Das sonnige Pfingstwochenende hebt unsere Laune. Die Republik ist locker und die Auflagen werden werden von Woche zu Woche gemildert. Wir sitzen zwar alle noch größtenteils Zuhause und machen es uns gemütlich. Die Biergärten, Kneipen und Restaurants haben großenteils wieder geöffnet. Vereinzelt tauchen aber Superspreader auf und heben die Reproduktionszahl. Das sind die Eindrücke der Nachrichtenlage der vergangenen Woche. Mittlerweile wird in Erwägung gezogen, dass die befürchtete 2. Welle ausbleiben könnte. Aber was, wenn nicht?
Ruhrbarone: Kann jetzt noch etwas schief laufen? Ist die Krise bald überwunden?
Memmeler: Ja, die Zahl der Neuinfektionen ist bundesweit erfreulich niedrig. Fragen Sie die sogenannten Superspreader, die Menschen, die derzeit am effektivsten zur Virusverbreitung beitragen. Tatsächlich sorgen sehr wenige Infizierte sehr schnell und sehr effektiv dafür, dass sich regionale Infektionsschwerpunkte bilden können, die dann schnell eingegrenzt werden müssen. Es handelt sich durchweg um Menschen, die den Kontakt zu vielen Menschen in geschlossenen Räumen suchen. Wie schon in Frankfurt, ist nun eine Pfingstgemeinde, also eine Glaubensgemeinschaft, Ursache für eine dreistellige Zahl an Menschen, die sich in Quarantäne befinden. Das Risiko, welches durch geschlossene Clubs und Diskotheken vermieden werden soll, besteht offenbar auch in Ansammlungen von Glaubensgemeinschaften, die es gewohnt sind, ihre Gottesdienste etwas intensiver bis exzessiv in geschlossenen Räumen zu gestalten. Hier reichen ein bis zwei infizierte Besucher einer solchen Veranstaltung, um die Raumluft ausreichend mit virustragenden Aerosolen zu belasten und hierdurch zahlreiche Menschen neu zu infizieren. Natürlich wollen wir hier nicht ausschließlich mit dem Finger auf Religionsgemeinschaften zeigen, sondern müssen der Vollständigkeit halber auch sagen, dass man an nichts glauben muss, um sich als Blitzbirne zu beweisen. In Göttingen befindet sich aktuell auch eine dreistellige Zahl an Menschen in Quarantäne. Hier sind größere Feierlichkeiten von einigen wenigen Großfamilien der Grund für einen sprunghaften Anstieg der Infektionszahlen in dieser Region.
Wir können momentan also zufrieden sein, dass der größte Teil der aktuell infizierten nicht zur Virusverbreitung beiträgt, da sich diese Menschen an die derzeit geltenden Abstandsregelungen, Quarantäneregelungen und die Maskenpflicht halten. Die Krise ist aber tatsächlich erst dann überwunden, darin sind sich alle Forscher einig, wenn der passende Impfstoff zur Verfügung steht und wir dafür sorgen, dass sich die Infektionszahlen weiterhin rückläufig entwickeln. Ob das gelingt, werden die kommenden Wochen zeigen, da die Reproduktionszahl derzeit leicht angestiegen ist und niemand von uns sagen kann, wie sich die Lockerungen, die mit einem sonnigen Pfingstwochenende einhergehen, auswirken werden.
Die Virologen Kekulé, Streeck, Drosten und Brinkmann, die sich in den letzten Wochen auch gerne mal gegenseitig korrigiert haben, was zur Wissenschaft einfach dazu gehört, sind sich darin einig, dass die zunächst für den Herbst oder Winter erwartete zweite und ebenfalls heftige Welle vermieden werden kann, es aber immer wieder zu Infektionshotspots kommen wird, die durch individuelles Fehlverhalten provoziert werden. Kontrollierbar wird die Infektionsausbreitung in den zu befürchtenden Fällen nur sein, wenn Infektionswege schnell nachvollzogen und somit zeitnah isoliert werden können. Das setzt ausreichende Kapazitäten bei Gesundheitsämtern und ein funktionierendes System bei der Testung von größeren Gruppen voraus. Hier haben das RKI und zahlreiche Hausärzte bereits vorsichtige Zweifel angemeldet, ob wir uns momentan auf dem Richtigen Weg befinden, um dies garantieren zu können.
