuch entschieden, im Westen Douhet zu realisieren. Ein ganzes Land sang den überaus populären Schlager von den Bomben auf Engelland. Es misslang, weil die Ressourcen große Flotten viermotoriger Bomber nicht zuließen, scheiterte vor allem aber, weil die englische Zivilbevölkerung sich nicht demoralisieren ließ. 50.000 zivile Tote kostete der nur neunmonatige Versuch, England durch vernichtende, rein auf zivile Ziele gerichtete Luftangriffe mit unzureichenden Flugzeugen zum Frieden zu zwingen. Danach wurden die deutschen Bomber im Osten gebraucht. Die Umsetzung der Theorie vom alles entscheidenden Bombenkrieg wurde von der deutschen Seite als Mittel der Kriegsführung eingeführt. Am Vorabend der Schlacht, ohne jede taktische Bedeutung, wegen der die Eroberung behindernden Trümmer sogar kontraproduktiv, war der Terrorangriff auf Stalingrad am 23.08.1942 mit wahrscheinlich 50.000 Toten der verheerendste in Europa. Der Versuch von Arthur Harris, zu beweisen, dass Douhet funktioniert, war schon deshalb legitim.
Der Krieg der Alliierten aber war ein Krieg gegen einen bis dahin nicht gekannten Feind der Menschheit, der ihn als Vernichtungskrieg zur Versklavung der Völker Osteuropas führte, mit Massenerschießungen an der polnischen Führungsschicht begann, im Entwurf des Russlandkrieges die Ermordung vom 30 Millionen Einwohnern vorsah, was nur an der Niederlage vor Moskau scheiterte, der die 11 Millionen Juden Europas, die mit dem Krieg überhaupt nichts zu tun hatten, systematisch zu ermorden trachtete und 6 Millionen hinschlachtete. Mord, Versklavung und Raub war deutsches Kriegsziel und deutsche Kriegsmethode. Nicht nur Adolf Hitler führte diesen Krieg, es war das gesamte deutsche Volk, von den Möbeln der Deportierten, den Jobs als Herrenmenschen bei der Verwaltung Osteuropas, der Ausplünderung der besetzten Gebiete, bis zur aktiven Mordteilnahme. Deutschland hatte jedes vorstellbare und unvorstellbare Kriegsverbrechen bis 1942 begangen, sich außerhalb eines zivilisatorischen Minimums bewusst begeben, jedes Anrecht darauf verloren, sich auf irgendein Kriegsrecht zu berufen.
Windows oder Perfektion einer Vorbereitung
Arthur Harris wurde im Februar 1942 mit dem Kommando über die Bomber betraut, gleichzeitig mit der Area Bombing Directive, der Anweisung zum Flächenbombardement. Eine neue Strategie hatte den dafür besten Mann an die Spitze gesetzt, der sogleich damit begann, die Ziele in die Praxis umzusetzen. Die ersten Experimente trafen Lübeck und Rostock. Schon für den ersten sogenannten 1000 Bomber Angriff war als Ziel Hamburg vorgesehen, das schlechtes Wetter führte zur Änderung. Die Großangriffe begannen über Köln.
Das Bomber Command lernte, verfeinerte das Vorgehen. Um den Besatzungen die Orientierung am Ziel zu ermöglichen, wurden die Pfadfinderverbände geschaffen. Besonders erfahrene Piloten flogen den Verbänden voraus, sie warfen Leuchtbomben ab, im Volksmund bald Christbäume genannt, markierten das Ziel weithin sichtbar. Bereits die Experimentalangriffe auf Lübeck und Rostock hatten gezeigt, dass keine Angriffswirkung so durchschlagend wie das Feuer ist. Um dies auch auf Städte ohne historische Stadtkerne zu übertragen, wurde eine spezielle Bombenmischung entwickelt. Es begann mit den Luftminen, gewaltigen Sprengbomben, die Häuserblöcke zerstören konnten, vor allem in ganzen Straßenzügen die Dächer von den Gebäuden fegen, damit dann die Stabbrandbomben hineinregneten. Diese kleinen, kaum einen halben Meter langen Stäbe enthielten ein Benzolgemisch, das eine 15 Minuten brennende Stichflamme zu entzünden vermochte, sie waren vergleichsweise einfach zu löschen, selbst eine Patsche genügte. Ihr Geheimnis bestand im hunderttausendfachen Abwurf in die offenen Dächer, dazu Phosphorbomben und zwischendurch Sprengbomben, um die Feuerwehr in den Bunkern zu halten.
