Ich treffe Peter Sloterdijk an einem eisigen Samstagmorgen am Dortmunder Hauptbahnhof. Während wir auf den ICE nach Berlin warten, betreten die Spieler von Hertha BSC unter lautstarken Schmähgesängen jugendlicher BVB-Fans den Bahnsteig und sehen ob dieser Erniedrigung aus wie geprügelte Hunde. Interessiert folgt der Philosoph des „Trainingsplans“ und der „menschlichen Höchstleistungen“ diesem Schauspiel. Nach einem Gespräch über den politischen Islam, Antisemitismus und Goebbels Klumpfuß steige ich in Bielefeld aus und fahre, bestückt mit den Samstagsausgaben der FAZ, SZ, WELT und BILD aus der ersten Klasse, mit der Regionalbahn zurück nach Dortmund.
Herr Sloterdijk, was halten Sie vom Vorschlag des amerikanischen Politologen Daniel Jonah Goldhagen, ein Kopfgeld in Millionenhöhe auf die Anführer von Völkermorden auszusetzen?
Goldhagen würde mit seinem moralistischen Interventionismus immensen Schaden anrichten, sollte er politisch ernst genommen werden – was Gott sei Dank nicht geschehen wird. Das Beste, was man mit solchen Einwürfen anfangen kann, ist sie freundlich zu ignorieren. Die unvermeidliche Konsequenz seines Vorschlags wäre die Entstehung einer internationalen Moralmafia, die sich die Rolle des jüngsten Gerichts auf Erden anmaßt.
Was wäre ein besser geeignetes Vorgehen, um Völkermorde zu verhindern?
Allgemein gilt, dass Völkermorde dort stattfinden, wo es zu viele junge Männer gibt, die um Positionen kämpfen und die im Stellengitter ihrer Gesellschaft keine Anschlüsse finden. Daher weichen sie in terroristische Karrieren aus. Goldhagen selbst ist von seinem Temperament her einem Offizier in einer Jungmännerbrigade zu vergleichen, der einen spektakulären Einsatzort und eine glänzende Karrierechance sucht. Im übrigen gilt: Die adäquate Antwort auf Völkermorde ist maßvolle Populationspolitik, das heißt die Zurückführung von gefährlichen Geburtenüberschüssen auf zivilisierte Maßstäbe. Es ist eine Tatsache, das Genozidphänomene in einer Kultur mit zwei Geburten und weniger pro Frau nicht auftreten. Das zeigt die Perspektive auf, die man wählen muss, um aus der Misere herauszufinden. Nach dem Rückzug der Israelis aus dem Libanon wurde ein erneuter blutiger Bürgerkrieg prognostiziert, der aber wegen der niedrigen Geburtenrate im Land nicht stattfand. Es war ganz einfach niemand da, um so einen Krieg zu führen. Bei einer Geburtenrate von unter zwei Kindern pro Frau gibt es nicht genügend junge Männer, um sich in langen Kriegen gegenseitig abzuschlachten: Jeder einzelne wird für die normale Reproduktion gebraucht – und so soll es sein. Kriege werden immer mit den Überschüssigen geführt.
Goldhagen vertritt die These, dass die gefährlichste genozidale Bewegung der Gegenwart der politische Islam sei, der eine totalitäre Vision hat, wie Gesellschaften regiert werden sollten. Zu ihr gehört die Eliminierung all jener, die diese Vision nicht akzeptieren.
Goldhagen gehört nicht zu den Autoren, die man zitieren muss, wenn es um eine Erklärung des politischen Islam geht. Es gibt eine Reihe von ausgewiesenen Orientalisten wie Gilles Kepel oder Olivier Roy, die hierüber gesagt haben, was zu sagen ist. Die hysteroiden Projekte im Islam, auf die sich Goldhagen bezieht, repräsentieren nur eine kleine Minderheit, die sich durch apokalptische Ideen verführen läßt. Im übrigen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, Goldhagen schriebe vor allem für ein deutsches Publikum und spekuliere auf den Erfolg, den seine Thesen nur hierzulande haben können.
Wie Goldhagen beschäftigen auch Sie sich in Ihrem neuen Buch mit totalitären Systemen. Bei Ihrer Erklärung des Nationalsozialismus spielt der Begriff des Krüppelexistentialismus eine zentrale Rolle.
Der Existentialismus ist im wesentlichen eine Philosophie für Verlierer. Bei der Formulierung der von mir Trotzexistentialismus genannten Philosophie spielte die Selbsterfahrung des behinderten Menschen die entscheidende Rolle. Nietzsche war ein typischer Vertreter des Behindertenexistentialismus, nicht zuletzt aufgrund seiner damals unerkennbaren und unbehandelbaren chronischen Krankheit. Vor solchem Hintergrund haben sich Kompensationstheorien entwickelt, aus denen bis heute viele Menschen Kraft ziehen, wenn sie sich in einer schwierigen Lage befinden. In den 1920er Jahren stellte sich heraus, dass Trotzphilosophien dieses Typs leicht von politischen Protestbewegungen unterwandert werden können.
