Eine wichtige Entscheidung im Vereinsfußball gibt es in dieser Saison noch. Und formal gesehen ist es sogar das Highlight der zurückliegenden Spielzeit. Denn am morgigen Samstag treffen im Mailand mit Real und Atlético die beiden Vorzeige-Klubs aus Madrid zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren im großen UEFA Champions-League-Finale aufeinander.
Und damit steht bereits vor dieser Partie unumstößlich fest: Auch der legendäre ‚Henkelpott‘ ist, so wie seit der Vorwoche auch die Trophäe der Europa League, fest in spanischer Hand! Nach 2014 und 2015 geht der bedeutendste europäische Vereinstitel abermals nach Spanien. Die „Colchoneros“ brennen dabei nach der 1:4 Finalniederlage von vor zwei Jahren auf Revanche gegen die „Königlichen“.
Das Madrider Derby ist dabei auch ein Spiel der Gegensätze: die Privilegierten aus dem Norden Madrids gegen den Arbeiter-Verein aus dem Süden. Und egal welches Team am Samstag das Stadion ‚Giuseppe Meazza‘ letztendlich als Sieger verlässt, es wird der dritte Champions-League-Titel einer spanischen Mannschaft in Folge sein.
Dieses Spiel wird aber zugleich auch der letzte große Auftritt von Kommentator Marcel Reif für den Sender ‚Sky‘ sein. Nach siebzehn Jahren beendet dieser als Chefkommentator morgen seine Arbeit für den Sender. Seinen auslaufenden Vertrag wollte Reif nicht mehr über den Sommer hinaus verlängern. Damit endet dort zugleich auch die ganz große Zeit eines der umstrittensten Kommentatoren der Fußballszene.
Der 66-Jährige ließ zwar offen, ob man ihn demnächst noch einmal woanders wird hören können bzw. müssen, doch ist ein vergleichbar großes und regelmäßiges Engagement wohl ziemlich unwahrscheinlich. Er habe aktuell noch keine konkreten Pläne für die Zeit danach, betonte Reif auch heute Mittag noch. Damit wird die Fußballszene im Lande zumindest zunächst ein Reizthema weniger haben.
Viele Fans im Lande schätzten seine stets eloquente und souveräne Art, doch ein in den letzten Jahren offenbar immer größer werdende Teil der Fernsehzuschauer war mit den Leistungen von Reif zuletzt dann auch so gar nicht mehr einverstanden.
Dieses führte vor einigen Monaten dann sogar zu völlig inakzeptablen, handgreiflichen Übergriffen auf den Sportreporter. So war dieser u.a. mit vollen Bierbechern beworfen, sein Auto beim Revierderby in Dortmund bedrängt und dann sogar recht heftig daran herumgerüttelt wurde.
Inwieweit auch diese Ereignisse nun eventuell mit dazu beitrugen, dass sich Reif nun vom TV-Sender trennt, das bleibt wohl offen. Reif selber hatte einen Zusammenhang mit seinem Rückzug vom Sender ‚Sky‘ stets dementiert.
Der erfahrene Kommentator ist bzw. war nun seit dem Sommer 1999 für den Abo-Sender aus Unterföhring tätig und kommentierte in dieser Zeit über 500 Bundesliga-Spiele. Zu den Höhepunkten seiner Zeit dort zählen lt. den offiziellen Angaben des Senders unter anderem unzweifelhaft auch die Finals der FIFA Weltmeisterschaften 2002, 2006 und 2010.
Für seine langjährige Arbeit wurde er unter anderem mit dem Deutschen Fernsehpreis 2002, dem Grimme-Preis 2003, und dem Ehrenpreis für sein Lebenswerk beim Mira Award 2012 ausgezeichnet.
Mir persönlich wird Reif demnächst fehlen. Zwar war auch ich zuletzt längst nicht immer mit seinen Kommentaren und Einschätzungen so einverstanden, doch liegt das natürlich wohl, zumindest ein Stück weit, auch ein Stück weit in der Natur der Sache. Insgesamt betrachtet gehört Reif für mich jedoch, bei aller auch berechtigten Kritik an einigen Auftritten, noch immer unzweifelhaft zur kleinen aber feinen Spitzengruppe der deutschen Fußballkommentatoren. Und wer immer nun neu in das Stamm-Team der Fußballkommentatoren aufrücken wird, diese Leistung gilt es erst einmal abzuliefern. Längst nicht so einfach, wie es manch ein Reif-Kritiker vielleicht denken mag.
