Das Jahr 2021 im Rückblick – längst nicht so schlecht wie sein Ruf

Wunderkerze. Foto: Robin Patzwaldt

So langsam neigt sich das Jahr 2021 dem Ende entgegen. Wie wohl die meisten hier, habe auch ich für mich über die Weihnachtstage, die auch diesmal wieder ruhiger als gewohnt ausgefallen sind, darüber sinniert, was von den vergangenen zwölf Monaten am Ende im Rückblick wohl hängenbleiben wird, wie sich diese Zeit auf mich und mein Leben ausgewirkt haben.

Nun, die erste Reaktion war natürlich auch bei mir: ‚Gut, dass sich dieses blöde Jahr bald versabschiedet. 2021 war übel, wird sicherlich nicht in guter Erinnerung bleiben‘. Doch je länger ich mir darüber Gedanken gemacht habe, je weniger konnte ich diese negativen Gefühle bestätigen. Eigentlich gehe ich sogar relativ gut gelaunt in das neue Jahr, was mich selber, in Anbetracht der vielen Einschränkungen zuletzt, einigermaßen erstaunt hat.

Das Jahr 2021 war dann doch nicht das Jahr, in dem wir die Corona-Pandemie besiegt haben. Das steht jetzt fest. Diesbezügliche Hoffnungen haben sich leider zerschlagen. Wer gedacht hätte, nach 2020 würde alles besser, der sah sich bitter getäuscht.

Auch 2021 hat wieder massiv an den Nerven vieler gezerrt, unerwartete wirtschaftliche Probleme mit sich gebracht bzw. diese verstärkt, die Freizeiterlebnisse massiv eingeschränkt und zahlreiche Freundschaften auf Eis gelegt. Zumindest im persönlichen Bereich.

Doch es gab eben auch einige Erlebnisse, die positiv waren. Recht viele sogar, wenn man einmal darüber nachdenkt. Und ich bin mir sicher, das ging nicht nur mir so. In Zeiten der Einschränkung, wurden plötzlich Kleinigkeiten wieder wichtiger. So habe ich mich zum Beispiel wie Bolle gefreut, als ich im Juli mit alten Schulfreunden bei uns im Garten zusammengesessen habe, im August wieder einmal ein BVB-Heimspiel besuchen konnte usw.. Dinge, die man vor Corona für selbstverständlich hielt, wurden plötzlich als echte Kostbarkeiten empfunden, wenn sie denn einmal wieder möglich wurden.

Und auch in Zeiten mit hohen Inzidenzen konnten Dinge für positive Emotionen sorgen, die sonst nicht solch einen Stellenwert genossen haben bzw. hätten, wenn das Leben ‚normal‘ gewesen wäre. So nahm ich in der Vorweihnachtszeit mit echter Rührung als Zuschauer an einer Trecker-Parade bei mir am Wohnort teil, etwas, was ich mir wohl früher gar nicht erst angesehen hätte, oder aber ich genoss das Zusammenkommen mit der Familie an den Feiertagen, was mich ein paar Jahre zuvor noch eher genervt hätte. Diese Dinge geben einem neue Kraft.

So kann, wer will, in diesen unerfreulichen Zeiten der Einschränkungen und der bedrohten Gesundheit, eigentlich jeder von uns etwas finden, was seinen ungewohnt grauen und erlebnisarmen Alltag trotz allem lebenswert macht und Freude und Genuss spendet. Zu dieser bereichernden Erkenntnis hat mir das Jahr 2021 noch einmal verholfen und damit eine Erfahrung gestärkt, die ich auch in 2020 schon ansatzweise gemacht habe. Weniger kann manchmal eben auch mehr sein.

Die Corona-Krise ist halt auch ein Stück weit Einstellungssache. Dabei ist mir schon klar, dass ich derzeit, als jemand ohne Kinder und traditionell im Homeoffice arbeitend, ein Stück weit privilegiert bin, was meinen Alltag betrifft. Mein Level an Alltagsaktivitäten war auch schon vor der Pandemie nicht sonderlich hoch. Dessen bin ich mir bewusst. Und deshalb mag mir das Ganze auch leichter fallen, als manch anderem. Und doch bin ich der festen Überzeugung, dass das aktuelle Gejammer in diesem Lande, in unserer Gesellschaft, wesentlich größer ist, als es sein müsste.

Etwas mehr Gelassenheit täte uns in dieser Zeit allen gut. Schließlich ist das Ganze ja nicht von Dauer. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Pandemie im Griff haben werden. Das zeigt ein Blick in die Geschichte der Menschheit. Und im Vergleich zu früheren Ereignissen dieser Art, die teilweise große Teile der Bevölkerung ausgelöscht haben, kommen wir doch mit großer Mehrheit vergleichsweise bequem durch diese Tage.

Wenn ich dann in diesen Tagen hunderte Menschen auf ihren ‚Spaziergängen‘ durch deutsche Innenstädte stolzieren sehe, die dabei laut grölend ‚Widerstand‘ rufen, oder aber Sprüche unterhalb der Gürtellinie gegen Gesundheitsminister Karl Lauterbach oder den Virologen Christian Drosten rufen, dann erinnere ich mich mit einem Schmunzeln an meine Großeltern, die in ihrer Jugend, im zweiten Weltkrieg und in der Zeit kurz danach, noch mit ganz anderen Einschränkungen und Bedrohungen leben mussten.

Wären meine Großeltern heute noch am Leben, sie würden die lautstarken Querdenker wohl nur milde belächeln, weil diese schlicht keinerlei Ahnung davon zu haben scheinen, wie gut es ihnen aktuell, trotz allem, in dieser Krise noch immer geht und wie weit sie vom Leben in einer Diktatur (oder ähnlich blödsinnigen Behauptungen) im Deutschland des Jahres 2021 entfernt sind….

In diesem Sinne: Guten Rusch, zusammen! 🙂

 

 

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Manni
Manni
2 Jahre zuvor

"Und doch bin ich der festen Überzeugung, dass das aktuelle Gejammer in diesem Lande, in unserer Gesellschaft, wesentlich größer ist, als es sein müsste."

Unweigerlich musste ich bei diesem Satz schmunzeln. Dabei kam mir ein kürzlich pensionierter Arbeitskollege in den Sinn, der von seine Großeltern zu erzählen wusste, die zu den frühen Mitarbeitern der Höchst AG gehörten. Ähnliches wird wohl auch für die Mitarbeiter der „Friedr. Bayer et comp.“ in Barmen gegolten haben.
Die genannten Großeltern jedenfalls begrüßten das "Werk" von ganzem Herzen, da endlich Einkommen und damit Lebensunterhalt winkten. Zur Zehn-Stunden-Schicht ging man damals zu Fuß, zwei Stunden. Und Abends wieder zurück. Nahverkehr, Mobilität? Fehlanzeige. Auch daraus erklärt sich der Erfolg der nachfolgend gegründeten Adam Opel AG mit dem Verkauf der ab 1886 produzierten Fahrräder.
Bei der Vorstellung, dass unsere Vorfahren sich über derartige Fortschritte ehrlich gefreut haben, erfüllt mich der Rückblick auf das vergangene 2021 mit Freude und innerem Frieden.

In diesem Sinne wünsche ich allen Ruhrbaronen, – Piloten und -Lesern ein Frohes Neues Jahr.
Bleibt gesund.

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