Die Antifaschistische Union Dortmund, eine der ältesten Antifa-Gruppen der Republik, stellt ihre Arbeit ein. Der Grund? Das Alter der Aktivisten schreibt die Union in einer Stellungnahme:
Der Grund, warum wir als Gruppe aufhören, ist allerdings nicht, dass wir nun glauben, dass unser Job überflüssig geworden wäre – ganz im Gegenteil: Schaut man sich die gegenwärtige Situation an, ist Antifa-Arbeit weiterhin dringend notwendig, anderswo vielleicht noch mehr als in Dortmund. Man kann uns also berechtigterweise einen Vorwurf machen, dass wir ausgerechnet jetzt das Handtuch werfen. Doch die Gründe sind profanerer Natur: Wer rechnen kann, dürfte schnell auf das Durchschnittsalter unserer Gruppe kommen. Polemisch brachte die Gruppe TOP B3RLIN (wenngleich selbst nicht mehr die Jüngsten…) das Problem einst auf den Punkt: »Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Antifa, geprägt durch Carhartt, Risikofreude und elitäres Außenseitertum verliert, sobald der Ernst des Lebens mit Arbeit und Familie den Alltag zu bestimmen droht, seine verbindende Wirkung« (Antifaschistisches Infoblatt Nr. 81). Antifa – als Organisation, nicht als politische Praxis – ist eben auch abhängig von einer bestimmten Lebensphase und aus dieser haben wir uns teilweise entfernt.
„Ernst des Lebens mit Arbeit“ – Ein Problem dass die oft von kriminellen Aktivitäten oder Schnorrerei lebenden Nazis so nicht haben.
Stolz ist man bei der Antifa-Union, nie Teil großer Bündnisse gewesen zu sein:
Einer Sache haben wir uns dabei allerdings immer verweigert: Der Teilnahme an ‚großen‘ Bündnissen. Unsere Kritik an Kapitalismus, Antisemitismus und Deutschland hatte für uns im Zweifel immer eine höhere Priorität, als das wir uns gemeinsam mit antizionistischen Gruppen und zivilgesellschaftlichem SPD-Klüngel an einen Tisch gesetzt hätten. Wir haben daher auch immer versucht, unsere Aktionen gegen Naziaufmärsche gesellschaftskritisch einzubetten und keine reine ‚Event-Politik‘ zu verfolgen. Exemplarisch hierfür war sicherlich unsere Demonstrationsaufrufe gegen die neonazistischen ‚Antikriegstage‘ sowie die Aufmärsche am 1. Mai, die uns auf Indymedia Hasskommentare aufgebrachter Antiimps, Ablehnung aus dem bürgerlichen Milieu und die Rühmung als ‚Deutschlandhasser‘ durch Neonazis einbrachte – also alles richtig gemacht.
Auch vom Feind verabschiedet man sich standesgemäß:
Und an die Nazis, die sich jetzt über diese Erklärung freuen, weil die »Platzhirsche« (DortmundEcho) nun ihre Arbeit einstellen: Fühlt euch nicht zu sicher. Wir werden auch weiterhin unbemerkt an der Supermarktkasse hinter euch stehen und auf die Chats auf euren Handys schauen. Tschüss, ihr Trottel!
Bitter, auch trotz inhaltlicher differenzen, eine so gestandene Truppe zu verabschieden.
Alles gute und Danke, nicht nur für den Musikgeschmack!
Sehr bedauernswert, da gerade Dortmund als eine der Hochburgen der militanten Neonaziszene eigentlich eher mehr als weniger gut organisierte Gruppen braucht, die sich dem braunen Mob entgegenstellt. Die „antifaschistische Union“ fehlt demnächst auch aus einem Grund. Sie gehört zu den Organisationen innerhalb der Antifa, die auch mit den „friedensbewegten Amerika- und IsraelfeindInnen“ nichts zu tun haben wollten. Ist in der Linken leider immer noch keine Selbstverständlichkeit.