Mit dem erst 39-jährigen Wolff-Christoph Fuss steht allerdings ein mehr als würdiger Nachfolger für den konkreten Posten des Sky-Chefkommentators hausintern wohl schon längst parat.
Schade ist, dass Reif nicht auch diesen "Rentner-DJ" Fritz v. Tuten und Blasen (oder so;-) in die Rente mitnimmt. Der weiß schon seit Jahren nicht, wann die Zeit zum Aufhören gekommen ist….
@Klaus: Ich höre Fuss auch lieber zu als Reif. Aber alle Kommentatoren die 'oben' wegbrechen müssen ja von 'unten' ersetzt werden…. Und da sehe ich das Problem. Sky hat eben auch nur rund ein halbes Dutzend wirklich guter Leute. Aber dann wird es aktuell dann doch eher dünn. Und da gehören Leute wie Reif & Co. eben aktuell eben noch immer mit dazu….
Ich freue mich auf`s Spiel morgen; im ZDF -Reif bleibt mir erspart.
Wer beim ZDF kommentieren wird weiß ich nicht.Wie schon oft vorgeschlagen, wenn der Kommentator unerträglich ist, Ton abschalten.
Streiten kann man trefflich über die Qualität von Reif, von Thurn und Taxis, von Fuss, aber nach meiner Einschätzung der Genannten nur darüber, wer "unter diesen Ärgernissen" das Größte ist.
Da mir das ganze ritualisierte Gequatsche vor den jeweiligen Spielen, die oft unsäglich krampfhaften Kommentare in der Halbzeit und nach dem Spiel "gewaltig gegen den Strich gehen", schalte ich mich erst ein, wenn das Spiel beginnt, stelle in der Halbzeit einen anderen Sender ein und stelle unmittelbar nach Spielende ab; es sei denn, Memeth Scholl ist dabei!
Also, Robin, Klaus, laßt Euch das große Spiel morgen nicht durch den Kommentator vermiesen!
Al
A
So unterschiedlich können die Geschmäcker sein, Walter. Denn ich bin wirklich froh, dass ich auch morgen nicht ZDF schauen muss. 😉 Mir graut diesbezüglich schon vor der EM und den bei ARD und ZDF üblichen Kommentatoren. Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass die 'Besten' inzwischen fast ausnahmslos bei Sky sind. Da, wo sie auch regelmäßig zum Einsatz kommen…
@Robin: Poschi tritt zwar erst nach der Olympiade zurück, ist aber gottseidank nicht im Presseaufgebot des ZDF für die EM (http://www.tvmovie.de/news/wolf-dieter-poschmann-gibt-ruecktritt-bekannt-88906)
Also zumindest *ein* Lichtblick…;-)
@Klaus: Im Bereich Leichtathletik habe ich den Poschmann eigentlich immer ganz gerne gehört. Auch das Sportstudio hat er, meiner Meinung nach, immer noch deutlich besser moderiert als die aktuellen Kandidaten. Von denen mag ich gar niemanden wirklich gerne hören. Das ist im Vergleich z.B. zum Aufgebot von SSNHD wirklich nicht zu ertragen. Aber vielleicht liegt das auch einfach an mir selber. Meine Ansprüche an die Art der Moderation mögen sich auch zuletzt deutlich verändert haben… Früher habe ich kein Sportstudio versäumt, heutzutage schaue ich es vielleicht noch 5X im Jahr. Es gibt eben bessere Angebote, wenn man sich regelmäßig über das Geschehen im Sport informieren will. Früher hatte man da ja nicht wirklich viel zur Auswahl…
Klaus, Robin
"Poschi" ist auch für mich der "Schrecklichste der Schrecken". Würden seine Kommentare -gilt auch für die Leichtathletik,Robin!- 'mal komplett aufgezeichnet und in einem Sammelband veröffentlicht, stünde im Vergleich dazu jeder Kabarettist schlecht da.
