Einen Oberbürgermeisterkandidaten – repräsentativ, politisch geschickt, mit Zukunft… So einen suchen im Moment etliche CDU Kreisverbände im Ruhrgebiet.
Konrad Adenauer Foto: Wikipedia
So einen wie Konrad Adenauer. Der "Alte" begann seine Laufbahn als Kommunalpolitiker – bei seiner ersten Wahl zum Kölner OB 1917 war Adenauer der jüngste Oberbürgermeister einer deutschen Großstadt. Und aus ihm sollte ja noch was werden… . Wahrscheinlich wäre die Union in vielen Städten des Ruhrgebiets schon mit Kandidaten zufrieden, die nicht ganz an den Parteigründer heranreichen, aber auch da ist im Moment Schmalhans Küchenmeister und die Auswahl gering: Dortmund, Bochum, Gladbeck, Bottrop – acht Monate vor der Kommunalwahl im kommenden Jahr diskutieren die Christdemokraten in vielen Städte noch darüber, wen sie ins Rennen schicken wollen. Die Sozialdemokraten sind da weiter. Selbst für Himmelfahrtskommandos wie die Kandidatur gegen den Duisburger OB Adolf Sauerland (CDU) haben sie schon jemanden gefunden. Anders dagegen die Situaton in Dortmund. Zwar wurde kurzfristig schon vor Monaten eine Kandidatin präsentiert, kurz darauf aber schon wieder zurückgezogen. Dabei sind die Chancen der Union im kommenden Jahr gar nicht schlecht. Die SPD steht allein durch die Kandidatur der Linkspartei unter Druck. Auf zweistellige Ergebnisse können Lafontaines Jünger in den meisten Städten hoffen. Stellen sie eigene Kandidaten auf, könnten sie der SPD zumindest ein paar Prozente abnehmen – wenn auch, wie die OB-Wahl in Düsseldorf gezeigt hat, die Bäume auch für die Linkspartei wohl nicht in den Himmel wachsen. In vielen Städten ist die Union wohl irritiert – die Traditionalisten fürchten wohl mit Kandidaten, die nicht genau der Parteilinie entsprechen, die eigene Identität zu opfern. Kleinlich werden wohl potentielle Interessenten auf ihre Programmtreue hin untersucht. Auch zieren sich häufig die angesprochenen Hoffnungsträger: Mal bestehen sie darauf, nur ohne parteiinternen Gegenkandidaten anzutreten, wie in Essen geschehen, oder wollen die Garantie nach einer verlorenen Wahl zumindest Fraktionsvorsitzender zu werden. Das Beispiel des Marler CDU-Bürgermeisterkandidaten Claus Peter Philippi, der nach der verlorenen Wahl 2004 noch nicht einmal ein Ratsmandat erhielt und von seiner Partei seit der Niederlage, er erreichte mit 23,1 % nur den dritten Platz, ignoriert wird, wirkt wohl immer noch abschreckend.
Dumm nur für die Union, dass sie ohne gute Kandidaten auch bei der Wahl der Räte schlecht aussehen wird: Zum letzten Mal für lange Zeit werden im nächsten Jahr Bürgermeister- und Ratswahl gemeinsam ausgetragen – ein schlapper Kandidat kostet so gleich Stimmen im Rat. Dabei nutzt neben der momentanen Schwäche der SPD auch die fragwürdige Neuregelung des Wahlgesetzes, die dafür sorgt, dass es keine Stichwahl um den OB-Posten mehr geben wird, eigentlich der Union – 2004 wäre Oliver Wittke mit dieser Regelung OB in Gelsenkirchen geblieben. Dort hat die CDU übrigens einen Kandidaten gefunden. Norbert Mörs wird gegen Amtsinhaber Frank Baranowski antreten. Seine Chancen dürften eher gering sein, aber das sagte man beim letzten Mal auch über Baranowski und 1999 über Wittke.