Das Hauptproblem vieler Schulkinder sind die eigenen Eltern

Auch an der ‚Galenschule‘ in Waltrop gibt es immer wieder Ärger. Archiv-Foto: Robin Patzwaldt

Es ist wieder einmal soweit! In NRW enden in dieser Woche die Sommerferien an den Schulen. Verbunden ist das im Regelfall mit vielen Diskussionen, Sorgen und auch Ärger. So auch diesmal wieder.

Die Kollegen der WAZ greifen das emotional aufgeladene Thema mit einem Artikel unter der Überschrift ‚Sicherer Schulweg: Eltern in Sorge wegen des vielen Verkehrs‘ auf. Ich, der ich seit den 1970er-Jahren in der Nähe verschiedener Schulen gewohnt habe und noch immer wohne, habe da im Laufe der Jahre meine ganz eigenen Beobachtungen gemacht. Meines Erachtens nach sind die Eltern selber in vielen Fällen nämlich die Hauptursache für viele der regelmäßig von ihnen angesprochenen Probleme.

Als ich 1977 eingeschult wurde, da ging der überwiegende Teil der Grundschüler noch zu Fuß zum Unterricht. Kinder, die weiter weg wohnten, kamen mit dem Fahrrad. Mit dem Auto zur Schule befördert zu werden, das war damals noch die ganz große Ausnahme.

Und auch an den weiterführenden Schulen, die ich im Laufe meines Lebens besucht habe, waren Autofahrten selten. Zur Realschule und zum Gymnasium kamen die meisten Mitschüler mit dem Fahrrad. Schulbusse beförderten im Regelfall diejenigen, die von außerhalb kamen.

Im Laufe meiner 13-jährigen schullaufbahn wurde ich persönlich nur an einer Handvoll Tagen von meinen Eltern mit dem PKW ‚gefahren‘. Damals hatte ich einen Gips am Fuß, der mir die sonst übliche Fahrradfahrt zum örtlichen Gymnasium kurzzeitig unmöglich machte.

Heute sieht es vor den Schulen hier am Ort schon alleine optisch ganz anders aus. Eine regelrechte PKW-Lawine rollte an jedem Schultag in Richtung der Schulen. Kurz vor Unterrichtsbeginn oder Schulschluss herrscht dort ein regelrechtes Verkehrschaos. An manchen Tagen ist die Straße völlig verstopft, ein Fortkommen auch für unbeteiligte Bewohner der Siedlungen so für Minuten unmöglich. Und auch vor den Schulen warten inzwischen viel mehr Erwachsene auf die Rückkehr ihrer Kinder bzw. Enkel. Versuche das Ganze irgendwie zu regulieren, sei es durch reine Apelle in Richtung der Eltern oder auch durch die Errichtung sogenannter ‚Elternhaltestellen‘, scheitern schon seit Jahren in unschöner Regelmäßigkeit bzw. sie verlaufen ungehört im Sande.

Auch eher unbeholfen anmutende Aktionen, wie sie hier am Ort vor Jahren schon stattfanden, als die Stadt Waltrop die Schulkinder vorzuschieben versuchte, indem diese ihre Eltern sogar in Form eines extra produzierten Liedes darum baten, sie doch in Zukunft bitteschön möglichst nicht mehr mit dem Auto zur Schule zu fahren, blieben (wenig überraschend) erfolglos.

Wenn sich in diesen Tagen also viele Eltern um ihre Kinder im angeblich so starken Verkehrsaufkommen rund um die Schulen sorgen, dann kann ich mir ein kopfschüttelndes Schmunzeln nicht verkneifen. Sollen diese sich doch erst einmal an die eigene Nase fassen!

Meiner Beobachtung nach sind es doch gerade diese ängstlichen Eltern, die die Gefahr für ihre Kinder heraufbeschwören, indem sie ihre Schützlinge am Liebsten noch bis auf den Schulhof fahren möchten. Und das natürlich alle gleichzeitig und möglichst erst unmittelbar vor Schulbeginn bzw. diese direkt nach Schulschluss wieder von dort abholen wollen.

Natürlich sind die Bedingungen rund um die Schulen in NRW nicht überall gleich, die zurückzulegenden Entfernungen von Ort zu Ort unterschiedlich. Aber die Zunahme der Elterntaxis dürfte sich ja grundsätzlich überall beobachten lassen. Die Eltern tragen also unbestritten selber ihr Scherflein zur Verschärfung der Situation bei. Aber wie immer, sehen viele den Balken im eigenen Auge auch in diesem Falle einfach nicht.

Morgen ist hier ein paar hundert Meter von meiner Wohnung entfernt die diesjährige Einschulung der sogenannten ‚I-Männchen‘ angesetzt. Ich bin mir sicher, dass sich dutzende Eltern dann auch in diesem Jahr wieder mit ihren Autos bis unmittelbar vor das Schultor durchdrängeln, den in ca. 200 Meter Entfernung angebotenen Elternparkplatz sprichwörtlich rechts liegenlassen und ihre Schützlinge auch nach Ende des ersten Schultages teilweise direkt auf dem vor dem Schultor stehenden Zebrastreifen stehend in Empfang nehmen wollen.

Und viele von ihnen werden dieses Verhalten auch danach nicht ablegen, so dass nach Schulstart auch in den Siedlungen hier vor meiner Tür wieder in unschöner Regelmäßigkeit der Verkehr zum Erliegen kommen wird. Aber sich dann um die Sicherheit der angeblich ach so ‚armen Kinder‘ im immensen Straßenverkehr sorgen…. Was für ein irrer und grundsätzlich leicht zu vermeidender Widerspruch!

 

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