Im Nachhinein kann man immer gut sagen, das lag da und da dran, wenn etwas passiert war. Viel schwieriger ist es, zu sagen was in der Zukunft geschehen wird. Trotzdem gibt es immer wieder Menschen die glauben, dass sie das können. Wahrsager, Seher oder Wetterforscher werden sie genannt. Hinzugesellt haben sich in jüngster Zeit Menschen, die uns erzählen, dass sie, aus wissenschaftlicher Sicht heraus, fähig sind, nicht nur das Wetter, sondern darüber hinaus auch das Klima der Zukunft vorauszusagen. Von unserem Gastautor Helmut Junge.
Die Medien greifen solche Theorien mit großer Freude auf, weil sie ein Publikum beliefern, das sich gerne gruselt. Weil solche Theorien aber auf vielen Annahmen beruhen, und unsicher ist, ob sie stimmen, gibt es immer wieder andere Wissenschaftler, die das alles ganz anders sehen. So sind sie nun mal die Menschen. Nehmen wir nur mal das Wetter. Da glauben wir aus Erfahrung zu wissen, dass es im Winter kalt und im Sommer warm ist. Eigentlich eine Trivialität. Es gibt aber auch Irrtümer. Der Mai ist zwar bekannt als der Wonnemonat schlechthin, aber in diesem Jahr war er mal besonders kalt, und die Wonne, zumindest in der freien Natur hielt sich in Grenzen. Vor einigen Tagen glaubte ich, dass in meinem Garten Schnee legen würde, aber eine Freundin machte mich darauf aufmerksam, dass es nur vom Wind verwehte Apfelblüten wären. So kann man sich irren. Wirklich, bei den Temperaturen hätten es tatsächlich auch beinah Schneeflocken sein können.
Dabei hatten wir uns doch schon alle darauf vorbereitet, dass es hier bald wärmer würde, denn als Folge der vorausgesagten globalen Erwärmung war uns doch allen klar, dass wir bald subtropisches Klima in Mitteleuropa haben würden. Der Handel mit mediterranen Pflanzen hat in jüngster Zeit immense Ausmaße angenommen und in den Gartencentern werden seit einigen Jahren schon Strandkörbe verkauft, obwohl es hier an der Ruhr noch gar keinen Strand gibt. Jetzt ist aber, obwohl es wärmer werden sollte hier in Deutschland kälter geworden. Und die Klimaforscher? Jetzt sagen Sie uns, dass das natürlich auch alles klar ist, und so seinmuss, weil man das wissenschaftlich erklären kann. Die Erwärmung findet statt, und weil es wärmer wird, wird es hier kälter, muss es sogar! Die Idee das es hier dann auch wärmer würde, ist im Prinzip veraltet und unwissenschaftlich. Gewissermaßen der Schnee von gestern. Die dazu passende Theorie ließ sich in etwa so: durch die globale Erwärmung schmelzen die Polarkappen ab und das dann frei werdende kalte Süßwasser legt sich, weil es leichter ist als Salzwasser, oben auf die Oberfläche des uns wärmenden Golfstroms. Dadurch kann dieser West-bzw. Nordeuropa nicht mehr erwärmen. Das wiederum bringt erhebliche Veränderungen im Klima für einen großen Teil der Nordhalbkugel. Wieder eine Nachricht für die Medien! Der Leser gruselt sich, bekommt Angst vor einer neuen Eiszeit, und die Auflagen steigen.
Dazu passen die Bilder von den tatsächlich abschmelzenden Polkappen, den Interviews mit den Eskimos, die jetzt Kühlschränke kaufen müssen, und den hungernden Eisbären, die das jährliche Packeis vermissen und ihre Nahrung in den Mülltonnen der Menschen suchen. Ja, das Packeis an den Polen schmilzt tatsächlich ab. Gleichzeitig ist sich mittlerweile überwiegende Zahl von Wissenschaftlern einig, dass die Erde sich global erwärmt! Gleichzeitig steigt der Meeresspiegel und das es in Europa kälter wird, dazu gibt es mittlerweile auch die passende Theorie, und auch diese Theorie wurde angeblich bereits durch Messwerte von sinkenden Temperaturen im Golfstrom bestätigt. Doch so einfach geht Wissenschaft nun doch nicht.
Andere Wissenschaftler gehen andere Wege und interessieren sich in erster Linie für die Vergangenheit, und sind fündig geworden.
Sie haben das 8,2 K Event entdeckt. Das 8,2 K Event liegt in der Vergangenheit, und ich liebe den Blick in die Vergangenheit, weil man aus diesem Blick in die Vergangenheit oft Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen kann.
