Kulturell wurde in Duisburg in diesem Spätsommer einiges geboten: Das Hafenfest in Ruhrort, das Stadtfest und das Weinfest in der Innenstadt, ein klassisches Konzert mit den Duisburger Philharmonikern und der Besuch von Chris Norman erfreuten in den letzten Wochen die Duisburger.
An diesem Wochenende findet in Duisburg ein weniger erfreuliches Event statt. Das Timing und der Veranstaltungsort könnten unpassender nicht sein: Seit letztem Freitag wird, bis heute Abend, das Chinafest veranstaltet.
Kurz vor dem Gipfeltreffen zwischen dem Generalsekretär der kommunistischen Partei Chinas, Staatspräsident Xi Jinping, und dem russischen Despoten Wladimir Putin zeigt Duisburg, wo sich die Stadt in der aktuellen Krise sieht:
Irgendwie nicht so ganz auf der Seite der Demokratie und der Freiheit.
Chinesische Propaganda-Show in Duisburg
Das Konfuzius-Institut – ein Propagandainstrument der Kommunistischen Partei Chinas – in Bonn frohlockt auf seiner Website:
Es ist wieder soweit! Die vier Konfuzius-Institute aus NRW (Bonn – Düsseldorf – Duisburg-Metropole Ruhr – Paderborn) feiern nach zweijähriger Pause gemeinsam mit vielen anderen China-Initiativen ein Chinafest! Drei Tage lang werden zahlreiche rote Zelte und Pagoden den König-Heinrich-Platz in Duisburg schmücken. Vom 9. bis bis 11. September laden wir Sie recht herzlich ein, mit uns zu feiern und ein Stück China in Deutschland zu erleben.
Im Veranstaltungsportal duisburglive.de freut sich der Veranstalter des China-Spektakels, die Duisburg Kontor GmbH, über das aktuell stattfindende Event:
Duisburg, das Tor nach Europa und bedeutender Knotenpunkt der neuen Seidenstraße, wird anlässlich der 40-jährigen deutsch-chinesischen Städtepartnerschaft mit Wuhan ein Chinafest in Duisburg ausrichten. Bei diesem Veranstaltungshighlight sollen insbesondere die Themen kultureller Austausch, Landestypisches in Form von Speisen und Getränken aber auch moderne Aspekte wie Smart bzw. Digital-City im Vordergrund stehen.
Stolz zu sein, ein „bedeutender Knotenpunkt“ bei Chinas Anstrengungen, seinen Einfluss auf andere Staaten auszuweiten – die Bezeichnung „Neue Seidenstraße“ klingt natürlich weniger bedrohlich: Das ist zumindest teilweise verwirrend.
Zum Event selber kann ich nichts schreiben: Ich war spätabends am Samstag vor Ort, um Bildmaterial zu sammeln – und habe das Event ansonsten ignoriert. Aus naheliegenden Gründen, die dem Veranstalter offensichtlich komplett egal waren.
Dass dieses Event überhaupt veranstaltet wurde: Es ist in der aktuellen Situation für mich unbegreiflich.
Das Timing ist unpassend. Nur ein Russlandfest wäre in der aktuellen Zeit noch deplatzierter: Die Zeit für die Stadt, dieses noch in diesem Jahr in Duisburg auf die Beine zu stellen, ist zum Glück knapp.
Schlechtes Timing
In der kommenden Woche treffen sich der russische Despot Wladimir Putin, der seit Februar mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine beschäftigt ist, und der chinesische Machthaber Xi Jinping in Usbekistan:
Bei diesem Treffen geht es sowohl um wirtschaftliche, als auch um militärische Kooperation, der beiden autoritären Staaten. Das sich beide Länder in einem Systemstreit mit der freien Welt sehen, ist hinlänglich bekannt.
Die Kooperation zwischen China und dem Aggressor Russland, sie wäre ein guter Grund gewesen, das Chinafest abzublasen. Chinas Kriegsrhetorik in Richtung Taiwan ist heuer offensichtlich auch kein Problem für die Veranstalter der unappetitlichen chinesischen Propagandaveranstaltung.
Ausgerechnet in Duisburg
Dass der Einfluss Chinas in Duisburg bereits groß ist, konnte man im letzten Jahr erleben: Eine in Duisburg geplante Vorstellung eines Buchs über den chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping – mit Stefan Aust und Adrian Geiges – wurde, aufgrund der Intervention des chinesischen Generalkonsuls, abgeblasen.
Der Generalkonsul durfte dafür am letzten Freitag – gemeinsam mit den Oberbürgermeistern von Duisburg, Köln und Düsseldorf – das Chinafest in Duisburg eröffnen.
„Die autoritären Staaten, allen voran China, fordern die Demokratien zum Systemwettbewerb heraus“, resümiert Norbert Röttgen in seinem Buch Nie wieder hilflos – ein Manifest in Zeiten des Krieges.
Diese Einschätzung teilen die Verantwortlichen für das Chinafest in Duisburg offensichtlich nicht.
Oder sie ist ihnen – genau wie die Menschenrechtslage in China – egal.