Dadaismus und Duisburg, Pop und Punk, urban urtyp

„Punk-Pianist“ sei er, „Bad Boy of Classic“, die Urteile sausen wie eine Bramme auf ihn hernieder, sie sind Quatsch. Kai Schumacher zertrümmert keinen Flügel und zündet ihn nicht an, er interessiert sich dafür, was drin ist in diesem hölzern-stählernen Kasten. Und? Alles ist bereitet, Pop ist da und Punk und Minimal Art, Dadaismus und Duisburg, Dancefloor und Kinderlied, Avantgarde und Atari Teenage Riot. Je verschiedener, umso vertrauter. Hier steht Schuberts Franz im Raum, dort Cobains Kurt, man assoziiert ohne Ende und unangestrengt, wenn man ihm zuhört, er spielt Solopiano. Alles ist enträtselt, alles rauschhaft, Kai kommt aus Duisburg. Einer der Großen unter den Solo-Pianisten im Land, jetzt ist er urban urtyp.

Ohne elektronische Zugaben, keine Overdubs, keine Loops, keine Drum-Machine, und falls doch einmal der Anschein von Strom ins Spiel kommen sollte, war auch der schon immer da: Kai Schumacher arbeitet mit dem Flügel so, dass der ganz ohne Strom auskommt und dennoch wie ein Synthesizer klingt. In seinen Worten:

„Ich baue mir verschiedene Zonen mit Bass-Sounds, mit Percussion-Sounds, mit Flächen-Sounds und bediene den Flügel auch ein bisschen wie einen Analog-Synthesizer und versuche dann, den Spirit der elektronischen Musik, die Energie, die darin steckt, ganz ohne elektronische Hilfsmittel auf die Bühne zu bringen.”

Sein jüngstes Solo-Album heißt „Rausch”, der besteht aus eigenen Kompositionen, inspiriert von der klassischen Minimal Music, von Philip Glass und Steve Reich und Terry Riley, ebenso von der Amerikanischen Avantgarde, also John Cage, George Crumb, aber, sagt Kai,

„ich bin auch so eine kleine Pop-Sau, ich hab eine Affinität zu prägnanten, kurzen Tracks …”

Alles da. In- und mit- und übereinander, so klingt die Stadt. Sie hörbar zu machen, ist die Idee von urban urtyp, die Indie-Reihe an der Ruhr ist seit 12 Jahren  –  auch des ureigenen Bieres wegen  –  frei von Subventionen, Gängeleien und Fördermittelvorgaben. Stattdessen Brauwasser und Gerstenmalz, Hopfen und Hefe und jener Rausch, wie ihn Kai Schumacher erspielt.

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KAI SCHUMACHER
urban urtyp #80
Sonntag 8. Januar | 19 Uhr
Platz des europoäischen Versprechens 1 | 44787 Bochum
10 € | Tickets reservieren? Mail an info@urbanurtyp.de

 

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