Das DFB-Fußballmuseum in Dortmund: Eine Pleite mit Ansage!

Das DFB-Museum in Dortmund. Foto: Robin Patzwaldt

Es häufen sich aktuell die Berichte, wonach das DFB-Museum in Dortmund inzwischen rote Zahlen in nicht unerheblichem Maße schreiben soll. Lange wurde das seitens der Betreiber bestritten, doch ein Blick in die dort präsentierte Ausstellung machte es von Anfang an wahrscheinlich, dass das Interesse daran im Laufe der Zeit nicht gerade steigen würde.

660.000 Euro hat die Stadt Dortmund jetzt offenbar im Doppelhaushalt 2020/21 für das Museum gegenüber dem Hauptbahnhof eingestellt, um die Miesen wieder auszugleichen. Das zumindest teilte ein Sprecher der Stadt am Dienstagabend laut WDR-Angaben mit. Es gäbe keine Fördermittel des Landes mehr und auch Sonderposten seien aufgelöst. Mehr will die Stadt dazu aktuell offenbar noch nicht sagen.

Seit Jahren hatten Kritiker diese Entwicklung befürchtet. Bisher wischte die Stadt entsprechende Spekulationen immer rasch mit einem Lächeln vom Tisch.

Bei der Eröffnung des DFB-Museums 2015. Fotos: Robin Patzwaldt

Im Gegensatz zum DFB haftet die Stadt für Verluste beim Deutschen Fußballmuseum unbegrenzt. Das Museum, das der Stadt und dem DFB je zur Hälfte gehört, war vom ersten Tag der Planung an umstritten. Jetzt droht die Einrichtung endgültig zum Zankapfel der Dortmunder Lokalpolitik zu werden.

Wer jedoch schon bei der Eröffnung des Museums im Jahre 2015 mit offenen Augen durch die dortige Ausstellung gegangen ist, der konnte kaum glauben, dass die damals zur Kalkulation von Seiten der Betreiber angenommenen Zahlen realistisch waren. Die Besucherzahlen waren schon aus Laien-Sicht arg optimistisch, die Eintrittspreise für Dortmunder Verhältnisse hingegen gigantisch hoch.

Schon vor Jahren war somit eigentlich klar, wer die Ausstellung einmal gesehen hat, der muss dort kein zweites Mal mehr hin. Auch groß beworbene Sonderausstellungen fielen in der Vergangenheit vielfach schlicht zu bescheiden aus, um Dortmunder noch einmal neu für viel Geld in den Fußballtempel am Wall zu locken.

Zudem verblassen die Erfolge der DFB-Elf vom WM-Titel 2014, die einen Großteil der Attraktivität des Museums ausmachen, inzwischen zusehends. Neue Pokale der Nationalmannschaft, die der Ausstellung zu neuer Attraktivität verhelfen würden, sind halt keine regelmäßige Erscheinung.

Man darf gespannt sein, wie groß das finanzielle Desaster für die Stadt Dortmund am Ende tatsächlich ausfallen wird, wenn die endgültigen Zahlen durchgesickert sind.

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teekay
teekay
5 Jahre zuvor

Ist doch toll, so ein Kapitalismus: Das Milliarden-Unternehmen DFB, steuerliches U-Boot als Verein, lässt sich von SteuerzahlerInnen ein Mausoleum errichten-und wenn es dann Probleme gibt werden die schön auf eine hochverschuldete Kommune abgewälzt. Was man alles mit 600K Euro in Dortmund machen könnte…

Stefan Laurin
Admin
5 Jahre zuvor

@teekay: Niemand hat die Kommunalpolitiker dazu gezwungen. Die waren so dumm es zu tun und die Bürger haben sie gewählt. Wichtig ist nur, dass keiner Dortmund jetzt finanziell unterstützt. Die sollen die Suppe schon selbst ausbaden.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

Ich kann auch nur hoffen, dass nicht wieder irgendein alter Rotsocken-Kumpel in Düsseldorf seine Beziehungen spielen lässt und aus irgendeiner toten Fördermittelecke für "blindengerechtes Digitalradio" oder "werbemittelfreien Kuhdung" noch Restkohle zaubert, um die Großmannssucht von Stüdemann und Sierau nicht noch nachträglich zu beschönigen. Da muss die SPD ganz alleine durch…

