Dem Dschihadismus entgegentreten – auf allen Ebenen, mit allen Mitteln

20160423_121846Europa im Sommer 2016 – Während ein Teil der (radikalen ) Linken sich darin übt, die Geschehnisse im Nahen und mittleren Osten (weiterhin) in den Kategorien Postkolonialismus und Kapitalismus zu analysieren, explodieren weltweit annähernd täglich menschliche Bomben, deren letzte und größte Mission darin besteht, möglichst viele „Ungläubige“ mit in den Tod zu reißen. Hatte die Linke in den letzten 150 Jahren die Geschichtsoptimistische Utopie als Alternatives Angebot im Gepäck, so bleibt davon heute reichlich wenig. Die Zukunft ist düster, ungewiss und im schlechtesten Sinne durch die Gegenwart und die Vergangenheit ja gar vorbestimmt, was bedeutet, dass kein Aufbäumen der wahrhaft Entrechtenden und gequälten Seelen abzusehen ist. Von unserem Gastautoren Lukas Läufer.

Der militante Dschihadimus, die praktizierte Barbarei im Namen Allahs, bietet jedoch für viele abgehängte Individuen in den Banlieus in Frankreich, in Berlin Neukölln, in Duisburg-Marxloh und Hamburg-Harburg eine Alternative. Die ironische Zuspitzung jener Ausweglosigkeit ist hier noch dramatischer, dargeboten als Angebot im Namen des Islam als „Lone Wulf“, als Kämpfer gegen eben jene, Versprechungen welche, auf individueller oder kollektiver Ebene, nicht einzulösen sind, unsterblich zu werden.

Oft habe ich mich in diesem Kontext gefragt, was heißt Antifa? Was wir hier alle erleben, ist der Aufstieg eines neuen Faschismus, einer Massenbewegung, die das Projekt der globalen Judenvernichtung wieder aufnimmt, ganze Regionen unter dem Banner des Islam erobert, Menschen versklavt, unterdrückt und ermordet. Mit dem aufkommenden Diskurs der weltweiten Flüchtlingsbewegungen war und ist definitiv ein nationalistischer Rollback verbunden, so dass für die antifaschistische Linke der defensive Abwehrkampf gegen die gesellschaftliche Reaktion im Vordergrund stand, in diesem Sinne ist die totgelaufene Phrase des „Refugees Welcome“ zeitlang eine realpolitisch durchaus notwendige Position gewesen.

Während dieser defensiven Positionierung sind meines Erachtens jedoch gewisse Aspekte zu kurz gekommen oder wurden schlicht nicht thematisiert. Eine Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Dschihadismus (und seiner sozialen Ursachen sowie dessen Verankerung) fand selten statt, bzw wurde aufgrund des gesellschaftlichen „Diskurses“ zugunsten des offensiven Vertretens des Grundrechts auf Asyl nicht thematisiert. Es wurde nicht darüber gesprochen, dass zum einen mit einer Million Geflüchtenen aus der arabischen Welt die Fluchtursachen mitreisen (ganz davon ab wieviel traumatisierte Menschen darunter sind, deren individuelle Betreuung schlicht nicht gewähleistet werden kann) und zum anderen dass somit auch Menschen aus Ländern einreisen, in denen „Antizionismus“ und ein reaktionäres Menschenbild Common Sense sind.

An dieser Stelle sehe ich die Herausforderungen. Hier sind Menschen gefragt, die den klassischen, sozialpädagogischen Ansatz zugunsten eines Ansatzes ersetzen, der den manifesten Unterschied von westlichen und arabischen (Zivil-)Gesellschaften vermittelt. Hier liegt eine Aufgabe für (antideutsche) Antifas: Den islamischen Faschismus und dessen Grundlage bekämpfen und dessen anti-aufklärerische Grundausrichtung austrocknen.

Warum ich diese Zeilen schreibe? Nunja, es gibt kein revolutionäres Subjekt. Es gibt kein „unten gegen oben“. Es gibt keine revolutionäre Perspektive. Was es jedoch gibt, ist das Leben, das Leben hier und jetzt im falschen Ganzen, das aber immerhin als ein Produkt der Aufklärung radikale Kritik am falschen Ganzen möglich macht und somit immerhin das Warme Licht der Morgenröte erahnen lässt. Einem Morgen, der dem Menschengeschlecht adäquat ist und das große Schlachten, die Konkurrenz und (religiöse) Faschisten als Gespenster aus der Vergangenheit erscheinen lassen wird.

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Moritz
8 Jahre zuvor

Sehe ich hundertprozentig genau so.

