Corona und Katastrophenschutz: Wenn der Schnee schmilzt, siehst du wo die Scheiße liegt

Magnus Memmeler mit Maske Foto: Privat


Der mediale und gesellschaftliche Eindruck ist, es sei alles überstanden. Vielerorts werden die Schutzmaßnahmen ignoriert. Doch, so scheint es, wird dem Braten nicht getraut. Zurecht – wie die Ereignisse der letzten Woche zeigen und es immer wieder zu Infektionen kam. Die R-Zahl ist fluktuierend niedrig und die Entwicklungen in den USA stehen im Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit. Zehntausende waren und sind in Europa auf den Beinen, gegen Rassismus hier und dort zu demonstrieren. Die Pandemie ist eher in den Hintergrund gerückt, obwohl die Befürchtungen einer 2. Welle immer noch im Raum stehen.

Ruhrbarone: Und jetzt freuen sich alle auf die Ferien – Sie auch?

Magnus Memmeler: Die für die gesamte Bundesrepublik recht erfreulichen Reproduktionszahlen machen Mut. Lokale Hotspots zeigen jedoch sehr eindrucksvoll, dass wir die Pandemie noch nicht überstanden haben und welche Risiken mit den neuen Freiheiten und deren Überinterpretationen einhergehen. In der vergangenen Woche haben wir unter anderem über die beiden Hotspots in Bremerhaven und Göttingen berichtet. In dieser Woche mussten wir erfahren, dass beide Hotspots bis heute noch nicht wirklich beherrscht werden können. Zusätzlich sind neue Hotspots in Duisburg und ein kleinerer in Dortmund entstanden. In Mecklenburg-Vorpommern könnte ein positiv getesteter Priester mit zahlreichen Direktkontakten für eine erhebliche Zahl an Neuinfektionen in mehreren Gemeinden verantwortlich sein. In Duisburg sind nicht nur mindestens 45 Neuinfektionen in einem Verteilzentrum eines Paketdienstes entdeckt worden, sondern zusätzliche Infektionen nach ausschweifenden Familienfeiern im mittleren zweistelligen Bereich festgestellt worden. Unter den positiv getesteten Personen befindet sich auch eine Erzieherin, weshalb vorsorglich eine Kita geschlossen werden musste. In Dortmund sind in dieser Woche 12 Neuinfektionen zu verzeichnen, für die ausschließlich eine Familie verantwortlich ist.

Diese Beispiele alleine machen mich nachdenklich. Weder in Bremerhaven, noch in Göttingen ist es bis jetzt gelungen, alle möglichen Infektionswege nachzuvollziehen und Kontaktpersonen zu identifizieren sowie die bekannten Kontakte zu testen. Zusätzlich sind die Behörden bemüht, beide Geschehen als lokal begrenzbar einzustufen, um eine Verschärfung der Kontaktbeschränkungen zu umgehen. In beiden Fällen hat die Zahl der Neuinfektionen zur Überschreitung des Grenzwertes von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von 7 Tagen geführt. Zumindest in Göttingen schließt der zuständige Oberbürgermeister empfindliche Einschränkungen nicht mehr aus. Im Duisburger Paketverteilzentrum sind ca. 1.000 Menschen beschäftigt, von denen nun aber lediglich 400 Personen getestet werden sollen – warum? Zeitgleich wird betont, dass der Regelbetrieb fortgesetzt wird. Diese wenigen Fälle zeigen, dass die vor 14 Tagen geäußerten Sorgen berechtigt sind, als Vertreter der Gesundheitsämter die Befürchtung äußerten, dass erstens zu wenige Tests angeordnet würden, zweitens die Politik Einfluss auf erforderliche Maßnahmen nehmen würde, um mögliche Einschränkungen für die lokale Wirtschaft zu vermeiden und drittens die erfreulich niedrigen Reproduktionszahlen Verwaltung und Bürger nachlässig werden lassen. Mit Blick auf die neue Reisefreiheit und die angekündigten Schulöffnungen für Grundschulen in NRW macht mich diese Entwicklung skeptisch, da zahlreiche empfohlene Schutzmaßnahmen, auch die für den privaten Bereich, derzeit offensichtlich nicht mehr konsequent beachtet werden, obwohl es keine Hexerei wäre, achtsamer zu sein.

