Den Gutmensch treibt der Neid auf fremde Lebensfreude

Ich habe in NietzschesEcce (!) homo (!)“ folgende Erklärung für das Gutmenschentum gefunden. Sie passt gut zu meinen bisherigen Beobachtungen, dass auch die „Schlechtmenschen“ in anderen stets nur die Neigungen bekämpfen, die sie in sich selbst ablehnen. Wie zum Beispiel Pädophilie, Homosexualität oder einfach nur Rauchen und Autofahren.. Priester, Neonazis und Ökos. Von unserem Gastautor Frank Muschalle.

Nietzsche schlägt von der anderen Seite auf: Der Moralist verneint eigene Lebenstriebe und -freude, die auszuleben er sich nicht traut oder nicht kann. Auf diese Negation baut er eine ganze Weltanschauung. Nietzsche lehnt die Teilnahme an einer Gesellschaft ab, die nichts anderes im Sinn hat, als ihm die Lebensfreuden auszutreiben, die sie im eigenen Leben nicht hinbekommen. Mithin treibt den Moralisten (oder Gutmenschen) ein Neid auf die Lebensfreude seines Nächsten.

Unwillkürlich sehe ich da Figuren wie Beck, Roth, Herzchen Göring-Eckhard aber auch die sauermienische Merkel vor mir. So nacheinander alle, die uns vor allem mit staatstragender Miene begegnen. Joseph Fischer, Frank-Walter Steinmeier. Richard von Weizsäcker.

Die Moralisten gab es schon vor zweihundert Jahren. Nietzsche aber reibt sich vor allem am Christen- und Kirchentum um ihn herum. Deshalb heißen die Gutmenschen bei ihm schlicht „Prediger“.

Wie würde er das bloß heute aushalten, da die Prediger die Liste der zu negierenden Lebensfreuden fast komplettiert haben. Zuletzt mit dem Rauchen in Kneipen. Davor mit Umweltzonen, Lärmschutzzonen, Homoehen, der Sozialindustrie.

Der Öko hält die Natur für eine nachtragende Mimose wie sich selbst. Dabei ist sie robust und wehrhaft. Passt sich durch Versuch und Irrtum an ihrer Kontur immer wieder an neue Bedingungen an. Unsere Ressourcen sind zum Gestalten da. Kreativität ist nicht die Kunst der zu Fuße latschenden Gesundheit, sondern des Schaffens, des Eingreifens und manchmal des Zerstörens zugunsten des Neuen. Der Klimawandel bedroht nicht die Natur, Klimawandel gab es immer. Mag sein, so schnell wie jetzt noch nie. Aber glauben die Prediger denn selbst dran und ergreifen Maßnahmen – außer denen, uns neue Vorschriften zu machen? Ich sehe das nicht.

Der Gutmensch scheut nicht, dass es ihm schlecht geht. Viele identifizieren sich mit ihren „Hipster“-Krankheiten (Ruhrbarone) wie z.B. Laktoseintoleranz. Aber auch das gibt es schon viel länger. Die Arztbesuche nur um der Geselligkeit und der Anerkennung auf Krankenschein willen.

Mir ist jetzt auch die Dominanz der Kirchen in den beiden sogenannten Volksparteien verständlich. Die CDU ist protestantisch, die SPD katholisch unterwandert. In den Spitzenämtern wimmelt es von Personal, das seine negierten Lebensfreuden in Gesetze und politische Korrektheit umzusetzen trachtet.

Das rauht die Haut auf, erhöht die Fallhöhe für unsere parlamentarische Demokratie, schafft die Voraussetzungen für neue politische Kräfte, die irgendwann uns Neo-Normale abholen werden.

Soll niemand glauben, dass die Zahl der immer noch selbst Denkenden, der bei sprachverhunzenden Regierungsmitgliedern einfach weghört, die sich ihrer eigenen Interessen, Mehrheitsinteressen!, immer noch bewusst ist, und sie vertreten wissen will. Die in Politik kein Vehikel für Gescheiterte sieht, sondern für ein Ehrenamt.

Berlins Regierungsviertel täuscht sich gewaltig, wie viele das sind. Die werden auch dieses Jahr nicht zur Wahl gehen. Und sie werden immer mehr.

Crossposting. Der Text erschien bereist im Blog Frontmotor

 

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Nansy
Nansy
11 Jahre zuvor

Schöner Beitrag!

Zitat: „Der Moralist verneint eigene Lebenstriebe und -freude, die auszuleben er sich nicht traut oder nicht kann.“

….und sie werden immer mehr!
….und sie wollen auch die anderen bekehren!

Georg Kontekakis
Georg Kontekakis
11 Jahre zuvor

Pädophile sind Verbrecher, die nicht toleriert sondern bekämpft werden müssen.

Das hat nix mit Gutmenschentum zu tun.

Umwelt- und Lärmschutzzonen helfen Menschen besser zu leben. Ohne sie wäre Stadtleben kaum familienmöglich.

Ohne die schiefen Spitzen aber ein schöner Text

Stefan Laurin
Admin
11 Jahre zuvor

@Georg: Frank bestreitet ja nicht, das Pädophile Verbrecher sind – aber wetten wir, dass unter denjenigen, die lauthals „Todesstrafe für Kinderschänder“ etliche Kinderschänder befinden?

Hans Meier
Hans Meier
11 Jahre zuvor

Der politisierende Moralist, hadert mit der gleichen Realität, in der sich Klügere besser einrichten, als ihre Vorfahren dazu in der Lage waren.
Es kommt also darauf an, nicht an der Dummheit zu scheitern, sich der menschlichen Vernunft zu öffnen, sie zum entscheidenden Maßstab zu wählen und den Verstand zu nutzen.
Genau dafür ist es ein Vorteil, nicht nur den eigenen Nutzen, sondern den aller Anderen zum Tragen kommen zu lassen.
Diese rationale Betrachtung zeigt die Grenzen und das Konfliktpotenzial als Schicksal menschlicher Existenzen.

Chris
Chris
11 Jahre zuvor

Wie passt die Homo-Ehe in die Liste der negierten Lebensfreuden? Wem wird da was verboten?