Ruhrbarone: RKI und Hausärzte haben Zweifel am derzeitigen Vorgehen? Was läuft nach deren Ansicht gerade falsch?
Memmeler: Das RKI wurde in dieser Woche mit der Frage konfrontiert, warum es zu den täglichen Schwankungen beim Reproduktionswert käme, obwohl doch nun immer ein Referenzzeitraum von mindestens sieben Tagen betrachtet würde. Aus der Antwort des RKI ließ sich herauslesen, dass das Meldeverhalten der Gesundheitsämter nicht mehr so zuverlässig ist, wie es vor wenigen Wochen noch der Fall war. Sehr häufig würden die meldenden Stellen inzwischen mehrere Tage zusammenfassen, Nachmeldungen einpflegen und an Wochenenden den Zeitraum Freitag bis Sonntag geballt melden. Für viele Beobachter klang das nach einer vorsichtig geäußerten Kritik und dem Aufruf des RKI, angesichts der erfreulichen Zahlen doch bitte nicht nachlässig in den Gesundheitsämtern zu werden. 72 Infektionen in einem Paketverteilzentrum in Niedersachsen, die eingangs bereits erwähnten Infektionen bei religiösen oder privaten Veranstaltungen und die erneut das Münsterland betreffenden Infektionen in einem Niederländischen Schlachtbetrieb zeigen, dass das RKI nicht ohne Not zur Wachsamkeit mahnt, um schnell eindämmende Maßnahmen einleiten zu können.
Was bewegt die Hausärzte? Zunächst muss man sagen, dass viele niedergelassene Ärzte sich aktuell in argen finanziellen Nöten befinden, da schlicht die Patienten ausbleiben. Diese haben Angst, sich in engen Wartezimmern zu infizieren. Erforderliche Kompensationszahlungen sind hier leider noch nicht geregelt. Aus diesem Grund forderte in dieser Woche auch unser Bundesgesundheitsminister uns alle dazu auf, bitte wieder zum Arzt zu gehen, damit erforderliche Behandlungen stattfinden können und keine zusätzlichen Risiken durch Nichtbehandlung entstehen. An dieser Stelle muss ich daran erinnern, dass die Kassenärztliche Vereinigung parallel zu diesem Aufruf des Bundesgesundheitsministers die Testzentren schließt und Patienten für anlassbezogene Tests nun in die Arztpraxen verweist. 60% aller niedergelassenen Ärzte haben bereits die Durchführung sogenannter Infektionssprechstunden abgelehnt, da deren Praxen schlicht nicht über die erforderliche Raumaufteilung verfügen, um eine Trennung gesunder Patienten von Risikopatienten zu ermöglichen oder weil immer noch nicht ausreichend Schutzausrüstung vorhanden ist. Die KV reagierte auf diesen berechtigten Einwand schlicht mit der Aussage, die Ärzte sollten dann halt getrennte Sprechstunden für Risikogruppen (anlassbezogene Tests) einrichten, damit diese nicht mit den übrigen Patienten zusammentreffen. Im Anschluss an diese Sprechstunden sei dann halt wieder für die erforderliche Hygiene in den Praxen Sorge zu tragen. Der Wegfall dieser durch die KV betreuten Testzentren, kann nicht mehr durch die Gesundheitsämter kompensiert werden, da diese die Tests nicht mit den Krankenkassen abrechnen können und Städte und Landkreise bereits jetzt erhebliche Einnahmeverluste und Mehrausgaben zu bewältigen haben. Durch dieses Vorgehen wird die Sorgen von Patienten, sich bei Hausarztbesuchen zu infizieren nicht geringer, wodurch die wirtschaftlichen Probleme der Ärzte leider auch nicht weniger werden. Zusätzlich entfernen wir uns wieder weiter von der Forderung zahlreicher Virologen, möglichst viele Tests zu ermöglichen, damit die Fallzahlen weiterhin erfolgreich gesenkt, Neuinfektionen frühzeitig erkannt werden können und wir weitere Erkenntnisse über den noch sehr unbekannten Erreger erlangen. Eventuell führt die derzeitige Krise im Gesundheitswesen aber unabsichtlich zu einer deutlichen Veränderung der zukünftigen Versorgung im hausärztlichen Bereich.