Ruhrbarone: Welche Schutzmaßnahmen werden denn nicht umgesetzt und welche Sorgen haben Sie bei den angekündigten Lockerungen? Die recht niedrigen Zahlen lassen die Lockerungen doch als recht risikoarm erscheinen.

Memmeler: Fangen wir bei uns selbst an. In dieser Woche wurde unter anderem durch die kanadische McMaster-Universität erneut bestätigt, dass der derzeit beste Schutz darin besteht, dass wir alle weiterhin die Abstandsregelung beachten und Mundschutz tragen, wenn wir in geschlossenen Räumen auf andere Menschen treffen, wie dies zum Beispiel im Supermarkt der Fall ist. Regelmäßiges Händewaschen und richtiges Lüften von Räumen wird ebenfalls weiterhin empfohlen. Die privaten Feierlichkeiten in Duisburg und Göttingen aber auch die religiösen Veranstaltungen in Frankfurt und Bremerhaven zeigen jedoch, dass es immer noch und derzeit zunehmend Menschen gibt, für die diese wenigen und wirklich nicht arg einschränkenden Maßnahmen eine zu große mentale Hürde darstellen, die sie nicht bereit sind zu überspringen oder schlicht diesen unangemessenen Freiheitsdrang ausleben wollen, der auf den zahlreichen Coronademonstrationen propagiert wird. Falsch verstandene Lockerungen und deren Überinterpretation stellen neben mangelhafter Umsetzung von Arbeitsschutz die neuen Risiken dar, die immer wieder für lokale Hotspots sorgen werden und die es schnell einzudämmen gilt. Andernfalls drohen eventuell schwedische Infektionszahlen.

In dieser Woche wurde ich wegen meiner immer wiederkehrenden Ermahnungen an korrektes persönliches Verhalten gefragt, ob ich zu den Hardlinern gehöre, die alle Lockerungen ablehnen. Das ist  nicht der Fall. Natürlich begrüße auch ich alle bisherigen Lockerungen als Bereicherung des alltäglichen Umgangs miteinander. Ich fand es unglaublich schön, nach vielen Wochen endlich mal wieder mit den besten Freunden ein griechisches Lokal besuchen zu können. Zur neuen Freiheit gehörte dann aber auch, dass wir uns vorzugsweise in den Biergarten gesetzt haben, auch wenn es später frisch wurde, und dass wir bei diesem Wiedersehen noch auf innige Umarmungen zur Begrüßung verzichtet haben, auch wenn wir das viel lieber getan hätten. Diese Einschränkungen haben wir in Kauf genommen, da wir alle wissen, dass wir durch diesen kleinen persönlichen Einsatz dazu beitragen, dass wir uns wesentlich schneller und dann auch sicher wieder herzlich begrüßen können.

Ruhrbarone: Warum werden eigentlich Funktionsträger, die aus beruflichen Gründen zwangsläufig mit vielen Menschen in Kontakt kommen, nicht systematisch getestet?

