Das zarte Pflänzchen des erfolgreichen Reifeprozesses beim BVB sah sich am Dienstag einem ersten kräftigen Gegenwind ausgesetzt. Mit 0:2 unterlagen die Dortmunder beim FC Chelsea in London und schieden damit im Achtelfinale aus der UEFA Champions League aus.
Für sich genommen kein Drama, wenn auch viele im Umfeld des Klubs nach zuvor zehn Pflichtspielsiegen in Serie wohl selbstbewusst auf ein Weiterkommen der Dortmunder Profikicker gehofft hatten. Doch der 1:0-Vorsprung aus dem Hinspiel erwies sich in der Praxis als zu dünn, um sich in England gegen die mit vielen Millionen aufgepumpten Londoner durchsetzen zu können.
Konnte man diese Pleite in der Ruhrgebietsmetropole noch relativ leicht und schnell abhaken, wäre das mit einer weiteren Niederlage am Samstag beim Tabellenvorletzten der Fußball-Bundesliga, dem FC Schalke 04, garantiert anders. Hier muss der BVB beweisen, dass die Mannschaft tatsächlich auf einem guten Wege ist und die Phase der unzähligen, unerwarteten Rückschläge, die viele zuletzt schon für überwunden hielten, unter Trainer Edin Terzic inzwischen tatsächlich Geschichte geworden ist.
Formuliert man es griffig, wird der Auftritt in Gelsenkirchen am Samstagabend im Top-Spiel dieses Spieltages zur großen Reifeprüfung der Dortmunder, die es unbedingt zu bestehen gilt. Ausgeruhte und voll konzentrierte Schalker werden die Schwarzgelben, die die Reise nach England und ein forderndes Spiel in den Knochen haben, im Rahmen ihrer Möglichkeiten maximal fordern. Was das heißt, ist in diesen Tagen schwer abzuschätzen.
In der Rückrunde der Saison 2022/23 sind die Knappen noch immer ungeschlagen. Sechs Spiele ohne Niederlage haben sie zuwege gebracht und dadurch die ‚Rote Laterne‘ in der Tabelle in der Vorwoche an den VfL Bochum weitergereicht. Zumindest vorübergehend. Zwei Siege und vier unentschieden haben ihnen dazu gereicht. Die Borussia hatte bis zum Dienstag alle Spiele in 2023 für sich entscheiden können, benötigte dazu teilweise jedoch eine gewisse Portion Glück.
Auf den ersten Blick ist die Favoritenrolle in Gelsenkirchen also klar verteilt. Alles andere als ein Erfolg der Schwarzgelben wäre eine faustdicke Überraschung und für den DFB-Pokalsieger von 2021 wohl zugleich eine mindestens so große Enttäuschung, wie sie die Niederlage gegen Chelsea darstellte.
Doch genau darin liegt eben auch die große Gefahr aus Sicht des Tabellenzweiten der Bundesliga. Eine auf allen Positionen individuell besser besetzte Mannschaft setzt sich in der Liga eben längst nicht immer automatisch durch. Schon gar nicht auswärts in einem Derby und zudem nicht nach einer anstrengenden Woche mit internationalem Einsatz, in der der Gegner sich in relativer Ruhe auf dieses Spiel vorbereiten konnte.
Der Underdog vermag es häufig in solchen Spielen dem großen Favoriten ein Bein zu stellen und diesen dadurch zum Straucheln zu bringen. Beispiele dafür gibt es in der Vergangenheit reichlich. Auch in Revierderbys, wo die Tabellenplatzierung traditionell ohnehin immer sehr wenig bis nichts zählt.
Auf den Spielausgang dieses auf dem Papier eindeutigen Duells zu wetten, birgt daher ein gewisses Risiko. Sieht man es aus Sicht der Gäste positiv, kann der BVB hier beweisen, dass er sich im Jahre 2023 tatsächlich auf dem richtigen Weg befindet.
Scheitern die Dortmunder jedoch beim königsblauen Erzrivalen, der beim Kampf um den Klassenerhalt solche ‚Bonus‘-Punkte naturgemäß sehr gut gebrauchen könnte, wäre das Krisen-Gerede in Dortmund wohl schneller zurück, als man das noch vor wenigen Tagen hätte vermuten können. Und auf Schalke würden sie endgültig auf einer Euphoriewelle reiten. So schnelllebig kann das Geschäft sein!
[…] mit Spannung erwartete Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund endete am Samstagabend mit 2:2. Beide Kontrahenten […]