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Ein philosophisches Fundament, auf das dieser Beitrag sich bezieht und auf das er aufbaut?
-Kann ich gedanklich nicht erfassen;daran ändert das „Nietsche-Zitat“nichts.-

Der „Schluß“ im letzten Absatz -ist es denn überhaupt einer, der sich aus dem vorangegangenen Text begründen läßt?-verdient m.E. kritischer Bemerkungen:

“ Berlins Regierungsviertel………“ -wer oder was ist das denn?

„…täuscht sich gewaltig………-“ -Mutmaßung,Spekulation!

„…D i e werden auch in diesem Jahr…….“ -wer sind denn „D i e „?

„..und d i e werden immer mehr………………“ -Mutmaßunge,Spekulation (nicht nur bezogen auf die Akteure,also auf „Die“, sondern auch auf das prognostizierte Ergebnis.

Ergänzende „Einwürfe“:

1.
Ich habe bisher von vielen mehr oder weniger nachvollziehbare Gründen für „Demokratieverdrossenheit“, für „Politikverdrossenheit“ , für „Parteiverdrossenheit“, für das „Nichtwählen“ gehört und mich mit ihnen befaßt. Ich sehe,jedenfalls im Moment (nocht) nicht, daß der Gastkommentar von Frank Muschalle mir diesbezüblich “ irgend ‚was bringen kann“ , um mich damit auseinandersetzen zu können bzw.auseinandersetzen zu müssen.

2.
Wenn ich äußerst widerwillig den für mich absolut unsinnigen Begriff „Gutmenschen“ aufnehme, dann verbunden mit der Frage, ob möglicherweise diese „Gutmenschen“ diejenigen sein könnten, die -sh.Frank Schirrmacher-nicht länger bereit sind, Egoismus als einzige dem Wesen des Menschen entsprechende und damit als einzige legitime Motivation individuellen Denkens und Handelns zu akzeptieren?
Das nur als „ergänzender Einwurf“ von mir, spontan und -noch nicht-hinreichend reflektiert-.

Arnold Voss
11 Jahre zuvor

Es geht nichts über einen selbstbestimmten Untergang! 🙂

Beentheredonethat.blog.de
Beentheredonethat.blog.de
11 Jahre zuvor

Der Nietzscheaner als Stütze der Konsumgesellschaft, so klappt’s auch mit dem Wachstum. Da haben sich welche gefunden. 🙂 Dazu passt auch diese „Neid“-Kategorie, womit ein weiteres Kapitel der Sozialneid-Debatte aufgeschlagen wird, nur mal von leicht anderer Positionierung her. Es wird aber unterschlagen, dass die, die von permanentem Pegeltrinken bis Crystal, von Kaufrausch bis Gang Bang, immer alles ausprobieren – zum Beispiel auch um Hupster-mäßig weit vorne an irgendeiner Front sein zu müssen – natürlich ebenfalls auf viel verzichten. Ebenso die Vielschreiber im Web, Autofahrer und Privatflugzeugnutzer, Workaholics, Fashionistas, Ruhrpott- oder Berlin-Fixierte, Anti-Religiöse, Freudianer, Musiknerds, etc. Denn „Ich mach immer was ich will“ bis „Ich will alles“ ist das übelste Klischee selbstzufriedener, hochgezüchteter Konsum-Individualisten, die eben selbst genau vieles NICHT können oder können wollen – weil sie dafür u.U. auf genau das verzichten müssten, was doch ihr Selbstbild bestätigt, ihre Karriere am Laufen hält, etc. Wahrscheinlich gibt es einfach eine Art „Anti-Aussteiger“-Front unter gewissen in bestimmten Ecken und Szenen verhafteten, die – ganz strukturkonservativ – veränderungsunwillig sind und das als liberal-fortschrittlich interpretieren. Und das natürlich sehr fremdbestimmt-egozentrisch. Man hat sich das als eigenständiges Individuum doch alles, alles selbst ausgesucht, haha! Insofern greift der Artikel ein wenig kurz, ist aber ja auch ein echt guter „Rant“ und insofern einen Kommentar wert. 🙂

Arnold Voss
11 Jahre zuvor

@ Beentheredonethat.blog.de #8

Das Individuum ist häufig nicht mehr als der Schnittpunkt der Erwartungen aller Anderen. Zum Subjekt ist es deswegen ein weiter Weg. Aber auch der verläuft sowohl über den Verzicht als auch über das unbedingte Habenwollen und stösst sich dabei unausweichlich immer wieder am Subjektsein/werden der Anderen.

Die neuerlich wieder mal öffentlich beklagte „Ichgesellschaft“ ist deswegen ein Popanz, der immer dann erfunden wird, wenn eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe einer anderen zu sehr auf die Nerven geht, bzw. sie an der Realisierung ihrer kollektiven Ich-Bedürfnisse hindert.

De Fakto kriegen seit Menschengedenken die Egos, die sich zuviel vom Kuchen nehmen, über kurz oder lang von den anderen Egos, die zu wenig davon zu kriegen meinen, immer was aufs Dach. Es gibt nämlich keine Egos ohne andere Egos, sprich ohne Gesellschaft, weswegen der Begriff Egogesellschaft einfach nur Quatsch ist.

Klaus
Klaus
11 Jahre zuvor

Das Wesentliche an der heutigen Bedeutung des Wort Gutmenschen, ist für mich die fehlende Verankerung der Folgen des Gutmenschen in der Realität. Er verdrängt die negativen Folgen seiner eigenen Forderungen aus dem Bewusstsein.

Der Gutmensch fordert keine Kleidung dort zu kaufen, wo sie für Hungerlöhne in der dritten Welt hergestellt wird. Geschieht dies dann, gehen die Kinder dann zu noch schlechteren Konditionen auf dem heimischen Markt arbeiten, betteln oder landen am Ende auf dem Strich. Das ist ihm seltsamerweise dann egal.