Memmeler: Der Priester in MeckPomm betreut mehrere Gemeinden, bei denen er Gottesdiente abhält und auch Hausbesuche bei Trauernden macht. Die Erzieherin in Duisburg wurde, wenn ich die Berichte richtig verstehe eher zufällig getestet. In den Pandemie-Empfehlungen aus dem Jahr 2012, die als Blaupause vorliegen und von zahlreichen Katastrophenschutzexperten und Virologen entwickelt wurden, ist nachzulesen, dass genau die Funktionsträger, die zu zahlreichen Menschen Kontakt haben, als erstes als möglicher Multiplikator ausgeschlossen werden müssen. Dazu zählen Mitarbeitende im Gesundheitswesen, Lehrerinnen, Erzieherinnen, offensichtlich auch Geistliche und Menschen mit Sicherheitsfunktion wie Polizisten. Diese sehr deutlich ausgesprochene Empfehlung wird bisher noch nicht umgesetzt, obwohl auch der Bundesgesundheitsminister und das sogenannte Corona-Kabinett diese Empfehlung stetig wiederholen. Als Begründung für das Unterlassen wird gebetsmühlenartig vorgebracht, dass diese Tests lediglich nur einen Momenteindruck darstellen würden und derzeit nur schwierig darstellbar wären. Erstens die anlass- und verdachtsunabhängigen Tests in Rostock, über die wir sprachen, haben auch nur einen Momenteindruck abbilden können, sie trugen jedoch dazu bei, dass zahlreiche symptomfreie Pflegekräfte als infiziert identifiziert werden konnten und somit unter die erforderliche Quarantäne gestellt wurden. Das trug dazu bei, dass diese Pflegekräfte nicht eine massenhafte Infektionen in Seniorenheimen und Kliniken auslösten.

Zweitens die schwierige Umsetzbarkeit der empfohlenen Tests ist ausschließlich mit der nicht geregelten Refinanzierung zu begründen, die auch zum Abbau von benötigten Testzentren geführt hat. Unter diesen Voraussetzungen bewundere ich die Überzeugung der nordrhein-westfälischen Bildungsministerin, dass von Grundschulkindern ein zu vernachlässigendes Risiko ausgeht, obwohl dies als derzeit ungesicherte Annahme gewertet werden muss und deshalb keine Abstandsregelungen eingehalten werden müssen, wie sie beispielsweise in der Gastronomie gelten. Kritiker und Virologen bezeichnen die 14 tägige Grundschulöffnung vor den Ferien in NRW deshalb als mutigen Feldversuch, der entweder Befürchtungen bestätigen wird oder die Vermutung bestätigt, dass Kinder zwar bisweilen hohe Viruslasten aufweisen aber nur mäßig infektiös sind. Diesem hoffentlich positiven Restart der Grundschulen folgt dann unmittelbar die neue Reisefreiheit, bei der Eltern und Kinder hoffentlich wirklich nur einen harmlosen Husten mit in den Urlaub nehmen, da die medizinische Versorgung außerhalb der Bundesrepublik sicherlich nicht überall die hier bekannten Standards abbilden kann. Welche Risiken darin bestehen, dass beinahe pauschal für alle EU-Mitgliedsländer die Reisemöglichkeit bescheinigt wird, kann derzeit wohl niemand sagen. Das es Unterschiede geben wird, ist mir in dieser Woche eher zufällig gewahr geworden, als ich die Feststellung eines Kollegen, dass die Lage in Griechenland ja sehr gut sei scherzend damit beantwortete, dass Griechen eher nicht dafür bekannt seien Ski zu fahren und deshalb auch nicht in der Art und Weise betroffen waren, wie zum Beispiel Norditalien oder der Süden von Deutschland im direkten Vergleich zum Norden der Republik. Diese zufällige und wenig wissenschaftliche Feststellung zeigt sehr gut, dass wir beim Sommerurlaub besonders gefordert sein werden, lokale Risiken rechtzeitig und richtig zu bewerten und unser persönliches Verhalten (Abstand, Mundschutz, etc.) angemessen zu gestalten, da die Bundesrepublik wohl kein zweites Mail eine weltweite Rückholaktion organisieren wird. Dieser Hinweis von Herr Maaß war sehr deutlich.

Positiv anmerken können wir jedoch, dass die Coronakrise in vielen Bereichen zu einer Umsetzungsbeschleunigung von Maßnahmen führen wird und der Blick auf Empfehlungen des Katastrophenschutzes sich positiv verändert hat. Wichtig wird sein, dass bei all dem die Qualität nicht der Geschwindigkeit geopfert wird.