Das ändern auch Verweise auf ähnliche Tendenzen in anderen bildungsfernen und abgehängten Milieus nicht. Die Interpretationen des Islams, die auf eine expansive und autoritäre politische Ausrichtung hinwirken, gehören endlich klar geächtet und bekämpft.

Aber zur "neuen" Linken hat Maxim Biller ja gerade schon einiges gesagt….

Arnd
Arnd
8 Jahre zuvor

Es mag daran liegen, dass ich lange nichts mehr mit dem Linksaußenspektrum zu tun hatte, ich verstehe den folgend zitierten Absatz einfach nicht.
"Hier sind Menschen gefragt, die den klassischen, sozialpädagogischen Ansatz zugunsten eines Ansatzes ersetzen, der den manifesten Unterschied von westlichen und arabischen (Zivil-)Gesellschaften vermittelt. Hier liegt eine Aufgabe für (antideutsche) Antifas: Den islamischen Faschismus und dessen Grundlage bekämpfen und dessen anti-aufklärerische Grundausrichtung austrocknen."

Wie kann ich mir das konkret vorstellen. Also der Verzicht auf den sozialpädagogischen Ansatz klingt nach "Nicht reden, handeln!". Okay. Aber wie erfolgt dann das Bekämpfen und Austrocknen? Welche Handlungsmöglichkeiten bestehen, wie lassen sich die hehren Ziele aus dem Artikel umsetzen?

Ludger Claßen
Ludger Claßen
8 Jahre zuvor

Richtig wäre "unserem Gastautor". Wie bei Traktor / Traktoren wird mit "en" die Mehrzahl gebildet.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Alle großen Religionen beinhalten innere Stärkungs- und äußere Verteidigungs- und/oder Ausdehnungskonzepte. Deswegen kann der Dschihad nicht vom Islam getrennt werden, bzw. wird das die Mehrheit der Muslime nicht zulassen.

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

Als ich noch 93-95 mit "Grünspan" Plakate gegen Rechts für die Lili (und damit auch für die damalige Antifa) in Duisburg gemalt habe, haben die deutlich mehr diskutiert.
Alles den Bach runter.
Was für eine Zeit!
Und was gäbe es heute Themen, über die dringend gesprochen werden müßte.

Moritz
8 Jahre zuvor

@5:
Ja früher war alles besser. Das war schon immer so. 🙂 Ist offensichtlich nun auch die offizielle Losung der progressiven Linken…
Und sprechen sie ruhig über Themen. Gesprächsrunden haben bisher immer zu konkreten Lösungen geführt. Genau wie bunte Plakate.

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

@Moritz, früher war keinesfalls alles besser. Die Welt schien mir damals aber einfacher erkärbar als heute. Und wenn ich noch weitere 20 Jahre zurückdenke, war die Welt noch ein paar Stufen leichter erklärt. Gerade darum würde ich mir heutzutage an eurer Stelle viele Gedanken machen. Und die würde ich diskutieren, wenn ich in einer politischen Gruppe wäre. Hier im Artikel sind explizit Antifas angesprochen. Ich bin nur Zaungast und bin auf eure Diskussion gespannt. Eigentlich wollte ich mich ganz raushalten und habe ich mich nur eingemischt, wenn man das überhaupt so nennen darf, weil es diese Diskussion nicht zu geben scheint, und es mir als Beobachter langweilig wurde.
Und genau das war früher anders. Die haben sogar miteinander gesprochen. Ohne Scheu etwas falsches zu sagen. Heute scheint jeder genau davor Bammel zu haben.

Arnold Voss
8 Jahre zuvor

Islam und Faschismus ist für die Antifa schon an sich ein grausame Begriffskombination, Helmut. Da kommt man ganz leicht unter den Verdacht der Islamophobie und der Fremdenfeindlichkeit und dann zählt man in Deutschland nun mal nicht mehr unbeschwert zu den "Guten".

Helmut Junge
Helmut Junge
8 Jahre zuvor

Arnold, wer davor Angst hat, der wird auch an dieser Welt nichts ändern. Weder im Guten, noch im Bösen.

thomas weigle
thomas weigle
8 Jahre zuvor

Früher war alles besser!!! Richtig!!! Oder doch nicht??? Bspw 1940, Februar. Da forderte der von 1945 bis 1971 oberste deutsche Antifaschist, ein gewisser Walter Ulbricht, in der Emigrantenzeitung WELT, Stockholm, England und Frankreich zum Friedensschluss mit Nazi-Deutschland auf, da es keinen Kriegsgrund mehr gäbe. Was lehrt uns das? Antifaschismus ist eine Frage des Datums. Oder: Antifaschismus ist kein Wert an sich. Oder was?

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