Ruhrbarone: Was meinen Sie damit? Zu welcher Veränderung sollte es hier kommen?
Memmeler: Seit geraumer Zeit gibt es immer weniger Ärzte, die dazu bereit sind alle wirtschaftlichen und privaten Konsequenzen zu tragen, die mit einer selbst zu verantwortenden Praxisniederlassung einhergehen. Besonders offensichtlich ist dies schon viel länger in ländlichen Regionen, wo ein wirtschaftlicher Praxisbetrieb schwieriger darstellbar ist, als dies in Ballungsgebieten der Fall ist. Viele Ärzte wären viel lieber Angestellte in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), um geregelte Arbeitszeiten, Urlaubsanspruch und den Wegfall wirtschaftlicher Risiken genießen zu können. Der Arztberuf soll vereinbar sein mit den persönlichen Lebenszyklen und dem modernen und zu Recht bestehenden Anspruch auf persönliche Freizeit und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Aus den zuvor genannten Gründen ist es in einigen Städten in meinem Heimatkreis extrem schwierig neue Ärzte anzusiedeln oder bestehende Praxen an Nachfolger zu übergeben, obwohl der Praxisinhaber sich schon im Rentenalter befindet. Selbstständig heißt hier nun mal selbst und ständig. Viele Vertreter der Ärztekammern haben diese Problematik bereits beschrieben und befürchten, dass die aktuelle Situation zu zahlreichen Praxisaufgaben führen könnte, die nicht nachhaltig zu kompensieren sind, wenn nicht neue Wege gegangen werden, um die hausärztliche Versorgung neu zu regeln. Der Umgang der KV mit niedergelassenen Ärzten trägt momentan auf jeden Fall nicht zu einer Verbesserung der Situation bei. Eventuell ist ja tatsächlich die Lösung, Arztsitze mit Abrechnungsnummer an MVZ Betreiber zu übertragen, die dann mit angestellten Ärzten die hausärztliche Versorgung in den Regionen sicherstellen. Zumindest würden diese MVZ dann eine größere wirtschaftliche Einheit als eine solitäre Praxis darstellen und somit wahrscheinlich eher eine Risikoabsicherung durch KV und Krankenkassen erreichen, als dies bei Individualverhandlungen möglich erscheint.
Wahrscheinlich würde hier sogar die Versorgung mit der derzeit erforderlichen Schutzausrüstung besser funktionieren, da MVZ auch von Kommunen oder Sozialverbänden gegründet und geführt werden können, die über einen höheren Organisationsgrad verfügen, als dies bei Ärzten abverlangbar ist, die zeitgleich Mediziner, Arbeitgeber und wirtschaftlich verantwortlicher Firmeninhaber sind und dachten sich in der Organisationsunterstützung auf Regelungen und Hilfestellungen der KV verlassen zu können. Der Bereich Bevölkerungsschutz in meinem Heimatkreis hat es in den letzten drei Monaten zu jeder Zeit organisiert bekommen, alle Pflegedienste und stationären Pflegeeinrichtungen mit den erforderlichen Schutzmaterialien ausstatten zu können. Über die Verteilerstrukturen im Gesundheitswesen war und ist dies bis heute nicht flächendeckend gelungen, was sich wahrscheinlich ändern würde, wenn Kommunen und große Sozialverbände zukünftig maßgeblich in der hausärztlichen Versorgung eingebunden wären, da diese in der Regel auch nachhaltige Kontakte zur Kommunalpolitik und lokalen Behörden pflegen.
Ruhrbarone: Sie klingen heute so, als machten Sie sich kaum noch Sorgen über die derzeitige Risikolage, aber sehr wohl über die zukünftige Regelversorgung, oder?
