Am 11. Dezember kam es nach einer Diskussionsveranstaltung im Leipziger Kulturzentrum „Conne Island“ zu Angriffen von Transaktivisten auf Besucher der Veranstaltung. Der Infoladen Conne Island hat nun die Aussagen von Gästen und Mitarbeitern ausgewertet und veröffentlicht.
Am 11. Dezember fand im Conne Island in Leipzig eine Veranstaltung mit dem Autor und Rechtsanwalt Jörg Finkenberger statt. Das Thema: „Die neuere Pseudo Linke“. Die Berliner Biologin Marie-Luise Vollbrecht hatte angekündigt, an diesem Abend das Conne Island zu besuchen. Vollbrecht wird seit Monaten öffentlich beleidigt und bedroht weil sie in einem Vortrag an der Humboldt-Universität sagte, es gäbe bei Menschen nur zwei Geschlechter. Biologisches Basiswissen. Die Transaktivistenszene und die Jugendorganisation der Linkspartei mobilisierten gegen die Veranstaltung. Es kam zu Ausschreitungen. Der Infoladen des Kulturzentrums Conne Island hat nach den Vorfällen mit Gästen und Mitarbeitern gesprochen und kurz vor Weihnachten ihre Aussagen auf Facebook veröffentlicht.
Schon vor der Veranstaltung war klar, dass mit Störungen gerechnet werden müsste:
Bereits eine knappe Woche vor dem geplanten Termin erreichten uns Informationen zu Falschmeldungen und Diffamierungen, den Referenten sowie die Veranstaltung betreffend, woran sich erste Drohungen in den „sozialen Medien“ anschlossen. Schließlich wurde die Ankündigung einer Protestkundgebung an uns herangetragen, die als Vorabversion in einem internen Chat des Instituts für Zukunft von einer Person der dortigen Security verbreitet wurde. Offizielle Aufrufe zum Gegenprotest teilten dann, neben diversen Einzelpersonen, Gruppen wie die Linksjugend Leipzig Ost, das Radikale Flinta+ Kollektiv Ost aus Halle oder das Redaktionskollektiv des Planlos-Kalender Leipzig.
Das Conne Island erstellte darauf hin ein Sicherheitskonzept. Das konnte nicht verhindern, dass Besucher schon auf dem Weg zur Veranstaltung bedrängt und angegriffen wurden:
Eine Gruppe berichtet:„Beim Eingang mussten wir leider durch die Gruppe, die sich unter unsere mischte und uns geschubst, bzw. Füße gestellt, beleidigt und angespuckt hat. Einer Frau wurde ein Ellenbogen in die Rippen gerammt.“Eine weitere Person schildert:„Als ich am Parkplatz angekommen war, hörte ich Stimmen von der Brücke und drehte mich um. Ich sah dass dort Schneebälle geworfen wurden. Mehrere Frauen wurden umzingelt und wie in einer Art Spießrutenlauf verfolgt und angegangen. Was ihnen genau passiert ist, kann ich nicht sagen. Dafür war ich zu weit weg. Ich ging zurück und auf etwa halber Strecke kamen mir die Frauen die mir unbekannt waren entgegen und wirkten verstört.“
„Aufgrund der Anfeindungen gegenüber unseren Gäste und des Verhaltens der Gruppe wurde der Einlass mit Verweis auf das Sicherheitskonzept verwehrt. Daraufhin wurde das Personal weiter als „Faschisten“,„Bullenschweine“ und „terfs“ beleidigt.“
Nach der Veranstaltung wurden Besucher auf dem Nachhauseweg wieder bedrängt, beschimpft und angegriffen:
„Binnen kurzer Zeit erfuhren wir von mehreren Leuten, dass es zu Angriffen auf Gäste auf dem Heimweg gekommen sei. Wir sprachen von da an mit Leuten, die alleine gehen wollten und wiesen sie auf die Bedrohungslage hin und begleiteten sie teilweise mit Abstand, um einzuschreiten, falls es zu massiven Bedrohungen oder Tätlichkeiten kommt. Selbst dabei wurden Gäste bedroht, beleidigt und geschubst. Unser Personal, das sich mit Absicht im Hintergrund hielt, um nur bei Angriffen einzugreifen, wurde ebenso beleidigt. Den Sicherheitsleuten viel dabei auf, dass es vor allem einzelne Frauen waren, die gezielt umzingelt und angegangen wurden.“Eine Frau berichtet:
„Während wir uns der Gegendemo näherten wurden diese gemeinsam lauter mit gängigen Demo Sprüchen. Da diese sich gut verteilt hatte, entschied ich mich zwischen durch zu laufen und um die Leute rum, ich fragte eine männlich gelesene Person die sich mit in den Weg stellte, ob ich nun gehen oder bleiben sollte und versuchte drumrum zu laufen. Diese Person antwortete mir in einer Sprache die ich nicht kannte und tat, als hätte sie mich nicht verstanden. Sie ließen mich nicht durch und stellten sich immer wieder vor mich. Dann wurde ich angeblafft „Halt dein Maul du scheiss Terf“. Ich rief „Spinnt ihr, lasst mich hier raus, ich bin Schwanger“.
„Wir haben solches Abpassen von Gästen einer Veranstaltung so noch nie erlebt und betrachten die Angriffe als einen Bruch, der in seiner Bedeutung für die Szene, für die Organisation von kontroversen Veranstaltungen und das Miteinander in Debatten analysiert werden muss. Auch, damit Fehleinschätzungen, wie sie uns unterlaufen sind, sich nicht wiederholen.“