Coburger Convent: Pflege der militärische Inszenierung

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Auf seinem 148. Pfingstkongress warnte der Coburger Convent vor Rassismus und pflegte die militärische Inszenierung. Von unserem Gastautor Felix Balandat.

Im oberfränkischen Coburg haben sich 4000 aktive und ehemalige Verbindungsstudenten zum 148. Pfingstkongress der Landsmannschaften und Turnerschaften des Coburger Convents (CC) getroffen. In dem 1951 entstandenen Korporationsverband sind 92 Verbindungen aus 46 Hochschulstandorten in Deutschland und Österreich organisiert. Der 10000 Mitglieder zählende Männerbund mit dem Wahlspruch „Ehre – Freiheit – Freundschaft – Vaterland“ ist farbentragend und pflichtschlagend.

Höhepunkt des jährlichen Treffens: Ein Fackelmarsch inklusive Marschmusik vom Festzelt zum Marktplatz. Die selbe Route hat bereits die SA in ähnlicher Aufmachung genutzt, doch der CC hält Traditionen hoch. Linke Gegendemonstranten versuchten den Umzug zu stören. Eine Filminstallation zeigte historische Aufnahmen von Verbindungsstudenten, die an Bücherverbrennungen beteiligt waren. „Scheiß Studenten, geht arbeiten!“ wurde in Richtung der Korporierten ebenso gerufen wie „Die Nazis am Marktplatz ergötzen sich an eurer scheiss Ästhetik!“ Dort fand die Rede zur CC-Feierstunde statt, für die, wie jedes Jahr, dem CC der mit Convent-Flaggen geschmückte Balkon des Rathauses zur Verfügung stand. Ein Neonazi mit einem Pullover des „Fränkischen Heimatschutzes“ stimmte mit den versammelten Bundesbrüdern und der Lokalbevölkerung in die Nationalhymne ein, die vor einigen Jahren noch in allen drei Strophen gesungen wurde.

Jonathan Francke von der Initiative „Studentische Verbindungen auflösen“ meint zum diesjährigen Convent: „AfD, Pegida und andere rechte Projekte, die in der Bevölkerung großen Anklang finden, fallen nicht vom Himmel, sondern haben einen ideologischen Grundstein. In studentischen Verbindungen wurden jene Ideologien durch reaktionären Erziehungsmaßnahmen und mangelnde Distanz zu rechtsaußen stehenden Burschenschaften aufrechterhalten und weitergetragen.“ Trotz zahlreicher Veranstaltungen im Vorfeld haben sich zu einer Antifa-Demo nur 80 Menschen im ländlich gelegenen Coburg eingefunden. Dafür setzte der CC ein „Kopfgeld“ in Höhe von 500 Euro für Zeugen aus, die Hinweise zur Ergreifung von Straftätern liefern können, die während des Pfingstkongresses gezielt Taten gegen Verbandsmitglieder verüben. Oft werden Mützen von Verbindungsstudenten gestohlen, da dies in den Männerbünden als Ehrverlust gilt.

Die öffentlichen Reden der Korporierten waren jedoch konservativer bis liberaler Mainstream. Martin Siebert, Pfarrer im Ruhestand und Mitglied der präsidierenden Landsmannschaft Rhenania Münster, warnte vor rassistischem Wahn, betonte den religiösen Sozialismus des Frühchristentums und forderte gar: „Frieden schaffen ohne Waffen“. Opfer waren nach Siebert im NS alle: „Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Chor der in den Todeslagern Ermordeten, der auf der Flucht von Deutschland nach Deutschland Erschossenen (…) zu sagen hat“.

„Der Coburger Convent ist konfessionell, weltanschaulich und politisch ungebunden. Mitglied kann jeder eingeschrieben Studenten (sic!) einer Hoch- oder Fachhochschule werden, ganz gleich seiner Religion oder Herkunft“, sagt der CC auf seiner Homepage. Offiziell distanziert man sich von der extrem rechten Deutschen Burschenschaft (DB), die mit der Forderung nach einer Art „Ariernachweis“ von sich Reden machte. Der CC lässt seine Mitgliedschaft im Convent Deutscher Akademikerverbände ruhen, da dieser sich nicht dazu entschließen konnte, die DB auszuschließen.

Die Stadt Coburg empfängt die Verbindungen gerne. Um Pfingsten sind alle Ferienwohnungen und Hotels in der Umgebung ausgebucht. Die Gäste können alle repräsentativen städtischen Gebäude nutzen, der Bürgermeister ist bei den großen Feierlichkeiten zugegen. Im vergangen Jahr sorgte Coburg für Aufsehen, weil der Stadtrat eine Straße nach dem Unternehmer Max Brose benannte, der NSDAP-Mitglied war und Zwangsarbeiter beschäftigte.

Ab 1939 durfte Coburg den Ehrentitel „Erste nationalsozialistische Stadt Deutschlands“ führen. 1922 fand hier der „Deutsche Tag“ statt, auf dem die SA ihren ersten großen Auftritt hatte und sich Straßenschlachten mit linken Gegnern lieferte. Schon 1929 errang die NSDAP die absolute Mehrheit im Stadtrat, 1931 wehte am Rathaus erstmals an einem öffentlichen Gebäude in Deutschland die Hakenkreuzfahne.

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Donngal
Donngal
8 Jahre zuvor

Ehrlich gesagt machen diese offen Konservativen mir nicht so eine Angst wie die Rechtsterroristen und auch die Pegida Masse finde ich gefährlicher. Bei diesen Männerbünden weiss ich woran ich bin, weiss was ich kritisiere, halte sie aber für inzwischen weitgehend harmlos. Zumindest politisch gesehen, Seilschaften und andere Probleme mit Verbindungen lasse ich hier mal bewusst aussen vor. Das aufmarschieren mit anschliessendem Saufgelage beobachte ich interessiert bis belustig, sehe aber zur Zeit größere Probleme im Kampf gegen rechtsaussen. Im Gegenteil bin ich ob der zitierten Redebeiträge sogar schon fast positiv überrascht von der Veranstaltung.

Gerd
Gerd
8 Jahre zuvor

Schwingt die Nazikeule besser etwas vorsichtiger, sonst geht sie noch zu Bruch, so wie du damit auf den politischen Gegner einschlägst.

Stichwort SA. Die geht so:

http://www.achgut.com/artikel/die_gewaltexzesse_der_antifa_weggucken_und_wegducken

Chris Schibulski
Chris Schibulski
8 Jahre zuvor

Dort feiern Studentenverbindungen, die teilweise weit über 150 Jahre alt sind und der Autor versucht sie in die Tradition der SA zu stellen? Dazu kommt noch der Versuch, diese Jungs mit einem Geschwurbel über Bücherverbrennungen und der nationalsozialistische Geschichte der Stadt Coburg in die rechte Ecke zu stellen. Ich kann Gerd nur recht geben: Schwing die Nazikeule vorsichtiger!

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