In Casablanca beschlossen Churchill, Roosevelt und ihre Spitzenmilitärs die Point Blanc genannte Gesamtkonzeption der amerikanischen Tagesangriffe auf Punktziele und der britischen nächtlichen Bombardierungen. Da eine Invasion vorerst nicht möglich war, sollte die Sowjetunion mit einer Offensive aus der Luft entlastet werden. Tatsächlich bestand die Einigung mehr in der Theorie, weiterhin waren beide Verbündeten von der Richtigkeit ihrer jeweiligen Idee überzeugt und beschränkten die Gemeinsamkeiten auf das unbedingt Notwendige, zumal die 8. USAAF erst im Aufbau war, während das Bomber Command seinen Höhepunkt erreichte, dazu stand jetzt ein Flugzeug zur Verfügung, das wie kein anderes das Folgende repräsentieren sollte – die Avro Lancaster.
Die deutschen Gegenmaßnahmen hielten technisch mit. Eine Kette Würzburggeräte genannter Radaranlagen entlang der Küsten warnte früh, Deutschland wurde in kleine Regionen unterteilt, in denen jeweils eine Leitstelle einen Nachtjäger an einen Bomber führte, was man Himmelbettverfahren nannte, effektiv, aber starr. Die Nachtjäger waren bestausgebildete Blindflugspezialisten, die der RAF schon zu dieser Zeit große Verluste zuzufügen in der Lage waren. Der gewaltige Schlag, in dem Harris all seine Erfahrungen zusammenzufassen gedachte, bedurfte weiterer besonderer Zutaten.
Der Bomberstrom war die erste Entwicklung. Bisher flogen die Bomber weitläufig auseinander gezogen ihre Ziele an. Die Briten hatten das Verfahren der Nachtjagd durchschaut und konterten es, indem sie nun ihre Bomber zusammengefasst hintereinander fliegen ließen, nicht so eng wie bei Tagesangriffen, das Himmelbettverfahren, auf einsame Bomber ausgerichtet, konnte jedoch nicht mehr funktionieren.
Das große Geheimnis hieß Windows, der Tarnbegriff für Stanniolstreifen, die dem Radar die Bilder von fliegenden Objekten vortäuschen konnten und damit die Abwehr erblinden ließen. Ohne voneinander zu wissen, hatten Deutsche wie Briten das schon zu Kriegsanfang erkannt, Düppelstreifen war die deutsche Bezeichnung. In der Sorge, dem Kriegsgegner das Geheimnis zu verraten wurde beiderseits jede Anwendung verboten. Die Deutschen untersagten sogar jede Forschung an Gegenmaßnahmen, um den Kreis der Wissenden so klein wie möglich zu halten. Bereits am 28. Februar 1942 gelang es einem Kommandounternehmen eine Würzburg Radaranlage an der französischen Küste fast vollständig zu demontieren, ein überzeugter Nazifeind, Oberleutnant Schmitt vom NJG (Nachtjagdgeschwader) 3 flog am 9. Mai 1943 mit seinem Ju 88 Nachtjäger samt Liechtensteingerät, des neuesten Bordradars, nach England. Nun ließ sich das Stanniol genau auf die Radarfrequenzen abgestimmt zuschneiden.
Den dritten entscheidenden Faktor konnte Harris nicht beeinflussen. Einen Sommer, wie er nur selten vorkommt. Der gesamte Juli in Hamburg kannte nur Sonnenschein und Temperaturen zwischen 28° und 34°. Der Boden war aufgeheizt und ausgetrocknet.
Gomorrha nannte der Luftmarschall mit grimmigem Sinn für die biblische Parallele das Unternehmen. Der Ort des unsagbar Bösen, vernichtet durch das Feuer vom Himmel.