Der Nationalsozialismus als pervertierte Form des Existentialismus?
Ja. Der Nationalsozialismus hat seine Anhänger aus einem Feld rekrutiert, die Dostojewski die Erniedrigten und Beleidigten genannt hat, obschon die Betroffenen sich selber lieber in Bildern von Stolzen und Starken erkennen wollten. Unter eklatanter Abwandlung der trotzphilosophischen Doktrinen legte die nationalsozialistische Bewegung ihren Akzent auf Gesundheit und Vitalität – dabei waren die Behinderungen der Nazi-Führer mit Händen zu greifen. Goebbels wurde in der zeitgenössischen Literatur als exemplarischer Vertreter des „Deformationskrüppeltums“ präsentiert. Adolf Hitler wäre als psychologischer Krüppel zu charakterisieren gewesen, ein Mensch, der völlig beziehungsunfähig war und sich nur durch hysteroide Entladungen bei Reden vor großer Menge Befriedigung verschaffen konnte. Um von Göring als personifiziertem Sucht-Krüppel mit schwerer Adipositas-Komponente zu schweigen. Auf der Ebene des Führungspersonals ist leicht nachzuweisen, dass der Nationalsozialismus eine sich selbst verleugnende Behindertenbewegung war.
Sie haben sich im Rahmen Ihres Werkes intensiv mit jüdischen Denkern beschäftigt. Welche waren für Sie besonders prägend?
Um diese Frage richtig zu beantworten, müsste ich ein dickes Buch schreiben, denn meine Lektüre jüdischer Autoren und Philosophen ergibt einen Roman für sich. Ich habe im Alter von vierzehn Jahren begonnen, mir die Welt der Literatur und der Philosophie zu erschließen, darunter eine Fülle jüdischer Autoren. Ich habe ein altes und kompliziertes Verhältnis zu Adorno und ebenso lange und zerklüftete Beziehung zu Ernst Bloch. In jungen Jahren habe ich viel Husserl und Wittgenstein gelesen, ohne je daran zu denken, daß sie der Herkunft nach Juden waren. Und was sollte ich über Kafka und Hermann Broch sagen – eine Zeitlang war vor allem der letztere mein Held. Später kamen Autoren wie Emmanuel Levinas und Jacques Derrida ins Blickfeld – über letzteren habe ich in den letzten Jahren zwei kleine Bücher geschrieben.
Welchen Stellenwert hat für Sie der 1987 verstorbene Philosoph Jakob Taubes, mit dem Sie in Kontakt standen?
Auf der persönliche Ebene war er für mich von hoher Bedeutung, eine umstrittene und abgründige Person, überdies ein erbitterter Gegner von Gershom Scholem und einer der wenigen Denker, die mit existentiellem Ernst über den Preis des Messianisus und über die Rolle des Paulus in der spirituellen Weltgeschichte nachgedacht haben. Taubes war ein bekennender Apokalyptiker – er favorisierte die Idee, dass es mit dieser Welt nicht mehr lange so weitergehen kann. Wenn man sich vor Augen führt, dass die Welt nach allem, was geschehen ist, noch immer ungeniert fortbesteht, erscheint einem der Glaube an die Möglichkeit eines baldigen Ende als Ausdruck eines unerschütterlichen religiösen Optimismus.
Nun ist der Antisemitismus bekanntermaßen nicht allein eine Erscheinung des 20. Jahrhunderts. Haben Sie im Laufe Ihrer intellektuellen Karriere so etwas wie eine Theorie entwickelt, die den zeit- und kulturübergreifend existenten Judenhass zu erklären vermag?
Ich glaube, man erweist dem Wahnsystem des politischen Rassismus zu viel Ehre, wenn man seinen stupiden Grundbegriff „semitisch“ bzw. „antisemitisch“ blindlings weiterbenutzt. Um so wichtiger ist es, die anderen Formen der Feindschaft gegen Juden und Judentum unter die Lupe zu nehmen, die aus älteren Quellen stammen und sich aus diversen Gründen regeneriert haben. Mir scheint, man kommt auf diesem Gebiet voran, wenn man die Phänomene beachtet, die Yuri Slezkine in seinem Buch „Das jüdische Jahrhundert“ beschreibt. Ausgehend von der Geschichte des Milchmanns und seiner Töchter in dem Musical „Anatevka“ rekapituliert er das Epos des Judentums des 20. Jahrhunderts, das er das jüdische nennt, in einem großen Zeitgemälde, indem er zeigt, daß es Juden waren, die in entscheidenden Vorgängen des 20. Jahrhunderts eine wesentliche Rolle gespielt haben. Ob es die russische Revolution war oder die Schaffung der amerikanischen Unterhaltungsindustrie – häufig sah man jüdische intellektuelle Akteure an vorderster Front. Slezkine zeigt sehr suggestiv, wie die „merkuriale“ jüdische Existenz den modus vivendi der Bodenständigen chronisch irritierte.
Das Interview erschien auch in der Wochenzeitung “Jüdische Allgemeine”.
Man könnte freilich auch Peter Sloterdijk freundlich ignorieren.
