Die RTL-Reihe „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ ist pünktlich nach Ablauf der aktuellen Staffel für einen Grimme Preis nominiert worden. Der Grund ist klar.
Neun Jahre nach Beginn der Serie im Jahr 2004 wurde das „Dschungelcamp“ für den Grimme-Preis nominiert Bis auf den durch den Tod von Dirk Bach erzwungenen Moderatorenwechsel hat ist in den vergangenen Jahren ja nicht viel geändert.
Der Grund ist ganz einfach: PR. Dem Grimme-Preis ist die Aufmerksamkeit durch diesen scheinbaren Tabubruch – hier der ach so renommierte Volkshochschulpreis, da das Trash-Format mit schwanzfressenden D-Promis – sicher. Und das sorgt für Schlagzeilen für einen Preis, dessen Organisatoren traditionell nicht einmal in der Lage sind, eine halbwegs attraktive Preisverleihung auf die Beine zu stellen, die live und zur Hauptsendezeit auf ARD oder ZDF übertragen wird. Im vergangenen Jahr lief die Übertragung der „Preisgala“ aus dem Theater Marl zeitversetzt ab 22.25 Uhr auf 3sat – einem Sender, der seine Zuschauer per Handschlag begrüßen kann. Die Dschungelcamp-Nominierung ist nichts anderes als PR – und ziemlich biedere dazu. Denn der vermeintliche Tabubruch wäre mutiger gewesen, als die Sendung noch kontrovers diskutiert wurde. Mittlerweile ist sie im Feuilleton angekommen, auch Qualitätsmedien berichten ausführlich über jede Sendeminute, denn die TV-Geschichten über das Dschungelcamp oder DSDS werden online gerne gelesen, und lassen sich einfach und preiswert machen.
Also: Gruß nach Marl, die PR in diesem Jahr ist nicht schlecht, geht aber noch besser. Wie wäre es damit, im kommenden Jahr „Frauentausch“ oder „Bauer sucht Frau“ auszuzeichnen? Bringt bestimmt auch ein paar Schlagzeilen für den Marler-Volkshochschulpreis.
Ich sehe das anders. Das Dschungelcamp hat eine herausragende Produktionsqualität – und deshalb absolut Grimme-tauglich. Es ist eines der letzten jener Lagerfeuer, um die sich alle versammeln.
@Thomas: Von diesen Lagerfeuern gibt es ja noch ein paar: Wetten dass und DSDS rauchen ja auch noch. Aber warum erst nach so vielen Jahren? Die Nominierung hat mehr mit Grimme PR als mit der Sendung zu tun.
Über 70 Mio. gucken nicht das „Lagerfeuer“ Dschungelcamp, Rund 70 Mio. gucken auch jeweils die andern „Lagerfeuer“ nicht. Wir sind ja auch nicht mehr in der Steinzeit. Die meisten haben um die Zeit eben doch was anderes und oftmals besseres vor.
Lieber Stefan,
wegen Kommentaren wie Deinem hat das Grimme-Institut schon vor ein paar Stunden klargestellt, dass die Nominierungen ausschließlich auf die Kappe der dafür zuständigen Nominierungskommission gehen.
Ich war Mitglied dieser Nominierungskommission und kann Dir versichern, dass es keinerlei Versuche seitens des Instituts gab, uns zu einer Nominierung von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ zu drängen — und auch keine, diese oder eine andere Nominierung zu verhindern.
Dass die Sendung heute nicht mehr „kontrovers diskutiert“ würde, deckt sich übrigens nicht ganz mit dem, was ich seit gestern Mittag im Internet gelesen habe: da wird immer noch ziemlich fleißig diskutiert.
Beste Grüße, Lukas
Ja, liber Stefan, da lagste mal voll daneben! 🙂
Naja, nachdem Stefan Niggemeier sich Zeit und 2 Beitraege genommen hat um die Macher/Schreiber der Sendung hervorzuheben und Lukas Heinser in der Nominierungskommission sitzt, sieht das eher nach leicht kungeliger Medienrunde aus, die dem Konzept der Sendung eher zugetan ist und daher die Macher mit einer Nominierung ‚belohnen‘ moechten-sieht halt gut im Lebenslauf aus ;)! Das passiert sicherlich oefter, wenn eine kleine, verschworene Gemeinschaft von Profis deartige Preise ausrichtet.
Ich finde es schon sehr bedenklich, wenn versucht wird, die Form vom Inhalt zu trennen. Vor Jahren habe ich mal eine gesamte Sendung von IBESHMHR gesehen und das war inhaltlich unterstes Niveau. Bei der letzen Staffel habe ich aus Versehen beim Zappen ca. 20 Sekunden gesehen, die mir mehr als gereicht haben. Gleiches gilt für DSDS.
Die beiden Sendungen haben verheerende Auswirkungen auf das Sozialverhalten unserer Kinder. Wer ein Kind in der Schule hat, wird wissen was ich meine.
Was uns da als preiswürdig vorgeschlagen wird, ist bestenfalls technisch gut gemachter Unterhaltungsmüll. Aber mir fällt sofort auch ein „gut gemachtes“ Werbeplakat der eidgenössischen Initiative gegen den Minarettbau in der Schweiz ein, bei dem auch niemand auf die Idee käme, es beim Art Directors Club in die Auswahl aufzunehmen.
