Die neuesten Zahlen deuten darauf hin, dass der Höhepunkt der Corona-Infektionen in vielen Ländern Europas erreicht ist. Politiker und Wissenschaftler diskutieren über den Ausstieg aus dem Shutdown. Aber die Gefahr ist noch lange nicht vorüber. Denn jetzt ist das Risiko einer Infektion besonders groß.
Die Strategie „Flatten the Curve“ funktioniert, sie zeigt Wirkung. Die Zahl der Neuinfektionen wächst in einer ganzen Reihe europäischer Länder nicht mehr exponentiell. In einigen scheint der Höhepunkt sogar überschritten zu sein. Die täglichen Zuwächse nehmen sogar leicht ab.
Aber, bei aller Hoffnung, die die Statistiken verheißen: Um den Höhepunkt der Infektionszahlen herum ist es besonders gefährlich. Einfach deswegen, weil gerade jetzt besonders viele Menschen infiziert sind – mehr als zuvor. Die Gefahr angesteckt zu werden ist daher derzeit höher als noch vor ein paar Wochen.
Auf die absoluten Zahlen kommt es an
Bei allem Verständnis für den Wunsch, aus dem leidigen Shutdown auszusteigen und wieder ins normale Leben zurück zu kommen: Die absoluten Zahlen muss man sich vor Augen halten. Man darf nicht nur auf den erfreulichen Rückgang der Neuinfektionen schauen. Vielmehr muss man sich im Klaren sein, dass wir derzeit mehr Infizierte haben als jemals zuvor.
Ausstiegsszenarien aus dem Shutdown müssen deswegen die absoluten Zahlen der Infizierten im Blick haben. Diese werden sich aber noch eine ganze Weile erhöhen, wenn auch langsamer als bisher. Ebenso erhöhen sich die Anzahl der schweren COVID-19-Krankheitsverläufe und die Todesfälle. Grund ist der Time-lag zwischen Infektion, Erkrankung und Genesung oder fatalem Ausgang.
Daher muss vor einem zu schnellen Ausstieg aus dem Shutdown gewarnt werden. Zu groß ist die Gefahr, dass eine Grundstimmung der Entwarnung, der Lockerung aufkommt. Zu groß die Gefahr, dass man nachlässig wird mit den notwendigen Hygiene- und Distancing-Maßnahmen. Zu groß die Gefahr, dass man die Lage zu positiv einschätzt. Ein Rückschlag und ein Neuauflackern der Infektionswelle wäre mehr als tragisch.
Die Zahlen der Corona Infektionen werden weiter steigen. Das ist offensichtlich. Diese Statistik zählt auch einfach nur Fälle.
Die Zahl ist vollkommen nutzlos.
"Einfach deswegen, weil gerade jetzt besonders viele Menschen infiziert sind "
Auf Basis welcher Zahlen kommt diese Schlussfolgerung?
Aktuell sinken die erkannten Neuinfektionen, und es kommen die Menschen mit überstandener Krankheit hinzu.
Die Dunkelziffer ist weiterhin offen.
Hat Flatten the curve funktioniert? Ja, wir haben wenig Infektionen, und die Kapazitäten der Krankenhäuser sind deutlich unterschritten. Das bedeutet aber auch, dass wir noch viele Menschen haben, die erkranken werden, wenn nicht schnell eine einfache Behandlung/Impfung gefunden wird.
Ja, wir haben etwas Zeit gewonnen. Das Virus wird weiter da sein.
Wir müssen auch aus dem aktuellen Shutdown heraus. Wir werden es nicht lange durchziehen können, OPs aufzusparen, medizinische Angebote herunterzufahren etc. Wer einen langen Shutdown in der aktuellen Form befürwortet, sagt indirekt auch, dass viele Angebote insbesondere im medizinischen Bereichen dauerhaft nicht notwendig sind.
Dann gibt es noch die wirtschaftlichen Folgen.
Es werden alle Geschäftsmodelle umgestellt werden müssen, damit wir mit kleinen Raten durch das Jahr kommen. Vielleicht haben wir aber auch Glück, und es gibt neue Forschungsergebnisse, die alles in die gute Richtung wenden.
@ KE
Die Dunkelziffer spielt doch gar keine Rolle bei der Feststellung, dass genau jetzt die ABSOLUTE Zahl der Infizierten am höchsten ist, die Statistik mag ungenau sein, aber genau deshalb dürfte auch die ABSOLUTE Zahl der unerkannt Infizierten genau jetzt besonders hoch sein.
@2 S Scheidle
Es ist natürlich eine naheliegende Annahme, dass die Dunkelziffer im VErgleich zu den bekannten Fällen konstant ist. Ob das wirklich so ist? Ich würde es auch für plausibel halten, dass sie ansteigt, da hierbei vermutlich eher leichte Fälle vorhanden sind, die sich dann unbemerkt ausbreiten können. Die würde auch zuerst in den Communities der leichten Fälle passieren (z.B. junge Menschen ohne Risikofaktoren). Insgesamt ist es aber viel Glaskugel-Schauen. Es fehlen Stichprobenuntersuchungen,.