Das eindrucksvollste Beispiel, das ich letztlich im Fernsehen durfte, geschah bei einer Diskussion im Fernsehen. Ein Teilnehmer behauptete, die Solarförderung sei die größte Umverteilung von arm nach reich in unserem Lande und wurde sofort wütend von dem Betreiber eines regionalen Ökostrom-Breteibers unterbrochen. Der sagte (sinngemäß): „Das dürfen sie nicht sagen, das spaltet die Republik.“ Die Forderung, bestimmte Aspekte aus einer Diskussion auszuschließen, weil sie den Zielen des eigenen moralischen Anliegen schaden, ist für mich ein Hauptmerkmal heutigen Gutmenschentums; seit einigen Tagen auch wieder erkennbar an den Verbortsbemühungen für Wörter wie „arbeitslos“ und „alleinerziehend“.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Nachgetragen -sh.6-:

Wer die Meinung von Frank Muschalle über die „Gutmenschen“ teilt, muß nicht zwangsläufig, wie Frank abschließend anmerkt, zum großen Kreis der Nichtwähler zählen.
Für alle „freien Geister“, die sich den „Gutmenschen“ widersetzen, gibt es doch die „F r e i e Demokratische Partei“ und für „partiell besonders radikal freie Geister“ die PIRATEN, oder unterliege ich einem Trugschluß?

der, der auszog
der, der auszog
11 Jahre zuvor

Nicht überall, wo Nieztsche drauf steht, ist auch Nietzsche drin. In diesem Artikel von Frank Muschalle zumindest steckt mehr Wikipedia als ecce homo.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Arnold -9-:

Ich habe in einem anderen Zusammenhang in meine Antwort auf einen Beitrag von Dir schon ‚mal auf Jonathan Haidt hingewiesen, und zwar konkret auf ein Interview mit ihm im SPIEGEL -Der SPIEGEL 2/2013 S.114 ff-.

Ich zitiere erneut daraus -S.117,Antwort auf die erste dort gestellte Frage-:

„Als Kinder der Aufklärung sind wir einer Individualmoral, einer Ethik der personalen Autonomie verhaftet. Daneben und darüber hinaus existiert indes eine Gruppenmoral, eine Ethik der Gemeinschaft, die Ihnen archaiisch, ja gefährlich vorkommen mag, die aber trotzdem eine ganz beachtliche Wirkungs- und Bindunsmacht zu entwickeln vermag. Als Einzelwesen sind wir egoistisch, als Gruppenwesen können wir uns uneingenützig verhalten“.

Und da bereits für Aristoteles der Mensch -von Natur aus – Individuum und Gemeinschaftswesen ist und auch unsere Verfassung den Menschen so und nicht anders sieht, ist das in unserer Diskussion über „schrankenlose Freiheit, über das Ego, über schrankensetzende Ideen sog.“Gutmenschen“zu bedenken.

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

:
Genau, sie werden immer mehr und denken sich dauernd was neues aus.

@Georg, Stefan:
Genau was Stefan sagt, darum ging es mir.

@Walter:
Mir gehen alle auf die Nerven, die mir a) ein (d.h. ihr) Problem einreden wollen oder b) die Anliegen einer Minderheit zu meinem Anliegen machen wollen. Mir kommen die Anliegen der Mehrheit allmählich zu kurz.

Ich kritisiere am Gutmenschen nicht, den -vermeintlichen- Anspruch „gut“ zu sein. Sondern die Pose, sich auf der moralisch „guten“, richtigen Seite zu wissen, indem sie Aufforderungen an andere richten. Ferner ihre Unaufrichtigkeit, diese Aufforderungen selbst nicht einzulösen, sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet (in Berlin sind es die Politisch Korrekten Eltern, die öffentlich Multikulti vertreten, ihr eigenes Kind aber in einem „deutschen“ Kindergarten anmelden.)

@Beentheredonethat: Den Hipster, der wahrhaftig genießt, kritisiere ich nicht. Nur den, der seine Genußunfähigkeit zum Lifestyle erhebt.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Frank, obwohl ich an einzelnen deiner Aussagen Zweifel habe, ob ich sie überhaupt so verstehe, wie du es meinst, denke ich, dass Dein Artikel gute Fragen aufwirft. Will sagen, dass sowohl der Artikel als auch der Diskurs nachdenklich macht.
Nimm das erst mal als Lob.
@Arnold, „Es gibt nämlich keine Egos ohne andere Egos, sprich ohne Gesellschaft, weswegen der Begriff Egogesellschaft einfach nur Quatsch ist.“
Ich habe „Egogesellschaft“ so verstanden, dass heute viel mehr Leute Egoisten sind als früher. Der Egoismus verteilt sich, wird demokratischer.
Dadurch wird die Welt zwar im Mittel nicht schlechter, aber man ist über viel mehr Menschen enttäuscht als früher, wo nur eine kleine Zahl ihren Egoismus ausleben konnten. Eben der Pharao und seine Familie und allen anderen hat man erzählt, das sie Glück hätten die Steine schleppen zu dürfen. Heute haben viele Leute eigene Ziele.

Arnold Voß
Arnold Voß
11 Jahre zuvor

@ Helmut Junge @ Walter Stach

Dadurch das es (angeblich) mehr Egoisten gibt, lösst sich die Gesellschaft doch nicht auf. Es gibt nur mehr und andere Konflikte. Die Folgen eines jeden Handelns, ob als Individuum oder Gruppe, bleiben ja weiter bestehen, bzw. existieren sie unabhängig von der Frage, ob wir sie in unserem eigenen Interesse verdrängen oder nicht. Das was als zunehmende Individualisierung beklagt wird heißt de fakto doch nur, dass es mehr Subjekte gibt, die versuchen ihre Interessen durchzusetzen.

Das macht die Welt zwar komplexer und konfliktorischer, aber nicht grundsätzlich egoistischer. Im Gegenteil, je mehr Leute aufeinander Treffen die sich selbst als aktiver und interessenbewusster Teil einer Gesellschaft sehen desto weniger kann sich der Einzelne schrankenlos durchsetzen. Auch die sogenannten Gutmenschen nicht. Sie versuchen es zwar, aber sie stoßen, wie man nicht nur an diesem Thread hier sehen kann, zunehmend auf Widerstand.

