Nach einer Woche wurde gestern die Besetzung der Albertus Magnus Kirche von der Polizei beendet. Wir haben die Besetzung vom letzten Freitag bis zur Demonstration gegen die Räumung begleitet. Eine Chronologie der Ereignisse.
Freitag, 22. 8. : Wir erfahren am Abend, dass in der Nordstadt eine Kirche besetzt wurde. Gegen 22 Uhr sind wir vor Ort, die Besetzer, allesamt vermummt, lassen uns einen kurzen Blick in die Kirche werfen. Im Keller ist Essen für die Besetzer aufgebaut, und es herrscht hektisches Treiben. Nach wenigen Minuten sind wir wieder draußen. Vor der Tür, in der Enscheder Straße haben sich ca. 30 Unterstützer der Besetzung versammelt. Gegen 23 Uhr ist auch die Polizei vor Ort. Von den Unterstützern wird eine Kundgebung angemeldet, und erst am nächsten Morgen aufgelöst. Die Besetzer wenden sich in einer kurzen Ansprache gegen 1 Uhr an ihre Unterstützer und bedanken sich. Unser Eindruck, diese Besetzung wird nicht lange halten.
Samstag, 23. 8. : Am Morgen besucht Ansgar Schocke, Pfarrer der Nordstadtgemeinde die Besetzung. Nach einem Gespräch lässt er den Besetzern eine Woche Zeit, in der sie in der Kirche geduldet werden. Am Nachmittag findet in der Innenstadt eine Nazikundgebung unter großem Protest statt. Nach dieser Kundgebung veranstalten die Nazis eine zweite, am frühen Morgen angemeldete, Kundgebung in der Nähe der besetzten Kirche. Hier ist die Polizei schlecht aufgestellt, lässt Nazis direkt vor die Kirche ziehen. Die Besetzer reagieren mit Würfen von Gegenständen vom Dach. Die Neonazis werden von der Polizei zurück gedrängt, die Situation beruhigt sich. Im Nachhinein führen diese Ereignisse zur Räumung der Kirche. Nachdem die Nazis abgezogen sind, öffnen die Besetzer ihre Tore. Wir bekommen eine Führung durch das gesamte Gebäude, im Hof und im Keller feiern Menschen. Die Stimmung ist positiv und ausgelassen. Unsere Einschätzung vom Vorabend ändert sich, mit der einwöchigen Duldung haben die Besetzer eine Chance erhalten, Werbung für ihr Projekt zu machen. Vielleicht bekommen sie nicht die Kirche, aber an Leerstand mangelt es in der Nordstadt ja nicht.
Sonntag, 24. 8. : In der Kirche richten sich die Besetzer des „Avanti Zentrums“ häuslich ein. Tische, Stühle und Sofas werden von Unterstützern gebracht und eine Infrastruktur für die Besetzung geschaffen.
Montag, 25. 8. : Wir sind wieder in der Kirche zu Gast, führen ein Interview mit einem Sprecher der Besetzung. Die Fortschritte sind zu sehen. An allen Ecken der Kirche wird gearbeitet, die Besetzer haben sich in AGs aufgeteilt, die sich um verschiedene Dinge kümmern. Vom Kontakt zur Nachbarschaft, bis zum Küchendienst ist alles dabei. Am Nachmittag wird ein Programm für die Woche veröffentlicht.
Dienstag, 26. 8. : Der erste Tag mit ausgefeiltem Programm steht. Am Nachmittag stellen Künstler aus dem Norden ihre Arbeiten in der Kirche vor, am Abend folgt das erste Konzert im Gemeindesaal.
Mittwoch, 27. 8. : Es ist voll im Gemeindesaal der Albertus Magnus Kirche bei der abendlichen Jam Session. Über 100 Menschen sind im Saal und musizieren gemeinsam. Das ganze wirkt ein bisschen hippiesk, ist aber durchaus nett anzuhören. Das „Avanti Zentrum“ ist spätestens jetzt in der Stadt angekommen. Mittlerweile ist klar, dass die Besetzung nur bis zum Samstag geduldet wird. Ob die Besetzer die Kirche am Samstag verlassen oder eine Räumung riskieren ist noch nicht abzusehen.
Donnerstag, 28. 8. : Ein großes Nachbarschaftsfest findet in der Albertus Magnus Kirche statt. Im Gemeindesaal steht eine Hüpfburg, Kinder lassen sich bunt schminken, es gibt Kaffee und Kuchen. Am Abend lesen Sascha Bisley und der Dond.
Freitag, 29. 8. : In den frühen Morgenstunden wird die Albertus Magnus Kirche von mehreren Hundertschaften der Polizei umstellt und geräumt. Die Staatsanwaltschaft hat eine Durchsuchung und anschließende Beschlagnahmung der Kirche als Tatort angeordnet. Sechs Tage nachdem Steine vom Kirchendach geflogen sind, möchte man die Täter finden. Die Aktion ist ein Schlag ins Wasser. Die einzige festgenommene Person, eine 29jährige Frau, wird am Nachmittag mangels Tatverdacht aus dem Gewahrsam entlassen. Polizei und Staatsanwaltschaft sind hier einer Räumung nach Ablauf der Duldungsfrist zuvor gekommen. Den Besetzern wurde so die Entscheidung, dass Gebäude freiwillig zu verlassen genommen. Zweifellos haben diejenigen, die am Samstag mit Gegenständen vom Gebäude geworfen haben, rücksichtslos gehandelt, und unter Umständen Menschenleben in Gefahr gebracht. Aber auch die Polizei muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie einen Mob von Neonazis in die Enscheder Straße hat laufen lassen. Die kleine Straße wäre leicht abzusperren gewesen.
Aber zurück zum Freitag. Nach und nach werden die Besetzer am Morgen, nachdem ihre Personalien festgestellt wurden, entlassen. Viele von ihnen gehen zu den Unterstützern, die sich an der Straßenecke versammelt haben. Hier fließen vereinzelt auch Tränen. Mit dem vorzeitigen Ende der Besetzung ist für einige ein Traum zerplatzt. Am Abend demonstrieren Unterstützer des Zentrums durch die Stadt. Die Dortmunder Besetzungswoche ist Geschichte.
Wirklich schade, dass die Steinewerfer so ein tolles Projekt zerstört haben.
[…] Chronologie des Monats: Die Ruhrbarone dokumentieren die Besetzung der Dortmunder Albertus Magnus Kirche. […]
Nicht die Steinewerfer haben das Projekt kaputtgemacht, sondern die Polizei! Gegen Nazis muss man sich wehren und wenn die Polizei das nicht hinkriegt ist es doch verständlich, dass die Leute sich wehren!
@blublub: Die Steine wurden auf Polizisten geworfen.
[…] in der Nordstadt an. Dann wurde die Kirche von der Polizei geräumt und beschlagnahmt. (Chronologie der Besetzung) Nach einem weiteren Besetzungsversuch wurde es ruhig um die linken […]