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Mal abgesehen von der "Dummheit" der Dortmunder politischen Vorsteher, was hätte es wohl in der Dortmunder Öffentlichkeit gegeben ,wäre das schöne Museum in eine Stadt gegangen, deren Fußballbürger sich in einer Dauerfehde mit denen aus DO befinden. Das Geschrei in Dortmund hätt ich hören mögen.
Es wirft wie üblich kein gutes Licht auf den steuerkriminellen, millionenschweren DFB, wenn er die Stadt Dortmund im Regen stehen lässt. Aber das ist ja eine Übung, die der DFB aus dem effeff beherrscht, wie die Vergangenheit überdeutlich zeigt.

Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
5 Jahre zuvor

@#5 thomas weigle: Da die meisten Dortmunder eigentlich schon vorher ahnten, dass das Ding ein Groschengrab wird, welches nur zu noch mehr Minus im Stadtsäckel führt, hätten wir das mit Handkuss und Glückwünschen unserem blauen Nachbarn von Herzen gegönnt – und uns jetzt totgelacht. Nun ists andersrum und wir sind die Blöden…

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

@Klaus Lohmann Und dann steht Schalke auch noch besser als der BVBin der Tabelle…
Im Ernst, der Fußball beschäftigt seit mehr als 100 Jahren das Leben vieler Menschen, gerade auch im Revier. Da wurde ja 1934 in Dortmund sogar der Deutschmeister S.04 auf der Heimfahrt vom Endspiel in Dortmund geehrt. Gut, heute ginge solches anders ab…
Ein Fußballmuseum ist m.E. erst mal `ne gute Idee. Kommt halt auf die Konzeption der Macher an. Dass der DFB mit seiner Geschichte nicht umzugehen weiß, weil er halt ziemlich viel Dreck am Stecken hat, ist bekannt. Wer hat denn die Konzeption zu verantworten?

EinLipper
EinLipper
5 Jahre zuvor

Leider wieder einmal ein typisches Beispiel für die organisierte Verantwortungslosigkeit von Kommunalpolitikern, die dadurch geradezu eingeladen werden, sich auf Kosten der klammen kommunalen Kassen zu profilieren. Befürchten müssen sie nichts, schlimmstenfalls droht der "Absturz" in den wohlversorgten Ruhestand. Außerdem ein Anlass, die Unsitte der Förderitis mal zu hinterfragen, ich erlebe den Kampf um die Fördermittel auch in meiner Kommune gerade haut- und Kunstrasennah.

Bebbi
Bebbi
5 Jahre zuvor

Naja, einfach mal gucken, wieviele Leute während eines Spiels anderes zu tun haben und woher die Autos kommen, die Rettungswege in Wohngebieten während des Spiels zu parken, Wiesen an Schulen mit Oberklassewagen umpflügen, um keine Parkgebühren zu bezahlen …

Der OB ist halt Fußball-Fan.

Mir erschließt es sich nicht, warum Volksvertreter solchen Deals zustimmen.

Thommy
Thommy
5 Jahre zuvor

Bei Betrachtung des Volumen des Gesamthaushaltes der Stadt Dortmund reden wir hier letztlich von Peanuts.

Das Museum braucht kein Mensch, steht da und glitzert ein bischen , direkt am Bahnhof.- und, man hat es.

Die einen freut's, die anderen ärgert's

So ist das halt (fast immer)

Es gibt drängendere Probleme.

Ke
Ke
5 Jahre zuvor

Die Entscheidung für das Museum war richtig. Es ist ein Risiko und der Dfb tut wenig. Die Entfremdung der Mannschaft und der Funktionäre vom Volk schreitet voran.
Hier muss der Dfb gegensteuern. Dazu gehört auch, dass man sportlich Risiken teilt

Ich mag das Museum. Es bietet mit dem U und dem Museum für Kunst und Kulturgeschichte eine interessante Museenlandschaft.

Natürlich muss das Museum auch für interessante Wechselausstellungen sorgen. Hier sind die Macher gefragt.

