Nur zufällig wurde ich in der letzten Woche auf das neue Album von David Crosby mit dem Titel ‚Croz` aufmerksam. Relativ unbeachtet von einer größeren Öffentlichkeit hierzulande erschien nach über 20 Jahren Pause eine weitere, elf neue Titel umfassende, Soloscheibe des inzwischen 72-jährigen Urgesteins.
Crosby wird vielen Lesern sicherlich aus seiner Zeit mit der legendären Combo ‚Crosby Stills & Nash‘, welche vor allem in den späten 1960-er und 1970er-Jahren zu Weltruhm gelangte, aber auch bis in die Gegenwart noch aktiv ist, bekannt sein. Erst im Vorjahr tourte die Gruppe übrigens noch durch die Welt, machte dabei u.a. auch hier bei uns, in der Dortmunder Westfalenhalle Station.
Nun also, Anfang 2014, ein neues Soloprojekt von David Crosby. Wer sich der Platte einmal in Ruhe widmet, der wird rasch bemerken, dass die Stimme des ergrauten Musikers in den letzten Jahren offenbar noch weicher geworden ist, wie ein guter Wein nun im Alter offenbar erst ihre ganze Wirkung entfaltet.
So entstand, in Kombination mit der gewohnt harmonischen Musik des Amerikaners ein Werk, welches sich im Idealfall abends, gemütlich vor einem Kamin sitzend unglaublich entspannt genießen lässt. Allerdings sollte man sich angesichts der harmonischen Klänge nicht täuschen lassen: David Crosby hat von seinem politischen Engagement auch in seiner späteren Lebensphase noch immer nichts eingebüßt.
Viele Fans erinnern sich sicherlich auch noch an die großen Schlagzeilen die die ‚Deja vu‘-Tour in der Zeit nach 2006 in Nordamerika produzierte, als ‚Crosby, Stills, Nash & Young‘ sich u.a. auf den diversen Bühnen offen für ein Absetzungsverfahren gegen den damaligen US-Präsidenten George Bush stark machten, was ihnen unter der Führung von Legende Neil Young, damals auch extrem viele Anfeindungen aus konservativen Kreisen in den USA einbrachte.
Man sollte also die Musik von David Crosby, trotz ihres verführerisch weichen und harmonischen Klangs, keinesfalls zu leicht nehmen, auch wenn der das Ohr umschmeichelnde Sound einen dazu rasch verleitet. Die Texte der Mehrzahl seiner Stücke verdienen dementsprechend intensive Beachtung und Aufmerksamkeit.
Und ich persönlich empfinde das neue Album, wenige Monate nach dem Tode von J.J. Cale, dem ungekrönten König des leichten, lockeren Gitarrensounds, nun als eine Art Geschenk. Für mich lautet die beruhigende Erkenntnis der letzten Tage: Es gibt sie also auch in 2014 noch, die zeitlose, bewährte und doch niemals langweilige Musik der großen, alten Meister! Schön!