Im Zentrum der Arbeit von Claudia Roth (Grüne) als Staatsministerin der Bundesregierung für Kultur stehen Reden und Interviews. Die tätige Umsetzung von Politik scheint dem Empathiebomber der Ampel eher fremd zu sein. Es geht mehr um den Schein als um die Wirklichkeit. Während die nicht enden wollenden antisemitischen Skandale bei der nordhessischen Kunstshow Documenta mahnte Roth, aber sie handelte nicht. Aber sie machte deutlich, dass der Bund bei der kommenden Documenta nicht nur Geldgeber sein möchte, sondern bei Entscheidungen mit am Tisch sitzen will. Die Documenta endete im September vergangenen Jahres und bislang ist es beim Wunsch nach mehr Beteiligung des Bundes geblieben. Passiert ist immer noch nichts: Roth sagte jetzt der Deutschen Nachrichtenagentur „Wenn der Bund künftig dabei sein soll, dann biete ich das an.“ Und wenn sie weiter Geld zahlen soll, bedinge das „auch eine Form der Mitsprachemöglichkeit.“ Doch Roth kommt zu spät. Nicht Sprechakte und Interviews entscheiden, wie die nächste Documenta, die 2027 in Kassel stattfinden soll, aussehen wird, sondern vor allem Personalentscheidungen. Und die Erste wurde schon im November 2022 gefällt: Ehemalige Documenta-Leiter sollen die künftigen Kuratoren bestellen. Unter ihnen ist mit Adam Szymczyk, dem Chef der Documenta 14, ein glühender Israelkritiker. Szymczyk unterschrieb Aufrufe, in denen Israel diffamiert und die zum Boykott des Landes aufriefen. Ruangrupa, die Macher der „Antisemita 15„, wurde auch gefragt, aber sie winkten ab.
BDS sitzt also schon jetzt in der Kommission, deren Personalentscheidung bestimmen wird, was auf der Documenta 16 passiert. Roth wird sagen können, dass sie darauf keinen Einfluss hatte, weil ihr Haus ja noch nicht am Tisch saß, als das entschieden wurde. Sie kann wieder einmal die dauerbetroffene Unschuld geben, eine Rolle, die sie schätzt und für die sie die perfekte Besetzung ist. Den Neuanfang der Documenta hat Roth schon längst versemmelt.