Ruhrbarone: Sie spielen auf die erhöhten Mittel an, die das Konjunkturpapier der Bundesregierung nun auch für den Katastrophenschutz vorsieht?

Memmeler: Auch das. Natürlich freut es derzeit jeden, der am Katastrophenschutz beteiligt ist, wenn der Aufbau von nationalen Reserven angekündigt und die verbesserte Ausstattung des Katastrophenschutzes in Aussicht gestellt wird. Wichtig wird es hierbei sein, dass auch in der Bundesrepublik die Maßstäbe angewendet werden, die die EU bei der Aufstockung der Ausstattung des rescEU Programms (europ. Katastrophenschutz) zur Vorgabe gemacht hat, weil man in der EU aus den jüngsten Erfahrung gelernt hat. Schwerpunkt ist hier die zwar zentral gestaltete und gelenkte aber dennoch dezentrale Vorhaltung von Mitteln, um sicherzustellen, dass zukünftig lokalen Herausforderungen, wie zuletzt in Norditalien, schneller, besser und nachhaltiger begegnet werden kann und zusätzlich eine Risikobewertung für die Gemeinschaft Handeln und Ressourceneinsatz beeinflusst und nicht ausschließlich nationale Einzelinteressen oder gar nationale Eitelkeiten. Die Erhöhung des Budgets von rescEU um über 3 Milliarden Euro wird zukünftig sicherlich auch dazu beitragen, den grenzübergreifenden Einsatz von Katastrophenschützern leichter und auch außerhalb von Pandemiegeschehen zu ermöglichen, wie dies regelmäßig bei großen Waldbränden diskutiert und selten praktiziert wurde. Ebenso erfreulich ist es für die Binnenkommunikation der Hilfsorganisationen und die Wertschätzung gegenüber den Helfenden, wenn der NRW Gesundheitsminister Hilfskräfte zu einem eindrucksvollen Fototermin in die Messe Düsseldorf einlädt, von wo aus in den letzten Wochen große Mengen an erforderlicher Schutzausrüstung durch die Hilfsorganisationen in die fünf Regierungsbezirke in NRW transportiert wurden und dafür vollkommen berechtigt und ehrlich Danke gesagt wird.

Gleiches gilt natürlich für Aussagen von Landräten, zum Beispiel im Rhein-Erft-Kreis, wenn diese zu Recht betonen, dass viele Testzentren, Logistik und diverse Einzelmaßnahmen nur umsetzbar und dauerhaft zu betreuen waren, weil es ausreichend ehrenamtliche und gut ausgebildete Kräfte im Katastrophenschutz gibt. Es wäre böse, wenn man behaupten würde, diese Erklärungen und PR-Maßnahmen seien allesamt ausschließlich der bevorstehenden Kommunalwahl in NRW geschuldet. Nein, ich denke dass dies tatsächlich wieder Momente waren, bei denen sich Politik und Verwaltung daran erinnert haben, dass ohne Ehrenamt, hier besonders im Katastrophenschutz, einfach kein Staat zu machen ist. All diese Erkenntnisse und Dankesreden gab es bereits, als es für die Bundesrepublik galt, viele geflüchtete Menschen vor Obdachlosigkeit zu schützen, medizinisch zu versorgen und die notwendige Betreuung zu organisieren. Dieser Dank schlug damals recht schnell wieder um zu rein wirtschaftlich orientiertem Handeln und der Vergabe von Unterkünften für Geflüchtete an profitorientierten Unternehmen, die an Tarifverträgen regelmäßig nur mäßiges bis kein Interesse zeigten und zeigen. Die wiederkehrende und ausschließlich wirtschaftliche Betrachtung führt uns aber auch regelmäßig an die Grenzen unserer Systeme und die Coronakrise hat viele Probleme wesentlich offensichtlicher gemacht, als dies bisher der Fall war. Vorhaltungen im Katastrophenschutz wurden wegen nur selten eintretender Schadenslagen regelmäßig reduziert und Kliniken sind Wirtschaftsunternehmen mit zunehmend mäßiger Produktion von Gesundheit geworden. Bei uns in der Region sagt man, wenn der Schnee schmilzt, siehst Du wo die Scheiße liegt. Erneut müssen wir dafür Sorge tragen, dass das Geleistete nicht vergessen wird und zusagen nachhaltig und nicht einfach nur schnell umgesetzt werden, damit der Schirm nicht wieder vergessen wird, weil es aufgehört hat zu regnen.