Notfalls etwas mit Genderfragen im Umfeld von rechten Gruppen im Fussball mit Migrationshintergrund. Dann gibt es auch wieder Fördermittel, aber natürlich keine Zuschauer.

Kleinschnittger
5 Jahre zuvor

Verluste waren absehbar. Die Zahlen sind öffentlich seit Jahren.

Aber der Weg ist schon merkwürdig. Als die Baukosten vom geplant 27 Mio. auf 42 Mio stiegen, also ca. 15 Mio. Mehrkosten entstanden, griff man in die Trickkiste.

1. Man widmete das Museum um in ein normales Unternehmen, so so dass die bei den Baukosten anfallende Mehrwertsteuer vom Finanzamt erstattet werden. Damit waren dann ca. 7 Mio. erhöhte Baukosten verschwunden.

2. Der DFB holte Daimler und Adidas ins Boot mit zusammen ca. 10 Mio. Euro und verkaufte diese Gelder als Zuschüsse.

Ein Blick in die öffentlichen Bilanzen zeigt das deutlich. Dann aber wurden die 10 Mio. Gelder von Daimler und Adidas als vorschüssige Werbezahlungen tituliert und auf 3 Jahre verteilt. Sie heben damit bis ca. Anfang 2019 die Gewinne künstlich an um ca. 3,3 Mio. pro Jahr. Daher auch die Gewinne der Jahre 2016, 2017 und 2018 von jeweils insgesamt rund 1 Mio. Euro.
In 2019 ist damit Schluss, es drohen massive Verluste in 2019. Mit einer Zahl hält man sich für 2019 zurück. Für 2020 und 2021 werden 540.000 und 660.000 Euro Verluste in den Raum gestellt.

Kein Wunder zudem, wenn derartige Konstruktionen den Weg nach Brüssel finden. Natürlich kann die öffentliche Hand Museen fördern, aber nicht zum Nutzen eines privaten Mitinvestors wie dem DFB. Die Stadt hat auch noch fast 5 Mio. Euro in den Bau der Umlagen gesteckt, da kam vom DFB kein Cent. Nur 100.000 Euro waren damals geplant. Ein Blick in die auch öffentlich zugängliche Akte in Brüssel zeigt das Ausmaß der Risiken, die die Stadt Dortmund eingegangen sind.

thomas weigle
thomas weigle
5 Jahre zuvor

Warum das Museum nicht vorübergehend schließen wegen der zu hohen Kosten? Die Blamage für den DFB ist allemal größer als für eine finanziell eng aufgestellte Kommune. Das würde den DFB unter Zugzwang setzen. Nichtstun kann sich der angeblich größte Sportverband der Welt wohl eher nicht leisten. Kommt der DFB nicht rüber mit der Marie , bleibt`s im Zuge allseitiger Sparmaßnahmen halt auf Dauer zu.
Abgesehen davon: was kosten Oper, Theater und andere Museen die Stadt Dortmund?

trackback

[…] fremdelt seit Jahren schon mit ihren Fans. Auch hier im Ruhrgebiet. Nicht nur, dass das DFB-Museum in Dortmund langsam aber stetig an Anziehungskraft verliert, offensichtlich inzwischen sogar zum Problem zu […]

Karl Helmut Saager
Karl Helmut Saager
4 Jahre zuvor

Ich komme aus B-W und hatte bisher noch keine Ahnung davon, dass das Fußball-Museum in DO ein "Draufleger-Geschäft" geworden ist. Ich will es trotzdem einmal besuchen und erwarte nun, dass es sich beim Gebäude um einen absoluten Gigantismus handelt, der m.E. weder nach DO noch nach GE gehörte, sondern wie das Pokal-Endspiel nach Berlin, und dort aber mit weniger Pomp und geringeren Unterhaltungskosten – Differenzbeträge (positiv wie negativ) stehen aber dem DFB zu, der sich dort präsentiert.

trackback

[…] mögliche Fall auch noch als völlig unrealistisch und nur von theoretischer Natur bezeichnet. Spätestens seit dem Vorjahr ist allen Dortmundern schmerzlich bewusst, dass es schon nach recht kurzer Zeit tatsächlich zu […]

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