Das Kältekonzept der Stadt Bochum funktioniert nicht

bodo weist auf die Problematik der Obdachlosen in Bochum hin | Foto: bodo e.V.

Die Obdachlosen-Organisation bodo e.V. hat heute seine Kritik am unzureichenden Kältekonzept der Stadt Bochum für wohnungs- und obdachlose Menschen in der Ruhrstadt erneuert. „Es zieht ein Wintersturm über Bochum hinweg und weder sind Räume für Wohnungslose verfügbar noch sind die zusätzlichen Schlafplätze erreichbar“, kritisiert Alexandra Gehrhardt von bodo: „Das ‚Konzept‘ der Stadt ist zusammengebrochen – und das war absehbar.“

Seit Monaten hat bodo, so wie viele Wohnungsloseninitiativen bundesweit davor gewarnt, dass der Corona-Winter für Wohnungslose gefährlicher werden könnte als ohnehin. „Die verschärfte Lage spiegelt sich im Konzept aber nicht wieder, und während des Sturms ist es quasi wirkungslos. Die Konsequenzen tragen die Betroffenen“, sagt Gehrhardt.

Denn: Zwar hat die Stadt – quasi als Überlauf, falls die Notschlafstelle am Fliednerhaus belegt ist – zusätzliche Schlafplätze (ausschließlich nachts) in einer ehemaligen Schule in Hamme geschaffen. Die Wohnungslosen sollen aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin fahren – allerdings musste die Bogestra  heute früh den Betrieb einstellen. Auch warme Aufenthaltsorte gibt es nicht. „Obwohl heftiger Schneefall, starker Wind und Eisregen seit Tagen angekündigt waren, hat die Stadt es nicht geschafft, einen Tagesaufenthalt für Wohnungslose zu öffnen – Sonntagsöffnungszeiten sind im Konzept nämlich nicht vorgesehen.

„Damit ist das Kältekonzept in wesentlichen Teilen zusammengebrochen. Die Folge ist, dass Menschen, die ungeschützt auf der Straße leben, weiter ungeschützt sind“, sagt Alexandra Gehrhardt und fordert: „Die Stadt Bochum muss jetzt umgehend handeln: Aufenthaltsorte bereitstellen und die Unterkünfte rund um die Uhr öffnen. Sie muss Maßnahmen ergreifen, die Wohnungslose wirklich schützen. Der Winter bedeutet Lebensgefahr.“

30 Schlafsäcke sind kein Konzept

Schon am 11. Dezember hat sich das Team von bodo über die 30 „Notfallpakete“ aufgeregt, die die Stadt Bochum als „weitere Hilfen gegen die Kälte“ aufgelistet hat. „Schlafsäcke halten im Winter auf der Straße nur ein paar Tage. Allein wir verteilen jeden Winter eine dreistellige Zahl als Nothilfe. 30 Schlafsäcke sind kein Konzept“, wurde die desolate Lage von bodo kommentiert.

Der schneereiche Wintereinbruch wurde in Dortmund besser vorbereitet, denn laufen die Planungen für eine corona-kompatible Winternothilfe seit dem Frühsommer. Bochum hat die Chance verpasst gleichzuziehen, um wirksame Maßnahmen zum Schutz derer zu ergreifen, die schutzlos sind. Bastian Pütter von bodo erklärte dazu: „Das vorliegende Konzept wird weder dem Ernst der Lage noch der Ankündigung des Oberbürgermeisters, die Bekämpfung von Wohnungslosigkeit zur ‚Chefsache‘ zu machen, gerecht.“ Bochum muss nun schnell handeln, bevor Menschen in der Kälte erfrieren.

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