Besonders galt und gilt das Beispiel mit dem Schnee in dieser Krise im Gesundheitssystem wo die Lage trotz reichlich Sand im Getriebe durch die Mitarbeitenden beherrscht wurde und mehr als 20.000 infizierte Pflegekräfte und Ärzte der Beleg dafür sind, dass wir uns um die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen kümmern müssen, statt lediglich wohlwollend zu applaudieren. Wie bereits in den letzten Interviews betont, kann es kein einfaches „Weiter So“ im Gesundheitssystem geben, weil wir bisher erfreulich gut durch die Krise gekommen sind. Vielmehr muss das konsequent angegangen werden, was im Konjunkturpapier angedeutet wird und bereits von vielen Experten als Erkenntnis aus dieser Krise benannt wurde. Die Digitalisierung im Gesundheitssystem, besonders in der Pflege, muss rasch aber auch durchdacht voran gebracht werden, weil wir hier den bereits vielfach formulierten Wünschen seit Jahren hinterher hinken, wodurch in dieser besonderen Situation unnötige Kommunikations- und Dokumentationserschwernisse begleitend belastet haben.

Bei der Neugestaltung der Notfallversorgung müssen die Bedürfnisse der Kliniken, der Städte und Landkreise und der erforderlichen Datensicherheit beim erforderlichen Austausch von Patientendaten mehr Beachtung finden, auch wenn Ärzteverbände und Krankenkassen bereits zu diesem Zeitpunkt schon wieder die unmittelbare und nicht korrigierte Umsetzung der bereits bekannten Maßnahmen einfordern, obwohl die zuvor genannten Beteiligten auf Fehler aufmerksam machen und zu Recht befürchten, dass wir ausschließlich verschlimmbessern statt zu korrigieren. Ähnlich wie bei den Ideen zur zukünftigen Versorgung mit Medikamenten, wo schon vor dieser Krise die Risiken der Globalisierung offenkundig waren, weil ein Brand in Indien die Versorgung der Bundesrepublik mit zum Beispiel Blutdruckpräparaten beeinflussen konnte, sollten wir nun die Chance der noch frischen Eindrücke nutzen, um ehemalige Fehler zu korrigieren, die wir bereit waren zu tolerieren, weil noch nichts wirklich schlimmes passiert ist. Dies liegt allerdings immer an der jeweiligen Haltung des Betrachters. Betroffene werden dies anders werten als beispielsweise Statistiker und Controller der Krankenkassen. Hoffentlich werden die derzeit besonders deutlichen Aussagen zu fehlenden Medikamenten, die Klinikapotheker formulieren ernst genommen, weil diese erstmalig in der gebotenen Offenheit betonen, dass die jetzige Situation nur eine Extremform dessen darstellt, was schon vor der Krise galt. Im Gesundheitswesen und in Köln galt stets, es ist ja immer gut gegangen.