Als Gruppe für eine angebliche Mehrheit, bzw. für das generelle Gute, zu sprechen, um so besser seine Interessen durchsetzen zu können, ist auch nicht grundsätzlich neu. Das gabe es immer schon. Selbst wenn das heute mehr Gruppen tun als früher macht auch das die Welt nicht grundsätzlich egoistischer. Es macht nur die Durchsetzung von angeblichen Gemeinschaftsinteressen schwieriger.

Im übrigen sind wir als Gruppenwesen gesellschaftlich gesehen nicht weniger egoistisch als als Einzelwesen. Wir haben nur erkannt, dass wir unsere individuellen Interessen mit anderen zusammen besser durchsetzen können. Der Grad der Umsetzung hängt dabei schon immer von nichts anderem als von der gesellschaftlichen Macht ab, die wir dabei gemeinsam zu mobilisieren in der Lage sind.

Ich bin keineswegs ein Fan des sogenannten Gutmenschentums. Aber was deren angebliche Macht bertifft gibt es gesellschaftlich gesehen weitaus gefährlichere Gruppen. Über das was für den Menschen gut oder schlecht ist lässt sich trefflich streiten. Wenn aber Jemand behauptet, dass es zu dem was er will gar keine Alternativ geben kann weil er systemrelevant ist, dann ist wirklich gesellschaftliche Gefahr im Verzug. Aber die hat nichts mit einem ganz besonderen Egoismus zu tun, sondern ausschließlich mit der gesellschaftlichen Fähigkeit diesen unwidersprochen zum Interesse aller erklären zu können.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

-16-Arnold:
„Als Gruppenwesen…….unsere individuellen Interessen……..“!

Auch, aber eben nicht nur,und darum ging es mir in der Diskusion mit meinem erneuten Verweis auf J.Haidt-13-:

„Als Gruppenwesen können wir uns u n e i g e n n ü t z i g verhalten“!

(Und das läßt sich -sh.u.a.Haidt-hinreichend beweisen.)

Unstrittig ist -auch für Haidt -, daß Fähigkeit und Wille zu
u n e i g e n n ü t z i g e m Tun zwar in der Natur des Menschen begründet sind, aber Fähigkeit und Wille zu eigennützigem Tun dominieren;also:
Regefall „Eigennutz“ -und selbstverständlich auch -sh.Arnold -16- mittels Organisation in einer Gruppe von Menschen, die die selben oder ähnliche dem Eigennutz diende Ziele verfolgen-und Ausnahme „uneigennützig“.

Und eben so unstrittig ist, Frank -14-, daß im Regelfall Uneigennützigkeit nur vorgetäuscht wird, um so die eigennützigen Interessen/Zielen besser befriedigen bzw.besser durchsetzen zu können.

Im Regelfall laufen die demokratischen Willensbildungsprozeß wie bekannt stets so ab, egal welche Individuen, welche Gruppen ihre Interesse durchzusetzen versuchen , und das dann eben bei allen (!!) gleichermaßenl“unter dem Mantel uneigennützigem , dem Gemeinnutz dienendenTuns.“ Und es werden zugleich stets Menschen aktiv sein, die absolut gegenteilige (eigennützige)Interessen verfolgen und dem Widerpart zu beweisen versuchen, daß nicht seine, sondern ihre Interessen „uneigennützige,gemeinnützige“sind.In einer Demokratie entscheidet letztlich in einem solchen Konflikt unterschiedlicher Meinungen die Mehrheit. Und das gilt so auch für alles das, was die sog. „Gut-„menschen wollen, die eben nicht „für sich und verbindlich für alle“ das Richtige vorgeben können. Eines können sie -selbstverständlich-wie alle Anderen auch , nämlich mit allen Mitteln und Möglichkeiten, die ihnen in einem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat zustehen, für ihre Interesse, ihre Ziele werben,kämpfen,streiten und sich dabei, wie alle anderen auch, des Mantels der Uneigennützigkeit bedienen.
Frank-14-, ja, es ist so, daß das dann oft nervt, vor allem wenn es in pastoralem Ton, belehrend und im spürbarem Bewußtsein des „Gut-„menschen geschieht, über die absoluter Wahrheit(en)zu verfügen. Ein Problem wird daraus für mich aber erst dann, wenn gegen meine Überzeugung das „Wollen der Gutmenschen“ mittels einer demokratischen (Mehrheits-)Entscheidungen für mich verbindlich gemacht werden soll. Dann nutze ich eben wie jedermann meine Möglichkeiten in einem demokratischen Prozeß, daß das aus meiner Sicht unsinnige Wollen der sog.Gutmenschen mir nicht durch den Staat auch als „mein Wollen“ zur Pflicht gemacht wird. Wenn es jedoch zu einer Mehrheitsentscheidung im Sinne der sog.Gutmenschen kommt, dann habe ich diese als eine demokratisch legitimierte zu respektieren, auch wenn ich sie persönlich für falsch halte.

(Ich habe jetzt mehrfach gegen meine Überzeugung den für mich unsinnigen Begriff des „Gut-„menschen verwandt, weil das in dieser Diskussion wohl dem Verständnis dessen dienlich sein kann, was ich hier einbringen möchte.

Warum gibt es eigentlich für die, die den Begriff des „Gut-„menschen geprägt und die ihn für ihre Zwecke zu nutzen versuchen, nicht den
„Schlecht-menschen“, da man doch nur so letztlich das Charakteristikum des „Gut-„menschen erfassen kann.)

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

Den Egoismus sehe ich eher beim Gutmenschen. Er trachtet danach, sich gut zu fühlen, spannt aber seine Nachbarn dafür ein. Ihm geht es um positive Rückkopplung vom Mainstream, um die Bestätigung, moralisch konform zu handeln.

Doch die Quelle seiner Moral ist nicht das Wohl des Anderen, sondern der Freispruch von der eigenen Unmoral. Seine Taktik ist der Fingerzeig auf den Raucher, den Autofahrer, den Islamophoben, den Homophoben, der auslebt, was er selbst verdrängt. Es ist die Vergesellschaftung, das Unterjubeln der eigenen Defizite.