Danke für den Beistand, Walter!:) Robin, das mit der Leichtathletik ist bei Poschmann auch kein Wunder, kommt er doch als Langstreckler daher. Und hat ja auch schon ziemlich eigenartige Ansichten übers Doping abgelassen (http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.olympia-2012-poschi-und-die-doping-jaeger.dedadbae-e838-4968-8e80-8d81bf7bc05d.html), die heute nur noch Koppschütteln hervorrufen.
Aber Fußball-Reporter?? Brrrr (schudder)….:)
Wenn Ihr mal so richtig schlechte Kommentatoren von Livespielen live in Action erleben wollt, dann schaut aktuell doch mal in die Konferenz der DFB-Landespokalfinalspiele in der ARD rein. Echt peinlich, was da teilweise so abläuft… Da weiß man Marcel Reif dann ganz plötzlich wieder sehr zu schätzen. 🙂
Ein wirklich großer, souveräner Auftritt von Marcel Reif zum Abschied. Ich werde es sehr vermissen, wie Reif ein Fußballspiel und seine einzelnen Szenen wie ein Kunstwerk oder ein Konzert beschreibt und kommentiert. Und immer mit einer Prise Ironie gewürzt.
Gestern, als die Real- und Atletico-Spieler sich am Ende von Wadenkrampf zu Wadenkrampf schleppten: "Das Spiel ist am Ende ein Schlachtengemälde." – "Schön wäre, wenn es in der Welt nur solche Schlachten gäbe."
Oder, nach einem wiederholten, völlig sinnfreien Ronaldo-Hackentrick: "Hier schauen ja auch Kinder zu. Jungs, merkt euch, man kann den Ball auch ganz einfach mit dem Seitenrist an den Nebenmann weiter spielen."
Den noch: "Der Trainer Simeone feuert jetzt wieder das Publikum an. Man nennt ihn ja auch den Sektenführer."
Stimmt, gestern war Reif in einer, leider in den letzten Jahre zu selten von ihm erlebten Höchstform, dass man sich vor Verwunderung nur die Augen, ääh Ohren reiben konnte;-)
Mag daran gelegen haben, dass keine deutschen Mannschaften dabei waren, deren Sym- oder Antipathien er irgendwie verkaufen muss,, mag aber auch sein, dass er den Abschied auch als eine Art "Befreiung" verstanden hat und deshalb nochmal aufdrehte.
Egal, war ein – auch durch ihn – spannend gemachtes Finale mit (leider) dem richtigen Sieger.
Marcel Reif war einfach über fast 20 Jahre der Feuilletonist unter den Fußball-Kommentatoren, aber da die Qualität um ihn herum ziemlich schlecht blieb, wurde er selbst im Laufe der Jahre müde und griff immer häufiger zu Kalauern. Gestern hat er es allen noch mal gezeigt, was gute Fußballunterhaltung wirklich kann. Sehe keinen, auch den Sprücheklopfer Fuß nicht, der in diese Fußstapfen passt. Allein Bela Rethy in diesem Zusammenhang als Vergleich zu nennen, ist für mich schon eine Beleidigung von Reif.
Nach dem Spiel, als die eine Mannschaft jubelte und die anderen heulten, sagte Marcel Reif:
"Jetzt ist Fußball trotz der Millionen wieder ein Kinderspiel. Kinder weinen, Kinder lachen."
Das hätte in diesem Moment kein anderer so gesagt.
@leoluca: Ja, Marcel Reif hatte zum Abschied noch einmal einen guten Tag. Hat mir auch gefallen. Nur mit "Pacquiao und Mayweather", welche er dem Schwergewichtsboxen zuordnete, hatte er einen kurzen Aussetzer. Aber das kann ja mal passieren. Insgesamt war er gut in Form…
Nun ist auch klar, wie es für Marcel Reif demnächst weitergeht:
http://www.dwdl.de/nachrichten/56190/marcel_reif_wird_kolumnist_fuer_die_zeit/
[…] Wie soll eine Claudia Neumann, die in diesem Rahmen noch nie gearbeitet hat, da auch auf Anhieb eine Leistung abliefern, die mit der eines Routiniers a la Marcel Reif vergleichbar wäre? Das kann man schlicht von ihr so nicht erwarten. Und selbst ein Marcel Reif, jahrelang Kommentator bei Länderspielen, erfreute sich zuletzt ja nicht gerade großer Beliebtheit. […]