Ex-Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) bekommt Schützenhilfe. Politische sowieso. Diesmal kommt aber die Unterstützung vom Chef der RWE-Sparte für Erneuerbare Energien, Fritz Vahrenholt. Das Hamburger SPD-Mitglied geht nämlich auf die hessische SPD-Chefin Andrea Ypsilanti los. In einem persönlichen Brief wirft der Manager der Politikerin "weltfremde Phantastereien" vor, weil Ypsilanti innerhalb von zehn Jahren von einer Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien träume. Damit setze sie sich dem Vorwurf aus, "die Menschen in die Irre zu führen", schreibt Vahrenholt. Schließlich könnten die Erneuerbaren Energien in zehn Jahren mit Mühe 30 Prozent des deutschen Energiebedarfs decken, ohne "den Kernbestand der deutschen Grundstoffindustrie zu gefährden."
Der Vahrenholt-Brief wurde breit in die deutsche Industrie hinein gestreut. Das Papier ist gleich unter zwei Gesichtspunkten interessant. Zum einen setzt sich RWE für einen Verlängerung der Laufzeiten von Kernkraftwerken ein. Ypsilanti will dagegen am Atomausstieg festhalten. Und Clement ist Aufsichtrat der RWE-Kraftwerkssparte.
Zum anderen steht das SPD-Mitglied Vahrenholt den energiepolitischen Ideen des ehemaligen Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) nahe. Und dieser steht wegen seiner Kritik an Ypsilanti nun vor einem Parteiausschluss. Da der Brief persönlich verfasst ist, betont Vahrenholt hier vor allem die politische Position.
Brisant wird die Mischung, da Vahrenholt nicht irgendwer in der SPD ist. Bis 2007 war der ehemalige Vorstand des Windpropeller-Bauer Repower auch Mitglied des Beirates für nachhaltige Entwicklung zunächst beim damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröders und danach bei Kanzlerin Angela Merkel. Zudem war Vahrenholt lange SPD-Senator in Hamburg. Und als solcher hat er sich oft mit industriepolitischen Positionen als Clement-naher Mensche gezeigt.
Ist nur ein kleiner Fisch im elitären Unterstützerkreis (https://www.frankfurter-zukunftsrat.de/). Was wir hier antreffen, ist ein (neuer) politisch-industrieller Komplex.
@ Manfred: Ja, das ist eine illustre Runde, aber ein neuer Komplex ist das nicht ? eher alte Frankfurter Salonkultur (mit aber viel zu wenigen echten Mavericks, als dass da m.E. etwas substanziell Überraschendes heraus kommen könnte).
@ all: By the way: Welche echten Mavericks hat eigentlich das Ruhrgebiet (damit wir uns nicht immer über Clement, Klink und Langemeyer unterhalten müssen)?
@Dirk: Beitz (TK) Großmann (RWE), Schmidt (RWI), Müller (Evonik), Lammert, Holthoff-Pförtner (WAZ-Gruppe) – so beeindruckend finde ich den Kreis in Frankfurt nicht – da können wir locker mithalten. Was macht eigentlich so Bedeutungstitan wie Scharping in diesem Kreis?
Nein, ich meinte auch keine Kapitäne, die ohnehin zusammenhocken, sondern echte Mavericks, scharfsinnige Grenzgänger, ohne Heimat, Hausmacht, dafür u.U. mit viel Verstörpotential hinsichtlich der politischen und gesellschaftlichen Routinen im Ruhrgebiet. Ohne die üblichen Radikalitätsdefizite. Ein kleines Beispiel aus Ihrer Branche: Wenn der Dortmunder Küppersbusch nicht immer nur eine Sprache spräche („stoisch“), wäre er ein Kandidat.