Mit der aktuellen Ausstellung setzt das Gasometer Oberhausen sein gelungenes Ausstellungskonzept der Wissenschaftskunst über die Natur unserer Erde erfolgreich fort. Nach bislang 700.000 Gästen und durchweg positiver Besucherresonanz verlängern die Macher die Ausstellung nun bis weit ins kommende Jahr.
Die Ausstellung zeigt aber auch die Konsequenzen des menschlichen Handelns. Die Folgen des Klimawandels, der industriellen Landwirtschaft oder der Rodung des tropischen Regenwaldes. Ebenso thematisiert werden die Verschmutzung der Ozeane oder der Raubbau an der Tierwelt.
Das Earth Observation Center des deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt liefert als langjähriger Kooperationspartner wieder durch die Beobachtung aus der Satellitenperspektive objektive wissenschaftliche Erkenntnisse wie sich die Erde unter dem menschlichen Einfluss weltumfassend verändert.
Die Ausstellung gliedert sich in die folgenden Bereiche: Im Erdgeschoss beginnt der Rundgang entgegen dem Uhrzeigersinn mit der Bilderschau zum Thema „Naturgewalten“, gefolgt von den Themen „Beginn des Lebens“, „Eine Erde, viele Welten“, „Tropische Regenwälder“, Wasserwelten“, „Bergwelten, Eiswelten“, „Wüstenwelten, Graslandschaften“ und „Leben in urbanen Ballungszentren“.
Im ersten Obergeschoss kommt dann der Mensch mit ins Spiel, beginnend mit der „Bevölkerungsentwicklung“ und den fossilen Energien geht es um den Klimawandel, um extreme menschenverschuldete Wetterereignisse, „Industrielle Landwirtschaft“, „Waldrodung“, „Raubbau an den Tieren“, „Umweltverschmutzung und Vermüllung der Meere“, sowie dem Kapitel „Perspektiven, Ideen, Hoffnungen“. In der Raummitte zeigt eine Reihe von entsprechend Globen anschaulich Aspekte des Weltklimas, Meeresströmungen und des Klimawandels an den entsprechend beleuchteten Weltkugeln.
In der Manege im 2. Geschoss kommt dann wieder die unglaubliche raumfüllende Erdkugel zur Geltung, die bereits in der Ausstellung „Wunder der Natur im Einsatz war. Für die aktuelle Ausstellung wurde sie mit neuen Projektionen bespielt. Sie vermittelt den Betrachtern unten am Boden einen Blick auf die Erde, den der Apollo-Astronaut James B. Irvin als tiefe emotionale Erfahrung beschrieb:
„Dieses schöne, warme, lebendige Objekt sah so zerbrechlich aus, so zart, dass es, wenn man es mit einem Finger berührte, zerbröseln und auseinanderfallen würde. So etwas zu sehen, muss einen Menschen verändern.“
„Wieder haben Wissenschaftler des Earth Observation Center des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) enorme Mengen aktueller Satellitendaten kombiniert, um dem Betrachter die Erde in voller Pracht und im Großformat zu zeigen. Kein einzelner Satellit ist in der Lage, eine solche Sicht zu liefern, wie sie im Gasometer zu erleben ist. Die Möglichkeit, Taifune und Hurrikans Tag und Nacht rund um den Globus zu verfolgen, erfordert die Kombination von einem Dutzend verschiedener Datensätze. Diese Myriaden von gesammelten und zusammengefügten Messwerte, die normalerweise der Wissenschaft helfen, das unvorstellbar komplexe Ökosystem unserer Erde zu verstehen, werden hier zu einem Gesamtkunstwerk zusammengebracht, das gleichermaßen informativ und faszinierend ist und bei dem die künstlerische Ästhetik gleichberechtigt neben der wissenschaftlichen Geodatenverarbeitung steht.
Im Geisternetz gefangen
Es kann hier nicht gelingen, alle Fotos dieser großartigen Ausstellung einzeln zu würdigen. Dafür kann man sich den Ausstellungskatalog zulegen, der für 19,95 € im Buchshop erhältlich ist. Hier nur die kurze Beschreibung eines einzelnen Fotos. Es ist von Eduardo Acevedo Fernandez und trägt den Titel „Im Geisternetz gefangen“:
Vor der Küste Teneriffas kämpft eine Karettschildkröte um ihr Leben. Gefangen in einem alten Fischernetz kann sie sich kaum noch bewegen und droht qualvoll zu ertrinken. Glücklicherweise begegnete sie zwei Unterwasserfotografen, die nicht nur diese preisgekrönte Aufnahme machten, sondern das Tier auch von den Plastikseilen befreiten. Meeresschildkröten verbringen viele Jahre ihres Lebens im offenen Meer. Von den Stränden der Karibik kommend, erreichen sie die kanarischen Inseln nach der Durchquerung des Atlantiks. Es ist eine gefährliche Reise, auf der sie neben der Bedrohung durch Seevögel und Raubfische zunehmend Gefahren ausgesetzt sind, die durch die Vermüllung der Meere entstehen. Sogenannte Geisternetze machen zwischen 30-50 Prozent des im Meer treibenden Plastikmülls aus. Schätzungsweise 500.000 bis 1 Million Tonnen Fischernetze werden jährlich in den Ozeanen der Welt entsorgt oder gehen verloren. Unzähligen Meeresbewohnern bereiten sie einen langsamen und schmerzhaften Tod durch Erschöpfung, Ersticken oder Ertrinken.
Die erste Etage der Ausstellung ist voll von solchen Fotos, die den Betrachtern sehr zu denken geben, was den Betrag eines jeden Einzelnen an solchem Raubbau an Natur und Tierwelt angeht und darin liegt auch der wichtigste aufklärerische Aspekt von „Das zerbrechliche Paradies“. Wer aus dieser Ausstellung herausgeht und nicht das dringende Bedürfnis verspürt, etwas im Miteinander von Natur und Mensch zu verändern, zu verbessern, dem ist nicht mehr zu helfen.
Die Reiseführer des Baedeker-Verlages haben ein einfaches Sternesystem zur Klassizifierung von Reisezielen. Herr Baedeker hätte der Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ garantiert drei Sterne verliehen. Diese Ausstellung ist auf jeden Fall eine Reise wert.
Uneingeschränkte Besuchsemfehlung!
Ort: Gasometer Oberhausen, Arenastraße 11, 46047 Oberhausen
Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen: 10-18 Uhr
montags geschlossen,
in den NRW-Ferien an allen Wochentagen geöffnet
Eintrittspreise:
Erwachsene 11 EUR
Ermäßigt 8 EUR (Schüler, Studenten, Rentner, Auszubildende, Schwerbehinderte, Arbeitslose, Bundesfreiwilligendienstleistende, Menschen mit Sozialhilfebezug, Gruppen ab 15 Personen
Familien (2 Erwachsene, bis zu 5 Kinder von 6-17 Jahren) 27 EUR
Mini-Familie (1 Erwachsener und bis zu 2 Kinder von 6-17 Jahren( 24 EUR
Dauerkarte: 25 EUR (gilt für die gesamte Laufzeit d. Ausstellung)
Dauer: Verlängert Bis 26. November 2023
Weitere Informationen und Tickets unter www.gasometer.de