Kann mich dem Kommentar von Hr. Werner Jurga nur anschließen. Was bewegt Hr. Peter Sloterdijk zu behaupten,er sei mit seiner Meinung in der Realität?
Ist man auch ein „existentieller Krüppel“ wenn man, wie der Meister selbst, schlicht zu fett (geworden) ist. Er wird übrigens Hermann Göring immer ähnlicher. Nicht nur äußerlich.
@Arnold:
Ich vermute, daß Peters S’ens Adipositas gewissermaßen eine Auskrempelung (Hegel) der neuen Innerlichkeit ist, die der Meister der Kritik der zynischen Vernunft ja schon infolge seines Poonaaufenthaltes bei seinem Meister, dem ehrwürdigen Bhagwan Shree Rajneesh (später Osho) zwischen 1978 und 1980 in seine ebenfalls schreiend komische These des Eurotaoismus münden ließ.
Ah, ich liebe Sloterdijk – er ist der unfreiwillig komischste Filosopf (Arno Schmidt u.ä.) der Weltenläufte ever.
Unsterblich zum Quiecken regelmäßig dessen Runde mit Rüdiger Safranski, ein weiterer dieser Weltenversteher:
Das philosophische Quartett – zweimonatlich Sonntag nachts im ZDF, praktisch meine einzige TV-Konstante neben der Lindenstraße, den Simpsons, Family Guy, Kim Possible, Drawn Together, Shawn, das Schaf und 60 Minutes.
Zum wichtigtuerischen Quartett:
https://de.wikipedia.org/wiki/Das_Philosophische_Quartett
Im Original:
https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,1021352,00.html
Altes Zeug: https://www.ruhrbarone.de/dollase-as-ein-essen-in-essen/
Das ganze ist ein wunderbarer fake: Den unsäglichen Sloterdijk, der sich für einen Philosophen hält, sagen zu lassen, „dass Völkermorde dort stattfinden, wo es zu viele junge Männer gibt“. Auch große Klasse ihm in den Mund zu legen ‚man erweist dem Wahnsystem des politischen Rassismus zu viel Ehre, wenn man seinen stupiden Grundbegriff „semitisch“ bzw. „antisemitisch“ blindlings weiterbenutzt.‘ Sehr schön auch die Unterstellung er begreife dies alles ‚ausgehend von der Geschichte des Milchmanns und seiner Töchter in dem Musical „Anatevka“‘.
Das ist einfach eine traumhaft gute Abrechnung mit Sloterdijk. Herzlichen Glückwunsch.
@Arnold Voß
Sie sollten Ihren Kommentar m.E. nochmals überdenken.
@Angelika: Ne ne, der Voß hat schon recht. In a strange matter, anyhow.
@ Angelika
Zugegeben, die Parallele zu Herrn Meier, die von Arnold gezogen wurde, ist nicht sonderlich geschmackssicher, aber ansonsten kann ich der irgendwie sprachlos (und so macht mich der ganze Text zur Zeit auch) gebliebenen Kritik von Arnold nur zustimmen.
„Allgemein gilt, dass Völkermorde dort stattfinden, wo es zu viele junge Männer gibt, die um Positionen kämpfen und die im Stellengitter ihrer Gesellschaft keine Anschlüsse finden.“ Ach Gott, die Youth Bulge – blöd nur dass das nicht klappt. Nehmen wir als Beispiel die Deutschen und die Völkermorde im zweiten Weltkrieg. Wikipedia: „Für die Kohortenfertilität liegen in Deutschland gesicherte Zahlen mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts vor. Für den Geburtsjahrgang 1850 betrug die Rate noch über 5. Doch schon ab dem Geburtsjahrgang 1870 setzte eine steile Abwärtsentwicklung ein. Bereits der Geburtsjahrgang 1905 erreichte nicht mehr das für den Bestandserhalt notwendige Niveau von 2,1. Dieser Zustand hielt sich bis zum Geburtsjahrgang 1930 bis 1940.“ Geht also auch ohne Jungsüberschuss. Irgendwie scheint im Poona nicht bekommen zu sein.
Besonders bemerkenswert ist das unbewußte „Deutschland erwache“-Argument, daß sich Herr Sloterdijk am Ende zusammenbastelt: „wie die „merkuriale“ jüdische Existenz den modus vivendi der Bodenständigen chronisch irritierte“.
Petri Heil!
@ Angelika + Michael
Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil. Das ist, was den Völkermord betrifft, intellektuell verbrämte Blut- und Bodenideologie und was den Krüppelexistentialismus betrifft ein Schlag ins Gesicht aller behinderten Menschen.
Vom Kyniker zum Zyniker ist es halt nur ein kleiner Schritt.Und vom Großdenker zum Großschwätzer offensichtlich auch.
Ich frage mich ob er sich das alles auch in einem Gespräch mit dem weltberühmten und schwerstbehinderten Astrophysiker Stephen Hawking zu trauen gesagt hätte.
