Corona App: The Hardware, stupid

DDas iPhones 6S – Gebraucht kann man es für ab 50 Euro bekommen Foto: Iphone de apple apagado Lizenz: CC BY-SA 3.0


Die Corona-App läuft nicht auf alten Smartphones. Das hat technische Gründe, die im Zusammenspiel von Soft- und Hardware liegen. 

55,8 Millionen Menschen müssten nach Berechnungen der FAZ in der Lage sein, die neue Corona-App auf ihren Smartphones zu installieren. Das sind viele, sogar sehr viele, aber es sind nicht alle. Auf wessen Gerät nicht iOS 13.5 (iPhone) oder Marshmallow (Android) läuft ist außen vor. Bei Apple heißt das: Ein iPhone 6S sollte es schon sein.

Nun hat Grünen-Chef Robert Habeck gefordert, dass die Corona-App auch auf älteren Smartphones laufen soll. Das wäre sicher schön, aber das wird nicht gehen, denn der Grund, warum die App nicht läuft hat weniger mit der Software als mit der Hardware zu tun: Die Funktechnik die genutzt wird, um die Abstände zwischen den Nutzern zu messen, sie ist entscheidend, wenn es um die Berechnung des Infektionsrisikos geht, basiert auf Bluetooth Low Energy. Smartphones mit dieser Funktechnik in der Version 4.2 wurden erst im Laufe des Jahres 2015 ausgeliefert. Vorher waren so genaue Abstandsmessungen technisch nicht möglich. Und da während des Betriebs der App Bluetooth immer Hintergrund laufen muss, ist es auch wichtig, dass diese Funktechnik wenig Energie verbraucht – würde sich der Akku bei Betrieb der App innerhalb von ein paar Stunden leeren, würden viele die App wieder verärgert löschen. Die Entscheidung auf Bluetooth Low Energy 4.2 zu setzen war also richtig. Und Bluetooth Low Energy 4 basiert auf einer Mischung aus Funktechnik und Steuerungssoftware. Und Funktechnik ist Hardware.

Habecks Forderung ist also in der technischen Realität nicht umzusetzen. Wer die Corona-App nutzen möchte und kein Smartphone hat, auf dem sie läuft, sollte sich also ein neues Gerät zulegen. Ein gebrauchtes iPhone 6S gibt es auf Ebay schon ab 50 Euro. Am Geld scheitert der Kauf also in den allermeisten Fällen nicht.

Dass überhaupt so viele alte Smartphones noch im Umlauf sind, ist ein kulturelles Phänomen: Viele haben keinen Spaß an Technik, misstrauen ihr und meiden sie – daran ist Habecks Partei und ihr Umfeld nicht ganz unschuldig: Die Digitalisierung wurde seit ihren Anfängen von Protesten aus der grünen Ecke begleitet – im Gegensatz zur technikoffenen US-Alternativszene gefällt man sich in Deutschland traditionell technologiekritisch.

Das größere Problem sind allerdings nicht die alten Handys, sondern die gut 20 Prozent der Bevölkerung, die nicht an Corona glauben, gegen das impfen sind und davon ausgehen, dass Bill Gates es auf ihre Gehirne oder ihr Erbgut abgesehen hat. Dieses braun-, blau- und grüne Milieu ist nichts anderes als eine Gefahr auf zwei Beinen: Für die Demokratie, für die Gesundheit und für den Wirtschaftsstandort.

 

 

 

 

Dir gefällt vielleicht auch:

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
3 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
GMS
GMS
4 Jahre zuvor

Ob nun eine fünfjährige, ein 100-jähriger oder ein Politiker über IT reden, es kommt immer auf dasselbe heraus, Ahnung haben sie alle nicht.

ke
ke
4 Jahre zuvor

Es ist absolut beängstigend, wie ein Politiker mit solchen Defiziten in vielen Bereichen des Allgemeinwissens an die Spitze einer der größeren deutschen Parteien gewählt wurde.

Die Technik Angst wird zu einem Problem, dass jetzt auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben wird, weil einfach in vielen Bereichen zu große Defizite in der Digitalisierung etc. vorhanden sind.

Wir sind aktuell in einer kritischen Phase der Corona Bekämpfung. Die Zahlen steigen in vielen Bereichen dramatisch. Die Corona App ist auch etwas aus dem Bereich der bürgernahen Selbsthilfe.
Wer glaubt schon, dass RKI in Kombination mit den Gesundheitsämtern in der Lage ist, die Pandemie mit ihren Mitteln aus den Zeiten des kalten Krieges mit dem Florett zu bekämpfen?

Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele Bürger der Region die App nutzen. Erste Auswertungen sehen da wohl schon ganz gut aus. Aber final können wir alle selber mitarbeiten, wie stark uns Corona schaden wird.

Laubeiter
Laubeiter
4 Jahre zuvor

Wir haben bei uns in der Familie (4 Personen) vier Handys, zwei zu alt für die Coronawarnapp. Soll ich nach Meinung des Autors hier zwei neuere Handys kaufen gehen? Ist das technikfeindlich, dass wir nur zwei neuere Handys in der Familie haben? Ich meine, Nein.

Werbung