Memmeler: In den zurückliegenden Interviews habe ich auch schon immer betont, dass wir aus jeder Lagebewertung Konsequenzen ziehen müssen und dies im Idealfall mit einem Lernfortschritt verbunden sein muss. Max Frisch hat einst gesagt: „Eine Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.“ Ich würde zu jeder Zeit meine Aussagen wiederholen, dass wir uns in den zurückliegenden Wochen durchaus in einer Lage befunden haben, die wir mit den Mechanismen des Katastrophenschutzes effektiver hätten gestalten können, als dies mit dem sich mehrfach wiederholenden Wirrwarr sich gegenseitig limitierender Regelungen im Gesundheitswesen der Fall gewesen ist. Oftmals fühlte ich mich an die Diskussionen um den soeben eingeführten Bußgeldkatalog im Straßenverkehr erinnert. Hilft, senkt Risiken und Unfallzahlen, hindert einige wenige jedoch daran, sich zu benehmen wie die offene Hose. Das sind dann unzumutbare Härten, die es schnell zu beseitigen gilt, obwohl der Erfolg messbar ist. Leider ist der Begriff der Katastrophe in vielen Köpfen noch immer mit der Vorstellung verbunden, dass jegliche Form der Selbstbestimmung aufgehoben ist und wir uns plötzlich in einer nicht mehr beeinflussbaren Situation befinden. Ich denke, dass Frisch tatsächlich genau zu dem aufgerufen hat, was das Handeln im Katastrophenschutz bestimmt: Lagebewertung, Einleitung wirksamer Maßnahmen zur Lagebeherrschung, Bewertung der Maßnahmen auf Effektivität, Maßnahmenkorrektur und Einleitung von Maßnahmen zur Lageverbesserung. Hierdurch wird eine Krise oder Katastrophe zunächst in der Ausweitung gehindert und kontrollierbarer. In der Folge werden dann die Maßnahmen ergriffen, um zu einer Lageverbesserung beizutragen. Durch diese regelhafte Produktivität, um bei Frisch zu bleiben, kann keine Ohnmacht entstehen, die handlungsunfähig macht. Was will ich mit diesem kleinen Ausflug zu verstehen geben? Erstens, um zu Ihrer Frage zurück zu kommen – ich mache mir sehr wohl, wie eingangs bereits dargestellt, Sorgen und handele im privaten Bereich deshalb auch nach wie vor konsequent. Zweitens verweise ich, wie auch in den zurückliegenden Interviews sehr gerne darauf, dass wir möglichst aus den jeweiligen Lagebeurteilungen lernen und deshalb hoffentlich a. den Bevölkerungsschutz zukünftig nachhaltiger gestalten werden und b. die erforderlichen Korrekturen an unserem Gesundheitssystem vornehmen werden, um es effektiver und nicht nur gewinnorientiert zu gestalten. Wenn uns diese Krise / Katastrophe in den zurückliegenden Wochen eines gezeigt hat, dann das politisches Handeln sehr wohl zu kurzfristigen Erfolgen führen kann, wenn es konsequent geschieht und auf Expertenwissen basiert, welches als Grundlage für Entscheidungen herangezogen wird. Dies hat aus meiner Sicht weitestgehend gut funktioniert, obwohl sich zahlreiche Interessenvertreter nachhaltig in Entscheidungsfindungen eingebracht haben, um politische Entscheidungen im eigenen Sinne zu beeinflussen.
Ich hoffe einfach darauf, dass auch wir mit unseren wenigen Interviews einen Beitrag dazu leisten konnten, auf die Probleme in den Strukturen im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen, um diese bei der zukünftigen Gestaltung der Notfallversorgung und der hausärztlichen Versorgung zu korrigieren. Was mir persönlich aber sehr am Herzen liegt, ist die Chance, den Katastrophenschutz und die Selbsthilfebefähigung der Bevölkerung durch Aufklärung zu verbessern. Genauso wie es gelungen ist einen Überblick über freie Ressourcen an Intensivbetten in einem Zentralregister zu ermöglichen, entsteht eventuell zukünftig ein zentrales Register der im Katastrophenschutz vorgehaltenen Ressourcen.
Ruhrbarone: Halten wir fest, dieses zentrale Register gibt es nicht, richtig?