Operation Gomorrha
791 Bomber flogen am 24.07. über die Nordsee an, drehten bei Helgoland auf Hamburg. Don Bennet, Gründer und Kommandeur der Pfadfinderverbände führte selbst. Die Nikolaikirche, der höchste Turm Hamburgs, war das Ziel. Als die Stanniolstreifen herausgeworfen wurden, bildeten sie Wolken im Radar, 12.000 Bomber, die sich kaum bewegten, zeigten die Geräte an, die Höhen nicht erkennbar. Die Leitstellen waren hilflos. Die Nachtjäger fanden nicht zu ihren Zielen, Flak und Scheinwerfer bekamen keine Daten, sie schossen blindes Sperrfeuer. Die Pfadfinder trafen dennoch nicht präzise wie geplant. Ihre Markierungen fielen in verschiedene Quartiere des Hamburger Westens, Teile von Altona, St. Pauli, Eimsbüttel und der Innenstadt gingen in Flammen auf. Die Wucht allein aber war derart stark, dass die Feuer den folgenden Morgen verdunkelten und erstmals nicht bis zum Abend zu löschen waren. Aus den glühenden Kellern flüchteten die Menschen auf die brennenden Straßen, ein Angriff wie die vorgehenden auf Köln, nur schätzen kann man die Totenzahlen, sie lagen bei etwa 1500, der Feuersturm wenige Tage danach machte genaue Zählungen unmöglich. 12 Bomber verlor die RAF, Windows hatte sich bewährt. Hamburg war schwer getroffen.
Im Sinne der gemeinsamen Strategie beteiligten sich am Folgetag auch die Amerikaner. Es waren nur 110 bis 150, die einen Zielangriff auf den Hafen führten. Der erste Großeinsatz der 8. USAAF unter ihrem Kommandeur Ira Eaker. Die Fliegenden Festungen machten die böse Erfahrung, dass sie keine Festungen waren, dem entschlossenen Angriff der Tagjäger nicht standhalten konnten. Die Kampfgruppe 379 verlor 15 Maschinen, zahllose kamen beschädigt zurück, zum nächsten Angriff mussten andere antreten, die Luftwaffe büßte lediglich 6 Jäger ein. Aber sie zeigten auch die Überlegenheit der amerikanischen Vorgehensweise, die Beschädigungen im Hafen waren trotz der Rauchsäule, die das Zielen behinderte, verheerend. Die Kapazität der Werften, der U-Bootproduktion wurde nachhaltig eingeschränkt.
Harris gab der Stadt Zeit, auch am nächsten Tag gab es eine amerikanische Bombardierung des Hafens, diesmal nur ungefähr 80 Bomber. Der dritte Angriff ein Störangriff, während die Lancaster auf Essen zielten, warfen sechs Mosquito Schnellbomber Sprengbomben in der Nacht zum 27.07. auf Harburg, ohne Menschenverluste.
Es ist die Nacht vor 75 Jahren, vom 27. auf den 28. Juli 1943, die in die Geschichte des 2. Weltkriegs und in die Stadtchronik Hamburgs eingehen wird. Die Folgen der vorhergehenden Bombennächte hatten die Stadt über die Sommerhitze hinaus aufgeheizt. 739 Bomber konnte Harris einsetzen, nur 17 wird er verlieren. Der Zielpunkt war wieder der Nikolaiturm, der Anflug erfolgte über die östlichen Stadtbezirke. Diesmal lagen die Zielmarkierungen enger, die Bombardierung begann um 0:55 mit einer Heftigkeit, die selbst erfahrenen Feuerwehrleuten unbekannt war. Es funktionierte alles, die engen Wohnblocks fingen schnell Feuer, es entzündete sich der Feuersturm. Schon durch die Aufheizung des Wetters stieg die Luft schnell auf, die Wolkenschichten durch die vorherigen Feuer verlangsamten die Abkühlung und ließen den Luftstrom sehr hoch steigen, die Brände am Boden, die sich zügig zu einem einzigen Flammenherd vereinigten, verbrauchten den Sauerstoff, frische Luft wurde in die Brandgebiete eingesogen, wie in einem Kamin auf der einen Seite stieg die heiße Luft nach oben, wie ein Sauger zogen an den Seiten die brennenden Stadtteile den Sauerstoff wieder hinein, wilde Feuerorkane, deren Geschwindigkeiten, die denen von Taifunen geglichen haben sollen, rissen alles mit sich, verbrannten die, die sie trafen, im Nu zu Asche. Feuerwirbel tanzten durch die Straßen, ein niemals gekanntes Inferno, auch für jene, denen das Phänomen des Feuersturms nicht neu war. Die Bewohner hatten die Wahl in den Kellern, deren Mauern zu glühen begannen, gebacken zu werden oder in den Feuersturm hinein zu fliehen. Das Volk des Vernichtungskrieges verbrannte in seinen Kellern, Häusern und Straßen. Die Ambivalenz des Ganzen schildert niemand so eindrucksvoll wie Wolf Biermann, dessen Vater zur selben Zeit in Auschwitz ermordet wurde, der auf den Schultern seiner Mutter durch den Kanal in Hammerbrook getragen wurde, nachdem er gesehen hatte, wie andere im weich gewordenen Asphalt stecken blieben und den Hitzetod starben.