@ Arnold Voß:
„und was den Krüppelexistentialismus betrifft ein Schlag ins Gesicht aller behinderten Menschen.“
Ich bin selbst nicht der allergrösste Fan von Sloterdijk, weshalb ich es eher unangenehm finde, ihn hier verteidigen zu müssen. In diesem Fall aber muss es sein.
Ich kann nämlich nicht erkennen, dass er Behinderte beschimpft hätte. In seinem Buch spricht er von ihnen mit allergrößter Wertschätzung. Seine These ist, dass viele Behinderte den Faktum des physischen Nachteils zu kompensieren versuchen und auf diesem Wege ganz und gar erstaunliche Leistungen vollbringen wie etwa der beinlose Geieen-Virtuose Unthan:
https://en.wikipedia.org/wiki/Carl_Herman_Unthan
@ Arnold Voß
Im übrigen finde ich ihre Aussage, Sloterdijk ähnele Göring im Aussehen und auch inhaltlich, grundfalsch und ungerechtfertigt.
Das ist primitiv und beleidigend!
An welcher Stelle seines Werkes bitte sehr ähnelt er denn Göring? So ein Quatsch, also wirklich.
„…Das ist primitiv und beleidigend!…“ (Kommentar 13, Stefan Gahlen)
Sehe ich auch so.
Und die Argumentation „Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil…“ (siehe Kommentar 11, Arnold Voß) überzeugt mich überhaupt nicht.
„Goldhagen würde mit seinem moralistischen Interventionismus immensen Schaden anrichten, sollte er politisch ernst genommen werden – was Gott sei Dank nicht geschehen wird. Das Beste, was man mit solchen Einwürfen anfangen kann, ist sie freundlich zu ignorieren.“
Wenn das für Goldhage gilt sollte das auch für Sloterdijks unsäglich-neoliberalen, an die FDP erinnernden Vorschlag gelten, dass die Bürger nur noch freiwiilig Steuern an den Staat entrichten sollen, da dies ein gesellschaftliches Gefühl von Stolz und Ehre etabliert und das beschämende Gefühl, so wie es heute ist, der staatlichen „Raubsteuerabgabe“ vermeidet.
@ Angelika @ Stefan Gahlen
Die These dass behinderte Menschen sowohl ganz Tolles als auch ganz Fürchterliches leisten könnnen,ja müssen, eben weil sie behindert sind, ist vielmehr primitiv und beleidigend. Will das hier keiner sehen? Das ist Plattpsychologie nach Gutsherrenart. Wer nicht den normalen Körpernormen entspricht hat automatisch ein Kompensationsproblem, klar doch. Solche Menschen werden entweder Monster oder Genies, oder beides, aber auf keinen Fall wie alle anderen. Ist doch logisch. Nach dem Motto: Ist zwar ein armes Würsten, aber dafür wird er noch etwas Großes leisten (dürfen).
Das gleiche gilt für die absolute Vereinfachung der Völkermordursachen auf demographische Gründe. Nach dem Motto, wenn wir alle weniger wären, würden wir uns auch weniger umbringen. Aber wenn wir zu viele sind, dann bringen wir auch schon mal ganze Völker um. Da können wir gar nicht anders. Das ist klassischen Volke-ohne-Raum Ideologie nach der Art: Wenn wir schon zu viele sind, dann wollen wir doch auf jeden Fall bei denen sein die nachher über sind, denn wir haben das im Gegensatz zu anderen verdient.
Der Meister empfiehlt anderen weniger zu werden, wie auch immer sie das anstellen, setzt aber doch still dabei voraus, dass Menschen wie er auf jeden Fall da beiben sollen. Das für ihn das weniger werden schon deswegen nicht gelten kann, weil die Welt Genies wie ihn braucht. Das empfinde ich ebenfalls als beleidigend, vom Größenwahn der dahinter steckt, ganz zu schweigen.
Dazu der Hinweis die Rechercheergebnisse eines wichtigen Forschers zu diesem Thema, jenseits dessen ob seine Position richtig oder falsch ist, einfach zu ignorieren. Mehr Herrenmenschenattitüde des Allwissenden ist zwischen Wissenschaftlern kaum möglich. Von der persönlichen Allmacht- und Vernichtungsphantasie die dahinter steckt ganz zu schweigen.
Dazu das kleine philosophische Missgeschick, das mit dieser Vorgehensweise gedankliche automatisch verknüpft ist. Man kann nämlich niemanden ignorieren dessen Namen man dabei nennt. Der Meister musste den Namen aber nennen, um ihn dann auf die übelste Weise nieder zu machen die es unter Denkern gibt.
Und was will uns der Meister mit dem Adverb „freundlich“ beim Verb ignorieren sagen? Entweder man ignoriert jemanden oder man tut es nicht, oder? Aber ein freundliches Ignorieren ist semantisch schlichter Unsinn und praktisch unmöglich. Wir soll man zu jemanden freundlich sein, den man gar nicht wahrnimmt bzw. wahrnehmen will?
Aber auch das gibt bei diesem Mann einen Sinn. Er gönnt seinem Kontrahenten zumindest die Existenz. Du bist zwar ein Nichts Baby, aber ich bin kein Unmensch. Der Meister will uns sagen, dass er gönnerhaft und gnädig ist, obwohl er das gar nicht nötig hat.
