Eine Partei, die vollkommen von ihrer Gründerin abhängig ist, mit nur wenigen Mitgliedern und ohne die in den meisten Parteien üblichen Debatten um den politischen Kurs oder das Personal: Das ist das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Das BSW war bei der Europawahl im Juni erfolgreich und erzielte aus dem Stand sechs Prozent. Damit lag es vor der FDP (5%) und der Linkspartei (3%). Bei den Umfragen zu den Landtagwahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September liegt die Putin-Partei zwischen 15 % und 20 %.
Doch ganz so neu, wie es auf den ersten Blick scheint, ist das Konzept der Partei nicht. Es gab schon einmal eine Partei in der Bundesrepublik, die vollkommen von ihrem Gründer abhängig war: Die von dem rechtsradikalen Verleger Gerhard Frey gegründete Deutsche Volksunion (DVU).
Die DVU erreichte bei den Wahlen zur Bremer Bürgerschaft 1991 6,2 % und zog ein Jahr später mit 6,3 % in den Landtag von Schleswig-Holstein ein. 1998 erzielte die Partei bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt 12,9 % und 1999 in Brandenburg 5,3 %. 2004 zog die DVU mit 6,1 % erneut in den Brandenburger Landtag ein.
Die DVU wurde 1971 von Gerhard Frey als Verein gegründet und konstituierte sich 1987 als Partei. Anders als Wagenknecht war Frey kein Charismatiker und auch kein Dauergast in Talkshows, aber er hatte Geld. „Ich bin tatsächlich der einzige Parteivorsitzende seit Gründung der Bundesrepublik, der seine Partei finanziert“, sagte Frey einmal. Frey bestimmte den Kurs der Partei und nahm dabei auf die überschaubare Zahl an Mitgliedern keine Rücksicht. Er ließ die DVU gegen deren Willen auch mal nicht zu Landtagswahlen antreten. Als Frey 2009 nicht mehr als Bundesvorsitzender antrat, setzte der Verfall der DVU schnell ein: 2011 löste sie sich auf.
Die DVU zeigte, dass eine vollkommen auf einer Person zugeschnittene und von ihr abhängige Partei erfolgreich sein kann. Und ihre Geschichte zeigt ebenso, was passiert, wenn sich diese Person zurückzieht.
Da sich das Bündnis Sahra Wagenknecht als links versteht würde ich diese Organisation von ihrer Struktur und ihrem Rekrutierungssystem her als Kaderpartei bezeichnen.