Ich sage: „das 8,2 K Event wird sich nicht wiederholen! (Jedenfalls nicht in der gleichen Form)“
Ach so, Sie wissen vermutlich nicht was das 8,2 K Event ist?
Andere Wissenschaftler gehen andere Wege und interessieren sich in erster Linie für die Vergangenheit, und sind fündig geworden.
Sie haben das 8,2 K Event entdeckt. Das 8,2 K Event liegt in der Vergangenheit, und ich liebe den Blick in die Vergangenheit, weil man aus diesem Blick in die Vergangenheit oft Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen kann.
Ich sage: „das 8,2 K Event wird sich nicht wiederholen! (Jedenfalls nicht in der gleichen Form)“
Ach so, Sie wissen vermutlich nicht was das 8,2 K Event ist?
Vor 8200 Jahren, also 8,2 Kilojahren, also 6200 vor unserer Zeitrechnung, kam die Eiszeit in milder Form für den Zeitraum von mehr als 100 Jahren zurück. Das kann man an Sedimentbohrkernen ziemlich genau erkennen. Wie Baumringe zeigen auch Sedimentablagerungen die rhythmische Veränderungen der Jahreszeiten und man kann dadurch klimatische Veränderungen sehr weit in die Vergangenheit verfolgen. Und man hat entdeckt, da gibt es eben um das Jahr 8000 vor unserer heutigen Zeit eine auffällige Verfärbung in Sedimenten der nördlichen Halbkugel. Die Verfärbung ist sehr auffällig. Die Entdecker deuten diese Verfärbung als ein Ereignis besonderer Art und haben diesem Ereignis den Namen 8,2 Kilo Event gaben. Diese Verfärbung weist nach näherer Untersuchung daraufhin, dass sich die Vegetation in diesem Zeitraum im erheblichen Maße verändert haben muss. Und zwar ist es damals kälter geworden auf der Nordhalbkugel. Und man glaubt auch den Grund dafür zu wissen.
Durch das zurückreichende Eis nach der letzten Eiszeit konnte in Nord Amerika über einen längeren Zeitraum das Schmelzwasser nicht ins Meer abfließen, und es bildete sich gigantische Süßwasserseen, von dem der heutige Wisconsin See ein winziger Rest ist. Diese Seen, von der etwa 100 fachen Fläche dieses Wisconsin – Sees entluden sich nach weiterem Zurückweichen des Eises schlagartig in den atlantischen Ozean. Dort legte sich das leichtere Süßwasser über den für Europa so wichtigen Golfstrom, so dass dieser seinen Lauf änderte, und Europa nicht mehr erreichte. Zumindest in Nord und Mitteleuropa wurde es dadurch kälter. Das hatte beträchtliche Konsequenzen auf die Ausdehnung der Kenntnis des Ackerbaus, der in Südeuropa schon seit mindestens 1000 Jahren praktiziert wurde. Eine weitere Ausdehnung nach Westen und Norden war zu dieser Zeit wegen des Klimas nicht möglich, so das der Ackerbau erst 400 Jahre später, dann aber gleich aus 2 Richtungen, nämlich dem Balkan und dem Mittelmeergebiet nach Mitteleuropa gelangte.
Durch das zurückreichende Eis nach der letzten Eiszeit konnte in Nord Amerika über einen längeren Zeitraum das Schmelzwasser nicht ins Meer abfließen, und es bildete sich gigantische Süßwasserseen, von dem der heutige Wisconsin See ein winziger Rest ist. Diese Seen, von der etwa 100 fachen Fläche dieses Wisconsin – Sees entluden sich nach weiterem Zurückweichen des Eises schlagartig in den atlantischen Ozean. Dort legte sich das leichtere Süßwasser über den für Europa so wichtigen Golfstrom, so dass dieser seinen Lauf änderte, und Europa nicht mehr erreichte. Zumindest in Nord und Mitteleuropa wurde es dadurch kälter. Das hatte beträchtliche Konsequenzen auf die Ausdehnung der Kenntnis des Ackerbaus, der in Südeuropa schon seit mindestens 1000 Jahren praktiziert wurde. Eine weitere Ausdehnung nach Westen und Norden war zu dieser Zeit wegen des Klimas nicht möglich, so das der Ackerbau erst 400 Jahre später, dann aber gleich aus 2 Richtungen, nämlich dem Balkan und dem Mittelmeergebiet nach Mitteleuropa gelangte.