Im übrigen gibt es Werke dieses Mannes die ich für großartig halte. Dieses Interview und insbesondere die von mir kritisierten Teile sind es allerdings nicht. Sie sind, nicht nur was den Umgang mit Goldhagen betrifft, absolut geschmacklos und wissenschaftlich schlicht nicht haltbar.
Das meine ich mit dem groben Holz. Und darauf gehört, ich bleibe dabei, ein grober Keil. Ich habe nichts anderes gemacht, als die Methode des Meisters auf ihn selbst anzuwenden. Ich habe ihn an seinen eigenen Körper erinnert und mich gefragt, ober er, nach seiner eigenen Theorie, nicht auch allen Grund zu den Kompensationszwängen hat, die er anderen Körpern und ihren Bewohnern platt und generell unterstellt. Und ich habe dazu ein Person gewählt, die als eine der größten Schwätzer unter den Herrenmenschen des Tausenjährigen Reiches galt.
Ich weiß, dass das beleidigend und geschmacklos ist. Ist auch sonst nicht meine Art. Aber wie reagiert man sonst auf Beleidigungen und Geschmacklosigkeiten, auf dieses verquast-verkappte Herrenmenschengequatsche eines Philosophen der den Kontakt zur Wirklichkeit verloren hat… ach ja, durch ignorieren.
„…Im übrigen gibt es Werke dieses Mannes die ich für großartig halte…“ (Kommentart 16, A.Voß) Wie interessant …
Wenn man merkt, dass er/sie zu scharf, unsachlich, niveaulos usw. reagierte, dann wird flugs erwähnt, dass man ansonsten Werke dieses Mannes bzw. dieser Frau schätze. Nur eben jetzt gerade nicht u. deswegen darf man ja so reagieren, ja, über-reagieren. Nein, darf man nicht.
Angelika, ich schätze ihre Einwände sehr, aber wo ist meine Kritik unsachlich und niveaulos, mit Ausnahme des von ihnen zu recht kritisierten Personenvergleichs?
Herr Voß, ich habe ganz ganz stark das gefühl, dass Sie sich heftig verrant haben in ihrer Interpretation dessen, was Sloterdijk sagt. Ist es möglich, dass sie da Thesen in seine Aussagen hereininterpretieren, die gar nicht, auch nicht implizit, gemachtw wurden?
Ein Beispiel: „Solche Menschen werden entweder Monster oder Genies, oder beides, aber auf keinen Fall wie alle anderen. Ist doch logisch. Nach dem Motto: Ist zwar ein armes Würsten, aber dafür wird er noch etwas Großes leisten“
Hat er doch nie auch nur angedeutet, dass er das meint.
Und: „Und ich habe dazu ein Person gewählt, die als eine der größten Schwätzer unter den Herrenmenschen des Tausenjährigen Reiches galt.“
Wollen Sie allen ernstes Sloterdijk in die Riege nationalsozialistischer Denker einreihen? Warum sonst die nationalsoz. Terminologie?
Ihr Vergleich mit Göring ist und bleibt – erst recht unter dem Eindruck Ihrer rhetorischen Wendungen – eine unüberlegte Beleidigung.
Es ist wirklich interessant, wie die wenigen Passagen des Interviews von Herrn Sloterdijk zu derart vielfältigen Reaktionen führen, die an den vorgetragenen Thesen und begründeten Inhalten von Sloterdijk kräftig vorbeischlittern.
Sloterdijk hat eben wiederum einen Hauptnerv des selbstgefälligen poltitisch-korrekten Meinungskartells getroffen. So gesehen darf ich Sloterdijk gratulieren.
Gut das noch Menschen wie Sloterdijk gibt, die wirklich versuchen, in aufklärerischer Weise Schneisen in die erstarrten Meinungsgletscher zu schlagen.
Was Herr Sloterdijk zu den Nazis gesagt hat, trifft das Wesen dieser selbsternannten Führungselite von damals vollends.
Was ist daran falsch, wenn Sloterdijk von Behindertenexistenzialismus der NAZIS spricht ? Trifft auf Hitler, Göbbels, Göring und die vielen anderen willigen Vollstrecker doch jederzeit zu. Es war ein groteskes Missverhältnis zwischen der Propaganda der Nazis und deren persönlichen Charaktereigenschaften. Keiner von ihnen hat ihren selbsterklärten Ansprüchen eines sogenannten Herrenmenschen entsprochen. Nur einer kam dem Ideal eines sogenannten Herrenmenschen der NAZI Ideologie ziemlich nahe, und das war R. Heydrich. Er kam dem Selbstbild der Nazis äußerlich und durch seine monströsen Taten, dem absolut Bösen hemmunglos im Sinne der Hitlers zu dienen, sehr erfolgreich nach. Ich meine hier erfolgreich im Sinne seiner Ideologie. Denn es gelang ihm, nahezu alle Juden in von deutschen Truppen besetztem Europa zu vernichten.
