Das Universum hat genug von El Hotzo – Der tiefe Fall eines linken Komikers

El Hotzo Foto: Rosa Luxemburg-Stiftung Lizenz: CC BY 2.0


„El Hotzo“, namentlich Sebastian Hotz, hat es dieser Tage wirklich nicht leicht. Vor zwei Tagen kündigte der Podcaster, Autor und Satiriker an, dass sein Podcast, „Hotz & Houmsi“ eingestellt werde. Nur zwei Tage später erbringt er den Nachweis: Das Universum hat genug von ihm.

El Hotzo konnte sich in den vergangenen Jahren eine veritable Fanbase aufbauen und griff mit sehr bissiger Gesellschafts- und Sozialkritik so ziemlich alles und jeden im Land an. Weiterhin hatte Hotz den Mut, das Thema Depressionen und psychische Erkrankungen öffentlich deutlich anzusprechen und zu diskutieren. Er hätte dabei bleiben sollen. Über die Jahre fing Hotz an, die Linie zahlreicher „linker“ Comedians zu kopieren. Hotz Beiträge und Tweets wurden immer unreflektierter und ideologischer, womit er insbesondere unter Identitätslinken viel Anklang fand. Hotz erstes Buch, das 2023 erschien und von Kritik am Neoliberalismus getragen ist, wurde selbst innerhalb der traditionell linken Kulturszene negativ aufgenommen. Genauer wäre vermutlich die Beschreibung „zerrissen“.

Der Anfangs bissige Ton verkam zu Gepöbel. Nach dem Attentat auf den ehemaligen US Präsidenten Donald Trump tweetete Hotz „leider knapp verpasst“ und er fände es „absolute fantastisch wenn Faschisten sterben“. In der Folge kündigte nahezu sämtliche öffentliche Auftraggeber die Zusammenarbeit mit Hotz auf. Der RBB teilte mit, dass Hotz Verhalten mit „den Werten, für die der RBB einsteht, nicht vereinbar“ sei und bezeichnete dessen Äußerungen als menschenverachtend. Christian Meier, Medienredakteur der Welt, titelte im Juli: „Wenn aus Humor ungezügelter Hass wird“.

Von Selbstreflektion, Selbstkritik oder überhaupt nur der Wahrnehmung der Wirkung des eigenen Verhaltens fehlt bei Hotz, auch in der letzten Folge seines Podcasts, zuletzt jede Spur.
Was aber ist nun mit dem Universum? Es scheint, als habe Hotz derzeit noch mehr Zeit als sonst, um insbesondere Twitter mit linken Takes (Neuhochdeutsch für sehr einseitige, ideologisch getriebene Darstellungen) zu fluten.
Links: Screenshot vom Tweet. Rechts: Screenshot vom FAZ Beitrag zum Mord am Hauptbahnhof

20.08.24, etwa 19 Uhr. El Hotzo schreibt: „Internetrechte: Deutsche Bahnhöfe sind eine NO GO-AREA, die von NIEMANDEM betreten werden kann, sie sind in der Hand des TERRORS, Deutschland GEHT UNTER. 7jährige auf dem Weg zur Schule:“

Die Nachricht: Die Gewalt an deutschen Bahnhöfen wird völlig übertrieben dargestellt und sind ein Hirngespinst von rechten Internetnutzern, die sowieso immer übertreiben. Dazu das „Kind“, das angeblich völlig entstpannt zur Schule laufen kann. Dass die Realität hiervon massiv abweicht, die Polizeiberichte quasi aller Länder eine erhebliche Zunahme an Gewalt im Bahnverkehr ausweisen, die Belastung für Sicherheitskräfte und Mitarbeiter zunehmend steigt, ist Hotz keinen Kommentar wert. Es passt vermutlich nicht in das eigene Weltbild. Im Bild: Der Frankfurter Hauptbahnhof, Mittelbahnsteig, Gleise 10 und 11.

Nur zwei Stunden nach Hotz Tweet wird ein Mensch am Frankfurter Hauptbahnhof vor den Augen von Passanten und zahlreichen Kindern öffentlich hingerichtet. Per Kopfschuss, der Täter schießt nachfolgend mehrfach in den bereits am Boden liegenden Mann. Am Gleis 7, etwa 20 Meter rechts von dem Ausschnitt, den Hotz für seinen Tweet gewählt hat. Fünf Jahre zuvor wurde am Gleis 7, ebenfalls am Hauptbahnhof Frankfurt, ein achtjähriger Junge ermordet.

Das Universum hat genug gesehen.

Hotz reagiert souverän. Er löscht seinen Tweet. Keine Reaktion, keine Stellungnahme, keine Selbstkritik.

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