Nichts war mehr wie zuvor, kein Notfallszenario darauf eingerichtet. Die Hilfskräfte und ihre Stäbe waren zum Teil selber tot, die Räumung der Stadt wurde angeordnet. Die Moorweide wurde Sammelpunkt, ein böser Sarkasmus der Geschichte, denn im vorherigen Jahr waren hier die Juden Hamburgs zusammengetrieben worden, um sie zu den Mordplätzen zu verbringen, nach Lodz, nach Minsk, nach Auschwitz. Der Luftkrieg war eine bittere, überlegte und kalkulierte Kriegsstrategie, doch das schlechte Gewissen seiner Opfer ließ diese in großer Anzahl daran denken, dass es die gerechte Vergeltung gewesen sein könnte. Zwischen 30.000 und 35.000 starben in jener Nacht, genauer wird es nicht zu beziffern sein, Hans Brunswig, der als Hauptmann der Feuerwehr dabei war und der lakonische Chronist wurde, schätzte knapp 35.000, gesamt für die Gomorrha-Operation etwa 37.000 bis 38.000.
Der sechste Angriff traf Barmbek, 29./30. Juli. Noch enger legten die Pfadfinder die Leuchtmale, die Zerstörung des Feuersturms wiederholte sich nahezu, aber die Zahl der Verluste lag eher bei 1000, die meisten Bewohner waren am Vortag geflohen, was die Feuerentwicklung förderte, weil der Selbstschutz nicht mehr vorhanden war. Im Bunker des völlig zerstörten Kaufhauses Karstadt ersticken 370, die dort Schutz gesucht hatten, weil sich im Kohlenkeller die Vorräte entzündeten. Die unversehrten Leichen, die wie eingeschlafen ausgesehen haben sollen, hinterließen auf die Überlebenden mitten im Chaos einen besonderen Eindruck. Ein kleines Denkmal am Mundsburg erinnert daran.
Das Finale war wie aus der Hexenküche, die Wolken des Feuersturms regneten sich in wilden Gewittern ab, als in der Nacht zum dritten August die RAF zum Abschluss startete. 35 ihrer Flugzeuge gingen verloren, die Orientierung war kaum möglich, die Wolken verdeckten die Zielmarkierungen, vielen Bomben fielen auf die Wiesen im Umland. Fast 10.000t Bomben waren geworfen worden, die errechnete Zielmenge für die Ausschaltung einer Stadt.
Konsequenzen und Scheitern
Hamburg traf das Nazireich in einer erschütternden Gesamtlage. Die Alliierten waren auf Sizilien gelandet, Mussolinis Absetzung lag in diesen Tagen, bei Orel brach die sowjetische Gegenoffensive los. Nie in der Geschichte war bis dahin eine Millionenstadt und Industriezentrum vollständig ausgeschaltet worden. Hamburg kann in der Tat als der größte Erfolg des englischen Luftkrieges bezeichnet werden. Es war die Moral der Naziführung, die das erste und wohl auch einzige Mal ins Wanken geriet. Vom verlorenen Krieg wurde ungeniert gesprochen, Speer erklärte, noch vier oder fünf solcher Städtevernichtungen und die Kapitulation wäre unvermeidlich. Nachdem es nicht einmal drei Wochen danach dem Bomberkommando gelungen war, die Raketenversuchsanlage in Peenemünde zu zerstören, beging der Generalstabschef der Luftwaffe, ein treuer Nazi, Selbstmord. Harris, der glaubte, die Invasion vermeiden zu können und nur aus der Luft den Krieg zu gewinnen, war seinem Ziel niemals so nahe, wie in jenen Monaten.