Memmeler: Richtig. Zudem sind wahrscheinlich zahlreiche Ressourcen des Katastrophenschutzes mehrfach verplant. Jede Kommune und jeder Landkreis weiß, über welche Ressourcen die lokalen Feuerwehren verfügen, weil diese durch die lokalen Behörden zu verantworten sind. Mit einer recht hohen Zuverlässigkeit werden durch diese Behörden auch die von den Hilfsorganisationen vorgehaltenen Ressourcen lokal abgefragt und erfasst. Unterlassene, weil nicht verpflichtende, Änderungsmitteilungen können hier aber zu verfälschten Daten führen. Zeitgleich melden die Landesverbände der Hilfsorganisationen Ressourcen an die jeweilige Landesregierung, um auf Sondereinsatzmittel aufmerksam zu machen, damit die Attraktivität der eigenen Organisation verbessert wird. Für diese Meldungen gibt es aber keine Regularien. Somit werden zumindest nicht alle Ressourcen erfasst. Gleiches geschieht dann durch die Bundesverbände der Hilfsorganisationen in Richtung des Bundesinnenministeriums. An diesem kleinen Beispiel der diffusen Ressourcenerfassung kann man bereits das Risiko der Mehrfachverplanung von Ressourcen festmachen. Nehmen wir mal an, dass es am Niederrhein erneut zu einem Hochwassergeschehen kommt, welches nun eine derartige Ausprägung erreicht, dass wie bei den Oderhochwassern bundesweite Hilfeleitungen eingeleitet werden müssen. Der Landkreis am Niederrhein wird wohl sofort auf zum Beispiel geländetaugliche und somit wartfähige Krankenwagen der Hilfsorganisation im Kreis zurückgreifen. Somit ist dieses Fahrzeug verplant. Weil man sich ja kennt, ruft der Kreis auch identische Fahrzeuge aus Nachbarkreisen zur Hilfe. Nun entwickelt sich die Lage so, dass das Land unterstützen will und muss. Das Land allarmiert die Hilfsorganisationen und fordert die freiwillig gemeldeten Ressourcen ab, die zur Bewältigung der Situation erforderlich sind. Statt der erwarteten 100% liefern die Hilfsorganisationen aber nur noch x% zu, da Teile der gemeldeten Ressourcen zuvor schon von den Landkreisen allarmiert wurden. Die Unterstützung des Landes für den betroffenen Landkreis fällt also anders aus, als dies vom Land in Aussicht gestellt wurde. Dieses Beispiel ließe sich lange und mit vielen Facetten fortsetzen. Stellen Sie sich vor, welche Konsequenzen es hätte, wenn große Ressourcen von Notfallmedizinern bei den Hilfsorganisationen abgefragt würden, um zum Beispiel ein Notlazarett zu organisieren, wenn diese Notfallmediziner ebenfalls durch unterschiedliche Aufgaben bereits verplant wären. Aus diesem Grund fordere ich, gemeinsam mit vielen anderen Vertretern im Katastrophenschutz, schon lange die zentrale Erfassung von Ressourcen der Hilfsorganisationen, die noch nicht Bestandteil der sogenannten Landeskonzepte sind. In identischer Konsequenz müssen nationale Vorhaltungen geplant und finanziert werden, um eine Logistikunterbrechung bei sprunghaftem Bedarfsanstiegs zu vermeiden, wie wir sie zu Beginn der Krise leider zur Kenntnis nehmen mussten. Hoffentlich wird der berühmte Sack Reis, der in China umfällt, zukünftig früher wahrgenommen und die entstehende Welle deshalb auch besser handhabbar.
Wenn wir jetzt aus den Erfahrungen aus dieser Krise lernen, habe ich die Hoffnung, dass sich bei der zukünftigen Regelversorgung vieles verbessern lässt, was wir bisher aus Nachlässigkeit nicht abschließend geregelt haben, da die damit verbundenen Risiken als gering eingeschätzt wurden. Gleiches gilt für den privaten Bereich, weshalb wir jetzt lieber Freiluftveranstaltungen und Biergärten besuchen sollten, damit sich die Infektionszahlen derart gut entwickeln, dass wir sehr bald auch wesentlich gelassener ins Kino, die Bar oder ins Theater gehen können.
Ruhrbarone: Vielen Dank.
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