Wer das Ruhrgebiet für sich persönlich näher entdecken möchte, der hat inzwischen eine wirklich beachtliche Auswahl an Büchern zur Auswahl. Neben den klassischen Reiseführern, kann man sich dem Thema natürlich auch über die Ebene der ‚Industrieromantik‘ nähern.
Ein in dieser Hinsicht sehr vielversprechendes Buch fiel mir nun kürzlich in die Hände: „Vergessene Orte im Ruhrgebiet“ von Peter Untermaierhofer (Fotograf) und Thomas Parent (Autor) aus dem Mitteldeutschen Verlag.
Auf zahlreichen Fotos von stillgelegten, verlassenen Industrieanlagen, Fabriken und Zechen im Ruhrgebiet verbreitet es rasch eine etwas bizarre Stimmung beim Leser bzw. Betrachter. Durch das „Übereinanderlegen“ von unterschiedlich belichteten Fotos ein und desselben Motivs wirken die Fotografien hier fast wie Gemälde. Allesamt allerdings recht duster und fast schon ‚schwer‘. In kurzen Texten werden die porträtierten Objekte zudem jeweils kurz und knapp vorgestellt. Vertreten sind hier etwa das Schiffshebewerk Waltrop, das Stahlwerk Becker (Willich), die Zeche Consol (Gelsenkirchen) oder die Henrichshütte in Hattingen, aber z.B. auch das Hallenbad in Krefeld. Eine recht ‚wilde‘ Mischung.
Wie man ja weiß war das Ruhrgebiet über Jahrzehnte die industrielle Herzkammer Deutschlands. Das Montanzeitalter ist aber bekanntlich inzwischen auch hier längst schon vorbei. Zahlreiche Monumente jener Epoche sind aber natürlich auch heutzutage noch immer vorhanden und teilweise auch sehr erfolgreich restauriert worden. Es gibt aber natürlich auch zahlreiche Industriebrachen, die inzwischen längst dem langsamen Zerfall preisgegeben wurden. Und an diesen ‚vergessenen Orten‘ bricht sich die Natur dann eben so langsam wieder bahn.
Im vorliegenden Bildband entführt uns der Fotograf nun auf eine Reise quer durch das Ruhrgebiet, um diese vergessenen Orte auch für uns Betrachter (wieder) zu entdecken. Der Historiker Dr. Thomas Parent steuert entsprechend passende Begleittexte (in deutscher und englischer Sprache) zu den Aufnahmen bei.
Herausgekommen ist so am Ende ein Buch, welches den Leser durchaus erfolgreich in seinen Bann zu ziehen vermag.
Die Aufnahmen wirken zunächst häufig recht befremdlich, verbreiten jedoch nach einiger Zeit des Betrachtens ihren ganz speziellen ‚Charme‘.
Nachteilig wirkt sich aus meiner Sicht jedoch aus, dass die Bilder im Buch nicht ansatzweise blattfüllend abgedruckt wurden, so dass das Format des Bildbandes nur rund zur Hälfte wirklich ‚ausgenutzt‘ wurde. Häufig wünscht man sich hier jedoch ein größeres Foto um Details deutlich besser erkennen zu können, das jeweilige Foto noch besser auf sich wirken lassen zu können. Hier wurde für mein Empfinden so leider viel Potential des Werkes unnötig verschenkt.
Insgesamt vermittelt das Buch aber einen wirklich schönen Überblick über Industrieruinen im Ruhrgebiet, natürlich jedoch ohne einem Anspruch auf Vollständigkeit auch nur im Ansatz gerecht werden zu können. Aber ein solches Ansinnen wäre wohl ohnehin nicht zu erfüllen gewesen.
Mein Kurz-Fazit: Ein schönes Buch für Industrieromantiker und Ruhrgebiet-Fans. Großformatigere Fotos wären hier jedoch eindeutig angebracht gewesen. So bleibt beim Betrachter der Eindruck des Werkes ein wenig wie ein letztendlich dann doch nicht vollständig erfülltes Versprechen, lediglich eine Art ‚Appetitmacher‘ auf mehr.
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Verlag: Mitteldeutscher Verlag
ISBN-13: 978-3954621057
Preis: 24,95 Euro
(Alle hier abgebildeten Fotos des Fotografen Peter Untermaierhofer mit freundlicher Genehmigung des Verlages.)
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