Wenn der türkische Premierminister Rajep Erdogan am Samstag den peinlichen Steiger Award in Bochum entgegen nehmen wird, erwarten ihn zahlreiche Demonstranten. Auch das Bündnis Gegen Antisemitismus Duisburg (BGA) ruft zu Protesten auf:
Keine Auszeichnung für Islamismus und Antisemitismus! Erdoğan und Mankell sind nicht willkommen!
Am Samstag wird in der Jahrhunderthalle zum achten Mal der Steiger Award verliehen. Auch in diesem Jahr scheint es, als seien die Nominierungen willkürlich, beziehungsweise nur nach Bekanntheitsgrad und Verfügbarkeit, zusammengestellt worden. Wie sonst wäre es zu erklären, dass ausgerechnet der islamistische Ministerpräsident der Türkei, Recep Erdoğan, eine Auszeichnung für „Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz“ erhalten soll? Besonders befremdlich wirkt auch die Einladung von Henning Mankell, jenem Schriftsteller, dessen obsessive Hetze gegen Israel schon mehr als einmal die Grenze zum Antisemitismus überschritten hat. Die Ehrung solcher Gestalten macht den Steiger Award zu einer Farce. Antiisraelische Hetze sowie die Unterdrückung von Minderheiten und politischen Gegnern, sind nicht die „Eigenschaften und Leistungen der Steiger, die über viele Jahre das Ruhrgebiet und seine Bewohner maßgeblich geprägt haben“ (Selbstverständnis Steiger Award). Erdoğan steht weder für die Arbeiter des Ruhrgebiets, noch für die Kurden, Zyprer, Armenier und Christen, die unter seiner Politik leiden.
Steiger Award in einer Reihe mit dem ‘Gaddafi-Preis für Menschenrechte’
Recep Erdoğan erhält den Preis in Bochum in der Kategorie „Europa“. Tatsächlich hat sich die Türkei unter der Herrschaft von Erdoğans islamistischer Partei AKP mehr von Europa entfernt denn je. Vielmehr wendet sich der Staat neuen Verbündeten, wie dem Iran und Syrien zu. Vertreter der antisemitischen Terrororganisation Hamas hofierte Erdoğan in Istanbul mehrfach wie hohe Staatschefs – und gute Freunde. Innenpolitisch unterdrückt die Regierung Minderheiten wie die Kurden, die in vielen Regionen ihre Sprache und Kultur nicht gefahrlos praktizieren können. Kritische Schriftsteller und Journalisten müssen mit Haft und sogar mit Folter rechnen. Die christliche Minderheit wird systematisch und per Gesetz diskriminiert und unterdrückt. Ein Denkmal des Künstlers Insnlik Abidesi, das zur Versöhnung zwischen Türken und Armeniern aufrufen sollte, ließ Erdoğan, der den Steiger Award „für Toleranz“ erhalten soll, im vergangenen Jahr abreißen. Wer den Genozid an 1,5 Millionen Armeniern in der Türkei offen anspricht, muss mit Verfolgung rechnen. Wir unterstützen den Protest des Zentralrats der Armenier in Deutschland (ZAD) gegen die Verleihung des Awards an den Ministerpräsidenten. Dieser ist bereits Träger des Internationalen Gaddafi-Preises für Menschenrechte, der ihm vom Diktator persönlich überreicht worden ist. Nun bekommt Erdoğan, der vom Iranischen Unrechtsregime zum Ehrenbürger Teherans ernannt wurde, also auch noch den Steiger Award. Damit ist die vermeintliche „Auszeichnung“ aus Bochum am Ende.