Aber jedem Höhepunkt folgt der Abstieg. Harris hatte drei Dinge falsch eingeschätzt. Die vernichtenden Schläge demoralisierten die Bevölkerung nicht, sie schweißten auch nicht zusammen. Es war eine dritte Reaktion, die Apathie, das nur auf das nächste Überleben gerichtete Handeln. Zudem waren die Ausgebombten auf die Hilfsorganisationen der Nazipartei auf Gedeih und Verderb angewiesen, abhängig. Es gab kein Potential für eine Auflehnung. Zum anderen vermag ein Regime der absoluten Unmenschlichkeit Kräfte zu entfalten, die der Zivilisation fremd sind. Es trieb die KZ Gefangenen zum Entschärfen der Blindgänger, Räumen der Straßen, Abriss der einsturzgefährdeten Ruinen, Bergen der Brandleichen und Anlegen der Massengräber, zur Reparatur der Fabriken, mehr als 15.000 wurden insgesamt eingesetzt, weit mehr als 3.000 starben. Von den Evakuierten kamen viele wieder, die sich in Ruinen, Kellern und provisorischen Hütten einrichteten. Hammerbrook, der am schlimmsten betroffene Stadtteil wurde Sperrgebiet, mit einer Mauer umgeben. Bis in die 90er Jahre dauerte es, bevor hier wieder ein Stadtbild erkennbar wurde. Am Ende des Jahres 1943 war 80% der Industrieproduktion wieder erreicht.
Der größte Fehler des Luftmarschalls war sein unbeirrter Glaube, von nun an Hamburg und die Operation Gomorrha wiederholen zu können. Er übersah dabei die eigene perfekte Vorbereitung, die diesen einen Schlag ermöglichte und unterschätzte die ausgeschaltete deutsche Verteidigung. Sie konnte sich durch ihn aus ihrem starren Denken lösen und reagierte ungeheuer schnell. Waren es erst unter dem Namen Wilde Sau bekannt gewordene Tagjäger, die im Licht der Scheinwerfer während der Bombardierungen trotz Flakfeuer Ziele suchten, wurde zügig ein hochprofessionelles Verfahren entwickelt. Die durch die Stanniolwolken ankündigten Bombergeschwader wurden vom Bodenradar erfasst, die Jäger hingeführt, damit sie mit Bordradar selber die Ziele suchten. Windows ließ sich durch Frequenzänderungen darüber hinaus entschärfen, die Flak hatte wieder Koordinaten. Die britischen Verluste erreichten schwer erträgliche Höhen. Harris, der über Berlin den Krieg beenden wollte, musste erkennen, dass dies bei anderem Wetter, stärker werdender Verteidigung und breiten Alleen unmöglich war. Gewaltige Zerstörungen ja, der Feuersturm aber war nicht zu wiederholen. Am 30. März 1944 verlor er beim Nürnberg Raid 106 Bomber, 545 Mann, mehr als die RAF in der gesamten Luftschlacht um England.
Auch die amerikanischen Verluste steigerten sich, bis sie bei Schweinfurt und Regensburg Größen erreichten, dass eine Pause eingelegt werden musste. Aber die USAAF zog Konsequenzen. Ein Langstreckenjäger, der die Bomber bis an ihre Ziele begleiten konnte, wurde entwickelt, in solchen Massen produziert, dass die Luftwaffe keine Chance hatte. Die deutsche Tagjagd starb zwischen April und Juni 1944. Harris musste sich widerwillig nach Nürnberg bis zum Herbst an der Ausschaltung der französischen Infrastruktur beteiligen, die maßgeblich für den Erfolg der Invasion war.