Die Klimaveränderung des 8K Events hatte also beträchtliche Folgen auf die Entwicklung der menschlichen Kultur. Nun könnten wir heute was uns das heute anginge, denn das liegt sehr lange zurück, und wir sind heute technisch viel besser ausgerüstet, haben besseres kälteresistentes Saatgut, und die Amerikaner würden vermutlich gar nicht zulassen, dass sich solche großen Seen auf ihrem Territorium bilden.
Aber genau dieses 8K Event passt zu der Theorie, die die Abkühlung Europas auf die Abschwächung des Golfstroms durch abschmelzen des Polareises erklären will.
Die Erde erwärmt sich, dadurch schmelzen die Polarkappen, die den Golfstrom vernichten, und in Europa wird es trotz zunehmender globaler Erwärmung kälter.
Die Erde erwärmt sich, dadurch schmelzen die Polarkappen, die den Golfstrom vernichten, und in Europa wird es trotz zunehmender globaler Erwärmung kälter.
Nur zeigt dieses 8K Event, dass es, um den Golfstrom zu stören, sehr großer Süßwassermengen bedarf, die innerhalb weniger Tage bzw. Wochen in ihnen einströmen.
Das ist heute nicht der Fall. Der Golfstrom ist doch sehr robust, und tröstlich für uns ist, dass der derzeitige, recht langsame Süßwasserzustrom durch abschmelzendes Polareis vermutlich nicht ausreicht, ihn abzuwürgen, weil es genügend Zeit für einen Austausch der Wassermassen gibt. Auch die Messergebnisse, die bisher eine leichte Temperatursenkung des Wassers des Golfstroms signalisierten, werden nun neu überprüft. Man glaubt jetzt, dass sechs (6) Messstellen für den gigantischen Golfstrom doch nicht ausreichen. Vermutlich hat sich der Golfstrom nämlich nicht abgekühlt.
Nun aber erklär mir mal einer, warum es hier bei uns so kalt ist. Denn diese Abkühlung bedeutet ja keineswegs, dass es keine globale Erwärmung gibt, sondern könnte bedeuten, dass wir bald, wegen des steigenden Meeresspiegels dennoch bald an der Ruhr einen Strand haben könnten, nur dass das Wasser an diesem Strand eisig kalt wäre, und uns, die in froher Erwartung gekauften Strandkörbe gar keine Freude mehr machen würden.
Nun aber erklär mir mal einer, warum es hier bei uns so kalt ist. Denn diese Abkühlung bedeutet ja keineswegs, dass es keine globale Erwärmung gibt, sondern könnte bedeuten, dass wir bald, wegen des steigenden Meeresspiegels dennoch bald an der Ruhr einen Strand haben könnten, nur dass das Wasser an diesem Strand eisig kalt wäre, und uns, die in froher Erwartung gekauften Strandkörbe gar keine Freude mehr machen würden.
Da hat mal wieder der „gesunde Menschenverstand“ durchgeschlagen. Phänomene, die sehr komplex sind und bisher von der Wissenschaft noch nicht vollständig verstanden geschweige denn erklärt werden können, einfach aus der täglichen Erfahrung (maximal eines Menschenlebens) erklären wollen und dabei Wetter und Klima verwechseln, das erzeugt breite Zustimmung beim Leser.
Tatsächlich gibt es eine Menge alarmierende Anzeichen: für das CO2, das das Klima stark beeinflusst, ist in den letzten 100 Jahren ein Anstieg von 280 ppm auf 420 ppm zu verzeichnen (Keeling-Kurve). Den Wert von 420 ppm gab es seit etwa einer Million Jahren nicht mehr, und die Geschwindigkeit (durch Verbrennung fossiler Energieträger, also anthropogen, von Menschen verursacht) des Anstiegs ist einmalig in der Klimageschichte, es ist sozusagen ein Blitzereignis, wenn man sonst in Jahrmillionen rechnet. Die letzten 15 Jahre war das Weltklima sämtlich wärmer als seit Beginn der Aufzeichnung 1841. Das Gletscherweiss der Alpen ist fast vollständig verschwunden, Fotos von 1970 zeigen es noch. Der Kilimandscharo hat eine Eiskappe, die 11700 Jahre zurückreicht (Bohrkerne) und die derart schnell abschmilzt, dass sie etwa im Jahre 2020 verschwunden sein wird. Satellitenaufnahmen des arktischen Eises seit 1978 zeigen, dass heute die geringste je gemessene Ausdehnung des Eises vorliegt. Weiterhin taut der Permafrost in polaren Regionen, Straßen, Pipelines und Häuser versinken im Grund, Bäume stürzen um. Die großen kontinentalen Eisschilde in Grönland und der Antarktis schmelzen weg mit extremen zu erwartenden Auswirkungen auf Klima und Meeresspiegel. Und mit den Eisschilden, die weiß sind, verschwindet der größte Reflektor für das Sonnenlicht.
