Was mir gerade gewaltig auf den Keks geht: So maulige linke und woke Kreise, die jetzt anfangen zu sagen, es gäbe eben Solidarität, weil Ukrainerinnen und Ukrainer weiß und christlich seien.
Das ist nicht nur dumm und zynisch, sondern auch faktisch falsch: Tausende amerikanischer, britischer und anderer Soldaten sind beim Kampf etwa zur Unterstützung von Kurden im Irak und Syrien gefallen, als es darum ging der libyschen Opposition beizustehen, den IS zu bekämpfen oder selbst im Kosovo und Bosnien zu intervenieren ging es NICHT um Christen.
Nicht zu vergessen auch – was sie alle immer tun – die Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan im Kampf gegen die Taliban ihr Leben ließen.
Das ist in jeder erdenklichen Hinsicht ekelhaftes Geschwätz und instrumentalisiert nun, dass Polen offenbar Menschen aus dem Nahen Osten und Afrika gerade nicht einreisen lässt.
Und wo by the way kamen die fast eine Million Flüchtlinge her, die 2015 in Deutschland Aufnahme fanden?
Wie gut tut es da Solidaritätsdemonstrationen mit der Ukraine im Sudan, Idlib, Ankara und anderswo zu sehen. Wie gut, dass mir gerade eine irakische Kollegin von Wadi in Suleymaniah sagte: „Now the President of Ukraine speaks for all of us, who want Freedom and hate dictators.“
Das ist internationale Solidarität und da fällt denen nur ihr „weiß und christlich“ ein?
In der Nacht von Freitag auf Samstag, als Kiew nicht von russischem Militär besetzt wurde, beim „Wunder von Kiew“ hat sich sehr viel geändert.
Einiges zum Guten, eines davon ist, soviel kann man schon jetzt sagen, dass in Deutschland in großen Teilen einer seit Jahrzehnten völlig bankrotten Linken die verlogenen, empathiefreien und verbiesterten Weltbilder gerade wie Kartenhäuser zusammenfallen.
(By the way: Gleiches gilt für all die Schlaumeier, die jetzt damit kommen, dass ja Rüstungskonzerne verdienen und die Milliarden besser für Energiewende verwendet werden sollten statt für Aufrüstung. Oder die, die erneut erklären westliche Werte seien ja bigott, weil man irgendwann irgendwem nicht zur Seite gesprungen wäre und hier auch andere Interessen zugrunde lägen als Humanität. Ja: Ist auch so. Nur: Grad nicht interessant und nebenbei auch noch Binsenweisheiten, ganz so als wüsste man das alles nicht selbst.)
Deshalb möchte ich an dieser Stelle an einen GI erinnern, den ich 2017 oder 2018 im Irak kennen gelernt habe, als es da wirklich die Hölle los war. Er hatte sich zum dritten Mal verpflichtet und sagte: „Here I know what I fight for and the Iraqis need us to get these M…s down (er meinte damals den Al-Qaida Widerstand) and we will do.“ Wir trafen uns in Arbil, in Irakisch Kurdistan, wo in all diesen Jahren diese GIs als Befreier behandelt wurden und nicht mal Helme trugen, so sicher war es für sie. Die Kurden wussten und wissen nämlich bis heute, wem sie ihre Freiheit von Saddam Husseins Mörderbande zu verdanken haben: Ganz sicher nicht der Anti-Irakkriegs-Friedensbewegung 2003 unter Führung des Putin Buddies Gerhard Schröder.
Ich fürchte, dass diese woke Bagage schon längst über den Punkt hinaus ist, an dem Argumente noch zu irgendwelchen Denkprozessen führen. Aber schaden kann der Beitrag von Herrn Osten-Sacken sicher nicht. Was vielleicht fehlt, ist der konkrete Bezugspunkt zu den vorgefallenen Äußerungen. Andererseits produziert diese Blase so viel Unfug, dass man kaum noch mitkommt, sich auch nur einen Überblick zu verschaffen.
Was ist bloß los mit den Bildungseinrichtungen der westlichen Welt?
Um wie viele Leute geht es bei diesen Linken & woken Kreise?
Ich habe auf Twitter nichts dergleichen gefunden, außer dass sich jemand über die Abweisung afrikanischer Studierender an der Grenze aufregte.
So weit mir bekannt haben Linke Gruppen aber in Bochum zur Demo aufgerufen & dass mit einem Slogan der Solidarität mit der Ukraine einforderte.
Vielleicht sollte man ergänzen, dass der Angriff der USA auf den Irak im Jahr 2003 eindeutig völkerrechtswidrig war und Putin-Buddy Gerhard Schröder dieses erkannt hat. Wir können ihm heute noch dankbar sein können, dass er uns da nicht reingezogen hat wie es ein Kanzler Stoiber getan hätte.
#2 "…außer dass sich jemand über die Abweisung afrikanischer Studierender an der Grenze aufregte…"
Ist das kein Grund sich aufzuregen?
Ich kann nicht erkennen, daß die Ukrainer anders behandelt werden als die Asylbewerber 2015: Egal woher, wer es nach Deutschland geschafft hatte, durfte bleiben. Und seltsamerweise habe ich noch nicht von Ukrainern gehört, die ohne Identitätsnachweis in die EU einreisen, was 2015/16 die Regel war. Und die vielgescholtenen Polen schaffen es auch, jeden zu registrieren, was bei uns nicht der Fall war und bis heute nicht ist. Das die Polen sich das Recht herausnehmen, selbst zu bestimmen, wer in ihr Land einreist, halte ich für selbstverständlich.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article237242441/Ukrainische-Fluechtlinge-Die-seltsame-Verwunderung-ueber-die-Aufnahmebereitschaft-der-Osteuropaeer.html
#2 ZeroZero
Keine Ahnung wieviele, aber der WDR5 Redakteur letzten Sonntag gegen 13.30 Uhr war einer zuviel.