Dies ist ja das teuflische, dass uns die Freiheit auch die Option eröffnet, sich dem Bösen mit Stumpf und Stiel zu verschreiben. Es ist das menschliche in uns Menschen, dass dies möglich macht. Kein Virus oder eine wie auch immer augeprägte genetische Veranlagung des Menschen, sondern das Wesen der Freiheit befähigt uns, in die höhsten Höhen des Humanismus aufzusteigen oder in die tiefsten Täler der Inhumantität zu fallen.
Auch der administrativ durchgeführte Massenmord an den Junden in industrieller Weise könnte sich in ähnlicher Weise an anderen Gruppen der Gesellschaft wiederholen, wenn sich bestimmte Zeitströme in Individuen besonders herauskristallisieren, und diese in der Lage sind, durch geschickte Propaganda Mehrheiten für inhumame Ziele zu bündeln.
Demokratien sind anfällig für Ideologien. Das ist die Lehre aus Weimar.
Deshalb ist es töricht die Verbrechen der Nazis zu tabuisieren, wenn immer wieder gebetsmühlenhaft wiederholt wird, dass der Massenmord an den Juden singulär gewesen sei und aus diesm Grunde auch bliebe.
Weil es passiert ist, kann es wieder passieren.
Im Übrigen stimmen m.E. auch die Passagen von Sloterdijk über den Völkermord. Wer das Buch von Gunnar Heinsohn „Söhne und Weltmacht“ gelesen hat, kommt nicht umhin, die Thesen von Heinsohn als richtig zu erachten. Warum ? Weil die Argumente von Gunnar Heinsohn seine Thesen mit Fakten belegt werden.
Das Sloterdijk sehr wortgewaltig und manchmal provokant diskutiert, kann man ihm nicht vorwerfen. Er ist eben Philosoph, der sich der Freiheit des Denkens hingibt.
@ Stefan Gahlen
Die Kategorie des von ihm so genannten „Krüppelexistentialismus“ basiert aber auf genau dieser von mir dargestellten sozialen und kulturellen Einschätzung des Behindertendaseins. Natürlich hier von mir nicht wissenschaftlich differenziert belegt, weil ein Blog dafür nicht der Ort ist. Verzeihen sie mir also die diesbzüglich etwas lockere und respektlose Schreibe.
Aber mit der Verbindung eines philosophischen Begriffs mit einer Körpereigenschaft macht Sloterdijk den Behinderten zu einem aus sich heraus und damit kategorial unnormalen Menschen. Zum fremden Anderen. Das ist in einem Land das bis heute keine integrativen Unterricht von Behinderten und Nichtbehinderten Menschen als Regel kennt, nicht verwunderlich.
Es mag also das was ich daraus folgere nicht in der Absicht des Autors gelegen haben, aber die gesellschaftliche Wirkung solcher Denkweisen, die hier obendrein in einem Interview als sehr verkürzte Parolen zum Vorschein kommen, ist damit programmiert. Deswegen ist Herr Sloterijk noch kein nationsozialistischer Denker, geschweige denn ein Nationsozialist.
Aber er beleidigt andere unüberlegt mit s e i n e n rhetorischen Wendungen und er hat einen zunehmend elitären Herrenmenschenduktus in seiner Sprache, der mich sehr spotan zu diesem, zugegeben drastischen und natürlich auch provozierend gemeinten Vergleich geführt hat. Denn seine im gleichen Interview gemachten Aussagen zum Völkermord, auf die sie hier gar nicht eingehen, sind nicht nur menschenverachtend sondern könnten sehr wohl auch in anderem Zusammenhang als Nazipropaganda durchgehen.
@ Kassandra
Die Verbrechen des Nationsozialismus mit der Behinderung einzelner seiner Führer zu erklären ist wissenschaftlich gelinde gesagt gewagt. Die logische Schlussfolgerung daraus wäre doch, jede Art von Behinderung zu verhindern respektive auszumerzen, um eine Wiederholung dieser Vebrechen auszuschließen.
Genauso gewagt ist es, was das von ihnen genannte Buch zum Völkermord betrifft, einen statistischen Zusammenhang, der übrigens auch in diesem Buch nicht wirklich bewiesen sondern vor allem behauptet wird, zu einem logischen zu machen.
Und selbst wenn er stimmen würde, was würde das z.B. den ermordeten Armeniern, Juden usw. nützen. Völkermord ist dann ja unvermeidlich, nach der Parole „Shit happens“. Bzw. könnte man Völkermord dadurch verhindern, in dem man rigoros die Bevölkerungsplanung durchsetzt. Und wer tut das dann? Und mit welchen Mitteln? Und in welchen Land fangen wir damit an? Oder bei welcher Menschengruppe?
Bei den Behinderten, weil man so zugleich auch ein Wiederkehr des Nationsozialismus verhindern könnte? Kassandra, wo endet eine solche Argumentation, die ihnen aus Philosophen Mund so aufgeklärt erscheint?
@Stefan Gahlen
Bitte Bedenken Sie die Kombination von Behinderung und Existenzialismus von Sloterdijk zum neuen Begriff des Behindertenexistenzialismus. Dies ist nicht verwerflich.
