Die Finanzkrise erwischt auch die Studenten im Ruhrgebiet. Allen voran der Wirbel um eine angekündigte Erhöhung der Zinsen durch die staatliche KfW-Bank verunsichert die lesenden Geldempfänger. „Wenn Studenten sich für den Studienkredit interessieren, versuchen wir ihnen vom KfW-Darlehen abzuraten, da es deutlich günstigere Angebote gibt“, sagt schon Petra Karst vom Studentenwerk der Universität Duisburg-Essen.
von Gastautorin: Olga Kapustina
Das Problem liegt in einer verunglückten Öffentlichkeitsarbeit der angeschlagenen Bank. Zunächst verkündete die KfW, die Darlehen an Studenten würden teurer. Ab Oktober 2008 sollten sieben Prozent auf je Lernkredit gezahlt werden. Damit würden die Kosten für das Büffeln um bis zu 4500 Euro teuer – verglichen mit dem Start des Angebots im Jahr 2006. Damals mussten die Studenten nur 5,2 Prozent Zinsen zahlen.
Der Spiegel mutmaßte bereits Mitte Oktober, dass die Anhebung der Zinsen zum Teil auf das miese Geschäft des Geldhauses mit der US-Investmentbank Lehman-Brothers zurückgeht. Die KfW hatte 350 Mio Euro an die Amerikaner überwiesen, obwohl diese schon Pleite waren. Ein KFW-Sprecher bestritt diese Version.
Trotzdem hatte der Bericht Wirkung. Nur einen Tag nach dem Spiegel-Text ruderte die KfW-Bank überraschend auf Druck des Bundesbildungsministeriums zurück. Statt einer Erhöhung auf sieben Prozent sollten nur noch 6,5 Prozent auf die Darlehen ab Anfang Oktober gezahlt werden. Die Mehrkosten je Student belaufen sich damit über das ganze Studium gesehen auf rund 3200 Euro- verglichen mit dem Ursprungsangebot. „Da es derzeit teurer ist, sich Geld auf dem Kapitalmarkt zu besorgen, musste die Bank die Zinsen erhöhen“, sagte ein KfW-Sprecher.
Die Pressemitteilung der Bank war überschrieben: „Bildungsministerium und KfW stärken Attraktivität der Bildungsfinanzierung.“ Für einen Studenten, der sich für den KfW-Kredit entschieden hat, mag das spöttisch klingeln. Der Zinssatz wird nicht etwa reduziert – er steigt nur weniger stark. Im September lag er noch bei 6,29 Prozent. Und noch immer ist die Obergrenze nicht erreicht. Für diejenigen, die einen Studi-Kredit bei KfW bis Oktober 2008 abgeschlossen haben, kann der Zinssatz noch bis zu 8,9 Prozent steigen. Für neue Kreditnehmer liegt die Zinsobergrenze ab 1. Oktober 2008 schon bei 9,29 Prozent. Nach 15 Monaten kann auch diese Obergrenze fallen.
Von Anfang hatte der Pauk-Kredit eine Geschmäckle. Als vor zwei Jahren Studiengebühren eingeführt wurden, brachten Banken auf Studenten zugeschnittenen Darlehen auf den Markt. Es ging darum, an den zukünftigen Akademikern zu verdienen. Eines der besten Angebote war damals laut Finanztest das Darlehen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Die Bank startete ihren Studienkredit im April 2006 mit einem Zinssatz von 5,2 Prozent. Der Slogan hieß damals: „Studentenfutter für alle“.
Über 43.000 Lernende nahmen das Angebot an – und ärgern sich jetzt überwiegend. Denn das Darlehen kann über einen variablen Zinssatz zweimal im Jahr teurer werden. In den USA und in Spanien sorgten diese ständig steigenden variablen Zinsen für den Zusammenbruch der Immobilienmärkte.
Auch Markus Weber aus Essen hat sich bereits 2003 (drei Jahre vor dem KfW-Angebot) auf ein Lottospiel mit Zinsen eingelassen, um die Abschlussphase seines Studiums zu finanzieren. Bei der deutschen Ausgleichsbank (DtA) nahm er einen Kredit zum Satz von 3,4 Prozent auf. Inzwischen wurde seine Bank von der KfW übernommen und sein Kredit in einen Studi-Darelehen umgewandelt. Nun muss mehr als Doppelte für sein Auskommen bezahlen. Weber: „Es ist eine Frechheit, dass die Zinsen so schnell steigen. Es wird wahrscheinlich einfacher, einen anderen Kredit aufzunehmen, um KfW-Darlehen direkt zu begleichen.“
Zum Glück sind die Leute im Ruhrgebiet heute ein wenig klüger. Das Studentenwerk in Essen teilte mit, dass in diesem Semester noch kein Antrag für ein KfW-Darlehen eingegangen ist. Das Studentenwerk ist einer der Vertriebspartner der Bank.