Dem Super-GAU gerade noch einmal entkommen – Folgt jetzt die Kür für den BVB?

Jürgen Klopp musste zuletzt häufiger mal schwer schlucken. Foto: Robin Patzwaldt
Jürgen Klopp musste zuletzt häufiger mal schwer schlucken. Foto: Robin Patzwaldt

Was immer letztendlich auch der Hauptgrund gewesen sein mag, warum sich das Verhältnis von Jürgen Klopp zu ‚seiner‘ Mannschaft beim BVB so sehr veränderte, dass er in der Vorwoche keinen anderen Weg für sich mehr sah als die Borussia am Saisonende freiwillig und frühzeitig zu verlassen, seinen eigenen Weg in schwarzgelb also, für einen Trainer mit laufendem Vertrag eher unüblich, von sich aus zu beenden, die Reaktion der Mannschaft seit der medienwirksamen Bekanntgabe am Mittwoch vor einer Woche war jedenfalls so, dass durch die zwei danach errungenen Siege gegen Paderborn (3:0) und gestern gegen Eintracht Frankfurt (2:0), der Super-GAU, der tatsächlich noch im Verlauf der Bundesliga-Rückrunde ganz konkret drohende Abstieg, für den Vizemeister der Jahre 2013 und 2014 noch einmal abgewendet werden konnte.
Nach den jüngsten Erfolgen, und dem Anwachsen des Punktekontos auf nun aktuell immerhin 39 Punkte, braucht der BVB seit gestern nun nicht länger ängstlich nach unten zu schauen. Mit den restlichen vier Ligaspielen und dem anstehenden Pokalhalbfinale gegen die favorisierten Bayern vor der Brust hat die Klopp-Truppe nunmehr ’sogar‘ noch etwas Spielraum für eine sportliche ‚Kür‘, die Möglichkeit diese bittere Saison letztendlich doch noch mit so etwas wie einem Erfolg abzuschließen.
In Anbetracht der Tatsache, dass der Club im Februar, aus noch immer unerfindlichen Gründen, welche noch immer nicht wirklich aufgearbeitet geworden zu sein scheinen, auf Tabellenrang 18 stand, kann diese Tatsache alle Kritiker der vergangenen Monate nun zumindest schon einmal etwas versöhnlicher stimmen.

 

Und auch wenn die beiden Spiele zuletzt, gegen Paderborn und Frankfurt, bekanntlich nicht gegen die ‚Creme de la Creme‘ der deutschen Eliteliga ausgetragen wurden, nach dem doch recht überraschend angekündigten Abgang des Trainers für den nahenden Sommer, hätte die Reaktion der Mannschaft auf dem Platz letztendlich auch leicht vorstellbar ganz anders ausfallen können als sechs Punkte und 5:0 Tore aus den zwei Spielen seit der Bekanntgabe. Der freiwillige Rückzug des Trainers mit den Worten ‚Ein großer Kopf muss jetzt weg, und das ist in diesem Falle meiner.‘ hat der in dieser Saison irgendwie angeschlagen wirkenden Mannschaft zumindest keinen (weiteren) Schaden zugefügt. Ob er letztendlich vielleicht sogar befreiend gewirkt haben könnte, kann man aktuell noch nicht beurteilen. Das wird erst der Verlauf der nächsten Tage und Wochen zeigen.

 
Auch die beiden Partien in den vergangenen acht Tagen waren wahrlich keine Fußballfeste. Aber die BVB-Fans sind inzwischen ja deutlich bescheidener geworden. Und diese sechs Punkte, welche das Saisonende zu einer Situation machen in der der Verein eigentlich nur noch gewinnen kann, die taten der BVB-Seele ohne Zweifel mal wieder so richtig gut.
Was wird nun? Da der BVB im Pokal in München ja, trotz seiner auch gestern geäußerten Ambitionen dort (‚Wir sind am Dienstag in München auf Krawall gebürstet.‘), eindeutig als Außenseiter auftritt, hat man am Dienstag eigentlich nicht viel zu verlieren. Selbst bei einer Niederlage mit ordentlichem sportlichem Auftritt dort, kann der Pokalwettbewerb jetzt schon als Erfolg für die Westfalen gewertet werden. Zumindest die Phantasie erlaubt aktuell allerdings auch noch den großen Traum vom so sehr herbeigesehnten Titel für die Schwarzgelben am Ende dieser vrkorksten Spielzeit.

 
Und in der Liga? Das Restprogramm ist, in Anbetracht von nun noch drei Punkten Rückstand auf den Nachbarn vom S04 aus Gelsenkirchen, recht ambitioniert. Auswärtsspiele in Hoffenheim und Wolfsburg stehen der laufenden Aufholjagd hier nun noch im Weg. Die Heimspiele gegen Berlin und Bremen wird man, bei der Ambition in der Tabelle noch klettern zu wollen, ohnehin als Sieger beenden müssen. Und um auf die aktuell noch höher platzierten Teams in der Tabelle noch aufholen zu können, wird man auch mindestens eines der beiden Auswärtsspiele gewinnen müssen. Dann hätte man 9-10 der machbaren 12 Punkte erreicht. Das erscheint das Mindeste, wenn man über die Liga noch ins internationale Geschäft kommen will. Nicht unmöglich, aber doch auch irgendwie nicht unbedingt sehr wahrscheinlich.

 
Vieles deutet daher aktuell darauf hin, dass der BVB die Saison mit dem Erreichen des Halbfinals im Pokal und einem Tabellenplatz zwischen Rang 8 und 10 wird beenden können bzw. müssen. In Anbetracht von Tabellenrang 18 nach Spieltag 19 und einem irgendwie verlorengegangenen ‚magischen Händchen‘ von Meister-Trainer Jürgen Klopp über weite Phasen der Saison, jedoch auch kein ganz großes Desaster.

 
Der BVB ist dem zwischendurch, aus welchen Gründen auch immer, drohenden Super-GAU für den Club, noch einmal entgangen. Das ist unzweifelhaft die ‚Gute Nachricht‘ der Woche für alle BVB-Fans. Man sollte sie kurz genießen.

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Klaus Lohmann
Klaus Lohmann
9 Jahre zuvor

Man müsste nach Ende dieser Saison wirklich noch mal in Ruhe darüber sinnieren, ob Klopp nicht in dieser Saison – nach Weggang von Stars, Verbleib nur noch weniger „Leitwölfe“ (die auch noch angeschlagen, fehlerbehaftet und kaum präsent waren) und Zugang von Bundesliga-unerfahrenen Kräften – als Trainer und auch als Mensch einfach *zu* jovial, *zu* wortgewandt, *zu* kumpelhaft und sprüchekloppend und *zu* mediengewieft für die Mannschaft war. Der „Übervater“ könnte eben auch zuviel positiven Stress erzeugt haben, der schon früh in geistige Ermüdung einiger Leistungsträger umschlug (was dann auch neue Verletzungen mangels Konzentration zumindest begünstigen kann).

Sollte das wirklich der Grund und auch die bei Klopp gereifte Erkenntnis für seinen Abgang sein, dann wäre Tuchel der absolut passende Trainer zur richtigen Zeit.

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