Harris kannte nichts, als immer wieder dasselbe zu versuchen. Der Bombenkrieg wurde zur Geschichte eines immer verbissener an seiner Idee festhaltenden Mannes und seiner tapferen Flieger, die den ungeheuren Blutzoll von 55.000 Gefallenen zahlten, ohne dass dies nachhaltig die deutsche Kriegsführung schädigte. Der Krieg wurde tatsächlich aus der Luft gewonnen, von den Amerikanern mit ihren gezielten Angriffen auf die Rüstungsindustrie, die Infrastruktur und vor allem die Hydrierwerke, was den Deutschen zeitgleich mit der Eroberung der rumänischen Ölfelder den Treibstoff ausgehen ließ. Alle Versuche Harris darin einzubeziehen, scheiterten. Starr hielt er an seinem Projekt fest, verweigerte sich dem Eingeständnis des Irrtums, der bedeutet hätte, zu realisieren, seine Flieger erfolglos dem einsamen Tod am nächtlichen Himmel ausgeliefert zu haben. Erst bei Kriegsende gelangen wieder Feuerstürme, die Deutschen hatten ihre Radaranlagen an den Küsten verloren, die Nachtjäger kein Benzin mehr. Dresden, Würzburg und vor allem Pforzheim wurden mit voller Berechtigung der Vernichtung anheimgegeben, um den Deutschen, die verbrecherisch den sinnlosen Krieg weiterführten, zu zeigen, dass sie kapitulieren müssen. Sie allein verantworten die Toten, denn sie hörten auch jetzt nicht auf.
Ironie der Geschichte, Douhet behielt doch Recht. Die Amerikaner, deren strategischer Luftkrieg in Europa ihn widerlegte, waren es, die über Japan mit Hilfe der Atombombe den Krieg aus der Luft gegen Städte zum Erfolg führten. Es bedurfte nur ganz anderer Waffen als Harris sie hatte und Douhet sie sich vorstellen konnte.
Bereits vor einigen Wochen war Grieger-Langer an uns Ruhrbarone herangetreten und hatte die Abgabe einer Unterlassungserklärung gefordert. Da wir jedoch keine Substanz im Schriftsatz sahen, zudem ja die Fußball-WM lief, und das Wetter einfach auch mal echt gut war, hatten wir Besseres zu tun, als zu unterschreiben.
Wir haben dann nie wieder etwas von Grieger-Langers Rechtsbeistand gehört. Auch nach dem Auslaufen der gesetzten Frist. Wir denken nicht, dass sich daran etwas ändern wird.
Die Auseinandersetzungen über die Postmoderne und Identitätspolitik sind der Hintergrundsound nahezu alle Debatte, die unsere Gesellschaft in den vergangenen Jahren geprägt haben. Ob die Rechte ein völkisches Denken propagiert, eine postmoderne Linke sich für das Recht Burka zu tragen ausspricht oder wir nicht mehr über Klassen reden, sondern über Religionszugehörigkeiten und Völker hat damit zu tun. Doch spätestens seit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten 2016, dem Durchmarsch der Rechtspopulisten und immer hysterischen Debatten über politische Korrektheit an den Hochschulen und der wachsenden Bedeutung von Religionen ist klar, dass Identitätspolitik verheerende Wirkungen hat: Die liberalen und linken Kräfte sind vor lauter Anbetung des Diversitätsfetisches kaum mehr in der Lage, so etwas wie Gesellschaft überhaupt noch zu erkennen. Mühsam über Jahrhunderte erkämpfte Rechte werden auf dem Altar des Relativismus geopfert. Menschenrechte? Eine Idee alter, weißer Männer. Säkularisierung? Mangelnde Achtung vor religiösen Identitäten. Die Verhüllung von Frauen in Burka? Ein Zeichen ihrer Abwendung von der allgegenwärtigen Sexualisierung und ein Zeichen ihrer Selbstbestimmung.
Geschichte und Ideologien über die man streiten kann werden von Erzählungen abgelöst, die nebeneinanderstehen und von denen jede angeblich Respekt verdient. Ein Streben nach Wahrheit und Erkenntnis, so unvollständig beides auch bleiben muss, wird aufgegeben. Identitätspolitik ist dabei, Demokratie und Aufklärung zu vernichten.