Katastrophenschutz und Gesundheitswesen bedürfen einer sehr guten Logistik und klarer Führungs- und Organisationsstrukturen. Der Katastrophenschutz hat gelernt, dass die dezentrale Vorhaltung vor dem flächigen Ausfall schützt und dazu beiträgt, lokal schnell tätig werden zu können. Im Katastrophenschutz sind Zuständigkeiten und Finanzierung sehr klar geregelt. Im Gesundheitswesen hingegen übernehmen Interessensvertreter regulierende Funktionen, was zu den vielfach besprochenen Problemen führt. Ich denke, dass Städtetag und Landkreistag sich zeitnah positionieren werden, um die Diskussion über die erforderliche Vorhaltung und Finanzierung von Kliniken neu aufzunehmen und auch Aufgabe und Finanzierung des Rettungsdienstes neu bewertet zu wissen, damit lokale Versorgungsstrukturen dauerhaft gesichert bleiben.

Magnus Memmeler aus Kamen, 52 Jahre, ist seit 31 Jahren Mitarbeiter im Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Davon 25 Jahre hat er diverse Leitungsfunktionen eingenommen. Er war beauftragt zur Organisation des Sanitätsdienstes beim DEKT in Dortmund und Verantwortlicher einer großen Hilfsorganisation bei der Versorgung und Unterbringung von Geflüchteten in den Jahren 2013 – 2018. Mitglied bei der Stabsarbeit von Bezirksregierungen und Mitglied in Arbeitskreisen des Innenministerium bei der Konzeption von Katastrophenschutzkonzepten.

Mehr zu dem Thema:

Corona und Katastrophenschutz: Eine Krise ist ein produktiver Zustand

Corona und Katastrophenschutz: Das einzige Land, das angesichts von wenigen Sterbefällen unzufrieden ist

Corona und Katastrophenschutz: Titel: Arbeitsschutz ist auch Katastrophenschutz

Corona und Katastrophenschutz: „In den Farben getrennt und in der Sache vereint

„Eine Katastrophe ist eine Katastrophe ist eine Katastrophe

„Was Du hast, musst Du nicht suchen“ 

„Die Herausforderung der kommenden Woche wird sein, die Bevölkerung dazu zu bewegen, Masken zu tragen“

„Eine zweite Infektionswelle muss vermieden werden“

Katastrophenschutz: „Geflüchtete Mediziner aus Bürgerkriegsgebieten können nicht als Ärzte eingesetzt werden.“

Katastrophenschutz: „Ein Fehler war, dass der Kreis Heinsberg nicht abgeschottet wurde“

Der Katastrophenschutz in den Zeiten des Corona-Virus

Dir gefällt vielleicht auch:

Subscribe
Notify of
3 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Robert Müser
Robert Müser
4 years ago

An dieser Stelle wieder mein üblicher Dank für diese Worte.

Wenn ich so auf die Ereignisse seit dem letzten Interview mit Magnus Memmeler und jetzt zurückblicke, so beschleicht mich der Eindruck, dass an diversen Stellen von verschiedenen Akteuren eher unbewusst an guten Ansatzpunkten zum Start einer 2. Welle gewerkelt wird. Ob es nun die irrlichterne NRW-Schulministerin in Sachen Vollbetrieb Grundschule ohne Maske und den fehlenden Mindestabstand ist oder die BLM-Demos an diversen Orten.

In Bochum hat man nun das Rätsel, dass seit Freitag innerhalb kürzester Zeit 17 (!) Neuinfektionen mit dem Corona-Virus aufgetreten sind, die nicht auf gemeinsame Feiern im Familienkreis oder wg. religiöser Veranstaltungen oder den Arbeitsplatz zurückgeführt werden können. Binnen 7 Tage sind 36 Neuinfektionen bekannt geworden. Auch in Dortmund hat es binnen 7 Tage 50 Neuinfektionen gegeben.

Es gruselt mich schon ein wenig bei Blick auf diese Zahlen.

trackback

[…] Corona und Katastrophenschutz: Wenn der Schnee schmilzt, siehst du wo die Scheiße liegt […]

trackback

[…] Corona und Katastrophenschutz: Wenn der Schnee schmilzt, siehst du wo die Scheiße liegt […]

Werbung