Man kann das alles ignorieren mit seiner Erfahrung aus vielleicht 20-70 Jahre bewusst erlebtem Wetter und meinen, die Wissenschaft und Ingenieurskunst wird schon was finden und die Welt geht nicht unter. Breite Zustimmung fast allenthalben. Weil niemand schlechte Nachrichten hören will. Und dann gibt es noch die Lobby der Öl- und Gasindustrie, der Autobauer, der Investoren, die Profit machen wollen und gern mit eigenen „Gutachten“ den Klimawandel abstreiten wollen oder zumindestens relativieren. Ihr Erfolg: man glaubt, es gäbe widersprechende Meinungen zum Klimawandel.
Aufgrund der Komplexität des Problems und die vielen ineinandergreifenden Regelmechanismen sind die Aussagen über den zukünftigen Verlauf schwierig und es gibt natürlich Abschätzungen und Modelle, die verschiedene Ergebnisse liefern.
Aber das beweist doch nicht, das es keinen Klimawandel gibt. Im Gegenteil, die Wissenschaft arbeitet intensiv daran, zuverlässigere Abschätzungen zumindest für die nächsten kurzen 100 -200 Jahre abzugeben.
Ich empfehle einmal „Rahmstorf, Schellnhuber – der Klimawandel“ dort wird das Thema von ausgewiesenen Experten behandelt.
@Gundolf Reichert, bei dem 8,2 K-event handelt es sich nicht um eine Erwärmungsphase des Klimas, sondern um eine Abkühlungsphase des Weltklimas vor 8200 Jahren, die dadurch bewirkt wurde, das Gletscherwasser abrupt in den Atlantik fließen konnte, sich dort auf den Golfstrom ergoß und damit zumindest Europa abkühlen ließ. 8200 Jahre vor heute und auch vor mir selber ist eine lange Zeit und überdies deutlich länger als meine persönliche Wetterbeobachtungsmöglichkeit. Das müssen Sie falsch verstanden haben.
Was dieses 8,2 K-Event aber interessant macht, und weshalb ich es überhaupt für erwähnenswert halte, ist die Auswirkung einer derartigen ABKÜHLUNG auf die europäische Landwirtschaft und der vergleich mit einer modernen Theorie, die die derzeitige Schmelzwasserzufuhr aus der Arktis, in den Golfstrom für eine potenzielle Abkühlungsgefahr des Weltklimas annimmt. Ich bin zu der Überzeugung gekommen, daß dieses 8,2 K-Event eine solche Theorie zwar bestätigt, also die Schmelzwasserzufuhr KANN den Golfstrom zwar überlagern und dadurch eine ABKÜHLUNG Europas bewirken, aber die Abschmelzraten sind zu klein, um dies auch zu tun. Damals ging die Überlagerung von leichtem kalten Süßwasser auf das warme aber schwerere Salzwasser des Golfstroms wesentlich schneller, als heute. Darum wage ich mich auch zu behaupten, daß ein solches Ereignis wie das 8,2 K-Ereignis sich in nächster Zeit nich wiederholen wird. Ob das Erdklima sich erwärmt, habe ich überhaupt nicht untersucht! Das kommt vielleicht später noch.
Damals ist die Landwirtschaft in Mitteleuropa an der Ausbreitung wegen der Abkühlung behindert wurden, so daß die ältesten Siedlungen der frühesten Bauern direkt nach dem Ende der damaligen Abkühlungsphase gegründet wurden. Falls es doch Funde geben sollte, die aus der Zeit vor der Abkühlung entstanden sind, was unsicher ist, fehelen diese doch aus der Kältephase. Das zeigt, daß eine Abkühlung für die Landwirtschaft schlimme Folgen hätte.
Auch wenn Ihr Diskussionsbeitrag keinen wirklichen Bezug zu meinem Artikel hat, sondern mehr schon ein Gegenentwurf sein könnte zu einem möglicherweise späteren Artikel, der sich mit der komplizierten Frage nach der Klimaerwärmung beschäftigen würde, freue ich über Ihren Kommentar, weil dieses Mißverständnis zeigt, wie leicht man aneinander vorbeireden kann.