Der Deal ist: Ich verzichte, gebe mich konform, aber ihr lobt mich dafür.

Aber wehe, wenn er beim Verstoß erwischt wird: Der multikulturelle Nachbar, der sein Kind im 10km entfernten „deutschen“ Kindergarten anmeldet. Der „Kreuzberger“ Bundestagskandidat auf dem Liegefahrrad, der im Grunewald wohnt und sein Ökogerät mit dem Transporter bis zur Straßenecke vor dem Wahlkampfstand transportiert. Der linke Antisemit. Der Pfarrer, der es mit seiner Haushälterin oder dem Messdiener treibt.

Eine Stufe härter sind die, denen der Zugang zur eigenen Freude tatsächlich verloren gegangen ist. Die propagieren nicht nur, die versuchen, uns ihren Verlust heimzuzahlen.

Insofern ist auch der Gutmensch ein Egoist.

Arnold Voss
Arnold Voss
11 Jahre zuvor

Letztlich sind wir alle Egoisten. Selbst in der Liebe. Aber da wir ohne die anderen Egoisten nicht mal auf die Welt kommen, geschweige in ihr leben können, kooperieren wir jeden Tag, ob wir das wollen oder nicht. Selbst wenn wir meinen, wir wären dabei völlig autonom, sind wir es nicht. Selbst wenn wir ganz alleine sind, sind in unserem Kopf immer auch die Anderen.

Wir unterscheiden uns einzig und allein darin wie wir kooperieren. Da allerdings gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Menschen, und die hängen nicht nur von ihrem jeweiligen Charakter und ihren genetischen Differenzen sondern auch von ihrem gesellschaftlichen Status und ihren ökonomischen Bedingungen ab. Mehr Geld und mehr Macht machen uns nicht nur vermögender und einflussreicher sondern vor allem unabhängiger. Aber da Macht erobert/verteidigt und Geld verdient werden muss, entkommen wir auch mit Geld und Macht nicht der Kooperation.

Wir sind also unausweichlich immer Gruppen- und Gesellschaftswesen. Ob uns das klar ist oder nicht, spielt dabei nicht die geringste Rolle. Der sogenannte Gutmensch aber propagiert geradezu sein Wissen um seine Sozialität und erhöhte sie zu seiner ganz persönlichen gesellschaftlichen Verantwortung, für die er sich dann auch in besonderer Weise zuständig fühlt. Er „predigt“ das Allgemeinwohl, das er natürlich wie alle anderen auch zu unterlaufen versucht, wenn er davon persönliche Nachteile erwartet, denn er ist Egoist wie jeder andere auch.

Er würde sich jedoch niemals als solchen bezeichnen, weil es seinem Selbstbild total zuwider läuft. Er lehnt die These, das wir letztlich alle Egoisten sind, sogar vehement ab bzw. diffamiert er sie als biologistisch und/oder marktradikal. Kooperation ist für ihn nicht gesellschaftlicher Zwang oder Kultur sondern ein Wesenszug des Menschen der ihn vom „bösen“ Egoisten unterscheidet. Freiheit, bzw. die Forderung danach ist ihm deswegen ein verdächtiger Begriff und eng mit dem des Egoisten verbunden.

Kooperation ist für ihn deswegen auch immer mit dem guten Zweck verknüpft. Auch die demokratische. Demokratie ist dafür da, das allgemein Gute durchzusetzen. Die gute Mehrheit z.B. der Nichtraucher setzt sich, natürlich nach demokratischen Auseinandersetzungen, gegen die „schlechten“ Raucher durch, weil sie die bessern Argumente hat. Die dadurch zur Minderheit gebrachten Raucher hat sich dann aber auch dem totalem Rauchverbot ebenso total zu fügen.So wird Demokratie zur Erziehungsdiktatur, was der Gutmensch natürlich strikt verneinen würde.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Arnold -19-:

1.
Es bestreitet niemand, daß wir Egoisten sind und uns regelmäßig egoistisch
verhalten.
Bestritten wird, zurecht, daß wir Menschen ausschließlich Egoisten sind.

Selbstloses,uneigennütziges Tun ist bekanntlich auch im Verhalten anderer Primaten zu beobachten und wissenschaftlich hinreichend belegt, nicht nur
-gelegentlich-bei uns Menschen-

2.
Ist es nicht problematisch -sh.abschließend 19-zu formulieren:

„So wird die Demokratie zur (Erziehungs-)Diktatur“.

Das Mehrheitsprinzip ist substantiller Bestandteil der Demokratie. Daran zu rütteln bedeutet, an den Grundfesten der Demokratie zu rütteln.

Unser demokratisches Verfassungssystem, also keineswegs alle demokr.
System weltweit, setzt formell und materiell dem Mehrheitsprinzip eine Schranke, nämlich unantastbare Prinzipien des freiheitlichen Rechtstaates, die wir gemeinhin rechtlich als „verfassungsfestes Minimum“ bezeichnen, ein Minimum von Verfassungsprinzipien, die -ausnahmsweise-der Verfügung durch den Mehrheitswillen entzogen sind.

Auch bei noch so vielen „verfassungrechtlichen Verrenkungen“ kann es nicht gelingen, die „Freiheit des Rauchens“ diesem verfassungsfesten Minimum
zuzurechnen.

Arnold, und unter Beachtung dieser „einzigen“ Beschränkung des Mehrheitsprinzipes bedarf es bezüglich der Legitimation demokratisch zustande gekommener Mehrheitsentscheidungen nicht des Nachweises einer allseits, auch von der unterlegenden Minderheit,akzeptierten Begründung.

Also, wenn das, was die sog.“Gutmenschen“ wollen, in einem demokratischen Willensbildungsprozeß mehrheitlich sanktioniert wird, dann ist das zu akzeptieren. Und an diesem Prinzip eines demokratischen Gemeinwesens kann nicht gerüttelt werden. Gerüttelt werden kann selbstverständlich mit allen Mitteln und Möglichkeiten in Gesellschaft und Staat daran, daß das, was die sog. Gutmenschen wollen, zum mehrheitlich festgelegten Ergebnis eines demokratischen Willensbildungsprozesses wird bzw. „gerüttelt“ werden kann selbstverständlich in Staat und Gesellschaft stets und immer wieder daran, daß das, was die sog.Gutmenschen gewollt und was im demokratischen Willensbildungsprozeß mehrheitlich sanktioniert wurde, dauerhaften Bestand hat.

