Nach Erfurt und Hamburg bewegt sich die alte Schildkröte CDU auf einmal mit einer Geschwindigkeit, die man ihr gar nicht mehr zugetraut hätte. Anders als bei der betagten Tante SPD haben offenkundig ein paar Christdemokraten aus der ersten Reihe Lust, die Partei zu führen und die Kanzlerschaft anzustreben.Unser Gastautor Ansgar Lange ist CDU-Fraktionsgeschäftsführer im nordrhein-westfälischen Remscheid.
Bei dem Weg der notwendigen inhaltlichen und personellen Erneuerung sollte die Staatspartei der Bundesrepublik aber ein paar einfache Regeln beherzigen. Jede Partei braucht eine Seele. Am kalten Feuer der völligen Ideologiefreiheit können sich weder Mitglieder, Wähler noch Funktionäre dauerhaft wärmen. Der konservative und der wirtschaftsliberale Zweig der deutschen Christdemokratie waren immer ein wichtiger Bestandteil der Volkspartei CDU. Man könnte diese Klientel auch allgemein bürgerlich nennen.
Kritiker sagen, Angela Merkel und ihr innerer Machtzirkel hätten diese Stammkundschaft in den vergangenen Jahren auf Bundesebene mit einer Mischung aus Verachtung und völligem Desinteresse betrachtet. Im Zweifel war die eher links oder grün zu verortende Laufkundschaft wichtiger als die „treuen Seelen“ der Partei. Doch jeder Kaufmann weiß: Eine solche Rechnung geht nie auf. Irgendwann kommt es zum Crash. Wer permanent und ausschließlich der Laufkundschaft gute und passende Angebote macht, die Stammkundschaft aber verachtet und links liegen lässt, der kann am Ende den Laden zu machen.
Soweit darf es nicht kommen. Denn Deutschland braucht die Union. Wohin sollen bürgerliche Wähle denn sonst gehen? Etwa zur One-Man-Show von Christian Lindner, der nach Erfurt nicht zum ersten Mal sehr unglücklich agierte? Oder zur links gewendeten SPD unter Eskabo und dem vom Sozialismus träumenden Langzeitstudenten Kevin Kühnert? Oder zu den Grünen, die unter der ganzen bürgerlichen Schminke die alte Verbotspartei geblieben sind? Die AfD kann schon mal überhaupt keine Alternative sein, „weil sie völkische und rechtsextreme Figuren nicht konsequent ausschließt und kein verlässliches Programm hat“, wie Benedict Neff zutreffend in der NZZ schreibt.
Vom eigenen Kurs wich die von Angela Merkel lange Zeit geprägte CDU kein Jota ab. Erschwerend ist hinzugekommen, dass man den Parteifreunden und Wählern „den eigenen Kurs nicht mit einem Mindestmaß an Empathie“ (so Eckart Lohse in der FAZ) erklärte. Vielleicht rührt das daher, dass man Zeitgeistsurfen und Opportunismus – als asymmetrische Demobilisierung verklärt – kaum in Gefühle gießen kann.
Mit den kantigen Persönlichkeiten verschwand auch das Profil der Partei. Jetzt ist wieder beides gefragt: Persönlichkeiten mit Ecken und Kanten und ein klarer Kurs, der nicht nur darauf abzielt, dass die Beliebtheitswerte der Kanzlerin in die Decke schießen, sondern das die Partei wieder lebt.
Politik ist was für Profis. Es scheint, in der Partei gibt es noch einige dieser Profis, die die alte Kaufmannsregel beherrschen, wonach erst die Stammkundschaft und dann die Laufkundschaft kommt. Befolgt sie diese alte Kaufmannsregel nicht, dann gibt es keinen Grund, warum die CDU nicht das Schicksal der siechenden SPD erleiden sollte.
Da bei der CDU nicht die Mitglieder, sondern die Funktionäre das Sagen haben, wird es am Ende wohl auf Armin Laschet hinauslaufen. Er muss das Label „Merkelianer“ dabei so schnell wie möglich loswerden und auch den wirtschaftsliberalen und konservativen Flügel seiner Partei wieder mehr zu Wort kommen lassen. Vielleicht gelingt ihm das im Tandem mit Jens Spahn. Dass alle der bisher genannten möglichen Kandidaten für höhere Weihen in der Partei aus dem Industrieland NRW kommen, muss nicht die schlechteste Voraussetzung sein, dass sie künftig nicht auf Orchideenthemen setzen. Wenn nicht, dann steht mehr als die Karriere des Rheinländers Laschet und des Westfalen Spahn auf dem Spiel, sollten sie das innerparteiliche Rennen machen.
CDU: „Stammkundschaft geht vor Laufkundschaft“
Selten so gelacht! Was sich heute CDU nennt ist die Fortsetzung von Linksgrün mit anderen Mitteln. Siehe Thüringen.
Kriegt er einen Nobelpreis? Martin Nowak. Neben Selektion und Mutation hat er das Streben der Philogenese auf einen ständig höheren Grad der Organisatition nachgewiesen: Kooperation. Welch ein Erlösung bei allen den schlechten Menschen- und Parteibildern.
Davon wissen die sog Volksparteien nichts. Die parteilichen Eigensuchtsocken geben dem Altruismus keine Chance im eigenen Machtstreben. Die Demokratie wurde nicht weiterentwickelt; der politische Meinungsbildungsprozess in Partei und Gesellschaft wurde abwürgt.
Nun werden CDU und SPD abgestraft.
Übrigens: Strafen sind nicht kostenlos. Das muss einfach einkalkuliert werden, wenn es 9_13 zur Kommunalwahl NRW 2020 am 13. Sept 2020 heißt. Ich bin bereit, meine Mitwähler an den Kosten zu beteiligen: die Verthüringung von Duisburg, Ruhrgebiet und NRW.