Henning Mankell beim Steiger Award: Hass auf Israel und den Westen
Der Schriftsteller Henning Mankell, der am Samstag als Laudator geladen ist, hasst Israel und seine Bewohner, denn „Die Israelis vernichten Leben“, so Mankell. Es gebe “keinerlei Gründe dafür”, dass die Gründung des Staates Israel 1948 “eine völkerrechtlich legitime Handlung war”, schrieb er 2009. Die „Besatzung“, so Mankell, würde folglich auch durch eine Zwei-Staaten-Lösung nicht enden. Sein Endziel ist die Auslöschung des Staates und ein ‘judenreines’ Palästina. Das Leid, das die Bewohner des Gazastreifens durch die Hamas erleiden, ist ihm keine Erwähnung wert. Gemeinsam mit Djihadisten und Antisemiten aller Couleur versuchte Mankell 2009, die Seeblockade des Gazastreifens zu durchbrechen. Israelischen Soldaten, die das Schiff zum abdrehen aufforderten, bedeutete der Bordfunker: „Shut up, go back to Auschwitz!“. Unterstützt wurde die Aktion – da schließt sich der Kreis – von der türkischen Regierung und Recep Erdoğan. Nachdem sich im vergangenen Jahr in der Stockholmer Innenstadt ein Islamist in die Luft sprengte, forderte Mankell im Guardian: „Das schwedische Volk sollte für all das Leid bestraft werden, das wir Muslimen zugefügt haben!“. Den Anschlag fand er „verständlich“. Einer, der sich den Tod Israels wünscht und Terroranschläge in belebten Innenstädten verteidigt, soll also am Samstag den Steiger Award repräsentieren und verleihen. Eine Schande.
Wir protestieren gegen die Ehrung von Recep Erdoğan. Er steht nicht für die „Einigung Europas“, er ist vielmehr ein Feind der Freiheit und der Gleichberechtigung. Wir protestieren gegen die Einladung Henning Mankells als Laudator. Mankell ist ein Antisemit und keinesfalls ein Botschafter von „Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz“. Wir fordern die Stadt Bochum und die Sponsoren des Steiger Awards, wie zum Beispiel die Stadtsparkasse, auf, in Zukunft diese Veranstaltung nicht mehr zu unterstützen.
Kundgebung: Samstag, 17. März
16 Uhr | Dr.-Ruer-Platz | BochumAufrufende Gruppen:
Assoziation gegen Antisemitismus und Israelfeindschaft NRW
Bündnis gegen Antisemitismus Duisburg
Pro-Israel-Initiative “neveragain” Siegen
Das alles wird letztlich Niemanden wirklich jucken. Promis treffen nun mal gerne andere Promis, Nichtpromis schauen den Promis dabei gerne zu und die Medien lieben es noch mehr, darüber zu berichten. Wenn es draußen etwas tumultet dann gibt das dem Ganzen obendrein noch ein bisschen Adventure-Touch. Israel? Antisemitismus? Demokratie? Religionsfreiheit? Menschenrechte? Scheiss drauf!Heute feiern wir uns selbst! Vielleicht ein anderes mal…
Boaah, ist das niederschmetternd!
Sie haben obendrein auch noch Recht. Ich erleb auch immer wieder, wie scheißegal ich bin. Und wenn ich trotzdem das Maul aufmach, werd ich noch in die Pfanne gehauen. Aber ich werd hingehen. Und sei es nur, damit ich mir nicht noch selbst scheißegal werde.
[…] Ruhrbarone, 14.03.2012 […]
Der Veranstalter, der den Award nur aus Promotiongründen vergibt, dürfte das anders sehen. Die Proteste sind für die Zukunft des Awards ein herber Rückschlag, genau wie die Absagen eingeladener Redner.
Sind das Militärhubschrauber über der Stadt?
@ Laura # 4
Dass Erdogan (mit so fadenscheinigen Gründen) absagt, damit habe ich nicht gerechnet. Das hat natürlich schon ins Kontor. Aber wenn er der überzeugter Demokrat ist, als der er sich immer gerne darstellt, dann dürfte er eigentlich grundsätzlich keine Probleme mit dem Protest haben.
Schöne Bilanz:
https://www.derwesten.de/staedte/bochum/zehntausende-protestieren-in-bochum-gegen-erdogan-id6467962.html
Die Polizei schätzt die Zahl der Demonstranten auf insgesamt 23.000. Es war damit eine der größten Demos in Bochum in der Nachkriegszeit. Das erste Bilanz der Polizei: Es gab nur eine Anzeige, ansonsten blieb es friedlich.