Chinesische Wissenschaftler haben den genetischen Code des Corona-Virus in Rekordzeit entschlüsselt. Gerade mal zehn Tage haben sie dafür gebraucht. Nun wird an einem Impfstoff gearbeitet – mit Hilfe des Internets. Erste klinische Tests an Menschen werden bereits in drei Monaten erwartet. Kann das Internet helfen, eine weltweite Epidemie rechtzeitig aufzuhalten?
Während heute in Deutschland der erste Fall einer Corona-Infektion gemeldet wird, geben Wissenschaftler auf der ganzen Welt richtig Gas: Das Corona-Genom wurde von chinesischen Wissenschaftlern entschlüsselt. Auf einer frei zugänglichen Webseite ist es veröffentlicht. Nun kann jeder darauf zurückgreifen und an einem Impfstoff forschen.
Wissenschaftler aus den USA erwarten, dass sie bereits in drei Monaten Menschen einen neuen Impfstoff verabreichen können. Damit wäre das Gegenmittel aber noch nicht flächendeckend verfügbar. Erst müssten noch zahlreichen Versuche stattfinden, um seine Sicherheit und Effektivität zu erproben. Nebenwirkungen seien nicht ausgeschlossen.
Zum Vergleich: Nach dem Ausbruch des berüchtigten SARS-Virus im November 2002 hat man 20 Monate gebraucht, bis die ersten Tests an Menschen stattfinden konnten. SARS ist auch eine Corona-Form. Sie trat erstmals in der chinesischen Provinz Guangdong auf und führte wie auch jetzt zu schweren Lungenentzündungen. Rund ein tausend Menschen fielen damals SARS zum Opfer und starben an der Infektion. Es war die erste Pandemie des 21. Jahrhunderts.
Der neue Corona-Virus wurde Wuhan-Hu-1 getauft. Er trat zuerst in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auf und verbreitet sich von dort auf anderen Kontinente und Länder aus. Bis jetzt sind rund 5.000 Menschen infiziert und rund 100 Tote zu beklagen, Tendenz steigend. Der Virus verbreitet sich trotz aller Quarantäne-Bemühungen rasend schnell. Mittlerweile hat er auch Deutschland erreicht.
Der Ausbruch des Wuhan-Hu-1 hat zu einer beispiellosen internationalen Kooperation der Wissenschaft geführt. Die neuesten Erkenntnisse werden sofort im Internet veröffentlicht und jedermann zugänglich gemacht.
Viele Experten verzichten offenbar auf die sonst nicht ganz unübliche Heimlichtuerei. Auf diese Weise können Kollegen in anderen Ländern auf das allerneueste Wissen zurückgreifen und es in ihre eigene Arbeit einfließen lassen, die wiederum veröffentlicht wird. Mit Hilfe des Internet entsteht so etwas wie ein dezentrales, virtuelles Labor, in dem zahlreiche Wissenschaftler zusammenarbeiten, ohne dass es einer zentralen Koordination bedarf. Geben ist das neue Nehmen.
Dies ist eine Folge der Globalisierung über das Internet. Beim SARS-Ausbruch 2002 war die internationale Kooperation noch lange nicht so weit. Damals dauerte es 20 Monate bis die ersten klinischen Tests mit Gegenmitteln durchgeführt werden konnten.
Die Kommunikationswege, die den Wissenschaftlern damals für den internationalen Wissensaustausch zur Verfügung standen, waren nur rudimentär entwickelt. Erst 2003 entstand die internetbasierte Plattform bioRxiv, die schnelle Veröffentlichungen ermöglicht. Davor sind nur die klassischen Wege der wissenschaftlichen Kommunikation und Veröffentlichung beschritten worden. Dies sind sogenannte Peer-Review-Journals, die einen langen Verifikationsprozess vor der Veröffentlichung vorsehen. Auf diese Weise vergehen jedoch mehrere Monate oder gar Jahre, bevor eine neue wissenschaftliche Erkenntnis der Fachöffentlichkeit zur Verfügung steht. Zeit, die man in Krisenfällen sich schnell verbreitender Epidemien nicht hat. So wie jetzt zum Beispiel.
Professor Andrew Mesecar von der Purdue University (USA) vergleicht die Geschwindigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnisse von heute mit dem SARS-Fall von 2002: „Stellen Sie sich vor, Sie laufen zu Fuß von Chicago nach San Francisco, und stellen Sie sich dann vor, Sie nehmen ein Flugzeug von Chicago nach San Francisco. Das ist Unterschied über den wir hier reden.“
Danke, liebes Internet, danke Globalisierung!
Für Feinschmecker:
Der vollständige Genom des Wuhan-Hu-1 Virus kann hier gelesen werden.
Aktuell kann man wohl nicht von einer "weltweiten" Epidemie sprechen.
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