Am liebsten würde ich eine Wiese neben der Villa von Liz Mohn kaufen und auf einer Riesenleinwand 24 Stunden am Tag das Verblödungsprogramm der RTL Gruppe abspielen und Frau Mohn vor allem mit dem dem Verbalmüll von Dieter Bohlen beschallen lassen.
Menschenjagd hat die Menschen schon immer interessiert, sofern man nicht selbst der Gejagte ist. Schade, dass es zur Zeit der Gladiatorenkämpfe noch keinen Grimmepreis gegeben hat. Die waren nämlich weitaus besser gemacht als das Dschungel-Camp: 3D und in Echtzeit. Und obwohl die Zuschauer fast alle zu Fuß kommen mussten waren sie immer ausverkauft.
@68er: Ich stimme da weitestgehend zu, aber viele Medienmacher und -journalisten sehen das natuerlich lieber anders: ‚Eurovision Song Contest ist zwar Quatsch-aber das wurde total lustig/geistreich/selbstironisch anmoderiert‘. Aehnlich kann man sicher auch das ‚Dschungelcamp‘ ‚rechtfertigen‘. Den wenigen intelligenten, kritischen, reflektierten Schreibern und Zuschauer steht da eine Masse von Zuschauern gegenueber die weder den Grimme-Preis kennen noch sich um ‚Alltagssorgen‘ Gedanken macht, wenn die ‚RTL-Kultur‘ zum Mobbing an Schulen oder Arbeitsplaetzen beitraegt-das hatte man natuerlich nicht gewollt…Und zudem muss man ja der ‚Balance‘ halber auch ein paar Formate von RTLSAT1PROSIEBEN nominieren.
Ich finde das eine sehr bedenkliche Gradwanderung, auf der sich da die Redakteure befinden. Tatsächlich kenne ich Leute, die fürs Trash-Fernsehen übelster Sorte arbeiten und das, was sie machen auch als „totale Scheiße“ bezeichnen, die sie ihren Kindern verbieten würden anzuschauen. Die wirken in ihrem Job auch nicht wirklich glücklich. Ich frage mich dann immer, zu was sie noch bereit wären, wenn die Zeiten sich mal wieder ändern.
Einer meiner Lieblingsfilme ist „Wir Wunderkinder“ mit Wolfgang Neuss. Der Regisseur, Kurt Hoffmann, wurde nach dem Krieg vor allem durch seine erfolgreichen Unterhaltungsfilme „Das Wirtshaus im Spessart“ oder „Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung“ bekannt. Im Nationalsozialismus drehte er den Propagandafilm „Quax der Bruchpilot“.
@#10 | 68er: Ich kenne „Wir Wunderkinder“ und kann Dir zustimmen. Allerdings gibt es heute solche Filme *neben* dem ganzen Müll eben nicht mehr, also über was soll man im Hause Grimme-Institut überhaupt abstimmen, wenn nicht über das, was noch als Resteversendung übrigbleibt?
In der nächsten Woche tagen hier im Institut die Jurys des Grimme-Preises und entscheiden über die zum Wettbewerb nominierten Produktionen und speziellen Fernsehleistungen. Am Dienstag (5.2.) beim „Bergfest“ gibt es die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen – Ein Treffen von Preisträgern, Regisseuren und Autoren, ein Get Together mit der Publikumsjury und den Juroren der drei Preisgerichte („Fiktion“, „Information&Kultur“, „Unterhaltung“). Ich lade Stefan Laurin herzlich ein, sich beim „Bergfest“ und bei der Verleihung des 49. Grimme-Preises am
12. April 2013 im Theater Marl als Bericht erstattender Journalist zu akkreditieren und danach auf der Seite der „Ruhrbarone“ über seine Eindrücke zu berichten.
Was Lukas schreibt, kann ich nur bestätigen. Auch wenn’s nicht so spannend ist wie eine PR-Verschwörungstheorie. Viele Grüße!
@Peer: Wo bitte schreibe ich etwas über eine Verschwörung? Die Nominierung sorgt für Schlagzeilen, die Sendung ist fast zehn Jahre alt, ohne dass sich am Konzept was geändert hätte – warum also erst jetzt, wenn nicht aus PR-Gründen? Das hat mit Verschwörung nichts zu tun.
daß d-camp unterste schublade ist, muß man doch nicht wirklich diskutieren. und der grimme-preis ist auch nicht mehr, was er mal war – der kampf ums leitmedium wird verloren gegeben, passt also. und nächstes jahr ist dann sicher auch noch HOTEL ADLON dran , die kostümversion von d.camp.
Um es kurz zu machen: es ist einfach nur geschmacklos – und den Grimme-Preis kann man in Zukunft in der Pfeife rauchen…
Nö. Völlig falsche Richtung. Die Nominerung kam NACH der letzten Staffel. Und wenn man sich schlau macht und auf der GRIMME-PREIS-Website nachliest, kommt man sehr leicht zu dem Schluss, dass diese Nominierung für das brillante Format längst überfällig ist.
So. ;0)
@Dschungelstar: Das Dschungelcamp ist nicht grandios, es ist aber auch nicht skandalös. Ich finde es es einfach langweilig und blöd.
Hier spricht der (Grimme)Preis: 50% auf alles ohne Niveau!
Ich kenne derzeit keine andere Sendung, in der man so viel über Gruppendynamik lernt. => Pflichtsendung für alle Gruppenleiter.
Na, ihr seid ja lustig hier … 😉