„Dass wir einen Strom- und Gasnotstand erreichen ist fast sicher“

Gasflamme Foto: iamNigelMorris Lizenz: CC BY 2.0


Was bedeutet es für die deutsche Industrie, wenn tatsächlich kein Gas aus Russland die Unternehmen mehr erreicht? Beim Blick nach Dortmund zum Stammsitz von ThyssenKrupp Rothe Erde wird deutlich: so schnell, wie es einige wünschen, werden Firmen ihre Produktion nicht umstellen können.

Im Kreuzviertel in Dortmund gehört ThyssenKrupp Rothe Erde zu den prägenden Firmen. Gegründet 1861, fertigt das Unternehmen nach eigenen Angaben heute in 15 Werken in zehn Ländern, darunter in Ohio/USA, São Paulo/Brasilien, Jiangsu/China, Maharashtra/Indien, Tokio/Japan, Visao/Italien, La Caruja Baja/Spanien oder Durham/Großbritannien. Stammsitz ist weiterhin Dortmund, ein weiteres Werk gibt es in Lippstadt. Für seine Leuchtturmprojekte hat es sich die Losung „Wir kennen keine Grenzen – nur Herausforderungen“ gegeben.

An den insgesamt 15 Produktionsstätten arbeiten 7000 Mitarbeiter, jeden Monat werden laut eigenen Angaben 15.000 Tonnen Stahl verarbeitet. Die drohende Gaskrise beschäftigt da natürlich die drei Mitglieder der Geschäftsführung – Winfried Schulte, Bern Ulrich Conze und Wilfried Spintig – immens. Können Sie nicht also einfach sofort auf Wasserstoff umsteigen und auf den Einsatz von Gas komplett verzichten?

Klaus Hübscher hat als Sprecher des Unternehmens derzeit vor allem eine Aufgabe – erklären, wie ThyssenKrupp Rothe Erde arbeitet. In Dortmund alleine sind 50 Öfen für die Stahlverarbeitung im Einsatz, insgesamt 600 Beschäftigte arbeiten in dem Werk. Das Werk alleine in der Kuithandelstraße benötigt laut Unternehmen so viel Gas wie 6000 Einfamilienhäuser.

Das Unternehmen sei ständig modernisiert worden und arbeite heute sehr energieeffizient, sagte Hübscher zum Beispiel den „Ruhr Nachrichten“.

Ein Umstieg auf alternative Energieträger sei aber nicht drinnen. Wollte es jetzt Kohle oder Öl verbrennen, würde es die strengen Emissionsbestimmungen nicht mehr einhalten, die für das Innenstadtnahe Unternehmen gelten. Zwar werde mit Hochdruck daran gearbeitet, Wasserstoff einsetzen zu können. Das sei allerdings erst in zwei Jahren realistisch. Und was wäre mit Flüssiggas? Denkbar, aber aufgrund der täglich benötigten, riesigen Lastwagen und der Verkehrsprobleme nicht praktikabel.

Auch ungewöhnlich: Aus Sorge vor den ungeklärten Fragen wird aktuell in Dortmund viel vorproduziert.

ThyssenKrupp Rothe Erde ist nur ein Beispiel von vielen Unternehmen, die weiterhin auf Gas angewiesen sind. angesichts der riesigen Mengen, die alleine das Werk in Dortmund verbraucht (soviel wie 6000 Einfamilienhäuser!), stellt sich tatsächlich die Frage, ob Kleinvieh wirklich Mist macht und das kältere Duschen zu Hause tatsächlich zu signifikanten Einsparungen führt. Viele Menschen fragen sich, können wir wirklich unseren Wohlstand halten?

Führende Politiker wie der niedersächsische Wirtschaftsminister Bernd Althusmann warnen die Bevölkerung  bereits vor Wohlstandsverlusten. „Dass wir einen Strom- und einen Gasnotstand erreichen könnten – im Laufe dieses und zu Beginn des nächsten Jahres – das ist fast sicher“, betonte der studierte Betriebswirt und promovierte Politologe im Gespräch mit der „Nordsee-Zeitung“. Althusmann, Vorsitzender der Niedersachsen-CDU, ist Spitzenkandidat seiner Partei bei der Landtagswahl am 9. Oktober; im Gegensatz zu seinen Mitstreitern gilt Althusmann als Mann der klaren Worte, der die Sprache der Menschen im Land spricht und mit klugen Argumenten in Debatten geht.

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Reginald
Reginald
2 Jahre zuvor

Das mit dem Wasserstoff glaube ich nicht.Die Technik ist einsatzbereit.Warum und wer Sie blockiert weiss ich aber nicht.

Ihr mögt mich eh nicht
Ihr mögt mich eh nicht
2 Jahre zuvor

Weil sich Wasserstoff nicht effizient in großen Mengen (derzeit) herstellen lässt.

Aber der überforderte Geist wittert halt überall dunkle Mächte, wenn er mal wieder nichts versteht.

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