Sie hängen sich zu sehr an der Wahl des Wortes „Behinderte“.
Die Bezeichnung liefert Ihnen einen Grund für Assoziationsketten, die ihrerseits zu Unterstellungen führen, die Sloterdijk niemals ausgeführt hat.
Was ist denn gewagt an der These, dass Hitler bezogen auf seine charakterlichen Eigenschaften derart erhebliche Defizite augewiesen hat, dass man mit Fug und Recht festellen kann, er sei seelischer Krüppel gewesen ?
Sein Verstand war gleichwohl ziemlich klar, und somit war er für seine Verbrechen verantwortlich.
Lesen Sie doch die Biographie von Joachim C. Fest, dort ist das Wesen von Hitler ziemlich gut beschrieben worden.
Im Übrigen teile ich nicht die Meinung von Herrn Sloterdijk, dass Existenzialisten Verlierer seien. Ich glaube nicht das Camus ein Verlierer war. Seine Bücher gefallen mir bis heute. Sysiphos ist einer meiner Lieblingshelden, und nach Camus eine glücklicher Mensch gewesen.
Ich auch.
Kassandra, das Problem liegt doch schon in der Koppelung eines Begriffs der eine bestimmte Körperkonstitution beschreibt und damit ein starke biologische Komponente hat mit einem Begriff der eine bestimmten Geisteshaltung beschreibt.
Dann könnte man doch am Beispiel von Rosa Luxemburg den Krüppel-Sozialismus einführen, oder den Krüppel-Etatismus anhand von Minister Schäuble. Diese generalisierende Konstruktion ist als solche hanebüchen und öffnet obendrein rassistischen Intepretationen Tür und Tor.
Menschen sind nunmal Ausfluß biologischer Prozesse, auch Evolution genannt. Die stetige Mutation und Selektion mendelt biologische Individuen aus, und zwar in Abwesenheit von jeder wie auch immer gearteten moralischen Instanz. Survial of the fittest. Der alte Darwin wird immer wieder gerne vergessen.
Aus diesem Grunde verstehe ich Ihren Einwand nicht, dass Sie sich so vehement gegen die verwandten Begriffe wehren. Sloterdijk verwendet m.E. völlig zurecht den Begriff des Behindertenexistenzialismus in Zusammenhang mit den Nazis, da sich diese Gruppe eben soziologisch nachhaltig in Erinnerung gebracht hat, und zwar aufgrund ihrer dramatischen Verbrechen. In ihrer Mehrzahl wiesen die Nazis charakterliche und körperliche Defekte auf, die sie dazu veranlassten, eine Kompensation im Wege des Verbrechens zu suchen.
Man könnte im Sloterdijkschen Sinne auch davon sprechen, dass die FDP, zumindest ihre geistigen Brandstifter, aus Sozial-Krüppeln besteht. Ihre inhumane politischen Kernthesen laufen darauf hinaus, jeden Menschen allein nach seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zu beurteilen, ohne solidarische, soziologische und humane Aspekte in eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Menschen einfließen zu lassen.
Dies war bei den Sozialisten eben nicht der Fall. Aus diesem Grunde kann man auch nicht ihren Begriff des Krüppel-Sozialmus in die Diskussion einführen, weil er einer Überprüfung der Wirklichkeit nicht standhält.
Rosa-Luxenburg war zwar körperlich behindert, aber die breite Mehrheit der Kommunisten und linken Vertreter des Spartakusbundes eben nicht. Eine Behinderung war für diese Gruppe nicht geistesprägend.
In Bezug auf den Kassandra-Voß-Diskurs möchte ich gern die Weiche auf das Hauptgleis stellen:
Sloterdijks Dartun in Bezug auf „Krüppelexistentialismus“ (Voß) bzw „Deformationskrüppeltum“ (Sloterdijk oben im Interview) rekurriert selbstverständlich auf die philosophische Schule des Utilitarismus.
https://www.phillex.de/utilitar.htm
Genauer: Auf den Präferenzutilitarismus.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pr%C3%A4ferenzutilitarismus
Als dessen neuzeitlicher Protagonist Peter Singer gilt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Singer
Singer ist bekanntlich hoch umstritten, weil er thesiert, daß menschlichen Wesen mit Handicaps ein geringerer Wert zugebilligt werden müsse als normal geborenen menschlichen Wesen.
Ausgehend von einer werteaxiomalen Haltung von Philosphie ist Singer damit unten durch. Und so auch Sloterdijk.
q.e.d.
Hallo Angelika, hallo Stefan Gahlen, was sagen sie zu Kassandra, bzw. zu seiner Interpretation von Sloterdijks Interviewaussagen Ich würde ihre Meinung gerne hören. Sehen sie das auch so? Oder sehen sie jetzt zumindest wohin die von mir kritisierte Position dieses Philosophen führt?
Kassandra, habe ich das richtig verstanden. Wenn es ganz viele Rosa Luxemburgs beim Spartakus Bund und den Kommunisten gegeben hätte, dann wäre auch für diese politische Richtung eine systematisches verbrecherisches Handeln nicht auszuschließen gewesen?
