„Den Marsch durch die Institutionen hat die Woke-Szene weitgehend vollzogen“

Esther Bockwyt Foto: Privat

Die Psychologin Esther Bockwyt hat in ihrem Buch „Woke – Psychologie eines Kulturkampfs“   sowohl die Theorie der Woke-Szene beschrieben als sie auch aus psychologischer Sichet betrachtet. Ein Gespräch über ein Buch und seine Folgen. 

Ruhrbarone: Esther, Du hast Anfang Februar das Buch „Woke – Psychologie eines Kulturkampfs“ veröffentlich. Wie waren die Reaktionen in den Medien und im Buchhandel?

Esther Bockwyt: Ich habe viele positive Rückmeldungen von Menschen erhalten. Vor allem fiel häufiger der Satz „Sie sprechen mir aus der Seele“, was ja mein Job ist. Das hat mich gefreut. Das Buch hatte zwischenzeitlich Rang 31 auf der Amazon-Bestsellerliste erreicht. Und das weitgehend ohne klassische Medienauftritte. Interviews gab es schon, aber insgesamt besteht medial doch eher Zurückhaltung. Das mag auch daran liegen, dass ich als Person nicht bekannt bin. Aber dass in dem Buch kein aktuelles, gesellschaftlich relevantes Thema besprochen wird, kann nun auch niemand behaupten.

Ruhrbarone: Es gab aber auch negative Reaktionen bis hin zu Bedrohungen.

Esther Bockwyt: Ja, das war aber nicht anders zu erwarten. Ich kenne die Woke-Bewegung und das agieren vieler ihrer Vertreter. Es ist oftmals aggressiv und geprägt von Schwarz-Weiß-Denken. Von negativen Fake-Buchbewertungen, über persönliche Abwertungen, zum Teil auf sehr niedrigem Niveau, bis hin zu Andeutungen, mich beim Berufsverband melden zu wollen. Und ich bekomme nur einen Bruchteil dieser Reaktionen mit, da auf X beispielsweise Beleidigungen grob ausgefiltert werden können. Dabei äußere ich mich in der Regel sehr sachlich zur Thematik und das Buch endet mit einem versöhnlichen Kapitel. Aber es reicht eben aus, wenn man die heilige Wokeness vor allem kritisch betrachtet. Wahnsinn.

Ruhrbarone: Steht die Szene unter Druck? In den vergangenen Monaten hat die Kritik massiv zugenommen. In den USA wurde schon Ende 2022 geschrieben, dass der „Peak Woke“ überschritten sein.

Esther Bockwyt: Ich glaube nicht wirklich, dass man unter Druck steht. Die Reaktionen waren auch immer schon so aggressiv. Vielleicht lebt es sich nicht mehr ganz so angenehm, wenn nun auch mal Kritik lauter wird. Ob Peak Woke überschritten ist, darüber lässt sich streiten. Der Marsch durch die Institutionen ist, auch in Deutschland, weitgehend vollzogen und woke Gedankenmuster sind schon in viele Köpfe eingesickert. Das wird noch Zeit brauchen, den Einfluss wieder abzumildern.

Ruhrbarone: Das letzte Kapitel Deines Buches ist ja, wie Du bereits gesagt hast, versöhnlich. Gab es auch Angebote, in einen Dialog zu treten?

Esther Bockwyt: Nein

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Transparenzhinweis:
Esther Bockwyt ist Autorin der Ruhrbarone

 

 

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