Frank-18-,
was Du den sog.“Gut-„menschen entgegen hälst, gilt doch grundsätlich -leider-für uns alle.
Wir alle haben unsere Vorstellungen vom „richtigen Leben“ und formulieren dementsprechend Anforderungen an uns -und manchmal auch andere.
Und wie oft erwischen wir uns dabei, im Einzelfall von alldem abzuweichen?
Das ist nicht „gutmenschen-typisch“, sondern allgemein menschliches Verhalten.
Es ist -unbestritten- für viele Menschen, nicht nur für Dich,ein besonderes Ärgernis, wenn sog.Gutmenschen den Eindruck erwecken, daß für sie diese allgemein menschlichen Verhaltensweisen nicht gelten könnten. Du hast einige Beispiele genannt, die belegen, daß auch sog.“Gutmenschen“ oftmals dabei „erwischt werden“, gegen ihre Ideale zu verstoßen. Das zu leugnen würde bedeuten, zu leugnen, daß alle Menschen, auch die “ G u t -„menschen, eben nicht nur zum “ G u t e n“, sondern gleichermaßem zum Bösen befähigt sind.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Nachtrag:

Ich bin in meinen Beiträgen wohl abgekommen von der These des Kommentators: „Den Gutmenschen treibt der Neid………………“.

Ich sehe mich außerstande, in wenigen Sätzen etwas allgemein Gültiges belegt/begründet zu den m.E. sehr unterschiedlichen Motiven des Denkens und des Handelns der sog. Gutmenschen beizutragen;Neid mag dazu gehören.

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

@Walter
Ok, ein bisschen Egoismus steckt in uns allen. Auch das Bestreben, sich gut zu fühlen.

Ein Gutmensch greift dafür aber anderen ins Lenkrad. „Was ich mir nicht gönne, sollst auch Du nicht genießen.“ Wie ein Spießer, der einem Hippie zurief: „Geh erstmal arbeiten.“ Ihn also zu etwas aufforderte, was er selbst nicht gern tat. Sich damit aber einer eingebildeten Pflicht entledigen wollte.

Meine zweite Stoßrichtung ist: Ich bin satt, mir von Medien und Gutmenschen die Probleme anderer Leute und Regionen einreden zu lassen.
Medien, die sich nicht mit meiner Lebenswelt beschäftigen, interessieren mich nicht mehr. Ich erwarte Medien und Parteien, die sich mit den Anliegen der Mehrheit beschäftigen. Darin sehe ich übrigens auch eine Chance für Blogs.

SPIEGEL ONLINE treibt jede Woche eine andere Sau durch ein Dorf. Doch meistens gehen mich weder die Sau noch das Dorf etwas an. TAGESSPIEGEL ONLINE Ressort Berlin ist zu einer Art Hundekloblog geworden, in denen täglich eine andere irrelevante Petitisse zur Onlineabstimmung gebracht wird.

@Arnold
Dem Gutmenschen ist das Allgemeinwohl ein Anliegen, glaubst Du? Nutzten diesen Vorwand nicht schon die Spießer?
Ich stimme Dir zu, dass ich Zigarettenqualm nicht überall haben muss. Aber es nervt mich auch, wenn ein gutes Gespräch alle paar Minuten unterbrochen wird, weil die Hälfte mal eben vor die Tür geht. Ich wäre bereit, Rauchen wieder zu tolerieren. Aber es wird sich immer einer finden, der auf „sein Recht“ bzw. das „Verbot“ pochen wird.

Dazu kommt der Opportunismus des Gutmenschen:
Er will die Energiewende, aber keine Freileitung in seiner Nähe. Er will aus seiner Straße eine Zone30 machen, gibt aber woanders Gas. Er twittert seinen Zorn, kämpft aber auch gegen Mobilfunkmasten.

Arnold Voss
Arnold Voss
11 Jahre zuvor

@ Frank

Nein, das ist ihre Ausrede. Aber sie tun so als sei es ihr Anliegen.

@ Walter

Die in NRW gefundene Lösung der getrennten Räume für Raucher und Nichtraucher war für mich eine demokratische Lösung, die das Mehrheitsrecht anerkennt ohne dabei den ebenso zur Demokratie gehörenden Minderheitenschutz aufzugeben. Die jetzt durchgesetzte Lösung des totalen Rauchverbotes tut Letzeres nicht, und deswegen nenne ich sie Erziehungs d i k t a t u r.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Arnold,
wenn sich in der Bevölkerung der Eindruck verfestigten sollte, „Mehrheitsprinzip“ schließe Minderheitenrechte aus oder beinhalte nicht die unabdingbare Pflicht , bei jeder von der Mehrheit getroffenen Entscheidung die Interesse der Minderheiten zu beachten, zu würdigen und zu gewichten, dann besteht berechtigter Anlaß, von einer (Mehrheits-)
D i k t a t u r (eben auch in einer Demokratie) zu sprechen.
Hat die Mehrheit in Sachen „Nichtrauchen“ nicht hinreichend die Interessen der Raucher beachtet,gewürdigt und gewichtigt? Wahrscheinlich ist die Antwort auf diese Frage jeweils eine sehr,sehr subjektive.
In der Sache selbst neige ich dazu, die jetzige NRW-Regelung so wie Du für überzogen zu halten, eben auch mit Blick auf die notwendige Wahrung von Minderheiteninteressen in einer vom Mehrheitsprinzip geprägten Demokratie.

Frank,
Wut,Zorn,Ärger kann ich ja mit Blick auf die von Dir genannten Beispiele sehr wohl nachvollziehen -geht mir ja diesbezüglich oftmals ähnlich-.

