Mit Janine Wissler führt ein langjähriges Mitglied der trotzkistischen Gruppe Marx21 nach dem Rücktritt von Susanne Hennig-Wellsow nun allein die Linkspartei. Wer noch zu einer Zeit in die Partei eintrat, als sie noch SED hieß, wird damit ein Problem haben.
Der gestrige Rücktritt von Susanne Hennig-Wellsow als Vorsitzende der Linkspartei kam überraschend. Viele hatten eher damit gerechnet, dass ihre Co-Vorsitzende Janine Wissler ihr Amt wegen der Missbrauchsfälle in Hessen aufgibt. Der Skandal, der sich gerade ausweitet, könnte die Partei zerreissen. Wissler ergriff die Chance und dürfte jetzt die wichtigste Trotzkistin weltweit sein. Was allerdings nicht viel bedeutet, denn die anderen Trotzkisten zeichnen sich dadurch aus, vollkommen unbedeutend zu sein.
Die Linkspartei steht, trotz aller Umbenennungen, in der Tradition der stalinistischen SED. In dem von ihrem unterdrückten Land, der DDR, hatte der Trotzkismus keinen guten Ruf. Ein DDR-Lexikon beschreibt ihn mit wenig schmeichelhaften Worten: „Der Trotzkismus ist eine “nach L. D. Trotzki benannte kleinbürgerliche politisch-ideologische Strömung, die dem Marxismus-Leninismus, der kommunistischen Weltbewegung und dem sozialistischen Weltsystem feindlich gegenübersteht. Der Trotzkismus ist durchdrungen vom Zweifel an den Fähigkeiten und der Kraft der Arbeiterklasse und drückt zugleich kleinbürgerliche revolutionäre Ungeduld aus. Im Mittelpunkt der Auffassungen des Trotzkismus steht die antileninistische Lehre Trotzkis von der “permanenten Revolution”, derzufolge nur der ununterbrochene, gewaltsame revolutionäre Kampf in der ganzen Welt zur völligen Vernichtung des Kapitalismus führen kann. Er verleumdet den Sozialismus als “bürokratisch entartet”. 1927 war der Trotzkismus innerhalb der Sowjetunion zerschlagen, seitdem hat er sich in eine antisowjetische Strömung, die organisatorisch zersplittert ist, verwandelt”
Trotzkisten waren für die SED der Feind. Dabei war man sich bis auf die Frage, ob man zuerst versuchen soll, ein ganzes Land, wie Stalin es wollte, oder gleich die ganze Welt in einen Gulag zu verwandeln, in vielem einig. Trotzki selbst war von Stalin und seinen Terrormethoden – bis auf die Tatsache, dass Stalin sie auch gegen ihn anwandte, durchaus angetan: „Ich habe Stalin nichts vorzuwerfen (abgesehen von Fehlern im Rahmen seiner eigenen Politik) … Es ist viel erreicht worden: für die Arbeiter (die Frauen, Kinder) … der russische Arbeiter kontrolliert die Regierung in dem Maße, in dem er sie toleriert, denn er zieht diese Regierung einer Rückkehr der Kapitalisten vor. Das ist das Siegel seiner Herrschaft!“ zitiert Wolfram Eilenberger in seinem Buch „Feuer der Freiheit“ Leo Trotzki kam übrigens am Ende durch einen Eispickel zu Tode, den ihm ein Agent Stalins in den Kopf rammte. Auf diese Tat lässt sich auch der Spitzname der Trotzkisten zurückführen: Viele nennen sie mit ein wenig Häme „Eispickel“.
Einem solchen, von vielen Altmitgliedern der Linkspartei wohl verhassten Eispickel ist es nun gelungen, die alleinige Führung der Partei zu erobern. Es ist ein großer Erfolg des Entrismus, der Strategie von Trotzkisten, andere Parteien zu unterwandern und zu übernehmen, weil man selbst nicht in der Lage ist, eine funktionierende Organisation aufzubauen.
Nicht wenigen in der Linkspartei wird das bewusst sein. Und sie werden mit der Situation hadern. Denn es ist eine Demütigung. Das Wissler nun die Linke allein führt, ist ein weiterer Sargnagel für diese Partei und damit eine gute Nachricht für jeden Demokraten. Und ein Treppenwitz der Geschichte.
Ein Partei auf dem schnellen Weg zur Splitterpartei – man sollte dem Verfall zuschauen und gut ist.
😉
>>> "Das Wissler nun die Linke allein führt, ist ein weiterer Sargnagel für diese Partei und damit eine gute Nachricht für jeden Demokraten. Und ein Treppenwitz der Geschichte."
Daraus wird wohl nichts, denn es sieht so aus, dass der Vorstand neu gewählt wird.
Zitat aus:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/linke-politiker-fordert-r%C3%BCcktritt-von-dietmar-bartsch-als-fraktionschef/ar-AAWuH0H
"Auch die verbleibende Parteichefin Janine Wissler steht unter massivem Druck. Auf der Vorstandssitzung am Wochenende soll unter anderem entschieden werden, wann die Parteiführung neu gewählt wird."
Was diese Fälle da in Hessen angeht,so sind entsprechende Verfahren von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Gestern war zudem eine ehemalige Vorstandsfrau in der "Hessenschau" zu hören,die ihrerseits die Justiz bemüht,da man ihr vorgeworfen hat,sie hätte entsprechende Fälle vertuscht. Sie sagte,ihr sei weder mündlich entsprechendes zu Ohren gekommen bzw habe auch nie schriftlich vorgelegen. Sie habe bis auf einen die Mitglieder des damaligen Vorstandes befragt. Auch diese hatten keinerlei Kenntnis von entsprechenden Handlungen. Sie sagte noch,sie sei selber Missbrauchsopfer gewesen,so dass sie solche Handlungen keinesfalls vertuscht hätte, außerdem hatte sie beruflich mit solchen Opfern zu tun. Die etwa 60jährige Frau wirkte absolut glaubwürdig, im Gegensatz zu einem Sprecher der hessischen Solid der nur faselte, konnte nix genaues nicht sagen. Die Anmoderation des Beitrages ließ eine gezielte Kampagne innerhalb der Partei möglich erscheinen. Nun ja,auf einem sinkenden Schiff greift Verzweiflung um sich….
@thomas weigle: ich kann nicht beurteilen, was an den Vorwürfen stimmt und das nicht. Das ist Sache der Gerichte. Aber die FAZ hat gut beschrieben, wie sie instrumentalisiert werden:
https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/missbrauchsvorwuerfe-und-schwarze-listen-bei-der-hessischen-linkspartei-17973708.html
Es geht in Hessen m.E. um Nahtoderfahrungen, oder im politischen Sinn sogar um Nachtoderfahrungen. D ist nur ein Buchstabe anders. Aber mangels Außenwirkung geht es bei denen nun nach Innen.