Verfolgen die Lügen der Suzanne Grieger-Langer noch einen Zweck, oder sind sie einfach schon zur Gewohnheit geworden? In den letzten Wochen haben wir über die falschen und irreführenden Angaben der selbsterklärten „Charakter-Profilerin“ mehrfachberichtet. Und sie lügt schamlos weiter. Ein Gastbeitrag von Bärbel Schwertfeger (auch hier erschienen).
Michael „Mike“ Jovy – Ein vergessener Widerstandskämpfer, Diplomat und Gerechter unter den Völkern. Von unserem Gastautor Roland Kaufhold.
Es war ein höchst außergewöhnliches illegales Treffen zweier junger Menschen, die nachts in einem Stollen eines Außenlagers zu regelmäßigen Gesprächen über die Möglichkeit des Widerstandes gegen die Nationalsozialisten zusammenkamen: Der Edelweißpirat Jean Jülich und der neun Jahre ältere Jugendbündler Mike Jovy. Der spätere Diplomat Jovy erinnert sich: „1943 befand ich mich auf einem Außenkommando des Zuchthauses Siegburg. Ein
Einen Tag, nachdem MBA Journal die zahlreichen Falschangaben der „Charakter-Profilerin“ Suzanne Grieger-Langer bekannt gemacht hatte, startete sie mit Hilfe des „Experten für Selbstinszenierung“ Falk S. Al-Omary eine „Transparenzoffensive“ und legte erstmals eine Art Lebenslauf vor. Darin bestätigt sie – vermutlich ungewollt – ihre bisherigen Lügen und wirft neue Fragen zu ihrer Kompetenz auf. Von unserer Gastautorin Bärbel Schwerdtfeger, auch hier erschienen.
Am 28. Mai berichtete MBA Journal von den zahlreichen Unstimmigkeiten und falschen Angaben der „Charakter-Profilerin“ Suzanne Grieger-Langer. So warb sie damit, „Dozentin und Lehrbeauftragte der renommiertesten Wirtschaftshochschulen Europas“ zu sein und dort „für die Fakultäten Wirtschaftswissenschaften und Gouvernance (Anm: richtig müsste es natürlich Governance heißen) die evolutionäre wie revolutionäre Führung, Betrugsprophylaxe und Profiling“ zu lehren.
Anlass für die Recherche war ein peinliches Interview bei Spiegel Online. Dort erklärte sie, dass sie große Unternehmen bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiter berät und sich dabei alle möglichen Daten aus dem Internet hole – was aus Datenschutzgründen nicht zulässig ist. Vor allem wenn es sich um persönliche Daten handelt, die nichts mit dem Job zu tun haben. So behauptete sie in einem Artikel der „Süddeutschen Zeitung“, dass sie auch Körperform, Frisur, Brillentyp und Stimme analysiere. Sogar Graphologie gehört offenbar zu ihrem Repertoire.
Im Dezember berichtete MBA Journal über die falschen Angaben der „Charakter-Profilerin“ Suzanne Grieger-Langer zu ihren angeblichen Lehraufträgen an Business Schools und Hochschulen. Doch das war nur die Spitze des Eisbergs. Die selbsternannte Expertin für Betrugserkennung entpuppt sich zunehmend als Hochstaplerin. Es entlarvt in diesem Crosspost Bärbel Schwertfeger.
„Suzanne Grieger-Langer ist Dozentin und Lehrbeauftragte der renommiertesten Wirtschaftshochschulen Europas. Dort lehrt sie für die Fakultäten Wirtschaftswissenschaften und Gouvernance (Anm: richtig müsste es natürlich Governance heißen) die evolutionäre wie revolutionäre Führung, Betrugsprophylaxe und Profiling“, steht auf ihrer Website.
Dass ihre angeblichen Hochschultätigkeiten nicht immer stimmen, berichtetet MBA Journal bereits im Dezember. Nachdem die „Charakter-Profilerin“ vor kurzem von Spiegel online in einem absurd-peinlichen Interview promotet wurde und weiter wird, lohnt ein genauerer Blick auf die „Betrugsexpertin“. In dem Interview schildert sie, wie sie „auf Grundlage von Datensammlungen große Unternehmen bei der Einstellung neuer Bewerber“ berät.
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