Aktuell ist die Zahl der "Active Cases" interessant sowie der tägliche/wöchentliche Änderung.
Active Cases = Absolute Zahl – (Gesundete bzw. Gestorbene)
Insbesondere die Zahl der Gesundeten wird hier bei in den meisten Quellen als sehr konservativ, d.h. eher zu gering, eingeschätzt. Dieser Wert sinkt aktuell.
https://www.worldometers.info/coronavirus/country/germany/
Final werden wir die persönlichen Schutzmassnahmen weiter durchführen müssen (Hygiene, Abstand, wenig Kontakte etc.) unabhängig davon, welche Betriebe etc. auf sind.
Die absolute Zahl der Infizierten ist nicht jetzt am höchsten. Möglicherweise ist die Zahl täglich neu hinzukommender Fälle von bestätigten Infektionen jetzt am höchsten. Deren absolute Zahl wird aber weiter steigen. Sie wird sich in einem größeren Zeitraum verdoppeln als derzeit, eventuell bald 10 bis 12 Tage. Das bedeutet dann aber immer noch, dass im Mai voraussichtlich die Zahl von einer Million bestätigter Infektionen (kumuliert) in Deutschland wohl überschritten wird. Die Dunkelziffer dürfte mit der Zahl der bestätigten Infektionen eng korrelieren, geschätzt wird Faktor 6 bis 10. Das heißt, irgendwann im Mai wird es 6 bis 10 Millionen infizierte Menschen in Deutschland geben. Die Chance für (noch) nicht Infizierte, auf eine infizierte Person zu stoßen, ist dann natürlich sehr viel größer als jetzt. Momentan könnte mich etwa jeder hundertste Mensch anstecken. Irgendwann im Mai dann schon jeder zehnte.
@4 Lutz:
Das RKI stellt die täglichen neu erkannten Fälle unten rechts da
https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4
Wie soll auf Basis dieser Daten, die seit 19.3.20 ungefähr zwischen 4000 und 6000 Fällen pro Tag liegen, ein exponentielles Wachstum stattfinden?
Die aktiven Fällen und auch die kummulierten Fälle steigen aktuell nicht exponentiell.
Sie steigen mit max. 6000 Fälle pro Tag. Diese 6000 Personen sind aber auch im Regelfall nach ein paar Tagen wieder gesund.
Klar, sofern die tägliche Zunahme von jetzt an tatsächlich bei 6000 +/- x nachhaltig konstant gehalten werden kann, also KEINE jeweilige Verdoppelung über jeweils 14 Tage, wäre die Zunahme sicherlich linear.
Scheinbar hat die EU den Ernst der Lage erkannt und verlängert deshalb den Einreisestopp für Nicht-EUbürger. Das bedeutet aber auch, dass die Lage weit brenzliger ist, als so mancher wahrhaben will. Die Krux? Solange kein Impfstoff da ist, wird sich das Virus weiter ausbreiten. Und mit einem Impfstoff, der für Menschen geeignet ist,ist wahrscheinlich erst im Frühjahr 2021 zu rechnen…
@ke
Wenn Sie die täglich neu hinzukommenden Fälle hier mal etwas genauer anschauen, sehen Sie, dass die Zahl der täglichen Zunahmen nach wie vor einen leicht steigenden Trend aufweist. Vergleichen Sie einfach mal die jeweils gleichen Wochentage im 7-Tage-Rhythmus miteinander:
https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4
@Yilmaz
Und dann muss der Impfstoff erst noch in Massen produziert werden, und bevor er produziert werden kann, müssen erst riesige Produktionsanlagen dafür gebaut werden. Und erst dann kann man – frühestens wohl Anfang 2022 – anfangen, Millionen von Menschen zu impfen …
@8 Lutz
Die Zahl der Tests ist weiterhin nicht bekannt.
Die Datumsangabe bezieht sich nach meinem Kenntnisstand auf den Tag des positiven Laborbefundes, der dann auch gemeldet werden muss.
Insgesamt sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen. Leider kommt NRW gefühlt auch immer etwas spät in die RKI Statistiken. Ich nutze sie also eher als groben Anhaltspunkt.
Mehr Glasnost kann uns Deutschlands RKI im Jahr 2020 leider nicht bieten, um eine höchst dynamische Pandemie-Situation zu steuern.
Was für ein Armutszeugnis.,
@10
Vergleicht man die deutschen Corona-Statistiken international, gehören sie sicher zu den besseren, vielleicht zu den besten. Den Tag, an dem irgendwelche Datenerhebungen perfekt sind, werden wir mit (hoher Wahrscheinlichkeit) alle nicht erleben.
@11 Pion Blanc
Wer so dumme Prozesse aufsetzt verschenkt Zeit und Datenqualität zur Steuerung.
DAs kostet Leben und Wohlstand.
Dabei sind die PRozesse sehr einfach zu optimieren. Wo bleibt unser Anspruch?