Ich denke, um den Ursachen und den Folgen von Mißständen, wie Du sie siehst und über die Du Dich ärgerst, „auf den Grund gehen zu können“, bedarf es einer differenzierten Betrachtung all dessen, was Dich umtreibt. Und dem steht m.E.,wie bereits mehrfach betont, der unsinnige Begriff des „Gut-„menschen im Wege, dem man alles und nichts zuzuordnen vermag.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

Der Begriff „Gutmensch“ meint ales andere als einen guten Menschen.
Da er von Anfang an als herabwürdigend benutzt wurde, um Menschen, die politisch die immer moralische Position für sich reklamieren, zu ärgern, hat er seine Wirksamkeit diesbezüglich schon allein dadurch unter Beweis gestellt, dass sich so viel Personen davon betroffen gefühlt haben, das sie von der Zahl her fast geschaffte hatten das Wort zum Unwort des Jahres 2011 zu erklären.
Die Liste von Frank deckt sich nicht 100% mit meiner Liste von Gutmenschen.
Einige sehr liebe Personen, mit denen ich befreundet sind, fallen aus meiner Sicht darunter. Sie versuchen immer unter einem bestimmten moralischen Blickwinkel politische Wertungen zu definieren. Sie sind prinzipiellauf der Seite des scheinbar Schwächeren. Weltpolitisch snd die USA stark, also sind die USA prinzipiell im Unrecht, selbst wenn sie gegen Terroristen vorgehen. Weil Israel stärker erscheint als die Araber, stehen sie politisch auch dort auf der Seite der Schwächeren. Das auf der Seite der vermenitlich Schwächeren stehen, ist die typische Grundhaltung dieser Personengruppe. Sie sind eben „Gutmenschen“. Aus diesem „Gutseinwollen“ fühlen sie sich natürlich als Kriegsgegner, als Pazifisten. Sie merken nicht einmal, dass sie, da sie doch Position beziehen, auch Teil der bestehenden Konflikte sind. Sie stehen immer auf einer Seite! Es gab Sätze zur Rechtfertigung von Terror, die in der Öffentlichkeit heftig verurteilt wurden wie „von so etws, kommt so etwas“ im Zusammenhang mit dem 11.9. Terroranschlag. Daraus ist dann später, als klar wurde, dass dieser Terroranschlag doch nicht zu rechtfertigen war, die Idee, dass die USA selbst irgendwie dahinterstecken müßte.
Von Seiten einer wichtigen Repräsentantin der Linkspartei habe ich gelesen, dass es wegen der Ausgleichenden Gerechtigkeit, zumindest nicht Verwerflich sei, wenn der Iran auch Atomwaffen hätte. usw.
Eine schöne Beschreibung des Begriffs findet sich bei
https://de.wikipedia.org/wiki/Gutmensch

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Helmut Junge,

ich bleibe dabei -trotz aller erklärenden Versuche, z.B.bei Wikipedia : „Der Begriff des „Gut-„menschen ist ein unsinniger!“

Nun mag das ja weitgehend unbedeutend erscheinen.

Ist es aber nicht, weil in mancher Diskussion davon ausgegangen wird, der Begriff „Gut-„menschen mache objektiv sehr wohl „Sinn“ und sei von daher generell als Kriterium geeignet, menschliches Verhalten in all seinen Schattierungen zu erfassen u. beurteilen zu können.

So ist es aber doch nicht, und das zeigen auch die vorstehenden Beiträge.

Jeder definiert aufgrund seiner subjektiven Vorstellung von einem „G u t -menschen“ diesen in der jeweils konkreten Situation als dessen Gegenteil, nämlich als „S c h l e c h t -menschen“.

Ist möglicherweise mit „G u t „-mensch der I d e a l i s t gemeint?

Ich kann es nicht wissen,weil ich gedanklich noch nie jemanden als einen
„G u t -„menschen begriffen und so bezeichnet habe,denn das gelingt mir rational nicht.

Also mein „dringender“ Wunsch:

„Weg“ mit dem Begriff „Gut“-mensch.

Begründen wir stattdessen in der konkreten Situation, ob etwas gut oder böse ist;und das läßt sich bekanntlich nicht (immer) objektivieren.

Begründen wir in der konkreten Situation, ob wir etwas für falsch oder für richtig halten;darüber läßt sich im Regelfall anhand von Fakten diskutieren.

Begründen wir z.B. , was Idealismus heute noch bedeuten kann, bedeuten sollte oder begründen wir, daß Idealismus „in unserer Welt“ prinzipell oder in einer konkreten keinen Platz mehr hat, haben darf.

A b e r……
es sieht so aus -sh.auch diese Diskussion-, daß der Begriff „G u t -„mensch nicht „tot zu kriegen“ ist, schon gar nicht deshalb, weil ich ihn für unsinnig halte.

Georg Hengstenberg
Georg Hengstenberg
11 Jahre zuvor

Ich stimme bezüglich des Begriffs „Gutmensch“ Walter Stach zu.

Vielleicht wirdmich ja hier auch ja jemand persönlich Gutmensch nennen. Ist das dann eine Beleidigung für mich?

Was macht man dann mit solch einem Gutmenschen, damit er wieder so funktioniert wie das einige hier wollen und nicht seine Gutmenschenmeinung äußert?
– Verbot der Meinungsäußerung?
– Geldstrafe für jede Äußerung, die dem Gutmenschentum zuzurechnen sind?
– Haftstrafe für jedes Verhalten, was im Kontrast zu seiner Gutmenschenmeinung steht, z.B. wenn jemand etwas gegen Bankenmacht äußert und dann selbst ein Aktiendepot eröffnet?

Ich frage also alle, die hier gegen sogenannte Gutmenschen wettern:

Wie sollen diese Gutmenschen so erzogen werden, dass sie wieder ein wertvoller Teil für die Gesellschaft werden und mit Thilo Sarrazin und Till Schweiger ein Bier trinken dürfen?

Frank
Frank
11 Jahre zuvor

@Georg:
Die Antwort ist einfach: Aufhören, zu nerven. Aufhören, eigene Probleme auf uns zu projizieren. Anfangen, angstfrei zu genießen – egal, was die anderen sagen.

