Im Folgenden möchte ich eine Idee für einen proaktiven Umgang mit der COVID-19 Pandemie mit Hilfe von Schnelltests und unterstützender Software Infrastruktur vorstellen. Diese bezieht sich auf die Situation und Möglichkeiten in Industrieländern – Deutschland im Speziellen. Von unserem Gastautor Björn Wilmsmann .
Diese Idee und die sich daraus ergebende mögliche Lösung bezieht sich spezifisch auf die in den letzten Wochen wieder stärker diskutierten Antigen-Schnelltests auf COVID-19 Infektionen. In Deutschland wird aktuell die Genehmigung solcher durch Laien anwendbare Tests voran getrieben. Es steht zu erwarten, dass in nächster Zeit eine größere Menge dieser Tests auf dem Markt verfügbar sein werden.
Ich möchte hier nicht auf deren technische Details oder Vergleiche zur entsprechenden PCR Tests eingehen. Das können andere besser als ich und dazu gibt es auch bereits mehr als genug Ausführungen. Als Grundannahme nur so viel: Diese Tests sind ausreichend genau (siehe Sensitivität und Spezifizität), um infektiöse COVID-19 Infizierte zu erkennen.
Nun zu der angesprochenen Lösung. Diese ist nicht in Gänze meine eigene Idee. In diese oder ähnliche Richtungen gehende Ansätze gibt es sicherlich schon. Den ganzheitlichen Ansatz, den ich mir vorstelle, habe ich in der Form aber bisher noch nicht vorgefunden.
Dieser Ansatz sieht so aus:
- Nutzer registriert sich mit persönlichen Daten (Name, Adresse, Email Adresse und Mobilfunknummer) auf einer Website zur Teilnahme am Test System.
- Nutzer lädt sich eine App aufs Smartphone.
- Nutzer führt bei Bedarf bei sich einen Schnelltest durch und scanned dessen eindeutige Identifikationsnummer über einen QR Code.
- Das Testkit zeigt bei Vorliegen des Ergebnisses ebenfalls einen QR Code an. Der Nutzer scanned diesen ebenfalls über die App.
- Die beiden QR Codes identifizieren eindeutig den Test und dessen Ergebnis. Das Ergebnis – positive oder negativ – wird dem Nutzer angezeigt.
- Gleichzeitig wird nun von der App ein 24 Stunden gültiger QR Code generiert, der als Nachweis für das Testergebnis dient.
Dieser QR Code aus dem letzten Schritt kann nun – im Falle eines negativen Tests – als Nachweis für geringe Ansteckungsgefahr durch den Nutzer dienen.
Soweit zu den technischen Details. Wirklich Sinn macht so ein Ansatz nur, wenn er in ein ganzheitliches Konzept eingebettet ist, das auch entsprechende Anreize bietet, es zu nutzen. Einfach nur Schnelltests auf den Markt zu werfen und das Beste zu hoffen, wird nicht funktionieren.
Daher gehen mit diesem Ansatz zwei wesentliche Prämissen einher:
- Sämtliche aktuell im Rahmen der COVID-19 Pandemie in Deutschland bestehenden Beschränkungen werden für Nutzer des Test Systems aufgehoben, die einen negativen Schnelltest vorweisen können. Der entsprechende QR Code gilt als Zugangsberechtigung.
- Im Falle eines positiven Testergebnisses wird automatisch und verpflichtend das zuständige Gesundheitsamt informiert, das daraufhin einen PCR Test zur definitiven Feststellung des COVID-19 Infektionsstatus des Nutzers veranlasst. Sollte dieser Test ebenfalls positiv ausfallen, werden die übliche Maßnahmen (Quarantäne, Nachverfolgung etc.) durch das Gesundheitsamt eingeleitet.
Die Teilnahme an diesem Test System wäre freiwillig. Wer sich entschließt, daran teilzunehmen, tut dies unter den oben genannten Prämissen ohne Wenn und Aber. Durch die Möglichkeit, wieder an einem normalen gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können, wird ein Anreiz geschaffen, das System zu nutzen. Gleichzeitig hilft die Nutzung des vorgeschlagenen Systems dabei, Infektionen und Infektionscluster schnell zu erkennen.
Was ist mit Datenschutz?
In Sachen Datenschutz wäre die vorgeschlagene Lösung kein Problem. Datenschutz bedeutet nicht automatisch Anonymität. Die DSGVO sieht ausdrücklich vor, dass eine Person der Verwendung ihrer Daten zu spezifischen Zwecken zustimmen kann.
Und ältere Mobiltelefone?
Als Alternative zum Informationsaustausch per QR Code können SMS Nachrichten verwendet werden. Dabei würden zur Verifizierung von Testergebnissen numerische Codes zwischen dem Nutzer und dem Test System ausgetauscht. Der Nutzer erhält in diesem Fall am Ende eine Nummer per SMS, die als Nachweis für das Testergebnis dient.
Aber was ist, wenn Leute versuchen, zu betrügen?
Das kann und wird sicherlich vorkommen. Vom Türsteher im Club, der einfach jeden durchlässt, bis hin zu Leuten, die einen Bekannten den Test machen lassen und dann dessen Ergebnis scannen. Hier müssten schlicht Kontrollen erfolgen und Missbrauch entsprechend geahndet werden (wie es bisher im Falle bestehender Maßnahmen eigentlich auch schon der Fall ist bzw. sein sollte).
Lösung für die COVID-19 Pandemie? Geht’s nicht auch ’ne Nummer kleiner?
Nein.
Der Artikel erschien zuerst auf https://bjoernkw.com
Eine kurze Anmerkung zu den anfangs genannten infektiösen COVID-19 Infizierten. Das ist doppelt gemoppelt. Infizierte heißen so, weil sie infektiös sind.
@ccarlton, #1: Das ist nicht zwangsläufig so. Man kann mit einer Krankheit infiziert, aber selber nicht infektiös sein, entweder weil nicht ausreichend Krankheitserreger für eine Ansteckung erzeugt werden oder weil diese nicht weitergegeben werden. Ein "Klassiker" in der Hinsicht ist z.B. die Tuberkulose, die offen oder geschlossen sein kann. In letzterem Fall ist der Patient infiziert, aber nicht infektiös.
Bei COVID-19 verhält es sich zwar anders als bei der Tuberkulose, aber auch bei dieser Krankheit gibt es Infizierte, welche die Infektion nicht oder nur begrenzt weitergeben. Dies könnte ein weiterer Vorteil von Schnelltests sein. Denn deren im Vergleich mit PCR Tests geringere Sensitivität führt wahrscheinlich dazu, dass vor allem Infizierte erfasst werden, die selber ausreichend Viren produzieren, um die Krankheit weitergeben zu können.