Es klang zunächst recht harmlos. Als die Deutsche Fußballliga (DFL) am Sonntagnachmittag mit einer knapp gehaltenen Pressemeldung herauskam, die den Umgang mit dem Coronavirus betraf, da hieß es darin schlicht: „Selbstverständlich gilt der Gesundheit der Bevölkerung und damit auch aller Fußball-Fans oberste Priorität. Dabei muss es das Ziel sein, in unterschiedlichen Lebensbereichen den jeweils angemessenen Weg zu finden zwischen berechtigter Vorsorge und übertriebener Vorsicht.
Selbstverständlich werden sich die Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga mit den zuständigen Behörden an den jeweiligen Standorten wie bisher eng hinsichtlich des Ablaufs weiterer Spieltage abstimmen.
Gleichzeitig steht es außer Frage, dass die Saison wie vorgesehen bis Mitte Mai zu Ende gespielt werden muss, um Auf- und Absteiger sowie die Teilnehmer für die internationalen Wettbewerbe zu ermitteln. Nur so erhalten Clubs und DFL trotz schwieriger Umstände für die kommende Spielzeit Planungssicherheit.“
Das hieß im Klartext wohl: Wir versuchen alles den Spielbetrieb weiter aufrecht zu erhalten. Zur Not auch ohne Zuschauer!
Eine Marschrichtung, die zunächst durchaus verständlich erscheint, denn schließlich sind die Termine im Profisport inzwischen arg begrenzt. Im konkreten Fall ‚droht‘ im Sommer eine angesetzte Fußball-Europameisterschaft und auch Olympische Spiele stehen auf dem Programm. Die Fußball-Bundesliga hat also wahrlich nicht viele Alternativtermine zur Verfügung. Der Spielplan ist ohnehin schon sehr eng getaktet.
Bei näherem Nachdenken fällt dem geneigten Fan dann aber schnell ein, dass ausgerechnet am kommenden Samstag ja das große Revierderby zwischen Dortmund und Schalke auf dem Programm steht. Ein Derby ohne Fans im Stadion? Zunächst unvorstellbar.
Dann erweitert sich der Betrachtungswinkel. Das Alles beträfe ja natürlich nicht nur das Derby. Eigentlich müssten dann demnächst wohl alle Spiele ohne Fans vor Ort ausgetragen werden.
Aber auch nur an diesem Wochenende? Wohl kaum, denn der Virus breitet sich aktuell ja noch aus. Es wären wohl gleich etliche Wochen, an denen eine Teilnahme von Fans unmöglich würde.
Gut möglich sogar, dass das an diesem Wochenende der vorerst letzte Spieltag so wie wir ihn kennen im Fußball gewesen sein dürfte. Das zuletzt intensiv diskutierte Thema der Ultra-Proteste könnte sich so zunächst ebenfalls ganz automatisch erledigen. Zumindest eben vorerst einmal.
Tatsächlich wurde es bereits im Laufe des Sonntags in Sachen Zuschauerverzicht rasch konkreter: Nordrhein-Westfalens Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) positionierte sich öffentlich dazu: „Wir haben uns ganz klar entschieden, dass wir diese Empfehlung des Bundesgesundheitsministers umsetzen.“ Spahn empfahl kurz zuvor keine Veranstaltungen mehr mit mehr als 1.000 Menschen mehr zuzulassen.
Profifußball wäre dann in NRW mit Zuschauern im Stadion erst einmal unmöglich.
Und das Problem wäre längst nicht auf NRW beschränkt, ja nicht einmal auf Deutschland und natürlich auch nicht auf den Fußball. In diesen Tagen beginnen beispielsweise auch die Playoffs in der Eishockeyliga DEL. Auch dort verfolgen weit mehr als 1000 Anwesende so ein Spiel.
Die Zuschauer von den Spielen in der entscheidenden Phase eine Spielzeit auszugrenzen mag helfen den Betrieb vorerst aufrecht zu erhalten. Die Profiligen im Lande werden sicher alles tun ihre Meisterschaften regulär und fair abzuwickeln. Notfalls dann eben auch ohne Fans in den Stadien und Hallen.
Doch spätestens dann, wenn die ersten Aktiven einer teilnehmenden Mannschaft infiziert sind, als mögliche Verbreiter in Betracht kommen und somit isoliert werden müssen, droht weiteres wettbewerbsverzerrendes Ungemach. Dinge, die man sich in diesen Tagen noch gar nicht konkret auszumalen mag.
Am Ende wird einem in Anbetracht solch trüber Gedanken nur einmal wieder völlig bewusst: Es ist eben immer noch ‚nur‘ Sport. Es gibt deutlich wichtigeres im Leben.
Und doch spiegelt der Spitzensport auch in diesem Falle einmal wieder ganz gut das Bild, das die Gesellschafft insgesamt aktuell abgibt. Vieles was wir im Laufe der Jahre kennen und schätzen gelernt haben wird jetzt in Zeiten des Coronavirus hinterfragt.
Die Erregung über drohende Geisterspiele oder gar Absagen von Veranstaltungen im Profisport wird zunächst groß sein. Und doch sollten die Fans dabei die Ernsthaftigkeit der aktuellen Situation nicht vergessen.
Im Notfall kann man vergleichsweise leicht auf auf die Teilnahme an ein paar liebgewonnenen Sportevents verzichten, wenn wirkliches großes Ungemach für tausende Mitbürger droht. Es gibt eben deutlich wichtigeres im Leben als so ein Fußballspiel. Auch wenn manche Zeitgenossen im Lande sich aktuell sicherlich noch schwer tun werden dem so einfach zuzustimmen!
Und nächstes Jahr im Januar/Februar ziehen wir alle wieder hustend, niesend, rotzend und mit Influenza-Viren um uns werfend durch Gaststätten, Fußgängerzonen, Discos, Stadien, Arztpraxen, Firmengebäude – ohne überhaupt ein Wort über Grippe, Viren, die pöse Regierung, DFB und Merkel sowieso zu verlieren.