Thomas, danke für deinen Comment!
Wenn sich viele Archetypen von Behinderten a la Rosa Luxenburg sich unter dem Banner der Kommunismus gesammelt hätten, wäre daraus wahrscheinlich etwas Spezifisches gewachsen.
Was, das bleibt Ihrer Phantasie überlassen.
Die Proletarier hätten vielleicht ihre Ketten verloren, und aus der Glut des sozialen Kraterherdes wären die Funken der Freiheit aufgeblitzt, oder dieselben Proletarier hätten mit ihrer unbändigen Energie in kommunistischen Angriffskriegen die Bestie des angelsächsischen Kapitalismus aus reiner Wut niedergestreckt.
Vielleicht wäre uns dann die Pleite von Lehman-Brothers und ein Guido-Westerwelle erspart geblieben.
Aber, Sie ahnen es schon, das ist reine provokante Spekulation. Hätte, wenn, vielleicht.
The answer is blowing in the wind….
Entscheidend sind doch nicht die körperlichen Gebrechen eines Menschen, sondern das Bewusstsein, und die Kultur die einen Menschen umgibt. Selbstrendend gibt es Wechselwirkungen der Behinderung auf die Persönlichkeits-Entwicklung eines Menschen.
Und Thomas, nächstes Mal die Weichen zum eigenen Denken umstellen.
Sie erinnern sich: Sapere aude.
Ach, was ist er wieder originell, unser P. S. Die These, daß Völkermorde vor allem dann entstehen, wenn zu viele „überzählige“ junge Männer da sind, habe ich allerdings schonmal woanders gehört. Die scheint gerade groß in Mode zu sein.
Probleme dürfte er allerdings bekommen, wenn er anhand seiner These den Holocaust erklären will, oder den Genozid an den Armeniern 1915, oder den an den Kurden im Irak, um nur die wichtigsten im 20. Jh. zu nennen.
Aber wer redet schon von Details, wenn es um eine knackige These geht, die sich gut vermarkten läßt, besonders in Deutschland. Bietet doch die These von den „überschüssigen jungen Männern“ eine enorme Entlastung fürs Gewissen: da wird der Holocaust ratzfatz zum Naturgesetz, das überall auf der WElt gilt und gegen das man gar nix machen kann.
Da stört es nur wenig, daß dieser „Überschuß“ an jungen Männern 1939 gar nicht vorhanden war, sondern durch die Ideologie der Nazis erst erzeugt werden sollte.
Besonders unappetitlich daran ist, daß P. S. damit Stammtischparolen zum Besten gibt – aber mit der Attitüde des Avantgardisten und damit genau den kaltschnäuzigen rechten Schick bedient, der sich leider immer mehr in D. ausbreitet.
@ A. Voß + et al.
ich weiß nicht, was die anderen über Sloterdijks Thesen denken.
Mich machen aber seine letzten Aussagen nachdenklich, in denen er behauptet, dass Juden überall an erster Front mit dabei gewesen seien und vornehmlich eine „merkuriale“, also durch Handel geprägtes leben lebten.
Das ist Unfug sondergleichen. Ja, es gibt/ unter Juden viele Händler, schaut man sich aber Untersuchungen genau an, wird man schnell feststellen, dass es genau so viele Bettler, Lehrer, Ärzte, Anwälte etc. gegeben hat.
Dieses Argument Sloterdijks erinnert mich an die geschichte des Bildes von Juden, die es niemanden recht machen können.
Ist der Jude Händler, ist es ein geldgeiler Jude; ist er Bettler, so ist es der faule, asoziale Jude; ist er Professor, ist es der gerißene, aber auch überdurchschn. intell. Jude; ist er reich, so muss er sein Vermögen mit schmutzigen Tricks erwirtschaftet haben.
Muss man dem hanebüchenen Unfug, den Sloter-dingsbums da zusammenfaselt hier auch noch Raum geben? Den Quatsch konnte zu meiner Zeit jede/r Student/in der Philosophie spätestens nach dem Grundstudium mit der linken Hand argumentativ vom Tisch wischen. Selbst das hirn- und sinnfreie Geschwurbel des Tageszeitungshoroskops ist da gehaltvoller!
@ Zodiac
na dann aber mal los, zodiac. Denn wer behauptet:
„Den Quatsch konnte zu meiner Zeit jede/r Student/in der Philosophie spätestens nach dem Grundstudium mit der linken Hand argumentativ vom Tisch wischen.“
… der sollte es dann auch tun; andernfalls entsteht der eindruck einer bloßen behauptung.
@ thomas
ich verstehe ihre sätze nicht. was hat peter sloterdijis these, dass krüppel oftmals ihre deformation zu kompensieren versuchen, mit dem utilitarismus zu tun?
s. versucht ein phänomen zu erklären, aus psychologischer perspektive; aber er argumentiert doch nicht utilitaristisch!?
[…] einem Interview erklärte Peter Sloterdijk seine Skepsis gegenüber Daniel Goldhagens Völkermordthesen. Im Theater […]