Arnold Voss
Arnold Voss
11 Jahre zuvor

Ein Gutmensch ist ein Mensch, der gar nicht erst auf die Idee kommt, dass auch er selbst ganz egoistische Ziele hat, ja dass er sie auch nur haben könnte. Dass auch er mal etwas Schlechtes tut, weil er sich über die Folgen seines Handelns nicht im klaren ist oder sie einfach nur verdrängt. Egoisten sind für ihn immer nur die Anderen.

Die Armen, die Migranten, die Kranken, sprich die Schwachen, sind dagegen für ihn per se die Guten. Er setzt sich, wenn er kann, bedingungslos für sie ein und verdoppelt damit sein eigenes Gutsein. Sein Feind ist damit klar definiert: der Egoist. Der Mensch der sich im Gegensatz zu ihm selbst nur für sich und sein Interessen und Lüste einsetzt. Wer das ist, das bestimmt einzig und allein er selbst.

Tut mir leid Leute, aber diese Sorte Menschen gibt es nun mal. Manchmal gehöre ich sogar selbst dazu. 🙂

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

@Georg Hengstenberg,
weder ich, noch diejenigen unter meinen freunden, die ich unter die Kategorie „Gutmenschen“ einstufe, fänden es erstrebenswert mit Herrn Sarrazin ein Bier zu trinken. Da haben sie offenbar etwas falsch verstanden.
Sarrazin gehört in ein ganz anderes Lager, in das ich mich nicht hineinbegeben würde. Dazu hatte ich mich schon früh geäußert.
https://www.ruhrbarone.de/das-thema-ja-aber-sarrazin-nein/
Nebenbei und auch abschließend.
„Gutmensch“ ist für jemanden wie mich, der gerne diskutiert, sowieso eine viel zu kurze Abfertigung, die nie isoliert aussprechen würde. Wenn ich disktiere will ich überzeugen und nicht beleidigen. Meine Gutmenschenfreunde habe ich bisher nicht überzeugen können. Sie schreiben: „Wie sollen diese Gutmenschen so erzogen werden, dass sie wieder ein wertvoller Teil für die Gesellschaft werden….?“
Wer mit dem Bauch denkt, den kann kein Kopf überzeugen. Und gelegentlich denke ich selbst mit dem Bauch. Das ist vielleicht dem ähnlich, was Arnold Voß in (29) schreibt.
Frank Muschalle hat allerdings eine viel weiter fassende Definition für „gutmenschen“ als ich. Insofern reden wir alle miteinander, haben aber jeweils eine andere Definitionsmenge als Basis unserer Diskussion.
Mich z.B. wundert es nicht, dass Alt-SPD ler @Walter Stach niemanden kennt auf den das Gesagte zuträfe. Ich kenne nur Gutmenschen die dem grün-linken Lager zuzurechnen, und jünger als 65 Jahre sind. Steinmeier oder Richard von Weizsäcker sind nicht auf meiner Liste.
Im Prinzip ist es tatsächlich unbefriedigend mit diesem Wort „Gutmensch“ zu operieren, obwohl ich rein gedanklich sofort dieses Bild im Kopf habe, wenn ich auf bestimmte Argumentationsmuster stoße.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Helmut – 30-vorletzter Absatz.

Ich habe nie gesagt, daß ich niemanden kenne, auf…..;
Ich weiß nicht, wie Du zu dieser Feststellung kommen kannst.

Schon gar nicht nachvollziehen kann ich, welcher Sachzusammenhang besteht zwischen dem Inhalt meiner Beiträge zu diesem Thema und meiner langjährigen Mitgliedschaft in der SPD;was soll das denn?

Alle meine Bemerkungen gehen letztlich davon aus und zielen darauf ab, klar zu machen, daß ich nach wie vor -auch nach dieser Diskussion-den Begriff
„G u t „-mensch für unsinnig und folglich als Kristallisationspunkt einer Diskussion für absolut ungeeignet halte.
Das beginnt damit, daß von denen , die immer wieder der Begriff „G u t -mensch“ strapazieren, der Begriff „G u t „mensch nur deshalb be- u. genutzt wird, um allen allen möglichen Akteure in vielen Lebensbereichen attestieren zu können, sie seien „im wirklichen Leben“ -S c h l e c h t -menschen -irre Logik-.

Helmut Junge
Helmut Junge
11 Jahre zuvor

Walter, wie soll ich sonst den Satz verstehen?
„Ich kann es nicht wissen,weil ich gedanklich noch nie jemanden als einen
“G u t -”menschen begriffen und so bezeichnet habe,denn das gelingt mir rational nicht.“
Wenn du gedanklich noch nie jemand als einen Gutmenschen begriffen hast, kannst du folgerichtig auch keinen kennen.
Einen Sachzusammenhang zwischen deinen Beiträgen hier und deiner SPD-Mitgliedschaft habe ich nicht herstellen wollen, sondern ich denke, das dieser diskutierte Menschtypus in der SPD selten, bis gar nicht vorkommt. Darin unterscheide ich mich von Frank.
Es liegt mir auch nicht viel an dieser Diskussion. Es gibt aus meiner Sicht wichtigere Themen.

Walter Stach
Walter Stach
11 Jahre zuvor

Helmut Junge …..
ja,es ist logisch, daß ich keinen „G u t „-meschen kennen kann, da es solche für mich wegen der Unsinnigkeit des Begriffes nicht gibt

und

ja, es gibt interessantere, gesellschaftspolitisch wichtiger Themen als das der „G u t“-menschen.

Ich verkneife mir allerdings nicht, in meinem letzten Beitrag dazu doch noch anzumerken:

„Ich kenne einige Menschen, die oftmals Gutes tun, etwas, das anderen Menschen idell,materiell eine konkrete Hilfe ist und die das uneigennützig machen.
„G u t „menschen in diesem Sinne kenne ich dann doch, nur die sind ja nicht gemeint, wenn es um „G u t „-menschen geht und das zeigt die Unsinnigkeit des Begriffes „G u t“-menschen so wie er heute oftmals polemisch,zynisch,ironisch verwandt wird von…………………………???

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